Dienstag, 19. November 2013

Mister Start up - Bleib noch eine Weile, auch wenn es nicht für immer ist

Da sitzen wir nun. Wir haben ausgemacht, dass wir reden wollen, also müssen wir das dann auch tun. Es ist ein komisches Gefühl.

Lass uns nicht reden! Lass uns einfach nur küssen, küssen, küssen und vergessen, dass wir da ein riesiges Problem haben! Lass uns die Augen zumachen. Das geht beim küssen am besten!

... Das denke ich. Sagen tu ich's natürlich nicht. Und es würde auch nicht klappen. Mister Start up lässt mich nicht raus aus der Nummer. Verdammt!

Natürlich geht es dann erstmal um mich. Ich versuche, meine Krankheit als Sündenbock für mein verhalten zu nutzen, aber das klappt nur begrenzt. Komischerweise liegt das an mir. Denn ich will die Verantwortung gar nicht abgeben an irgendwelche nicht funktionierenden Botenstoffe in meinem Gehirn. Es ist nicht meine Krankheit, es ist mein Herz.

Also versuche ich mich halbherzig rauszureden, alles kleinzureden und komme nicht weiter, denn Mister Start up sitzt da und schaut mich ruhig und aufmerksam an. Verdammt! 

Und dann sage ich, wie es ist. Ich sage, dass ich mich permanent unsicher fühle. Ich sage, dass mir die Spielregeln fehlen und ich gar nicht weiß, woran ich bin. Ich sage, dass ich ja weiß, dass er denkt alles sei nur eine Episode, aber er müsse mir das nicht ständig vor die Füße werfen - auch nicht auf der Metaebene, sondern bitteschön überhaupt nicht. 

Ich möchte das ignorieren! Das kann ich aber nur, wenn es mir nicht ständig gesagt wird. 

Mister Start up hat viel nachgedacht. Über mich. Über meine impulsiven Reaktionen. Über meine Krankheit im allgemeinen und meine Angst im speziellen. Ich solle mal das Bhagwan Buch lesen, was ich ihm geliehen haben.  

Nein danke. Mich bringt da Bhagwan nicht weiter. Es geht mir um dich. Um den Rahmen. Um unsere Spielregeln.

Und da wird er plötzlich ruhig. Ich sehe in seinen Augen alles. Bedauern. Müdigkeit. Zuneigung. Alles und von allem viel. Und dann werde ich mit einem mal auch müde. Ich möchte nicht Bhagwan lesen und ich möchte auch keine weiteren vergleiche hören, dass ich ein Baum sei, dem nichts passieren könne, der nur im Wind hin und herschwingt. Das möchte ich alles nicht. 

Wenn ich es dir zusage, dann machst du dir Hoffnungen und die werde ich enttäuschen.
Warum braucht es denn einen Namen?

Er meint das wirklich so. Und seine Bedingungen kenne ich. Aber er glaubt mir nicht. Er glaubt einfach nicht, dass ich wissend darauf verzichte. Er will die Enttäuschung nicht aushalten müssen. 

Wir kommen auf keine Lösung. Dabei halten wir einander für sehr clever. Trotzdem suchen wir nach Wörtern und in den Wörtern suchen wir, was das eigentlich alles sein soll bei uns.

Drei Stunden später haben wir keine Lösung. Ein wort haben wir auch Nicht. Nur Müdigkeit. Langsam gehen wir zum Ausgang der Bibliothek. 

Und dann, ganz plötzlich, da greift er mich und küsst und küsst und küsst, als ob er nichts anderes möchte und als ob er das den ganzen Abend schon wollte. Und ich stehe da und fühle einfach nur, dass es vielleicht gar keinen Namen braucht, den er dafür ausspricht. Denn egal was wir sind. Ohne einander wollen wir nicht sein. Zumindest bis auf weiteres.

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