Dienstag, 31. Dezember 2013

2013 - Reiß endlich die Hufe!

Gleich bin ich dich los! Dich, 2013, eines der schlimmsten Jahre überhaupt. So ganz Grün wurden wir uns bis zum Ende nicht. Auch in den letzten acht Stunden werden wir wohl keine Freunde mehr.

Aber weißt du was? Das ist mir mittlerweile auch egal. Ich hab Hoffnungen in Dich gesetzt und wurde enttäuscht. Ich hab gedacht, dass 2012 scheisse war, aber du hast mich eines besseren belehrt. Du warst noch tausendmal mehr Scheisse.

Ich habe selten so viele Leute kennengelernt - von denen ich mir einige lieber erspart hätte! - wie mit dir. Und es haben sich selten so viele Menschen vom Acker gemacht und wie offene Hose benommen, wie mit dir. Das alles war irgendwie nicht schön und wir beide wissen das. Irgendwann nach meinem Geburtstag wurde uns beiden klar, dass es zu nichts führen wird.

Nachdem ich eine Woche nach dem Geburtstag sitzengelassen wurde, da ahnte ich, dass du voller Überraschungen sein wirst. Schön war das nicht. Der Mann ging und mit ihm viele Erwartungen, die ich an euch beide geknüpft hatte. Mama bin ich noch immer nicht geworden. Und wir wissen beide, ich wäre eine großartige Mama! Sowas von!

Der Mann ging und mit ihm kamen neue Menschen in mein leben - oder anders - die waren schon da, aber sie wurden mir zum großen Geschenk. Manchmal sieht man erst durch den Kummer wahre Liebe. Für alle diese wundervollen Menschen möchte ich dir danken - kleiner Tipp: es wäre sicher auch weniger grob gegangen. 

Aber mit der Trennung kam auch die Angst, es kamen neue Medikamente und ich hätte nie geahnt, dass mein Körper zu solchen Ausbrüchen fähig ist. Du hast mich an meine grenzen gebracht. Mehrmals. Also lassen wir es gutsein.

Wenigstens hatte ich mich aus 2012 mit dem Mackendoktor und meiner Therapeutin gewappnet. 

Kommen wir nun zu einem Ende. Wir wussten ja beide, dass unsere zeit begrenzt ist. Zum Sommer hin haben wir miteinander wohl einfach nur noch durchgehalten.

Dann hast so mir einen Lichtblick geschickt. Du hast mir jemanden geschickt, der mich zum Leuchten brachte. Und das passierte in dem Moment, als ich es eigentlich schon aufgegeben hatte. Wir wissen beide, liebes Jahr 2013, dass dieser jemand nicht mit ins neue Jahr kommt. Vielleicht ist das ja besser so. Ich bereue keinen einzigen Tag mit ihm, ich habe selten durch einen anderen Menschen so viel gelernt. Über mich. Über meine wünsche. Über Männer. Das kann auch etwas Wert sein. Ich werde es als Chance begreifen und nutzen.

Meine Katzen springen wohlbehalten ins neue Jahr - auch das war im Sommer ja alles andere als gesetzt. Meine Familie macht mich manchmal wahnsinnig, aber trotzdem klappt es. Wir lernen uns immer wieder aufs neue kennen. Da das schon seit Jahren so geht, brauchst du dir darauf also auch nichts einbilden!

Ich habe tolle Kinder und Familien begleiten dürfen. Ich Hab erste Zähne entdeckt, Beulen gekühlt, Schlaflieder gesungen und meinen Kühlschrank mit dadaistischen Kunstwerken von achtjährigen geschmückt. Aus manchen Kindern kreischte in dir die Vorpubertät, aus anderen die Trotzphase. Du hast es nicht langweilig werden lassen. 

Es war wohl ein Jahr des Lernens und Leidens. Es war ein Jahr mit Schminke von Channel und Bädern aus Milch und Honig. Es war ein Jahr voller Schmerzen beim Waxing, voller neuer Bücher und einer Erkenntnis:

Ich sollte achtsamer mit mir werden. 

Und damit verabschiede ich dich. Auf nimmerwiedersehen. 


Montag, 30. Dezember 2013

Meine Top 5

Listen erstellen hilft. Immer. Und sind die Listen auch noch so blöde, am Ende ist wenigstens Zeit bei draufgegangen. Hauptsache das. Irgendwie Zeit schinden.

Nachdem ich also heute aufwachte und das zweite mal dumpf bemerkte, dass es kein Traum war, da entschied ich mich irgendwas zu machen. Das ganze verzögerte sich jedoch, weil alleine das aufstehen viel Kraft erforderte. Ich gebe zu, dass ist nicht sonderlich verwunderlich, schließlich ist Kraft bei mir aktuell Mangelware.

Bereits im Bett überlegte ich mir die erste Liste:

Top 5 der Filme, die verlassene schauen sollten:

1. Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück 

2. Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns 

3. Er steht einfach nicht auf dich 

4. Sex an the City 1

5. Die Fabelhafte Welt der Amelie

Das war also die erste Liste des Tages. Ich überlegte noch einen Moment hin und her, drehte mich dann um und schaute einfach nur gegen die Wand, während meine Gedanken und mein Schmerz in meinem Herzen zu Death Metall tanzten.

Zweite Liste. 

Top 5 der Bücher, die Verlassene lesen sollten:

1. High Fidelity - Nick Hornby

2. Hin und Weg - Ethan Hawk

3. Wachstumsschmerz - Sarah Kuttner

4. Kästners lyrische Hausapotheke - Erich Kästner 

5. Symposium - Platon 

Kurz überlegte ich den fünften Teil zu streichen, denn auf das Buch hatte mich Mister Start up gebracht. Aber ich ließ es in der Liste, denn eigentlich hatte mich der Mann ja praktisch dazu gezwungen, zu diesem Thema überhaupt eine liste zu erstellen. 

Also noch eine Liste. Noch mehr Zeit schinden. Erst um neun kann ich schlafen gehen. Es bleiben also fast acht Stunden, die irgendwie bezwungen werden müssen. 

Dritte Liste

Top 5 der Lieder, die verlassene hören sollten:

1. Hedonism - Skunk Anansie

2. King of Pain - Alanis Morisette

3. Ohne Dich - Selig

4. Breathe - Taylor Swift

5. Halt an Deiner Liebe fest - Rio Reiser 

Ich überlege, ein paar dieser Lieder in Endlosschleife zu hören, doch dann entscheide ich mich dagegen und höre jedes Lied nur ein mal. Ich bin weder suizudal, noch möchte ich es werden.

Dann klingelt das Telefon. Es ist Magic Lars, er will wissen was los ist. Ich erzähle ihm alles und er wird unglaublich wütend. Damit hatte ich nicht gerechnet. Er beginnt mir zu erklären, was ich geahnt hatte und dann nennt er Mister Start up einen Idioten und noch andere Dinge. Lars darf das und er ist irgendwie der einzige, der das darf. Lars schimpft darauf, dass ich mich emotional eingelassen habe, aber er schimpft auch über das Phänomen, was bei Onlinedating so oft passiert: Männer wollen sich immer und immer wieder verlieben. Die wollen das Feuer und die Spannung und wenn die minimal nachlässt, dann gehen sie. 

Er hat dich ausgetrickst!

Verdammt, denke ich nur und antworte:

Oh.

Dieses Mal ist Magic wirklich Magic und er schafft es, dass ich für einen kurzen Moment sowas wie Zorn verspüre. Allerdings nur kurz. Dann macht er nämlich einen Spruch über meine Brüste. Selbst Lars kann nicht aus seiner Haut. Ich biete ihm an, eine der Brüste für ihn ans Telefon zu holen und er lacht. Beinahe lache ich auch, aber so weit bin ich noch nicht.

Nach dem Telefonat überlege ich, wie der Tag weitergehen kann. Ich werde wieder ein Foto machen, denn mein Elend muss dokumentiert werden. Die Nachwelt soll die Bilder sehen und sofort weinen, weil so eine Traurigkeit aus ihnen herausspringt. 

Vierte Liste

Top 5 der Dinge, die verlassene tun sollten

1. Allen Kram des Bösen Menschen, der einem dieses unermessliche leid zugefügt hat entfernen - erledigt 

2. Das Bett neu beziehen, neues Bett für neue Männer. Ok, die nächsten Monate kommt kein neuer Mann ins Bett, aber wenigstens liege ich dann nicht mehr in Laken, in denen Mister Start up geschlafen hat. Außerdem riecht alles traurig.  - nicht erledigt (ich liege ja selbst noch im Bett)

3. Wäsche waschen. Das bietet sich nach Punkt zwei herrlich an.  - Nicht erledigt (Leider muss Punkt zwei dafür erstmal angegangen werden.)

4. Den Kleiderschrank sortieren. Ordnung außen schafft Ordnung innen - nicht erledigt, denn ich schaue vom Bett die kommoden an und drehe mich dann einfach wieder um.

5. beten. Dafür muss ich nicht mal aufstehen. Also nehme ich meinen Rosenkranz vom Nachttisch und beginne, von allen Dingen scheint das am meisten Sinn zu machen. - erledigt 

Es ist nachmittags geworden. Die Sonne scheint. Ich weiß nicht, wie ich das finden soll. Trauriges Wetter wäre mir lieber. Ich atme tief durch und überlege kurz, ob der heutige Tag nicht vielleicht mir vodka beginnen sollte, entscheide mich dann aber doch für Kaffee. Zum trinken bleibt noch genug Zeit.

Und dann stelle ich die letzte Liste auf.

Fünfte Liste

Top 5, die den Menschen passieren sollen, die uns sitzenlassen 

1. die Krätze an den Arsch und zu kurze Arme, um zu Jucken.

2. Impotenz 

3. Ein Zusammentreffen mit meiner wütenden Schwester 

4. An einen Stuhl gefesselt ALLE Staffeln von Dr Quinn, Ärztin aus Leidenschaft sehen müssen. Immer und immer wieder.  Abgelöst durch das Musikantenstadl und berichten über Hammerwurf der Frauen in Korea.

5. Die Einsicht, was sie getan haben und ein reumütiges zurückkriechen

Das war es an Listen. Vorerst. 


Sonntag, 29. Dezember 2013

Echtzeit - Inneres Kreischen

In mir schreit alles. Laut. Schrill. Verzweifelt. Es ist, als wäre mir bei Bewusstsein etwas aus dem Körper entrissen worden. Ohne Vorwarnung. Einfach so.

Ich möchte diesen Schmerz nehmen und ihm Leonhard vor die Füße werfen, er soll den Schmerz spüren und nicht ich. Er soll Leiden und nicht ich. 

Ich möchte die zeit vorspulen, dorthin, wo der Schmerz weg ist.

