Donnerstag, 28. November 2013

Echtzeit - Magic und Freundschaft

Magic Lars und ich hatten trotz Mister Start up Kontakt gehalten. Wir verstanden uns gut und schrieben uns hin und wieder Nachrichten oder telefonierten kurz.

Je mehr ich mich mit ihm unterhielt, desto klarer wurde mir, dass er nicht der unterbelichtete Prolet aus der Provinz war. Ich hatte mich getäuscht. 

Zwischen ihm und mir waren die Fronten klar. Jedenfalls überwiegend - soweit sie bei einem Mann dieser Art klar sein können. 

Irgendwann drehte sich etwas in dem Kontakt. Ich weiß nicht wie oder warum oder wann es genau passiert war, mit einem mal fühlte es sich anders an. 

Der Mann, der immer auf Abstand bedacht war, versuchte mich zu Übernachtungen einzuladen. Der Mann, der alle Frauen zu sich kommen ließ, wollte mich besuchen und mal schauen, wie es so sei bei mir. Beides lehnte ich ab. Mehr noch, ich machte mich lustig und fragte, ob er Fieber habe.

Magic Lars hatte kein Fieber. Er sagte, er würde sonst keine Frauen zur Übernachtung haben und auch zu keiner fahren, aber ich sei die Ausnahme.

Die Ausnahme.

Ich versuchte das alles nicht zu ernst zu nehmen. Sicher war es das Wetter. Vielleicht der Mond? Schlechtes essen? Lars schien mir ein wenig entrückt. 

Abends schickte er nun Küsse und Smileys mit Herzen. Ob sein Handy geklaut worden war?

Er hatte keinen Anlass. Es hatte keine Treffen gegeben und Frauen hatte er ja ohnehin ausreichend. 

Irgendwann schrieben wir uns über das Thema Beziehung. Ich fragte ihn, ob er mal wirklich geliebt habe. Er antwortete ehrlich, dass es schon sehr lange her sei. 

Zwei Tage später saßen wir zusammen und redeten. Lars hatte viel nachgedacht. Er wusste nicht, ob er vielleicht wirklich durch seine Erfahrung von damals verschlossen worden sei. Er wollte die Auswahl nicht aufgeben und doch in einer Beziehung treu sein. Alles oder nichts. 
Lars fragte sich, wie sein leben geworden wäre, hätte er das Studium beendet, würde in keiner WG wohnen oder hätte mehr Geld. 

Dann hätte ich sicherlich auch eine Frau. Oder Kinder. 

Ich war sprachlos. Er wusste, dass er nicht falsch abgebogen war, aber er war anders abgebogen und es hätte für ihnl andere Möglichkeiten gegeben. 

Manchmal erstaunen uns Menschen, weil wir sie unterschätzt haben. Weil wir ihnen Herz und verstand nicht zutrauen wollten. Und dann sind sie plötzlich ganz anders.

Und für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich auch anders hätte abbiegen sollen und ob Umwege wirklich lohnend waren.  

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