Donnerstag, 26. Dezember 2013

Echtzeit - Liebe gegen Leidenschaft

Mister Start up möchte keine Diskussionen. Wenn ich ehrlich bin, dann möchte ich die auch nicht. In seinem Profil stand damals auf die Frage, was ein Trennungsgrund ohne Diskussion sei: Wenn ich zu viel diskutieren muss.

Dieser Satz schreckte mich ungemein ab, aber mit der Zeit wurde der Satz klarer. Es kann nicht alles besprochen werden, nicht alle Probleme gelöst, nicht immer die Herzen in Gleichklang gebracht werden. Wenn man alleine diese Dinge hinnimmt, dann fällt eine Menge Diskussionsstoff schon mal weg. Auch wenn ich das nie gedacht hätte, aber das tut mir gut.

Da wir uns ja auf keinen Status der Beziehung einigen konnten - und eine Diskussion nichts brachte - haben wir das Thema um des Friedens Willens geschoben. Wir einigten uns darauf, dass es das ist, wonach es sich anfühlt.

Seit nun ungefähr vier Wochen - vielleicht auch fünf oder sechs - da ist es anders. Da schaut er mich anders an. Seine Umarmungen wurden anders. Er begann anzurufen, regelmäßig, einfach um mich zu hören, so ganz ohne Anliegen. Er begann, in kleinen Nebensätzen Dinge zu sagen, wie "Das werde ich nun wohl die nächsten sieben Jahre von dir hören!" oder "Dann weiß ich ja, wie das die nächsten zwanzig Jahre mit uns weitergeht." .. Ich versuche nicht darüber zu grübeln, doch trotzdem ist es neu und vielleicht der Beginn einer neuen Phase. Wir werden in den Urlaub fahren! Zusammen! Ist das nicht auch schon mal was?

Doch dann ist da noch was anderes. Die letzten beiden Verabredungen lief außer knutschen nichts. NICHTS. Wieso nicht? Lag es an mir? An uns? An ihm? Gab es vielleicht keinen Grund, sondern hat sich die Wichtigkeit verlagert? 

Es war, als wären wir nun endgültig in einer Beziehung angekommen. Aber nennen tun wir es anders. Wir sind angekommen in urlauben, ich auf dem Sofa lesend und er spielt dabei PlayStation... Kochend und lachend und essend und mit Geschenken und Besuchen im Museum, Mittagsschlaf mit den Katzen. Und nur alle zwei Wochen Sex?! 

Diese Entwicklung muss aufgehalten werden! Ich kenne die nur zu gut. Von mir. Von Freundinnen. Von Frauen, die Sex wollen und Männern, denen es reicht, die liebste nur noch einmal im Monat (und später im Quartal) vorzukriegen. Es geht hier nicht um ein ständiges auf links drehen. Es geht hier um Nähe. Es geht darum, dass es für diese Nähe keine Alternative gibt.

Ich habe Freundinnen in annähernd sexlosen Beziehungen, ich hatte sogar selbst schon welche und ich habe beschlossen, dass mir das nie wieder, nie wieder passiert. Unter keinen Umständen.

So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ist das der Preis, den ich für diesen neuen Blick von ihm zahlen muss? Und was habe ich davon, also von diesem Blick, wenn andere Dinge dabei auf der Strecke bleiben? 

Ich könnte es mir leicht machen und Magic Lars anrufen. Ich könnte das Bedürfnis auslagern. Aber Beziehung ja oder nein, dieser Zug ist abgefahren. 

Da saß ich nun auf dem Sofa, während Robin Hood im Fernsehen läuft und wir lachten, und in meinem Kopf drehten sich die Gedanken, wie der Abend wohl noch weitergeht. Wie sehr sollte man als Frau klar machen, ob und wie oft man aus der Wäsche geschüttelt werden will. 

Je mehr ich überlege, desto mehr kommt es mir vor, als sei Daten und Sex gleich. Will er, dann macht er. Will er nicht, dann macht er nicht. Aber dann heißt es... Dann heißt es... Er WILL nicht. 

Ich schaute zu Seite und wurde mit einem Blick bedacht, der so viel Liebe fasst, dass ich kurz überlege, ob alles Einbildung ist. 

Was nun? Aufstehen und gehen? Diskutieren und damit der Nacktheit den letzten Hauch Spannung rauben? Einfach selbst den Mann greifen? Scheisse Scheisse Scheisse.. 

Ich will nicht diskutieren. Ich will, dass es da gar kein Problem gibt! Das soll funktionieren. Ich bin 31! Zweimal im Monat Sex würde ich als Beleidigung an meiner Eierstöcke empfinden und die protestieren bereits hörbar. Zweimal in der Woche wäre ein Kompromiss.

Es gibt keine Lösung - zumindest nicht für heute. Ich weiß nur eines: ich werde Liebe nicht gegen Leidenschaft tauschen. Tauschhandel ist Scheisse.

Und dann stehe ich auf und sage:

Du siehst müde aus, ich lasse dich schlafen. 

Ich achtete nicht auf sein Gesicht. Natürlich hätte ich mir einen Satz, wie:

Moment! Ausziehen!

Gewünscht. Aber der kommt nicht und so ziehe ich mich an. Als ich im Flur stand, da konnte  ich dann doch nicht anders... Drehe mich um und sage:

Es tut mir leid, aber so wenig Sex, das geht gar nicht. Ich werde da irre. 

Da steht er sprachlos und sagt sowas, wie:

Oh, das war direkt!

Und ich nehme meine Tasche und meine Geschenke und gehe. Auf der Straße gehe ich erstmal langsam, vielleicht passieren ja Wunder.

Aber Wunder gibt es nicht. Nicht in einem leben und so hole ich mein Hand raus und wünsche Lars erstmal frohe Weihnachten. Per SMS. Mehr nicht.


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