Weggehen wird der Schmerz irgendwann, sich zumindest verändern. Doch jetzt genau in diesem Moment muss ich ihn aushalten und ertragen und mir scheint, als würde mir dazu einfach die kraft fehlen.

Ich werde dir deine Bücher schicken.

Sagte ich am Telefon und am anderen Ende war Stille. Große und erschrockene Stille.

Bitte Katharina, überlege dir das noch einmal.

Doch was gibt es denn da zu überlegen? Einfach das Thema Sex streichen und ansonsten weitermachen wie bisher? Andere Frauen treffen und weitermachen wie bisher? Nein. Alleine der Gedanke treibt mich in den Wahnsinn und reibt mir die Schädeldecke wund.

Also packte ich heute die zwei geliehenen Bücher zusammen und auch das Buch, was er mir zu Weihnachten schenkte, die Karte zu Weihnachten von ihm und die aus Rom. Alles weg. Einfach weg. Die Fotos auf meinem Handy schickte ich an meine Mailadresse und löschte sie dann. Einfach weg. 

Ausradieren. So schnell es geht. Für einen Moment kam ich mir wir Kim Jong Un vor, der den in Ungnade gefallenen Onkel wegwischt. Selten habe ich für diesen kleinen, dicken Mann in Nordkorea so viel Verständnis gehabt.

Ab jetzt gibt es meine Regeln. Es gibt keine Kompromisse mehr. Keine halben Sachen, kein warten auf Beziehung.

Das klingt alles leicht, doch dann brüllt der Schmerz und die Enttäuschung wieder aus mir heraus und ein unsagbares und unfassbares Gefühl, die Kontrolle verloren zu haben.

Ich bin erschrocken, für ihn so schnell den Zauber verloren zu haben. Ich bin erschrocken, austauschbar zu sein. Es macht mich unendlich traurig, dass es ihm das alles Wert ist, weil es eine andere Frau gibt, die spannender ist.

Ich verstehe die Welt nicht mehr. Und so sitze ich nun hier, am Tag 1 nach der Niederlage und habe noch immer keine einzige Träne geweint, keinen bissen gegessen, sondern warte auf den Wecker, der mich aus diesem Albtraum reißt.





Echtzeit - Der Morgen danach

Es ist wohl von allem das schlimmste: aufwachen und bemerken, dass es kein Traum war. Zwar hatte ich durch meine Tabletten in den Schlaf finden können, dem nächsten morgen konnte ich jedoch trotzdem nicht entfliehen.

Da lag ich nun in meinem Bett und spielte alles noch einmal durch, was geschehen war. Danach rief ich Jenne an:

War es ein Traum?

Leider nicht.

Dann war Stille in der Leitung und in mir schrie alles. Aber es MUSSTE doch ein Traum sein. Sowas kann sich doch nicht zweimal in einem Jahr abspielen! Das geht doch nicht. 

Es war ein grosser Fehler, mich emotional einzulassen. Ich hatte ihm gezeigt, wie ich wirklich bin und fühlte mich angenommen. Auch wenn ich mich nie ganz in Sicherheit fühlte, so fühlte ich doch eine starke Verbindung zwischen uns. Doch da hatte ich mich wohl getäuscht. Wieder einmal getäuscht. 

Es gab noch keine Wut und Tränen gab es auch noch nicht. Von beiden wusste ich jedoch, dass die kommen würden. Manche Gäste kommen immer und ist die Party auch noch so schlecht. Hereinspaziert in die aktuelle Elendsshow meines Herzens. Nehmt Platz, ihr kennt euch hier ja aus.

Da war er weg und mit ihm waren so viele Dinge weg, die ich gar nicht mehr missen wollte. Ich würde nie wieder auf seinem Leberflecken am Arm Klavier spielen. Nie wieder würde ich seine Betthaare sehen und nie wieder wäre es so wunderbar warm, weil er noch wärmer war, als ich. Nie wieder. Einfach so.

Ich gehe die letzten Wochen durch und finde keinen Anhaltspunkt. Ich sehe ihn nur vor mir, wie er mit einem mal immer liebevoller ist, fast eins wird mit meiner Rosa Wohnung. Wie er wirklich ankommt.

Vielleicht war ihm auch genau das klargeworden: er war angekommen. Doch bleiben wollte er nicht.


Samstag, 28. Dezember 2013

Mister Start up - und raus bist du

Zwei Tage waren nun schweigend vergangen. Zwei Tage, an denen er sich erst nicht gemeldet und dann auch nicht auf meine SMS reagiert hatte.

Ich bin einfach nicht mehr auf dich fixiert.

Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Es war, als wenn der Boden mit einem mal weggerissen wird und ich blicke noch ein paar Sekunden in den Abgrund, Bevor es mich niederreißt.

Da war ich nun. Allein. Unglaublich allein und das schlimmste war wohl, dass ich mich unglaublich schämte.

Ich hätte ihn nicht in mein Leben, in mein Herz lassen dürfen. Ich hätte ihm nicht so viel Macht über meine Gefühle geben dürfen. 

In allen diesen Jahren, in denen ich so viel gelernt hatte, setzte ich es am Ende alles auf eine Karte. Und ich hatte verloren. Es war alles weg. Er war weg. 

Nun sitze ich hier und alles dreht sich. Alles ist wie in einem Traum, aber ich Wache nicht auf. Kein Wecker klingelt. Ich bin noch da und das wird wohl auch so bleiben. 

Er will Freundschaft. Er will mich nicht verlieren. Er hat Angst mich zu verlieren. Aber es geht dieses eine Mal nicht nach seinen Regeln, sondern nach meinen. 

Ich werde nun schlafen und beten und hoffen, dass es alles nur ein Traum ist. Das Jahr sollte gut enden. Es sollte mit einem Mann enden, der mich ansieht und versteht. Der mich annehmen kann.

Doch das Jahr schmeißt mir zum Abschied noch einmal alles vor die Füße. Und es lacht und schreit:

Da hast du es, Mädchen, wer nicht lernen will, der muss Fühlen. 

Also fühle ich. Und was ich fühle ist unendliche Leere. 




Freitag, 27. Dezember 2013

DIY Teil 1: Bastel dir ein Problem.

Folgendes Problem stellt sich aktuell:

Gibt es kein Problem, dann mache ich selbst eins.

Natürlich nicht, ohne anschließend das Problem zu bejammern oder es zu bereuen, das Problem überhaupt kreiert zu haben. Es ist ein wenig wie ein Fluch, aber es ist darauf Verlass.

Ich habe dir doch gesagt, dass mich unterkomplexe Frauen einfach langweilen.

... Ob Mister Start up wirklich wusste, was er da sagt? War ihm klar, das zu einem gewissen grad an Komplexität noch ein Schuss Impulsivität (wenn nicht gar Explosivität) kommt? Auch wenn er es vorher nicht wusste, genau fünf Monat später wird es es denke ich geschnallt haben. 

Folgende Dinge möchte ich daher mal positiv anmerken, zu diesem Mann:

1. Er kann gut kochen und wenn ich müde aussehe, dann darf ich nicht einmal Gemüse schneiden.

2. Er ist sehr clever und trotzdem bescheiden. Er belehrt mich nicht, er korrigiert mich nicht. 

3. Er sieht mich an und ich glaube, er sieht wirklich, wer ich bin.

Wer es nicht zwischen den Zeilen lesen konnte (so wie ich die letzten Wochen auch nicht), dem sei es noch einmal gesagt:

Es geht um Liebe.

Nicht diese kreischende Liebe, diese alles zerreißende, aber auch keine unanstrengende, keine alles erklärende Liebe. Es ist einfach Liebe. Es ist das Gefühl, dass es so weitergehen darf. Und es ist das Gefühl, dass ich so sein darf und er auch. 

So war das natürlich alles nicht geplant und daher lässt mich diese Erkenntnis etwas ratlos zurück. 

Fünf Monate. FÜNF MONATE! 

Er ist geblieben, trotz meiner anfänglichen Zweifel ist er noch da und er scheint angekommen. Nun muss nur noch ich ankommen. Das ist gar nicht so leicht.

Das alles schreibt sich herrlich und es liest sich auch herrlich, hätte es da beim letzten treffen in meinem Gehirn nicht diesen leichten Aussetzer gegeben. Dieser Aussetzer hat dazu geführt, dass meine Gedanken sofort durch meinen Mund gesprungen sind und - schwupp! - das Sex-Thema aus mir heraus explodiert ist. 

Nachdem das alles also mit meinen Freundinnen ausgewertet wurde, sind mir folgende Dinge klargemacht worden:

1. Er fühlt sich geliebt. 

2. Die Weihnachtszeit ist anstrengend.

3. Männer haben den Höhepunkt ihrer sexuellen Leistungsfähigkeit mit 18.

Die ersten beiden Punkte kann ich so annehmen, der dritte Punkt ist allerdings bedauerlich und vor allem nicht zu ändern.

Folgende Möglichkeiten bieten sich mir nun:

1. Das ganze von mir aus nochmal ansprechen. Vielleicht erklären, warum ich so reagiere.

2. Nichts ansprechen und abwarten, was passiert. Alles, als sei nie etwas gewesen.

Verdammt! Ich kann mich nicht entscheiden. Beides hat Vorteile. Beides hat Nachteile. Leider brauche ich für die zweite Variante Geduld - die ich ja nicht habe. Hätte ich Geduld, dann hätte ich mich nicht in diese missliche Lage gebracht. 

Verdammt. Verdammt. VERDAMMT!

Wie nackig darf man sich emotional machen, ohne sich zu entzaubern? Wieviel emotionale Nackigkeit braucht Nähe?

Also grübel ich und grübel, während ich auch grübel, ob ich mich einfach bei ihm melden sollte. Es sollte Alles halb so wild sein. Wir sind erwachsen. Zumindest er. Dachte ich... 


 

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Echtzeit - Liebe gegen Leidenschaft

Mister Start up möchte keine Diskussionen. Wenn ich ehrlich bin, dann möchte ich die auch nicht. In seinem Profil stand damals auf die Frage, was ein Trennungsgrund ohne Diskussion sei: Wenn ich zu viel diskutieren muss.

Dieser Satz schreckte mich ungemein ab, aber mit der Zeit wurde der Satz klarer. Es kann nicht alles besprochen werden, nicht alle Probleme gelöst, nicht immer die Herzen in Gleichklang gebracht werden. Wenn man alleine diese Dinge hinnimmt, dann fällt eine Menge Diskussionsstoff schon mal weg. Auch wenn ich das nie gedacht hätte, aber das tut mir gut.

Da wir uns ja auf keinen Status der Beziehung einigen konnten - und eine Diskussion nichts brachte - haben wir das Thema um des Friedens Willens geschoben. Wir einigten uns darauf, dass es das ist, wonach es sich anfühlt.

