Samstag, 28. September 2013

Mister Start up - Buchclub mit Anfassen

Wir sind nicht immer einer Meinung. Eigentlich sind wir nur zur Hälfte der Dinge einer Meinung. Trotzdem passt es.

Mister Start up findet das Super und spannend und ich finde das auch. Trotzdem habe ich ihm erlaubt, bei der nächsten Wahl konservativ zu wählen, zu spannend muss es ja nicht werden.

Zwei Monate sind nun vergangen, die mir wie eine kleine Ewigkeit vorkommen. Zwei Monate, in denen sich bereits kleinere Rituale eingespielt haben und in denen er mir unglaublich ans Herz gewachsen ist.

Was suchst du eigentlich?

Die Frage stellte ich ihm recht früh und als klar wurde, dass wir da auch unterschiedlich ticken, beschlossen wir, das Thema auf die lange Bank zu schieben. Da liegt es nun. 

Er wird sich an mich gewöhnen, denke ich. Er ist doch schon längst an dich gebunden, sagen die anderen. Wir sind ein Buchclub mit anfassen, sagt Mister Start up, weil wir uns Bücher leihen, um anschließend darüber zu reden. 

Zwischen Silvester und Weihnachten hat er die Kinder. Darum müsste er bereits verkünden, dass er da keine zeit hat. Soso... Ich wusste nicht, dass es zur Debatte stand. Nun weiß ich das. Und ich freue mich, aber ich traue mich nicht, das zu sagen. Ich freue mich, dass er mir ein Bild seines Sohnes schickt und ich den anderen schon am Telefon hatte. Ich bin aufgeregt über jeden küssenden smiley und dass er sich bereit erklärt, meine menschliche Wärmflasche zu sein, wenn ich friere. Ich lese hundertmal, wenn er "meine Liebe" schreibt und könnte schreien, wenn er mich bittet, noch zu bleiben, wenn ich mich schon wieder anziehen will. 

Und so liegen wir da. Dieser ganz andere Buchclub und ich möchte zerspringen vor Glück. Ich möchte das als Abo. Und das uns niemals die Bücher ausgehen. Wäre das zu viel vom Schicksal verlangt? Dann schläft er immer kurz ein, während ich nachdenke. manchmal murmelt er noch, ich solle ja nicht aufhören, seinen Arm zu streichen. 

Aber wie lange kann man das Herz auf die lange Bank schieben?

Donnerstag, 26. September 2013

Umwege erhöhen die Ortskenntnis

Ich habe etwas gefunden. Etwas, wonach ich gar nicht gesucht habe.

Als ich sechzehn war, besuchte ich eine evangelische Fachoberschule. Wir mussten die Lehrer mit dem Vornamen anreden und im Politikunterricht wurde ausnahmslos die Frankfurter Rundschau gelesen. Die 68er hatten es sich als Lehrer bequem gemacht. 

Was natürlich niemals fehlen durfte - um welches Fach es sich auch handelte - war die Selbsterfahrung. Etwas über sich preisgeben gehörte zum guten Ton, vor allem im Psychologie- und Pädagogikunterricht. Und so kam es also, dass wir einen Lebensstrahl malen sollten, mit den Zielen und wünschen, wie es nach dem Abi denn so weitergehen sollte... 

Und genau dieses Bild hielt ich nun in der Hand.

Es mag sein, dass sechzehnjährige nicht unbedingt für ihre Weitsicht bekannt sind, aber mein Bild als optimistisch zu bezeichnen wäre weit untertrieben gewesen.

Ich schaute nach, wie es denn aktuell bei mir aussehen würde, hätte sich das alles so durchgesetzt...

1. wohnen in Hamburg 
Naja.. Ich bin in Berlin geblieben. Wieso eigentlich? Warum bin ich nie weggegangen? Vielleicht hat der Richtige ja ganz woanders gewartet?

2. Studium fertig 
Haha! Da lache ich aber! Mein Studium hat mich nicht nur äußerlich unglaublich altern lassen, ich studiere wirklich bis ich sehr alt bin!

3. toller und wunderbar bezahlter Job 
Das ist wohl der Punkt, an dem ich aufatmen kann. Mein Job ist toll. Auch wenn ich natürlich nicht damit gerechnet habe, Jenseits der zwanziger Marry Poppins Konkurrenz zu machen.

4. drei Kinder 
Kein einziges. Dafür vier Katzen.

5. kein Mann
Sagen wir, ich habe einen halben Mann. Oder sowas. Denn ich habe ja irgendwie schon einen. 

