Dienstag, 19. November 2013

Echtzeit - Mehr Liebe wagen

Heute ist es also soweit. Acht Uhr. Unibibliothek. Mister Start up und ich wollen reden.

Er sagt, er freut sich, mich endlich wieder zu sehen. Er sagt, ich soll mir keine Sorgen machen. Er sagt, wir müssen besprechen, was mich so aufwühlt und was ich mir wünsche.

Das klingt alles einfach. Es klingt nach eindeutigen Antworten - doch genau die gibt es eben nicht.

Was würde denn passieren, wenn du ihm sagst, wie sehr du ihn magst? Fühlt er sich bedrängt? Oder bekommt er ein schlechtes Gewissen?

Friekes Frage war berechtigt: genau da lag nämlich das Problem. Es ging nicht alleine darum, ihm meine Gefühle mitzuteilen (wusste er die nicht längst?!) ich musste sie ihm so mitteilen, dass er nicht die Flucht ergriff. 

Das ist doch verrückt! Jetzt bin ich dreißig und muss mir darüber Gedanken machen, ob der Mann wegrennt, wenn ich ihn sage, wie sehr ich ihn mag. Da war es ja in der 9. klasse einfacher! 

Wir haben alle dazugelernt in den Zwanzigern, aber Klüger hat es uns nicht gemacht. 

Wieviel Offenheit, wieviel liebe hält so eine serielle Monogamie aus? Oder beschränkt diese Situation ohnehin das Ausmaß an Hingabe? Kann Hingabe dort stattfinden, wo sie zeitlich begrenzt ist? Kann Hingabe da wachsen, wo sie nur eine Zwischenstation ist? Als Aufbewahrungsort für den nächsten und den nächsten und den nächsten... ? 

Wer geht mit der Offenheit das größere Risiko ein? Mister Start up oder ich? Er will mich nicht verlieren, doch nicht alle Hoffnungen könne er erfüllen. 
War es vielleicht er, der auch Angst hatte? 

Am Ende zerreißen verlorene Hoffnungen vielleicht mehr, als nie die Hoffnung aufgegeben zu haben.

Vielleicht hält eure Beziehung mehr Offenheit aus, als du denkst.

Und weil Frieke genau damit recht haben könnte, werde ich es versuchen. Keine 100 Prozent, aber 85 ... Oder 90 .. Es ist ein Versuch Wert. Er ist den Versuch Wert. 

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