Seit nun ungefähr vier Wochen - vielleicht auch fünf oder sechs - da ist es anders. Da schaut er mich anders an. Seine Umarmungen wurden anders. Er begann anzurufen, regelmäßig, einfach um mich zu hören, so ganz ohne Anliegen. Er begann, in kleinen Nebensätzen Dinge zu sagen, wie "Das werde ich nun wohl die nächsten sieben Jahre von dir hören!" oder "Dann weiß ich ja, wie das die nächsten zwanzig Jahre mit uns weitergeht." .. Ich versuche nicht darüber zu grübeln, doch trotzdem ist es neu und vielleicht der Beginn einer neuen Phase. Wir werden in den Urlaub fahren! Zusammen! Ist das nicht auch schon mal was?

Doch dann ist da noch was anderes. Die letzten beiden Verabredungen lief außer knutschen nichts. NICHTS. Wieso nicht? Lag es an mir? An uns? An ihm? Gab es vielleicht keinen Grund, sondern hat sich die Wichtigkeit verlagert? 

Es war, als wären wir nun endgültig in einer Beziehung angekommen. Aber nennen tun wir es anders. Wir sind angekommen in urlauben, ich auf dem Sofa lesend und er spielt dabei PlayStation... Kochend und lachend und essend und mit Geschenken und Besuchen im Museum, Mittagsschlaf mit den Katzen. Und nur alle zwei Wochen Sex?! 

Diese Entwicklung muss aufgehalten werden! Ich kenne die nur zu gut. Von mir. Von Freundinnen. Von Frauen, die Sex wollen und Männern, denen es reicht, die liebste nur noch einmal im Monat (und später im Quartal) vorzukriegen. Es geht hier nicht um ein ständiges auf links drehen. Es geht hier um Nähe. Es geht darum, dass es für diese Nähe keine Alternative gibt.

Ich habe Freundinnen in annähernd sexlosen Beziehungen, ich hatte sogar selbst schon welche und ich habe beschlossen, dass mir das nie wieder, nie wieder passiert. Unter keinen Umständen.

So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ist das der Preis, den ich für diesen neuen Blick von ihm zahlen muss? Und was habe ich davon, also von diesem Blick, wenn andere Dinge dabei auf der Strecke bleiben? 

Ich könnte es mir leicht machen und Magic Lars anrufen. Ich könnte das Bedürfnis auslagern. Aber Beziehung ja oder nein, dieser Zug ist abgefahren. 

Da saß ich nun auf dem Sofa, während Robin Hood im Fernsehen läuft und wir lachten, und in meinem Kopf drehten sich die Gedanken, wie der Abend wohl noch weitergeht. Wie sehr sollte man als Frau klar machen, ob und wie oft man aus der Wäsche geschüttelt werden will. 

Je mehr ich überlege, desto mehr kommt es mir vor, als sei Daten und Sex gleich. Will er, dann macht er. Will er nicht, dann macht er nicht. Aber dann heißt es... Dann heißt es... Er WILL nicht. 

Ich schaute zu Seite und wurde mit einem Blick bedacht, der so viel Liebe fasst, dass ich kurz überlege, ob alles Einbildung ist. 

Was nun? Aufstehen und gehen? Diskutieren und damit der Nacktheit den letzten Hauch Spannung rauben? Einfach selbst den Mann greifen? Scheisse Scheisse Scheisse.. 

Ich will nicht diskutieren. Ich will, dass es da gar kein Problem gibt! Das soll funktionieren. Ich bin 31! Zweimal im Monat Sex würde ich als Beleidigung an meiner Eierstöcke empfinden und die protestieren bereits hörbar. Zweimal in der Woche wäre ein Kompromiss.

Es gibt keine Lösung - zumindest nicht für heute. Ich weiß nur eines: ich werde Liebe nicht gegen Leidenschaft tauschen. Tauschhandel ist Scheisse.

Und dann stehe ich auf und sage:

Du siehst müde aus, ich lasse dich schlafen. 

Ich achtete nicht auf sein Gesicht. Natürlich hätte ich mir einen Satz, wie:

Moment! Ausziehen!

Gewünscht. Aber der kommt nicht und so ziehe ich mich an. Als ich im Flur stand, da konnte  ich dann doch nicht anders... Drehe mich um und sage:

Es tut mir leid, aber so wenig Sex, das geht gar nicht. Ich werde da irre. 

Da steht er sprachlos und sagt sowas, wie:

Oh, das war direkt!

Und ich nehme meine Tasche und meine Geschenke und gehe. Auf der Straße gehe ich erstmal langsam, vielleicht passieren ja Wunder.

Aber Wunder gibt es nicht. Nicht in einem leben und so hole ich mein Hand raus und wünsche Lars erstmal frohe Weihnachten. Per SMS. Mehr nicht.


Sonntag, 22. Dezember 2013

Echtzeit - Liebe im Nebensatz

Es war kein kompletter Tag mit Mister Start up, aber es war - sagen wir mal - ein Dreiviertel Tag. 

Um viertel nach zehn war er zum Frühstück da, mit Croissants und guter Laune. Ich hatte Nutella und Milchkaffee. Alles begann also sehr gut. 

Manchmal, da denke ich, er tut Sachen einfach deshalb, damit sie nicht wie immer sind. Damit nichts zur Routine wird. Mittlerweile ist aber auch das durchbrechen ebenjener Routine zu einer solchen geworden. Aber mich soll es nicht stören. 

Nach dem Frühstück legte er sich zum lesen aufs Sofa. Mister Start up. Zeitungen. Katzen. Ich saß auf dem Sessel und dachte nur: wohl fühlt er sich anscheinend.

Ich möchte eine Decke.

Ich nahm eine Decke und warf sie über ihn. Er zog eine Augenbraue hoch und sagte nur:

Na dann weiß ich ja, wie das hier die nächsten zwanzig Jahre weitergeht.

Ich lächelte und in mir schrie alles vor Glück. Diese kleinen Dinge. Diese Scherze am Rande. Vielleicht zeigt sich Liebe in solchen Dingen und nicht in riesigen, dramatischen Bekundungen.

Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich zwanzig Jahre zudecken werde! Das war eine Ausnahme.

Wir blätterten durch Reiseführer für Israel und er sagte, April wäre eine gute Zeit. Es steht also scheinbar fest. Und während ich einen Artikel über Nelson Mandela las, schlief er ein. Auf meinem Sofa und auf ihm zwei Katzen.

Als er auswachte wollte er essen, einen Spaziergang machen ("komm, wir besuchen Ulrike.") und dann wieder auf das Sofa.

Also gingen wir los, holten essen vom Chinesen und setzten uns damit ans Wasser. Vierter Advent und wir konnten draußen essen, die Weihnachtzeit ist eben die zeit der Überraschungen. Das Wetter machte keine Ausnahme.

Nach einem Besuch auf dem Friedhof und dem festen vorhaben bald wiederzukommen mit Blumen und Grablicht, schlenderten wir heim und durch eine wundervolle kleine Siedlung. Mister Start up sagte, hier würde er gerne wohnen. Nach kurzem überlegen fügte er hinzu, dass man sicher einige Köpfe unter so einem Dach unterkriegen würde. 

Ich fragte nicht nach, welche Köpfe er wohl meinte. Ich sagte auch nichts und bemühte mich, über solche Äußerungen nicht allzu viel nachzudenken. Vielleicht war es ein Zugeständnis, vielleicht auch wieder nur die Metaebene.

Zuhause angekommen legte er sich wieder aufs Sofa, versuchte mir eine Katze abzuquatschen und schlief dann wieder ein. Auf ihm wieder ein Kater. In der Anlage lief die Musik aus "die fabelhafte Welt der Amelie". 

Es war ein ruhiger vierter Advent. Aber es fühlte sich an, als sei er endlich bei mir angekommen. Noch im Schlaf hielt er meine Hand und ich schaute ihn einfach nur an..

Und hoffte, dass er den Mut haben würde, zu bleiben.


Montag, 16. Dezember 2013

Dating Dramen und böse Überraschungen

Dating festig den Charakter, davon bin ich überzeugt. Dating zwingt uns dazu, unsere Selbstvermarktung zu überdenken. 

Wie will ich gesehen werden?
Welche Geschichten kommen gut an?
Was hat zeit bis zum zweiten Date und was muss vor dem ersten Date geklärt werden?

Und vor allem: 
Funktioniert meine Strategie? 

Irgendwann sah ich das Daten sportlich. Teilweise hatte ich zwei Dates am Tag - mindestens jedoch zwei je Wochenende. Bloß nicht aus der Übung kommen. 

Ich frage mich jedoch, ob diese optimierten Gespräche uns wirklich dahin bringen, wo wir hinwollen. Wir hören immer die gleichen Geschichten und erzählen immer die gleichen Geschichten.

Anfangs ist alles noch spannend, irgendwann wird es eine Pflichtveranstaltung auf dem weg zum Richtigen. Es ist wie das anstehen beim Shoppen am Heiligabend. Alle sind spät dran, alle sind genervt, alle haben nur zu 75% das bekommen, was sie eigentlich haben wollten - und nehmen sich vor, beim nächsten mal aber alles richtiger und besser zu machen.

Ist das ein Problem von Frauen? Oder geht es Männern genauso? 
Suchen wir das gleiche oder beginnt das Drama bereits dort?

Viele Männer beim Onlinedating suchen keine Partnerin. Sie suchen immer wieder Verliebtheit. Ist die weg, machen sie sich von Acker.

Wahrscheinlich ist das so. Und dann geht das elendige Einreihen in die Schlange zum Richtigen wieder los. Wieder ganz hinten anstellen. Für was eigentlich?

Hier sind meine schlimmsten Erfahrungen beim Daten (und die meiner Freundinnen)

1. anstatt einem "hallo" ein "ich bleib aber nicht lange! Ich geh gleich wieder!"

2. "wie kann man in dem alter schon so fett sein?"

3. "also optisch finde ich dich toll, aber charakterlich geht das gar nicht."

4. Männer, die sich mehrere Tage vor dem Date das letzte mal gewaschen haben.

5. Männer, die einem bei Dates nicht in die Augen sehen, sondern immer Knapp am Ohr vorbeischauen.

6. Der Mann ist bereits zu Beginn des Dates betrunken.

7. Der Mann trägt während des ganze Dates (auch während des Essens) Lederhandschuhe) und öffnet alle Türen mit dem Ellenbogen.

8. Der Mann sieht einen und steigt schnell wieder in die UBahn ein.

9. Der Mann hat Essensreste im Gesicht.

10. Der Mann sagt:"Also ich finde gelbe Zähne total ekelhaft!" .. Beugt sich vor und fügt nach einem prüfenden blick hinzu:"geht grad noch so."

... Und trotzdem nicht die Hoffnung aufgegeben, Das grenzt an ein Wunder!


Samstag, 14. Dezember 2013

Ex mach Hopp!