Sicherlich ist das leben, was wir führen immer Weit von dem entfernt, wo wir uns vor dem Abitur gesehen haben. Die wenigsten setzen das alles um, und ob es wirklich ein Vorteil ist, das bleibt dahingestellt.

Warum also, gibt mir das dann doch alles zu denken und wo bin ich vielleicht falsch abgebogen? 

Eines ist sicher, was die Männer angeht, hab ich mir damals nichts vorgemacht. Aber ich dachte, dass es alles einfacher werden würde. Weniger aufwühlend. Trotzdem spannend. 

Ich werde mit Mister Start up mal darüber sprechen. Er findet für sowas immer passende Worte. Wenn er jetzt noch ein passendes Wort für unseren derzeitigen Status einbaut, da dann wäre wohl einiges klarer.

Wahrscheinlich wird er sagen:
Wenn das dein plan war, warum lebst du den dann nicht?

Weil ich dann nicht bei dir wäre, sondern bei jemandem anders. Darum. 




Dienstag, 17. September 2013

Echtzeit - Große Liebe Mackendoktor

Könnte ich gegen meine Angst bitte neue Tavor bekommen? Ich habe nur noch eine.

Mein Arzt sieht mich lange an und schweigt. Dann wieder das wippen mit dem Stuhl. Na wunderbar.

Wieso wollen sie denn welche?

Der stellt fragen! Weil ich das total lustig finde, wenn ich Angst bekomme. Haha. Weil ich mich zwar manchmal selbst gut beruhigen kann, aber manchmal auch nicht. Darum. 

Weil ich Ängste habe. Deswegen. Weil ich unruhig bin.

Er sagt erstmal nichts. Dann ein räuspern.

Sie haben keine Ängste. Sie sind verliebt. Sie können ja Ängste gar nicht mehr von Verliebtheit unterscheiden.

Kurz ziehe ich in Erwägung zu protestieren, aber es bleibt wohl nichts. Wenn mein Arzt sich bei mir was vorgenommen hat, dann zieht er das auch durch.

Dann ist die Liebe halt nichts für depressive Menschen wie mich!

Erst sieht er belustigt aus, dann allerdings zögert er und meint nur sehr ruhig:

Sie sind nicht mehr depressiv. Sie sind nicht wie alle anderen, das stimmt, das waren sie mit Sicherheit aber auch vorher nicht. Mein letztes Wort. Sie halten die Verliebtheit aus. Basta.

Ich hatte mit vielem gerechnet, aber damit nicht. Das war wirklich nicht vorhersehbar. Mein plan war anders. 

Leider muss ich ihm recht geben. Ich kenne den Unterschied nicht mehr. Es fühlt sich auch sehr ähnlich an. Die Kontrolle verlieren ist einfach nichts schönes, egal ob es wegen Ängsten oder wegen Schmetterlingen ist. Es liegt mir nicht. Das eine kann man wohl wegtherapieren, das andere nicht.

Also aushalten. Weiteratmen. Loslassen. Wie immer das alles gehen soll.

Ich finde sie heute ausnehmend herzlos!

Mein Mackendoktor lacht. Wenn ich das Spiel schon nicht gewinnen kann, soll es wenigstens nicht so aussehen, als hätte ich nicht gekämpft.

Ich bin nicht herzlos. Ich denke nur, dass sie da durch müssen - und ich somit auch. 

Das stimmt. Ich werde ihm die Ohren volljammern. Da ich ja nun wieder alle zwei Wochen zu ihm muss, wird das wenigstens nicht langweilig. 

Mit einem schwungvollen 

Hoffentlich haben sie sich jemanden ausgesucht, der sie auch aushält!

werde ich für heute verabschiedet. Wie immer trifft er den Nagel auf den Kopf. Genau da sitzt nämlich meine Angst. Dass Mister Start up mich am Ende nicht aushält. Als ob das so schwer wäre.. 

Ein paar Stunden später sitzen Mister Start up und ich beim Abendessen. Zwei Wochen haben wir uns nicht gesehen. Das fand er nicht gut und ich auch nicht. Daher konnte wir nicht gleich essen, sondern mussten uns erstmal durch alle Zimmer der Wohnung knutschen. Ich mache einen Strich auf meiner geistigen "er hält mich aus"-liste. 

Natürlich erzähle ich ihm keine Details, nur dass es keine Tabletten mehr für den Notfall gibt. Die Begründung spare ich weitestgehend aus. Mister Start up sorgt sich. Leider kann ich ihm das nicht ausreden. Ich versuche es, aber es klappt nicht.

