Sonntag, 29. Dezember 2013

Echtzeit - Inneres Kreischen

In mir schreit alles. Laut. Schrill. Verzweifelt. Es ist, als wäre mir bei Bewusstsein etwas aus dem Körper entrissen worden. Ohne Vorwarnung. Einfach so.

Ich möchte diesen Schmerz nehmen und ihm Leonhard vor die Füße werfen, er soll den Schmerz spüren und nicht ich. Er soll Leiden und nicht ich. 

Ich möchte die zeit vorspulen, dorthin, wo der Schmerz weg ist.

Weggehen wird der Schmerz irgendwann, sich zumindest verändern. Doch jetzt genau in diesem Moment muss ich ihn aushalten und ertragen und mir scheint, als würde mir dazu einfach die kraft fehlen.

Ich werde dir deine Bücher schicken.

Sagte ich am Telefon und am anderen Ende war Stille. Große und erschrockene Stille.

Bitte Katharina, überlege dir das noch einmal.

Doch was gibt es denn da zu überlegen? Einfach das Thema Sex streichen und ansonsten weitermachen wie bisher? Andere Frauen treffen und weitermachen wie bisher? Nein. Alleine der Gedanke treibt mich in den Wahnsinn und reibt mir die Schädeldecke wund.

Also packte ich heute die zwei geliehenen Bücher zusammen und auch das Buch, was er mir zu Weihnachten schenkte, die Karte zu Weihnachten von ihm und die aus Rom. Alles weg. Einfach weg. Die Fotos auf meinem Handy schickte ich an meine Mailadresse und löschte sie dann. Einfach weg. 

Ausradieren. So schnell es geht. Für einen Moment kam ich mir wir Kim Jong Un vor, der den in Ungnade gefallenen Onkel wegwischt. Selten habe ich für diesen kleinen, dicken Mann in Nordkorea so viel Verständnis gehabt.

Ab jetzt gibt es meine Regeln. Es gibt keine Kompromisse mehr. Keine halben Sachen, kein warten auf Beziehung.

Das klingt alles leicht, doch dann brüllt der Schmerz und die Enttäuschung wieder aus mir heraus und ein unsagbares und unfassbares Gefühl, die Kontrolle verloren zu haben.

Ich bin erschrocken, für ihn so schnell den Zauber verloren zu haben. Ich bin erschrocken, austauschbar zu sein. Es macht mich unendlich traurig, dass es ihm das alles Wert ist, weil es eine andere Frau gibt, die spannender ist.

Ich verstehe die Welt nicht mehr. Und so sitze ich nun hier, am Tag 1 nach der Niederlage und habe noch immer keine einzige Träne geweint, keinen bissen gegessen, sondern warte auf den Wecker, der mich aus diesem Albtraum reißt.





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