Wir sind alle keine 21 mehr - ok, anders: ich bin keine 21 mehr. Die Männer, die ich seit diesem Frühjahr kennenlernte sind es auch nicht. Schon eine ganze Weile sind sie es nicht mehr.

Da versteht es sich wohl von selbst, dass diese Männer alle ein "Leben vorher" mitbringen. Das ist eigentlich gar kein Problem. Ich habe ja auch ein Leben davor gehabt. Lernt man sich in den Dreißigern kennen, dann ist das so. Viel mehr sollten Frauen solchen Männern Misstrauen, die genau das nicht haben - ein leben davor.

Aber auch in diesem Punkt - wie in fast allen anderen - ticken Männer und Frauen unterschiedlich. Wie kann ich es mir sonst erklären, dass Männer in neue Beziehungen tonnenweise Altlasten mitschleppen, die sie von der Ex aufgeladen bekommen haben? Frauen haben das nie. Ok, vielleicht nicht NIE, aber SELTEN.

Folgende wunderbare Exfreundinnen haben mir bereits trotz Abwesenheit das leben zur Hölle gemacht:

Da war die Ex der großen Liebe. Die hatte irgendwann die Schnauze voll (zu recht!) und einen Schlussstrich gezogen. Daraufhin waren für die große liebe alle Frauen irgendwie unten durch. Und er wurde nicht müde zu betonen, dass Frauen, deren Name mit "Kath.." Beginnt, alle irgendwie nach Gosse klingen. Die ex hieß Kathrin, mein Name ist Katharina, beste Voraussetzungen für einem wertschätzenden Umgang! HURRA! Wenn er die (auch nur vermutlich) sah, dann leuchteten seine Augen vor Hass und er ging bei mir eine Woche nicht ans Telefon, so sehr wütete die Enttäuschung wieder in ihm.

Da war die Ex, des Idioten, der mich im Frühjahr sitzen ließ. Die ist mein besonderer Liebling. Ihre Beschreibung damals im StudiVZ ging ungefähr so: "ich liebe alle Farben des Regenbogens und Weihnachten. Ich trage am liebsten Ringelsocken und Backe das ganze Jahr über Kekse. Ich liebe die Musik von Rolf zukowski! Meinen Tee trinke ich mit viel Zucker. Oberteile müssen eine Kapuze haben." Um Gottes Willen! Eine verrückte! Oder eine vierjährige! Nicht geschrieben hatte sie natürlich, dass der Mann kein Alkohol trinken dürfe (denn sie selbst mochte keinen) und wenig Fußball schauen und es sollen bitte immer alle Türen offenbleiben. In der (ehemals) Wohnung brüllte mir ein Reinhard Mey Poster entgegen. 
In der Neuen Beziehung des Mannes hieß das: nie wieder Kompromisse machen! Einlenken heißt aufgeben! 
Ich hatte somit die Arschkarte. Vier Jahre lang. Hätte er mich als Entschuldigung wenigstens vernünftig durch die Laken Ziehen können, wäre es entschuldbar gewesen. Tat er aber auch nicht. 

Die Ex von Mister Start up. Das ist eine besondere Herausforderung. Die wird bleiben. Nicht nur, weil die 16 (!!) Jahre zusammen waren, sondern weil die Kinder haben miteinander. Viel weiß ich nicht. ich weiss, dass sie ängstlich ist und dadurch aus vielen Sachen ein Problem macht. Ich weiß, dass sie sich nun für alt fühlt - und mich zu alt, um überhaupt noch Mutter zu werden. Ich weiß nicht was es ist, aber irgendwas muss ihn dazu bewogen haben, den Glauben an Beziehung zu verlieren. Da sie bleiben wird, vertiefe ich mich in diese Gedanken lieber nicht. Da sind sie trotzdem. 

Und da stehe ich nun. Ich bin die Frau, die die Baustellen der alten abarbeiten muss. Ich bin die Frau, die überhaupt kein Problem mit Freiheiten hat, trotzdem halten Männer mir vor, sie bräuchten davon der viele, denn die Frau davor.. Blablabla.. 

Und bin ich auch so eine Altlast, die jemand an einer anderen abarbeitet? Mit welchem Argument? Ich kann es mir nicht vorstellen. 

Vielmehr gehen dann diese Männer irgendwann und haben einen anderen Blick auf die Frauen. Aber sie gehen. 
Bleiben Männer also nur, wenn man möglichst viel Stress macht? Wenn man möglichst viel verbietet? Ist das vielleicht das Geheimnis? Den Mann durch Genörgel so lahmlegen, dass er keine kraft mehr hat zu fliehen? Es bleibt mir ein Rätsel.

Was mir auch ein Rätsel bleibt ist, wo die Männer ohne Altlasten sind. Wo sind die Männer, die keine alten Baustellen mitbringen? Keine alten Kämpfe ausfechten wollen? Einfach sich neu einlassen. 

Die ganzen Frauen, haben das bekommen, was ich gerne hätte. Was vielen Frauen gerne hätten, während die Fehler anderer ausbaden. 

Kinder zusammen? Kinder machen alles kaputt! Also mein danke. Die neue Frau muss also auf Kinder verzichten oder sich vom Acker machen.

Heiraten? War in den Zwanzigern ein Akt der Befreiung, die Erkenntnis, wie blöde eine Scheidung ist hat Männer dazu bewogen, dieses Kapitel für immer zu beerdigen.

Beziehung? Ich hatte mal eine Beziehung und die war blöde. Also nennen wir es bitte anders! 

Und und und..

Wo gibt es also Männer ohne diese Altlasten? Ohne den spätpubertären Drang der künstlichen Abgrenzung? Und ohne omnipräsente Ex!

Wo sind die verdammt?!

Montag, 9. Dezember 2013

Echtzeit - So viel ich und gar kein Du

Ich kann das nicht. Ich kann einfach nicht Daten. Es ist nicht so, dass ich es nicht versucht hätte, aber es klappt nicht. Mein Herz macht nicht mit.

Würde ich Mister Start up fragen, ob ich daten solle, weil er ja eh in drei Jahren die Biege macht, dann würde er sicherlich sagen: Das musst du entscheiden.
In solchen Momenten könnte ich schreien und ihn schütteln. Doch er würde so antworten, weil er ja weiß, dass ihm alles andere nicht zusteht. Seine Vernunft bringt mich manchmal um den verstand.

Also aktivierte ich ohne ihn zu fragen meinen Account und schaute mich um. Halbherzig. Wurde hier und da angeschrieben, schrieb hier und da zurück, alles andere erstickte ich jedoch im keim. Es ging nicht.

Da ist so viel ich und kein Du.

Das hatte Mister Start up einmal gesagt, als wir über einen Streit mit einer Freundin sprachen. Vielleicht ließ es sich auch auf ihn und mich anwenden.

Ich wollte Verbindlichkeit.
Ich wollte alles. Alles sofort.
Ich wollte Zusagen.
Ich wollte ihn.

Und wo war das du? Wo war darin Mister Start up? War meine Sicht der Dinge, vielleicht ausschließlich auf meine Dinge, beschränkt? 

Dachte Mister Start up etwa viel mehr ein Du als ich? 

Es mag sein, dass ich mir solche fragen gar nicht stellen sollte. Antworten gibt es nicht. Und wenn es eine Auswahl gibt, dann würde ich das auswählen, was mit Sicherheit nicht die richtige Antwort ist.

Wenn ich es Freunden erzähle, dann sagen manche: lass es sein mit ihm!
Andere sagen: der braucht noch zeit, aber es wird.

Und dann gibt es da meine Schwester. Sie sagt überhaupt nicht, was ich machen soll. Über Probleme mit Männern sagt sie nur: er ist der beste, der er sein kann.

Weiter nichts. Und vielleicht trifft es das am besten. 









Sonntag, 8. Dezember 2013

Echtzeit - Mister Start up all Day und ein Weihnachtswunder

Nach einer kurzen Planänderung beschloss Mister Start up, wir sollten uns früh in der Stadt treffen. Wir könnten ja ins Museum gehen.

Grundsätzlich finde ich Museen hervorragend. Grundsätzlich finde ich Mister Start up hervorragend. Grundsätzlich gefällt mir auch die bereits erprobte Kombination. Dennoch blieb eine frage offen:

Wir gehen also nur ins Museum? 

Nein! 

Gut! Weil wenn wir uns nur einmal in der Woche sehen, dann werde ich sicherlich nicht mit dir in der Stadt herumlaufen.

Die Information wurde ohne weitere Äußerungen zur Kenntnis genommen und Mister Start up plante den Tag. 

11h Brunch 
13h Museum 
15h Bett 

Das Bett hatte er nicht explizit so angekündigt, es war jedoch die einzig schlüssige Erklärung, wenn wir den ganzen Abend zusammen haben wollten.

Da stand ich nun. Elf Uhr. Der Tag konnte beginnen. Und wie er begann. 

Ich werde mir einen Reisepass besorgen.

Wozu brauchst du einen Reisepass?

Ich werde verreisen.

Wohin?

Israel.

Israel?!

Ja. Da wollte ich schon immer hin! Schau, ich habe sogar den Reiseführer in meiner Tasche. Ich bin so aufgeregt!

Mister Start up sah sich den Reiseführer an, während ich mit leuchtenden Augen von meinen Plänen erzählte.

Dann hielt er inne und sah mich an.

Wärest du böse, wenn ich mitkomme?

Ab da hatte ich keine Worte mehr. So lange hatte ich mir gewünscht, mit ihm in den Urlaub zu fahren und ich hatte mich nicht getraut zu fragen. Und nun fragte er mich! Er fragte mich. Er fragte mich! Er fragte MICH!!!

Ich weiß nicht, ob wir wirklich fahren. Vielleicht klappt es alles nicht. Aber er hat gefragt. Er kann es sich vorstellen. Alleine das war mir ein Geschenk.

Mein Weihnachtswunder.



Freitag, 6. Dezember 2013

Echtzeit - Spieglein, Spieglein

Die Zeiten der Partnersuche werden immer anstrengender. Früher reichte es noch, wenn man gepflegt war. Es reichten schöne Nägel und glänzende Haare. Heute wird nicht selten im dritten Satz gefragt, ob man vom Hals abwärts komplett enthaart sei.

Früher reichten gerundete Brauen. Heute renne ich zur Kosmetik, damit mir die Haare dort mit einem Faden herausgerissen werden, anschließend wird gefärbt und dann nochmal gerupft. Es schmerzt. Es kostet Geld. Es ist für Männer selbstverständlich. Für die meisten zumindest.

Unterwäsche ist natürlich auch nicht gleich Unterwäsche! Ich hörte mal von einem Mann, der kaum einen hochkriegt, wenn BH und Unterhose nicht passen. 
Selbst sind diese Männer bei sich recht nachsichtig.