Ich entscheide immernoch alleine, um wen ich mir sorgen mache!

Und während ich innerlich einen weiteren Strich auf meiner liste mache, holt er den Nachtisch aus dem Kühlschrank. Und ganz leise steigt in mir Ruhe auf. 

Vielleicht brauche ich mir gar keine sorgen machen. Vielleicht sollte ich einfach hinsehen, was er mit mir lebt und nicht hinsehen, wie er es nennt. 

Montag, 16. September 2013

Welche Sprüche wir niemals mehr hören wollen

Erstmal vorneweg - diese Sprüche sind nicht alle mir passiert. Aber ich kenne die Adressatin jedes einzelnen Spruches - es sind alles tolle Frauen. Clever. Selbstbewusst. Witzig. Die Männer allerdings, welche diese Sprüche sagen, scheinen die verloren gegangene Stufe der Evolution zu sein. 

Ihr kennt solche Sprüche? Ihr habt sowas auch schon mal gehört! Hervorragend! Für neue Impulse bin ich offen.

Aber nun geht's los.

Vor dem ersten Date

"Wieviel wiegst du denn so?"

"Wollen wir uns vielleicht in der Sauna treffen?"

"Wollen wir uns treffen? Ich kann leider nicht so gut schreiben."


Beim ersten Date

"Mir hilft es ja immer total, wenn ich mal ne Woche auf Kohlenhydrate verzichte" 

"Ich stehe auf Frauen mit langen Hälsen und kurzen schwarzen Haaren." [Das zu mir zu sagen war mehr als deutlich] 

"Wir sollten erstmal Sex haben eine Weile und wenn es dann gut ist, können wir ja noch einmal über Beziehung reden."


Nach dem ersten Date 

"Optisch bist du genau mein Fall, aber vom Charakter her nicht."

"Könntest du dir vielleicht mal zwischen die Beine fotografieren?"

"Ich habe mir schon mal drei APPs mit Sexstellungen installiert." 


Wenn man sich schon nackt kennt 

Per SMS  "ich bin übrigens nackt!"

"Wo sind eigentlich deine Schamhaare?"

"Du bist ja am ganzen Körper gleich weich!"

Ganz grundsätzlich, egal wann

"Ich habe meine Mutter gefragt. Sie sagt, in unserer Familie rasieren wir uns nicht den Intimbereich."

"Meine Exfreundin und ich wohnen noch zusammen."

"Ich mag keine Katzen."

"Ich bin Nichtwähler."

"Ich lese nicht."



In Momenten, in denen meine Freundinnen, meine Schwester und ich diese Dinge hörten, da fehlte manchmal einfach ein passender Spruch.

Vielleicht ist es deshalb am besten, es doch bei den wichtigen Dingen im leben zu belassen - und das sind nicht die Männer - das sind Katzen.

Mittwoch, 11. September 2013

Und worum soll es heute gehen?

In stillen Momenten denke ich, dass mein Psychiater, meine Therapeutin und die Männer der Welt sich zusammengerottet haben, um mir das Leben so unangenehm wie möglich zu machen.

Dort, wo ich gefragt werden will (bei Mister Start up), werde ich nichts gefragt. Zumindest nicht so wie ich das will. Dort, wo ich eigentlich nur ausweichend Antworten geben will (bei meiner Therapeutin und meinem Mackendoktor), werden die Fragen immer lauter.

Und in mir selbst schreien die Fragen. Dabei will ich doch Ruhe, verdammt! Ruhe!

Aber man sucht es sich nicht aus und so antworte ich brav dort, wo man mir fragen stellt und schweige da, wo man mich nicht fragt. Auch ich schlucke meine fragen hinunter, als etwas irrsinniges. 

Oder ist es etwas anderes? Etwas, was gar keine Antwort braucht. Denn ich werde beantwortet. Mister Start up beantwortet mich, sorgt sich, fragt nach, sucht nicht mehr. Doch in mir schreit alles. Nach Wochen schreit alles in mir nach einem Ja. Keinem "bis dahin und nicht weiter", keinem "das Ende vor dem Anfang denken", sondern einfach hinfühlen. 

Ich bin das Spiel leid. Spiele hatte ich in den Zwanzigern genug. Wieso habe ich die in meine dreißiger geschleppt? Könnt ihr spiele bitte dorthin zurück, wo ihr hingehört? Ich habe euch nicht eingeladen. Ihr ward nicht auf der Gästeliste meiner dreißiger.

Aber die Spielchen waren das Plus eins des Totalen Überraschungsgastes:
Männersuche in den Dreißigern. Denn auch dieser Gast war nicht geladen. Nicht von mir. 