Ich erinnere mich an Chris Norris, der in ekelhaften, ausgewaschenem, alten, verfärbten Boxershorts anrückte. Als ich mir morgens eine CK Hotpants mit roten Blumen anzog, da sagte er, das wären Liebestöter. Zwei Stunden später schmiss ich ihn aus meiner Wohnung.

Ich erinnere mich an einen Mann, der sagte:

Ich würde mit dir schlafen, auch wenn du deine Beine nicht rasiert hast.

Information am Rande: die Beine waren drei Tage vorher rasiert. Ich sah nicht aus wir ein Shetlandpony. Auch diesem Mann erteilte ich eine Abfuhr und dachte mit Grausen an seine kurzärmeligen Hemden.

Die Ansprüche der Männer an Frauen sind immens gewachsen. Die Ansprüche an sich selbst jedoch wenig. Frau kann von Glück reden, wenn Männer die passenden Socken tragen.

Ist das der Preis der Emanzipation? Ist das etwas, was wir uns selbst auferlegt haben? Immer perfekt sein. In jeder Lebenslage. Funktionieren. Ein Bild aufrecht erhalten. 

Natürlich würde es mir nicht in den Sinn kommen, bei Mister Start up mit unrasierten Beinen aufzukreuzen, natürlich angle ich nicht die ollste Unterhose aus der Schublade, natürlich sind die Nägel lackiert... Doch es scheint ihn mit einem gewissen Gleichmut zu erfüllen. 

Spitzenunterwäsche wird überbewertet.

Als er das sagte, war ich irritiert. Bei wem überbewertet? Bei mir? Bei Männern? Bei Paaren? 

Mister Start up kümmerte sich um sowas nicht. Seine Unterwäsche fand ich allerdings hervorragend. Zugegeben fand ich ihn in allem hervorragend.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr frage ich mich, weshalb wir so sehr nach der passenden Oberfläche suchen. Ich setzte mal ein normales Maß an Pflege voraus. Aber brauchen wir das alles wirklich? Für wen? 

Für wen machen wir das? Für wen lasse ich mir alle Wochen flüssiges Wachs in den Schritt giessen? 

Mister Start up sagt, diese Form der Enthaarung sei einfach nur abwegig. Irgendwo zu liegen, wo man Schmerzen erleidet, während einem aus dem Lautsprecher "oh happy Day" entgegengebrüllt wird und am Ende zahlt man dafür noch, das sei unnormal und übertrieben.

Was läuft also schief bei diesen anderen Männern? Wo ticken die nicht richtig? Wo müssten wir ihnen wie mal ne ordentliche Ansage machen?

Vielleicht würde das da anfangen, wo wir mit uns selbst nachsichtiger sind. 

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Echtzeit - Im Osten schon Methusalem

Ich hasse dieses unterscheiden in Osten und Westen. Zumindest für meine Generation ist es der komplette Unsinn. Für die danach noch viel mehr. 

Mit Mister Start up bin ich das erste mal in so einer Ost-West-Sache. Wir reden viel darüber, wie sich die Dinge damals für uns verändert haben. Und bis auf gegen Schwaben hegen wir keine Vorbehalte - gegen Schwaben dafür beide.

Doch dann gibt es diese Momente, in denen ich feststelle, dass sie Uhren in Ost und West unterschiedlich ticken. Eigentlich will ich das gar nicht merken, aber es ist zu offensichtlich, als das es zu ignorieren wäre. 

Gestern saß ich mit zwei Frauen zusammen. Die eine Anfang siebzig, die andere Mitte vierzig. Beide in Ostberlin aufgewachsen. 

Und dann kam, was kommen musste. Es kam auf das Thema Kinder.

Also mit 30 ist man wirklich schon spätgebärend. 

Achso? Aber ich bin 31 und habe auch noch kein Kind.

Naja.. Also im Osten ist das anders. Da gehört man mit dreißig zum alten Eisen. 

Damit war die Sache klar. Für die Damen aus dem Osten war ich dem gebärfähigen alter schon um Jahre entrückt. Vielleicht sollte ich das einfach hinnehmen, mich vom Thema Kinder verabschieden und dann gleich einmotten. Zwanziger oder gar nicht. Danach wären ja eh alle Kinder stark gefährdet behindert zu werden, Mütter im den Dreißigern hätten eh kaum Kraft für Erziehung und überhaupt, welches Kind wolle denn eine alte Mutter?

So einfach war das. Und das schlimme war, dass dieses Bild auch Frauen in meinem alter hatten. Die Exfrau von Mister Start up dachte so. Sie war Mitte dreißig und fand alle Frauen furchtbar, die Jenseits der zwanziger Kinder in die Welt setzten. Ob ihr Konzept glücklichere Kinder und Erwachsene produzierte wurde scheinbar nicht hinterfragt.

Und weshalb hätte ich mir in den Zwanzigern von irgendeinem ein Kind machen lassen sollen, wenn er nicht der richtige ist? Und weshalb sollte man nicht warten? Weshalb sollte es keine Erwachsenenbeziehung ohne Kinder geben in den Zwanzigern? 

Interessanterweise waren alle drei  Frauen mit dieser Meinung alleinstehend. Ja, sie hatten Kinder. Ja, diese Kinder hatten junge Mütter gehabt. Doch alles waren Scheidungskinder.

Meine Eltern heirateten sehr früh, mit 21. Anfang wollte meine Mutter sich nicht festlegen, ob sie Kinder wollte. Dann pflegten meine Eltern ihren Freundeskreis. Meine Schwester kam auf die Welt, als meine Mutter 29 war. Bei meiner Geburt war sie 32. Meine Eltern hatten die Möglichkeit, trotz Partnerschaft, ihre zwanziger zu Leben, zu studieren, Freundschaften zu knüpfen.

Meine Eltern sind nun seit 43 Jahren verheiratet. Von Scheidung war nie die Rede.

Welches Konzept scheint mir da wohl attraktiver? Sicherlich das, was Frauen zugesteht, die eigenen Erfahrungen zu sammeln. Es braucht keinen "Haken hinter" in einem bestimmten alter. Es braucht Freude an den Folgen.

Dienstag, 3. Dezember 2013

Magic Lars - Show your Tits

Es ist einfach, Männer wie Lars misszuverstehen. Dabei handeln sie im Grunde ganz klar. Zumindest ohne Mixed Messages. Alleine dafür sind wir Frauen ihnen wohl zu Dank verpflichtet, genau diese Klarheit ist heute schwer zu finden.

Männer wollen heute alles haben und dafür nur ein Minimum geben. Sei es Gefühl, Zeit (von der sie selbst keinen Vorteil haben), Verantwortung für andere, Nähe. Das überlassen dieser Dinge findet nur unter größten Abwägungen statt - also meist gar nicht. So werden Zugeständnisse nur wohl dosiert gemacht, genug, wie es braucht, um Frau bei der Stange zu halten aber eben auch genau so viel, um sie geradewegs in den Wahnsinn zu treiben.

Es war der Zauber aus Nähe und Distanz. Aus haben wollen, aber nicht haben können. Zu nah um zu gehen, zu weit weg, um das Gefühl zu haben, wirklich angekommen zu sein.

Magic Lars kannte sowas alles nicht. Bei Magic Lars gab es den Moment, in dem man Zeit verbrachte, diese ultimative, alles einnehmende, unbedingte Zeit und die Zeit, in der er sich mit anderen Frauen traf. Jedoch gab es niemals fragen, welche zeit nun grade dran war. Es war klar.

Natürlich war es auch deshalb klar, weil Lars ohnehin nur eine bestimmte Art von Nähe bedienen wollte. Alles andere schien ausgeschlossen. 

Aber Lars spielte keine Spielchen. Es hab kein JA, während er den Kopf schüttelte und kein NEIN, während er nickte. Er trieb mich nicht in den Wahnsinn, was sicher auch daran lag, dass ich nicht verliebt war - auch wenn ich mich durchaus hätte verlieben können. 

Er trug sein Anliegen sogar für alle sichtbar umher. Lars hatte ein neues Shirt, auf dem Show your Tits stand. Auch das war nicht im übertragenen Sinn. Es ging ihm überwiegend um Brüste und war die Besitzerin derselben zu ertragen, dann störte ihn das nicht. 

Vielleicht sollten alle Männer solche Shirts tragen. Da bleibt dann kein Zweifel, wo das ganze eigentlich hinführen soll. Brüste und Bett oder Herz und Hingabe. Wundes Herz oder Wunde Knie. 

Was meine Planung anging, so hatte ich mir eine Deadline für den Vater meiner Kinder gesetzt - oder besser für das Kind. 36 und keinen Tag länger würde ich warten. Und dann würde sich jemand finden, auch wenn ich hoffte, dieser eine würde eher auftauchen. 

Und nun habe ich wenigstens weiter Zeit zum Daten, denn Start up dosiert unsere gemeinsame Zeit ja homöopathisch. Vielleicht wird es auch einfach mehr Magic. Hauptsache MEHR.



Echtzeit - Mackenarzt am Rande des Wahnsinns

Es sollte ein fröhlicher Post werden und kein deprimierter - denn ich wollte doch fröhlich sein und nicht mehr müde und traurig.

Gestern beim Mackenarzt war alles noch Super.

Was macht der Mann?

Ich habe nun einen festen Tag, den Montag.

Sehr gut! Das ging ja einfach.

Sagen Sie, Herr Doktor.. Sagen Sie.. 

Und dann kam der Abend und der Abend war wunderbar. Das erste mal hatte ich das Gefühl, dass Mister Start up mich mehr als nur mochte. Ich weiß nicht genau, woran es lag. 
War es die andere Art, mit der er mich ansah?
War es, dass er ständig Körperkontakt suchte? 
War es die Art, wie wir heute miteinander sprachen und lachten?

Vielleicht war es alles und dieses alles machte mich glücklich und unsicher zugleich. 

Als er schlief lag ich - wie immer - wach. Nachdem ich mehrere Minuten auf seinen Leberflecken Klavier gespielt hatte, waren meine Gedanken noch immer nicht geordnet.
Das ist doch verrückt! Ich liege hier mit einem wunderbaren Mann, der mich sehr mag. Wir lachen zusammen. Wir haben tolle Themen. Warum kann ich nicht schlafen, so wie er es jetzt macht? 

Es fiel ihm schwer zu gehen und mir fiel es schwer ihn nicht zu fragen, ob er bleiben möchte - aber er hätte abgelehnt, das wusste ich. Diese Abfuhr wollte ich mir ersparen. Der Abend sollte wunderbar enden.

So schön, wie der Montag geendet hatte, so grau wurde der Dienstag. Der Dienstag war der Tag, der unendlich weit von der nächsten Verabredung entfernt lag. Der Dienstag war mein neuer Manic Monday.

Als sich abzeichnete, dass der Freitagabend frei wäre, fragte ich Mister Start up, ob er Lust auf ein Treffen hätte. Als die Antwort auf sich warten ließ, da kannte ich sie bereits.