Wie kommt es nun, dass ich mich fühle, als kämen bei mir ausschließlich die dreizehnten Feen zu Besuch? Wo bleiben die richtigen Gäste? Oder sind die Einladungen nicht angekommen? Wohl gar nicht abgeschickt, was?!

Worüber möchten sie heute reden? Studium, Krankheit, die neue Liebe?

Ich entscheide mich für den letzten Punkt und meine Therapeutin hatte das wohl schon geahnt. Es wird nicht einfach. Nicht bei mir.

Dabei sollte ich lieber über mein Studium reden und über meine Krankheit. Es wird langsam wieder dunkler. Habe ich mein emotionales Nest warm genug ausgebaut für die Trübe Jahreszeit? Das letzte Wort ist darüber noch nicht gesprochen.

Und so rede ich. Fünfzig Minuten. Danach schwirrt mir der Kopf. Ich habe keine neuen Impulse. Keine Fäden, die ich zusammenführen könnte. Nur dieses Schreien.
Und die Frage, worüber ich denn heute reden möchte:

Eigentlich über gar nichts. Ich muss ein Nest bauen. Ganz für mich allein... Und die Katzen.


Freitag, 6. September 2013

Echtzeit - Jedem Anfang wohnt ein Albtraum inne

Sie wären nicht Frau K., wenn es kein ABER gäbe!

Da sitze ich nun. Mein Psychiater hat sich scheinbar sehr gefreut mich zu sehen und Neuigkeiten zu hören. Wie immer durchschaut er mich sofort.

Ich druckse rum, versuche umständlich zu erklären, dass Mister Start up zwar Beziehung lebt, es aber auf keinen Fall so  nennen möchte. Und dass er mit dem Thema Kinder abgeschlossen hat. Irgendwie scheint es, als hätte er mit allem abgeschlossen, wonach ich suche.

Wie fühlt es sich denn an? Wenn sie ihn ansehen, können sie sich vorstellen, eine lange zeit mit ihm zu verbringen? Können sie Patchwork?

Keine Ahnung, denke ich nur und zucke mit den Schultern. Kann ich das? Kann man das wirklich können oder ist es nicht vielmehr etwas, in dem man sich auf einmal wiederfindet? Ich bin ratlos.

Ja, ich kann es mir vorstellen. 

Huch. Naja. Meine Antwort platzte aus mir heraus. Ja. Sie klingt auch wirklich gut. Ich fühle nochmal nach. Horche in mich hinein. Ich kann es mir vorstellen.

Mein Arzt lehnt sich zurück und wippt leicht mit dem Stuhl. Mittlerweile glaube ich einen Zusammenhang zwischen der Dauer des wippens und der Dramatik der kommenden Aussage zu erkennen. Wippt er lange, dann wird es sehr ernst. Wippt er kurz, dann ist es meist weniger dramatisch. 

Dieses Mal wippt er lange.

Sie sind eine Frau, die Gefühlsmäßig leicht greifbar ist. Und Sie wissen - und ich weiß - sie suchen etwas anderes.

Oh, denke ich nur und sage: Oh!

Er hat recht. Ich suche etwas anderes. Ich suche ein Ja zu meinem Konzept von Zukunft. Jemanden, der das einfach teilt, ohne Diskussion. Der Vorfreude teilt. Der naiv ist. Jemanden, der nicht das Ende vor dem Anfang denkt.

Wir sehen uns alles zwei Wochen. Alles andere macht bei ihnen keinen Sinn!

Mit einem neuen Termin und vielen Gedanken, die sich drehen, Schleiche ich aus der Praxis. 

Mister Start up ist das Wochenende mit den Kindern bei seinen Eltern. Frühestens Montag sehe ich ihn. Muss ich mich bis dahin geordnet haben? Oder ordnet er mich dann? 

Zuhause lege ich mich erst mal ins Bett. Ich bin unendlich müde, aber der Schlaf will nicht kommen. Also grübel ich weiter. Es wird ein langes Wochenende, das fühle ich schon.



Mittwoch, 4. September 2013

Echtzeit - Tu nur das, was dein Herz dir sagt

Alles dreht sich. In mir und um mich herum. Es ist, als wenn Mister Start up alles aus den Angeln gehoben hätte - als wenn er mich aus den Angeln gehoben hätte.

Und da stehe ich nun und weiß nicht weiter.

Lassen sie den reden! Männer sagen vieles dahin, er ist mehr an sie gebunden, als er es vorhatte. Vertrauen sie darauf.

Meine Therapeutin sieht das alles recht positiv. Ich hingegen sehe überhaupt nichts mehr klar. Warum können Dinge nicht einfach mal funktionieren? Einfach sein? Klappen? Ohne Worte passen?

Da bin ich nun. Schrecklich verliebt und schrecklich verwirrt, in einem Mann, der den Glauben an die glückliche Paarbeziehung verloren und das Kinderthema bereits abgehakt hat. 

Gestern kam der Moment, in dem ich einfach aufstehen und gehen wollte. Einfach weg, um wenigstens das Gefühl zu haben, noch ein bisschen die Sache im griff zu haben. Aber ich kann es eben nicht. Also blieb ich.

Mister Start up will mich. Aber er will mich unter seinem Bedingungen. Diese sind so ganz anders als meine. Serielle Monogamie? Was soll denn das sein? Nach Glück klingt es nicht. Keine Kinder mehr? Das kommt für mich nicht in Frage. 

Lassen sie ihn reden!

Das versuche ich ja! Aber für eine Frau, die das Gefühl hat, keine zeit mehr verlieren zu wollen ist das ein sehr anspruchsvolles Ziel. Die Quadratur der Kreises.

Ich fühle mich wie im Frühjahr. Müde und ausgeliefert und irgendwie am Rand.

Und Mister Start up sitzt da und schaut mich ruhig an und lächelt. Und mir wird klar, dass gehen keine Option ist.



Montag, 2. September 2013

Mister Start up reloaded

Nach unserem ersten Date am Montag und den Mails am Dienstag, hatte sich nun doch sowas wie warten und Wachsamkeit bei mir eingestellt. Bis jetzt war alles von seiner Seite ausgegangen. In Ratgebern wird das ja immer sehr gelobt und meine Therapeutin sieht das auch so. Mister Start up machte sich also sehr gut.

Habe spontan abends frei, wollen wir uns sehen? Kino? Einer heimischen Couch mit gutem Film wäre ich auch nicht abgeneigt.

Heimische Couch? Wer hat denn bitte jemals auf einer heimischen Couch in so einer Konstellation einen Film bis zum Ende gesehen? 

Ich schlug Total Recall und seine Wohnung vor, er gemeinsames kochen vorher. Alles gut. Schön locker bleiben. Der will nichts. Der hat ja Kinder!

Als ich die Treppen zu seiner Wohnungstür hinaufstieg und sah, wie er im Türrahmen lehnte und strahlte, da ahnte ich, dass das Interesse vielleicht doch ausgeprägter sein könnte. Also begann ich das, was ich am besten konnte. Reden. Und Mister Start up tat das, was er auch das letzte mal in diesem Moment getan hatte: er sah mich ruhig an und lächelte dabei.

Wir kochten und lachten und aßen und er hatte sogar Teelichter gefunden. Das Bier tranken wir direkt aus der Flasche und schon alleine dafür mochte ich ihn. Es waren die kleinen Dinge, die wirkten dafür mit Nachhaltigkeit.

Zwei Stunden später saßen wir noch immer am Esstisch und redeten. Der weg zum DVD schauen schien uns beiden als das klare Zeichen, dass es losgehen würde. Irgendwann standen wir dann doch auf, gingen ins Wohnzimmer und machten den Film an.

Warum hast du bei dreißig Grad eigentlich eine Decke?

Die ganze zeit hatte ich schon bemerkt, wie er mich aus den Augenwinkeln betrachtete. 

Ich saß in der Sofaecke und klammerte mich in seine Wolldecke. Er saß neben mir. 

Um die Situation zu entspannen, redeten wir die ganzen zeit über den Film. Schau mal da! Die Frau mit den drei Brüsten! Haha! - Oh! Fünfzehn Minuten von Australien nach England, das ist schnell! - Jaja! Sehr schnell sogar!

Doch nun schaute Mister Start up mich an und suchte gar nicht mehr nach einem Detail im Film. 

Ich brauche die Decke, um mich festzuhalten. Der Film ist so spannend.

Er sah mich noch immer an. Sein Lächeln und sein Blick ruhten auf mir und ich fürchtete, mein Herzschlag wäre so laut, dass er alles übertönen könnte.

Dann halt dich doch an mir fest!

Es sind vielleicht diese winzigen Momente, in denen alles für einen Moment stehen bleibt. Ich war sprachlos, verwundert, glücklich, ängstlich. Alles gleichzeitig und von allem viel.

Als ich mich wieder anzog, hatte ich Annas Worte im Kopf Go with the Flow - genau so war es gekommen.