Natürlich hatte er keine zeit. Aber den Sonntag, da könne er. 

Ich war traurig. Die Auswahl machte mich nicht glücklicher. 

Ist es dann Montag und Sonntag oder Sonntag anstatt Montag?

Anstatt.

Na schönen dank auch.. Anstatt. Ich fasste mich an dem Punkt des Gespräches nur noch sehr kurz und er merkte es wohl, ging aber nicht drauf ein. Natürlich nicht. 

Keine 24 Stunden und schon wieder ausgebremst worden. Als hätte ich eine abwegige Frage gestellt. Als wäre es sonderbar, sich zwei mal in der Woche zu sehen. Worauf ist eigentlich mit Mister Start up Verlass?

Wenn ich das in ein paar Tagen meinem Mackenarzt erzähle, dann weiß ich schon, was der sagen wird:

Langsam glaube ich, die Krankenkasse bezahlt sie, um mich in den Wahnsinn zu treiben.

Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht. Dann wäre ich nämlich nicht mehr alleine dort.







Samstag, 30. November 2013

Echtzeit - wer bekommt was?

Es wird ruhiger. Das erste mal seit langer zeit habe ich das Gefühl, dass es in Ordnung so ist, wie es ist. Es scheint mir, als hätte ich durch die willkommene Ablenkung mit Magic Lars Zeit gewonnen und ein Stück Freiheit gleich dazu. 

Mister Start up sollte mehr Zeit zum Gewöhnen bekommen, sollte er die nicht nutzen, dann bliebe mir wenigstens die Möglichkeit, den Zauber bei Jemandem anders zu suchen - kein verbindlicher Zauber, aber Zauber.

Und je mehr ich diese Idee überdenke, desto mehr Frage ich mich, ob ich eine Hintertür brauche, um endlich ruhig zu werden. Ist das heute so? Haben wir über die ganze Auswahl die Geduld verloren? Oder die Bereitschaft, einfach alles zu riskieren? Ohne Plan B?

Ich brauchte diesen anderen Plan in der Hinterhand, um mich auf meine Geduld zu besinnen, um die kleinen Zeichen zu sehen, die Mister Start up schickte. Und an denen mangelt es ja nicht, es geht mir nur nicht schnell genug.

So vielen Männer war ich begegnet, mal mehr und mal weniger nah. Sie waren sich nicht ähnlich und doch alle gleich. Und was machte ich nun aus diesen Erfahrungen?

Folgende Lehren hatte ich aus meinen Beziehungen gezogen:

1. Männer sind egozentrisch. Alle.
2. Männer senden keine doppeldeutigen Botschaften.
3. Männer wollen ihre Ruhe.

Beziehungen finden für Männer ausschließlich in der Komfortzone statt. Außerhalb schalten sie auf Durchzug und die Sache ist gelaufen. 

Und nachdem ich das eingesehen hatte, würde ich nun endlich versuchen, genau so zu handeln. 

Mister Start up bekommt seine Ruhe - dann kommen die Zeichen - dann kann ich geduldiger sein.

Magic Lars bekommt erstmal weniger, als er gerne hätte, aber er bekommt Zucker und ich dafür Komplimente. 

Und was bekomme ich? Hoffentlich gute Nerven. Hoffentlich Zeichen. Hoffentlich Gelassenheit und Geduld.

Hoffentlich am Ende das Herz von Mister Start up. Und wer weiß, vielleicht hatte ich das ja längst.



Freitag, 29. November 2013

Gut - Schlecht - Anders

Seit dem Gespräch mit Magic Lars dachte ich viel über Umwege nach und darüber, ob es falsche Abbiegungen gibt.

Lars war da eher pragmatisch. Für ihn gab es keine falschen Wege, nur andere.

Mein Leben ist jetzt nicht schlechter. Es ist anders.

Der Satz klang einfach, aber für mich viel zu schwer, ihn so anzunehmen. Was wäre gewesen, hätte ich diese große Liebe geheiratet? Was wäre gewesen, wenn ich mit einem der anderen Männer ein Kind bekommen hätte. Wäre es besser? Schlechter? Oder einfach nur - wie Lars sagen würde - anders?

Warum brauche ich - brauchen viele von uns - diese Kategorieeinteilung, wenn es um getroffene Entscheidungen geht? Warum bewerten wir Dinge, die eigentlich gar nicht bewertet werden können.

Hatte Magic Lars da wohl etwas begriffen, was ich noch nicht verstanden hatte? 

Bei mir stand wieder eine Entscheidung an: Wie lange würde es sich lohnen zu warten, bis Mister Start up endlich dazu bereit war, volles Risiko einzugehen? Wie lange hatte ich zeit, meine Energie in jemanden zu investieren, der keine Kinder wollte? Zeit in der Hoffnung, er würde seine Meinung bald ändern. Mister Start up sagte:

Das, wovon wir alle nur begrenzt haben, ist zeit. Alles andere lässt sich nachholen. 

Einunddreißig Jahre mag nicht alt sein, aber alt genug, um zu wissen, wo es hingehen soll. Es ist nicht nah an der Unfruchtbarkeit, aber in den nächsten Zehn Jahren wird sich einiges entscheiden: Kinder ja/nein, Familie ja/nein. 

Gut - schlecht - anders. Dass es vielleicht am Ende genau Lars war, von dem ich mehr Gelassenheit lernen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Es war eine Herausforderung.

Vielleicht war er es ja gerade deshalb: MAGIC.





Donnerstag, 28. November 2013

Echtzeit - Magic und Freundschaft

Magic Lars und ich hatten trotz Mister Start up Kontakt gehalten. Wir verstanden uns gut und schrieben uns hin und wieder Nachrichten oder telefonierten kurz.

Je mehr ich mich mit ihm unterhielt, desto klarer wurde mir, dass er nicht der unterbelichtete Prolet aus der Provinz war. Ich hatte mich getäuscht. 

Zwischen ihm und mir waren die Fronten klar. Jedenfalls überwiegend - soweit sie bei einem Mann dieser Art klar sein können. 

Irgendwann drehte sich etwas in dem Kontakt. Ich weiß nicht wie oder warum oder wann es genau passiert war, mit einem mal fühlte es sich anders an. 

Der Mann, der immer auf Abstand bedacht war, versuchte mich zu Übernachtungen einzuladen. Der Mann, der alle Frauen zu sich kommen ließ, wollte mich besuchen und mal schauen, wie es so sei bei mir. Beides lehnte ich ab. Mehr noch, ich machte mich lustig und fragte, ob er Fieber habe.

Magic Lars hatte kein Fieber. Er sagte, er würde sonst keine Frauen zur Übernachtung haben und auch zu keiner fahren, aber ich sei die Ausnahme.

Die Ausnahme.

Ich versuchte das alles nicht zu ernst zu nehmen. Sicher war es das Wetter. Vielleicht der Mond? Schlechtes essen? Lars schien mir ein wenig entrückt. 

Abends schickte er nun Küsse und Smileys mit Herzen. Ob sein Handy geklaut worden war?

Er hatte keinen Anlass. Es hatte keine Treffen gegeben und Frauen hatte er ja ohnehin ausreichend. 

Irgendwann schrieben wir uns über das Thema Beziehung. Ich fragte ihn, ob er mal wirklich geliebt habe. Er antwortete ehrlich, dass es schon sehr lange her sei. 

Zwei Tage später saßen wir zusammen und redeten. Lars hatte viel nachgedacht. Er wusste nicht, ob er vielleicht wirklich durch seine Erfahrung von damals verschlossen worden sei. Er wollte die Auswahl nicht aufgeben und doch in einer Beziehung treu sein. Alles oder nichts. 
Lars fragte sich, wie sein leben geworden wäre, hätte er das Studium beendet, würde in keiner WG wohnen oder hätte mehr Geld. 

Dann hätte ich sicherlich auch eine Frau. Oder Kinder. 

Ich war sprachlos. Er wusste, dass er nicht falsch abgebogen war, aber er war anders abgebogen und es hätte für ihnl andere Möglichkeiten gegeben. 

Manchmal erstaunen uns Menschen, weil wir sie unterschätzt haben. Weil wir ihnen Herz und verstand nicht zutrauen wollten. Und dann sind sie plötzlich ganz anders.

Und für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich auch anders hätte abbiegen sollen und ob Umwege wirklich lohnend waren.  

Dienstag, 26. November 2013

Mister Start up - Schatz, essen ist fertig!

Wir geben uns keine Kosenamen. Grundsätzlich nicht. Keine Ahnung weshalb, irgendwie kam es nie dazu. Irgendwie passte es nie.

Da saß ich nun auf dem Boden in Mister Start ups Wohnzimmer und sortierte meinen selbstgemachten Adventskalender. Ich war mit einer riesigen Tüte voller Kram in seine Wohnung marschiert, mit der Ankündigung, es sei Verpflegung aus dem Westen. 

Ich kam mir unglaublich blöde vor. Erst kurze zeit vorher hatte er mir gesagt, ich sei viel zu gut für ihn, würde ihm immer so tolle Sachen mitbringen, er hätte das alles nicht verdient. Aber da hatte ich den Kram längst. Ich wollte den Kalender nicht überbewerten und hoffte, er würde das auch nicht tun.

Doch dann lehnte er in der Tür.

Nicht meckern! Aber ich hatte die Sachen längst!

Mister Start up lächelt und ist sprachlos.

Ich weiß ja, ich sollte nichts mitbringen, aber ich hatte es schon Wochen und ich hab das alles selbst schon..

Doch da hat er seine Sprache schon wiedergefunden 

Das kann ich nie gutmachen sowas!

Aber darum geht es doch gar Nicht, denke ich und sage:

Gutmachen? Seit wann rechnen wir auf? 

Es scheint, als hätte er damit nicht gerechnet. Er lächelt und küsst mich und ich komme mir ein bisschen weniger blöde vor.

Ich koche kurz zuende. 

Weg ist er. Also sortiere ich weiter. Befestige Klammern, ziehe Schleifen zurecht und betrachte mein Werk. Schön ist es. Ein Vitamin B Kalender. Mit Büchern, Badezeug und Bestechungen - also Schokolade. Es ist schön und es ist so WIR. 

Schatz, essen ist fertig. 

Ich wundere mich kurz und sortiere weiter. 

Schatz! Essen ist fertig!

Da lehnt er in der Tür. Immer lehnt er in der Tür! Und dabei hat er immer diesen einen besondern Blick. 

Meinst du mich?

Und da lächelt er nur wieder und nimmt mich bei der Hand und mit in die Küche. Das essen ist fertig. Der Tisch ist gedeckt, Kerzen sind an.

Und ich bin der Schatz. Einfach so.

Samstag, 23. November 2013

Echtzeit - Lass mich dein Samstagabend sein

Da war er nun, der Samstagabend. Und heute fragte ich mich mehr, als sonst:

Was bin ich eigentlich? Single? Vergeben? Serieller Single und seriell vergeben?

Ich fand und finde keine Antwort darauf. Nur fragen und noch mehr fragen: bin ich bereit für Dates? Nein. Fühle ich mich vergeben? Ja. Aber warum verdammt bin ich dann heute alleine? Warum bin ich nicht weg?

Wäre ich Single, dann hätte ich heute sicher ein Date. Zumindest hätte ich mich ordentlich ins Zeug gelegt, eines zu haben. 
Wäre ich vergeben, dann würde ich mich heute mit Mister Start up treffen. Machen das Pärchen nicht so? 

Doch genau da lag das Problem. Wir waren zwischen den Stühlen. Vielmehr war ich zwischen den Stühlen. Denn es lag an mir, was dieser Abend sein sollte, ich konnte es entscheiden. 

Und wofür hatte ich mich entschieden? Eine Staffel Sex and the City, Schokoladeneis und Gesichtsmaske. Ach ja und Traurigkeit. 

Mister Start up hatte keine zeit. Weder am Freitag (wonach ich ursprünglich spontan gefragt hatte), noch für irgendeinen anderen Tag am Wochenende (was ich nicht gefragt hatte). Es war kein Kinderwochenende. 

Hatte ich mit meiner Frage nach mehr Nähe vielleicht genau das Gegenteil bewirkt? Natürlich war ich froh, dass wir nun einen festen Abend hatten, den Montag, aber waren dadurch alle anderen Tage automatisch ausgeschlossen? Sollte nicht der November besser werden? Oder hatte er sich daran gewöhnt, mich wenig zu sehen?

Zur Hälfte meines Eis wurde mir klar:Realistisch betrachtet war ich Single. Doch mein Herz sah das anders. 

Wahrscheinlich würde es mit Mister Start up ewig nett und unverbindlich weitergehen, wenn ich nicht anfangen würde, zu Zetern. Und dann? Ich stellte mir diese frage und vielen anderen auch.

Und von Julia bekam ich die eine Antwort, die mein Kopf schon hatte, die mein Herz aber nicht hören wollte:

Es bringt so gar nichts, Dich zu verbiegen, damit ein Mann bei Dir bleibt.

Nächsten Samstag wird es also weitergehen. Ob mit Mister Start up oder ohne. Nächsten Samstag werde ich ein Date haben, fragt sich nur mit wem.




Freitag, 22. November 2013

Mut zur Unehrlichkeit - Kindermund tut Elend kund.

Das tolle am Patentantendasein ist, dass man der Jugend nochmal so richtig beim großwerden zusehen kann - ohne dass es selbst nochmal wehtut. oUnd das beste ist, dass man gefragt wird, wie eine Schwester, sich aber gegenseitig weniger auf die Nerven geht. 

Ich hatte das besondere Glück, dass mein Patenkind zehn Jahre jünger war und wir also nicht ganz so weit weg von der Welt der anderen waren. Zugegeben, viele Patentanten gibt es nicht, die mit 31 noch in rosafarbenen Zweizimmerwohnungen leben, mit vier Katzen und Jahr um Jahr ihre Abschlussarbeit vorausschieben - aber das störte mein Patenkind wenig.

An einen Moment erinnere ich mich besonders, da war Jane ungefähr 13 oder 14. Wir aßen eine Pizza und sie sagte mit einen mal ehrlich entrüstet:

Alle Mädchen in meiner klasse bekommen Brüste! Und ich?! Ich bekomme nur Haare unter den Armen!

Ich sagte ihr, dass alle Haare unter den Armen bekämen und sie sicherlich auch bald Brüste. Ich hoffte inständig, dass sie wirklich genügend Brüste bekommen würde - oder am besten genau so viel, wie sie angemessen fand. Und sie bekam ihre Brüste. In dem Punkt war ich wenigstens ehrlich - oder hatte gut geraten. Gras und Brüste wachsen nicht schneller, nur wenn man dran zieht - oder so ähnlich.

Doch dann kam der Tag, als die sagte:

Wird das mit den Jungs irgendwann einfacher?

Und ich sagte, es würde sicherlich einfacher werden. Blödheit der Jungs wachse sich aus. 

Das war schlichtweg gelogen. Das wusste ich, als ich da sagte. Aber was hätte ich denn auch sagen sollen?

Klar! Die bleiben so! Die werden weiterhin die verzogenen, kleinen, egozentrischen Muttersöhnchen bleiben, wie sie mit sechzehn sind.

Darf man jungen Mädchen diese Wahrheit vor die Füße schmeißen? Darf man das vorwegnehmen und die Hoffnung auf Besserung gleich mit?
Ich fand nein. 
Manche Wahrheiten muss jede Frau selbst erkennen. Manchen Frauen bleibt sie erspart. Genau das wünschte ich meinem Patenkind. 

Viele Jahre später, da hatte sie einen unanstrengenden Mann und selbst ein Patenkind. Und an ihr sehe ich, dass es manchmal wirklich einfacher wird. 

Trotzdem hat sie mittlerweile wohl gemerkt, dass ich ihr damals nur die halbe Wahrheit gesagt habe. Aber diese Erkenntnis sei ihr gegönnt. Möge sie bei ihrem Patenkind auch lauter Mut bringende Lügen anwenden, damit nicht die Hoffnung ausgeht.

Und genauso, wie ich unehrlich zu ihr war, bestachen die Kinder um mich herum mit grenzenloser Ehrlichkeit, erst gestern sagte eine neunjährige zu mir:

Warum versuchst du es eigentlich immer mit anderen Männern und behältst nicht mal einen?

Und da wusste ich auch keine Antwort drauf. 

Donnerstag, 21. November 2013

Echtzeit - Alte Liebe

Als ich gestern meinen Eintrag über John schrieb, da war es, als würde dieser Abend wieder ganz nah kommen. Auch alles, was folgte war mit einem mal wieder dicht. 

Dieses Gefühl, jemanden bei kennenzulernen. Der Moment, wo der Funke überspringt. Der erste Kuss. 

Es war, als stünde diese große Liebe wieder vor mir, die ich durch John  kennenlernte. Rückblickend bekam das Versetztwerden einen Sinn, ja ich war John fast dankbar. 

Doch beim schreiben wurde mir noch mehr klar. Ich hatte mein Herz aufgeräumt. Denke ich nun an die alte Liebe, so werde ich nicht mehr wütend. Diese ganzen Ungerechtigkeiten, die Schläge der Vergangenheit, sie Schmerzen nicht mehr. Sie sind wie Narben. Ich kann sie betrachten, aber ich fühle sie nicht. Sie erinnern mich, aber sie schränken mich nicht mehr ein. Nach so vielen Jahren kann ich sie annehmen, als eine gemeinsame zeit, die an ihre grenzen kam. 

Kommt Liebe immer irgendwann an eine Grenze? Oder gibt es diese grenzenlosen Gefühle? Und nicht nur als Episode, sondern dauerhaft. 

Und da sitze ich nun und frage mich: Wird die Liebe weniger kostbar, weil wir nicht mehr gemeinsam den weg gehen? Würde ich auch nur einen Tag missen wollen? Das ganze Drama, das weinen, die Tragik, die nur liebe in den Zwanzigern haben kann? 

Nein. 

Nichts würde ich geben. Doch auch nach der Trennung dauerte es Jahre, bis die Information im Herzen ankam. Mein Herz kann ein ja blitzschnell erkennen und für ein nein braucht es Ewigkeiten.

Dabei war das nein keineswegs eine Überraschung. Ich kann nicht mal sagen, dass diese Liebe mich wirklich glücklich machte.

Richtig große liebe bringt meist richtig großen Schmerz. Wir wussten wohl, dass wir einander nie auf ewig würden ertragen können.

Nichts ging unter 200%. Im Streit wurden Rotweinflaschen an die Wand geschmissen, manchmal setzte er sich in den Zug und fuhr 600km zu mir, nur für einen Kaffee. Es gab Heiratsanträge (die immer zurückgenommen wurden), es gab Geschrei, Tränen und unsagbares (kurzweiliges) Glück. Egal wovon, es war immer zuviel.

Irgendwann konnten wir voneinander lassen, aber loslassen nie.

Manchmal, wenn wir heute telefonieren, wenn er sich nachts im Bad oder im Arbeitszimmer einschließt, weil seine Freundin nichts mitbekommen darf, dann erinnere ich mich an die Unbedingtheit. Dann spricht er davon, bald in den Zug zu steigen, mich bald sehen zu wollen.. Dann fährt er den alten Film. Wir beide wissen, auch wenn er es tausendmal sagt, es wird diese treffen nicht geben. 

Die zeit dafür ist vorbei. Es ist zeit für etwas neues.

Nach so vielen Jahren, nach so vielen Kränkungen bin ich nun gespannt, was als nächstes kommt. Wer oder was wird meine Liebe? 

Fest steht nur das eine: Diese alte Liebe begleitet mich weiter. Ohne Schmerzen.

Mittwoch, 20. November 2013

Rückblende - John, ein fast perfektes Date

Es ist Jahre her - vielleicht sieben oder acht? Sicherlich acht! - da hatte ich so etwas wie das perfekte kennenlernen. Seitdem weiß ich, es gibt diese Momente, an die man sich immer und immer erinnern wird.

Ich hatte mit einer Freundin einen ausgiebigen Einkaufsbummel gemacht. Bei H&M hatten wir unser bewährtes Spiel gespielt: jeder muss zwei besonders hässliche Kleider anziehen. Die waren schnell gefunden. Schon damals hatten die Kollektionen dort einen humoristischen Charme.

Da standen wir nun in der Umkleidekabine - wie Mädels das gerne machen zusammen. Als es ans ausziehen dieser fürchterlichen Klamotten  ging, wurde es allerdings schwierig. Ich zog und zerrte an Anikas Kleid, sie gackerte und während sie feststeckte und ich weiter zog, gab sie mir einen Kinnhaken und ich ging zu Boden. Es war wunderbar.

Mit dunkelroten Köpfen und lachend verließen wir mit ein paar neuen Oberteilen den Laden.

Jetzt muss ich mich mit einem Australier treffen und du kommst mit. Alleine ertrag ich den nicht.

Naja gut. Freundinnen sollten sich solche gefallen tun und so konnten wir auch schneller wieder nach Hause. 

Wir trafen uns in der Oranienburger Strasse.

Der Australier war zwar wunderlich, allerdings nicht so sehr, wie befürchtet. Er war auf Geschäftsreise in Berlin. Die beiden hatten sich über das Internet kennengelernt. Es war Anikas zweites treffen mit ihm und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte es dieses weitere treffen nicht gegeben.

Immer wieder fiel mir ein Mann auf, der auch in der Kneipe war. Er sah aus wie mein Exfreund. Aber er war es nicht. Trotzdem schlug mein Herz jedes mal höher. 

Irgendwann wurde es kalt draußen und der Doppelgänger und sein Freund setzten sich nach drinnen an den Tisch neben uns. Ich merkte, wie mein Kopf glühte und bekam kaum noch ein klares Wort raus.

Dann sprach er uns an. Ich weiß gar nicht mehr wieso. Aber wir rückten kurze Zeit später die Tische zusammen und redeten und redeten.

John war aus Köln und gerade erst nach Berlin gekommen. Er und sein Kumpel schauten sich ein wenig in Mitte um, wussten aber noch nicht so recht wohin.
Er fragte, ob ich in Berlin was nettes kennen würde. 

Natürlich. Die 8mm Bar!

Und was muss ich tun, damit du da jetzt mit mir hingehst?

Mich fragen.

Ich wusste gar nicht, wie mir geschah.. So einfach konnte das doch alles gar nicht sein. Was passierte denn hier? 

Kurz darauf machten wir fünf uns auf den weg.

In der Bar angekommen stellten wir uns mit unseren Getränken auf den Bürgersteig. Drinnen war es voll und stickig. Draußen war ein herrlicher Sommerabend und ich war schon ziemlich betrunken. 

Was muss ich machen, damit du mir deine Nummer gibst?

Erst dachte ich, über meinem dritten Whisky die frage nicht richtig gehört zu haben. 

Frag mich einfach.

Und ehe ich mich versah, fragte er. Also schrieb ich John meine Nummer auf den Arm. Dann torkelten Anika und ich nach Hause und überließen die Männer ihrem Schicksal.

Ich fühlte mich wie in einem dieser sonderbaren Filme, wo die leicht verrückten Frauen doch noch ihre liebe finden und alles ganz einfach wird und die Frau ein bisschen weniger verrückt. Allerdings fragte ich mich auch, ob die Hauptdarstellerin (also ich) vielleicht dem Hauptdarsteller (also John) eine falsche Nummer auf den Arm geschrieben hatte.. Der Gedanke bereitete mir sorgen.

Doch wie das in diesen Filmen so ist, meldet sich der Mann und die etwas verrückte Frau freute sich. Freute sich war untertrieben, ich war der Hysterie nahe.

John machte keine großen Umwege, er wollte ein Date. Gleich am nächsten Tag. 

Und da stand ich nun. Ich war unglaublich aufgeregt. Er allerdings weniger. An Selbstbewusstsein mangelte es ihm nicht - mir am Beginn des abends allerdings am Alkoholpegel. Das änderten wir schnell, wie schon am ersten Abend in der 8mmBar. Stundenlang redeten wir und lachten. Ich konnte das alles nicht fassen. 

Sowas passiert mir doch nicht! MIR! Doch es passierte und auf dem weg zur nächsten Bar nahm John meine Hand und in der dritten Bar küsste er mich endlich. Ich weiß nicht, was mich die Sinne verlieren ließ, das trinken oder das Gefühl, es müsse alles ein Traum sein. John war perfekt. Blonde Locken, clever, witzig, studierte Soziologie... Seine Stimme war unglaublich. 
Alles war unglaublich und ich fand alles gut. 
Er spielte Gitarre - ich fand das großartig.
Er wollte in eine Punk-WG ohne Türen ziehen- grandios!
Unsere Väter waren beide Nerds - Zufälle gibt's! 

Hormone lassen einfach alles Super aussehen. Manchmal sind die aber auch ein ziemliches Arschloch.

Wir knutschen uns durch halb Berlin. Wir haben wohl keinen Hauseingang in der Torstraße und der Oranienburger ausgelassen. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es eigentlich war... Und mir war nichts egaler. 

Der Abend endete knutschend auf dem Kreuzberg. John wollte mit zu mir nach Hause, aber ich sagte, das könnten wir gerne nach einem weiteren Date machen. Der eigentliche Grund waren aber meine unrasierten Beine. Außerdem sah meine Wohnung aus, wie nach dem Einmarsch der Russen. 

Wie wäre es mit morgen?

Morgen ist gut.

Aber ich merkte, dass John fand, heute wäre besser gewesen. Mit dem morgen wollte ich einfach zeit für meine Beine und meine Wohnung gewinnen - außerdem klingt es besser, wenn man beim ersten Date nur knutscht.

So ging der perfekte Abend fast perfekt zuende.

Ein paar Stunden später kam ich zurechtgemacht am Mehringdamm an, bereit für das nächste Date.

Ich wartete eine Stunde. John kam nicht. Auch sein Handy war aus.

Und weg war er. Weg war mein perfektes kennenlernen und mein fast perfektes erstes Date.

Ein Jahr später traf ich durch sonderbare Umwege einen guten Freund von ihm. 

Und dieser Freund wurde etwas, was die meisten als eine große Liebe bezeichnen würden. 

Dienstag, 19. November 2013

Mister Start up - Bleib noch eine Weile, auch wenn es nicht für immer ist

Da sitzen wir nun. Wir haben ausgemacht, dass wir reden wollen, also müssen wir das dann auch tun. Es ist ein komisches Gefühl.

Lass uns nicht reden! Lass uns einfach nur küssen, küssen, küssen und vergessen, dass wir da ein riesiges Problem haben! Lass uns die Augen zumachen. Das geht beim küssen am besten!

... Das denke ich. Sagen tu ich's natürlich nicht. Und es würde auch nicht klappen. Mister Start up lässt mich nicht raus aus der Nummer. Verdammt!

Natürlich geht es dann erstmal um mich. Ich versuche, meine Krankheit als Sündenbock für mein verhalten zu nutzen, aber das klappt nur begrenzt. Komischerweise liegt das an mir. Denn ich will die Verantwortung gar nicht abgeben an irgendwelche nicht funktionierenden Botenstoffe in meinem Gehirn. Es ist nicht meine Krankheit, es ist mein Herz.

Also versuche ich mich halbherzig rauszureden, alles kleinzureden und komme nicht weiter, denn Mister Start up sitzt da und schaut mich ruhig und aufmerksam an. Verdammt! 

Und dann sage ich, wie es ist. Ich sage, dass ich mich permanent unsicher fühle. Ich sage, dass mir die Spielregeln fehlen und ich gar nicht weiß, woran ich bin. Ich sage, dass ich ja weiß, dass er denkt alles sei nur eine Episode, aber er müsse mir das nicht ständig vor die Füße werfen - auch nicht auf der Metaebene, sondern bitteschön überhaupt nicht. 

Ich möchte das ignorieren! Das kann ich aber nur, wenn es mir nicht ständig gesagt wird. 

Mister Start up hat viel nachgedacht. Über mich. Über meine impulsiven Reaktionen. Über meine Krankheit im allgemeinen und meine Angst im speziellen. Ich solle mal das Bhagwan Buch lesen, was ich ihm geliehen haben.  

Nein danke. Mich bringt da Bhagwan nicht weiter. Es geht mir um dich. Um den Rahmen. Um unsere Spielregeln.

Und da wird er plötzlich ruhig. Ich sehe in seinen Augen alles. Bedauern. Müdigkeit. Zuneigung. Alles und von allem viel. Und dann werde ich mit einem mal auch müde. Ich möchte nicht Bhagwan lesen und ich möchte auch keine weiteren vergleiche hören, dass ich ein Baum sei, dem nichts passieren könne, der nur im Wind hin und herschwingt. Das möchte ich alles nicht. 

Wenn ich es dir zusage, dann machst du dir Hoffnungen und die werde ich enttäuschen.
Warum braucht es denn einen Namen?

Er meint das wirklich so. Und seine Bedingungen kenne ich. Aber er glaubt mir nicht. Er glaubt einfach nicht, dass ich wissend darauf verzichte. Er will die Enttäuschung nicht aushalten müssen. 

Wir kommen auf keine Lösung. Dabei halten wir einander für sehr clever. Trotzdem suchen wir nach Wörtern und in den Wörtern suchen wir, was das eigentlich alles sein soll bei uns.

Drei Stunden später haben wir keine Lösung. Ein wort haben wir auch Nicht. Nur Müdigkeit. Langsam gehen wir zum Ausgang der Bibliothek. 

Und dann, ganz plötzlich, da greift er mich und küsst und küsst und küsst, als ob er nichts anderes möchte und als ob er das den ganzen Abend schon wollte. Und ich stehe da und fühle einfach nur, dass es vielleicht gar keinen Namen braucht, den er dafür ausspricht. Denn egal was wir sind. Ohne einander wollen wir nicht sein. Zumindest bis auf weiteres.

Echtzeit - Mehr Liebe wagen

Heute ist es also soweit. Acht Uhr. Unibibliothek. Mister Start up und ich wollen reden.

Er sagt, er freut sich, mich endlich wieder zu sehen. Er sagt, ich soll mir keine Sorgen machen. Er sagt, wir müssen besprechen, was mich so aufwühlt und was ich mir wünsche.

Das klingt alles einfach. Es klingt nach eindeutigen Antworten - doch genau die gibt es eben nicht.

Was würde denn passieren, wenn du ihm sagst, wie sehr du ihn magst? Fühlt er sich bedrängt? Oder bekommt er ein schlechtes Gewissen?

Friekes Frage war berechtigt: genau da lag nämlich das Problem. Es ging nicht alleine darum, ihm meine Gefühle mitzuteilen (wusste er die nicht längst?!) ich musste sie ihm so mitteilen, dass er nicht die Flucht ergriff. 

Das ist doch verrückt! Jetzt bin ich dreißig und muss mir darüber Gedanken machen, ob der Mann wegrennt, wenn ich ihn sage, wie sehr ich ihn mag. Da war es ja in der 9. klasse einfacher! 

Wir haben alle dazugelernt in den Zwanzigern, aber Klüger hat es uns nicht gemacht. 

Wieviel Offenheit, wieviel liebe hält so eine serielle Monogamie aus? Oder beschränkt diese Situation ohnehin das Ausmaß an Hingabe? Kann Hingabe dort stattfinden, wo sie zeitlich begrenzt ist? Kann Hingabe da wachsen, wo sie nur eine Zwischenstation ist? Als Aufbewahrungsort für den nächsten und den nächsten und den nächsten... ? 

Wer geht mit der Offenheit das größere Risiko ein? Mister Start up oder ich? Er will mich nicht verlieren, doch nicht alle Hoffnungen könne er erfüllen. 
War es vielleicht er, der auch Angst hatte? 

Am Ende zerreißen verlorene Hoffnungen vielleicht mehr, als nie die Hoffnung aufgegeben zu haben.

Vielleicht hält eure Beziehung mehr Offenheit aus, als du denkst.

Und weil Frieke genau damit recht haben könnte, werde ich es versuchen. Keine 100 Prozent, aber 85 ... Oder 90 .. Es ist ein Versuch Wert. Er ist den Versuch Wert.