Freitag, 25. Oktober 2013

Echtzeit - wir alle sind Bridget

Wenn ich bei diversen Onlinedatingsachen Männer kennengelernte, dann stellte ich immer gerne folgende frage:

Welcher Film beschreibt dein Leben am besten?

Männer spielen dieses Spiel anders als Frauen. Das wurde mir an den Antworten mehr als deutlich. Hier meine Top 5:

1. Conan der Barbar 

2. A Long way Down 

3. Die Truman Show 

4. Fear and Loathing in Las Vegas

5. Fast and Furious (angeblich alle Teile)

Die Antworten waren ernüchternd, wie verstörend und ich versuchte mir einzureden, dass Männer dieses Spiel nicht verstehen. Bei Frauen gab es drei Filme, die genant wurden. Drei. Einer aber mit Abstand am häufigsten. 

1. Bridget Jones

2. Er steht einfach nicht auf dich 

3. Sex and the City

Andere Filme nennen Frauen nicht. Aber nach kurzen Bedenkpausen fügen die meisten hinzu: ich bin Bridget Jones.

Und das stimmt. Wir sind alle Bridget Jones. Jede Frau hat diese Momente, in denen sie sich so fühlt. In denen sie so angeschaut wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass es einer der ehrlichsten Filme über Frauen ist. 

Der Moment, in dem mir klar wurde, dass ich Bridget Jones bin, ist schon einige Jahre her.

Ich war mit einer Freundin tanzen. Als ich morgens um sieben aus dem Taxi kippte und mich anschließend unter die Dusche schleppte erlebte ich mein blaues Wunder. Naja, sagen wir, mein schwarzes. Unter meinem Achseln hatte sich die Wolle der schwarzen Strickjacke verfangen. Ich sah unter den Armen aus, wie Frieda Kahlo an den Augenbrauen. Im nächsten Moment erinnerte ich mich, wie ich ausgelassen und mit erhobenen Armen wild zu "Never forget" von Take That getanzt hatte. Schnell beendete ich meine Dusche - nicht ohne mich ausgiebig unter den Armen zu Entflusen- kroch ins Bett und zog die Decke über den Kopf. Es war unsagbar peinlich.

Frauen haben zu den drei Filmen auch wirklich immer eine Geschichte, die die Auswahl begründet. Männer haben das nicht. Zumindest hoffe ich das, wenn ich mir die antwort "Conan der Barbar" genau betrachte.

Vor kurzen wurde allerdings auch "er steht einfach nicht auf dich" mehr als mir lieb war zu den Filmen, die mein leben beschreiben. Aber dazu morgen. 

Und dann fällt mir noch ein Satz ein, bei dem ich wusste, dass ich Bridget bin. Es war der Moment, in dem Mister Start up sagte, er würde mich genau so mögen, wie ich bin. Und in diesem Moment, wollte ich auch gar nichts anders sein. Einfach Bridget.


Dienstag, 22. Oktober 2013

Echtzeit - Und plötzlich singst du Katy Perry

Ich finde Katy Perry fürchterlich. Nie hat sich mir erschlossen, wer genau ihre Platten kauft und noch weniger, was John Mayer an ihr findet. Mit mir hätte er es sehr viel besser!

Seit zwei Tagen höre und singe ich nun aber fleißig Katy Perry - als wäre was im Trinkwasser. Da ich allerdings auf weitem Feld die einzige mit diesem neuen Unsinn zu sein scheine, ist das Wasser hier wohl doch nicht vergiftet. Ich bin wahrscheinlich einfach so verrückt geworden. Kann passieren.

Wenn es nun aber an Erklärungen geht, dann tue ich mich schwer. 
Liegt es an Mister Start up? Der wandert grade irgendwo im Elbsandsteingebirge umher und genießt in bunten Wäldern den wundervollen Herbst. Ist es, dass meine Tabletten von der Dosis halbiert wurden? Das kann auch nicht sein. Noch nehme ich 1. die halbe Dosis nicht und 2. wird das eine eher spannende, als fröhliche Umstellung.
Mein Gewicht kann es auch nicht sein, es ist gleich bleibend - oder sagen wir: es tritt auf der stelle wie mein Studium. Damit ist also auch der letzte Punkt ausgeschlossen. 

Also mache ich mich auf die Suche nach Veränderungen, die Katy Perry in mein Ohr brachten. 

Wenn ich die ersten Einträge hier in Blog lese, dann merke ich immer wieder, wie schnell sich mein Leben geändert hat. Noch vor einem Jahr war ich in einer (wie ich dachte) glücklichen Beziehung mit der Aussicht auf das Upgrade "Ehefrau und Mutter". 
Weniger als ein Jahr später habe ich etliche Dates gehabt, mich besser und andere überhaupt kennengelernt. Ich durfte Menschen treffen, die mir ganz  neue Ideen auf den Weg gaben. Nicht zuletzt wurden Bekannte zu guten Freunden und gute Freunde entpuppten sich manchmal als diese Bezeichnung nicht Wert. Alles ist anders. Und doch ist es gut.

Ich hätte mir diese Veränderung vor einem Jahr nicht gewünscht. Das wäre mir viel zu unsicher, zu wenig planbar, zu wenig Nestbau gewesen.

Wenn Mister Start up wieder da ist, dann muss ich unbedingt mit ihm darüber reden. Sicher wird er sich dann wieder zurücklehnen und mich mit einem leisen Lächeln ruhig ansehen, während ich dramatisch erzähle. Und auch das ist ein Grund, weshalb ich für die Veränderungen so dankbar bin: Nach Jahren werde ich mit so viele Liebe betrachtet, wie es noch kein Mann davor fertiggebracht hatte.

Also einfach noch einmal Katy Perry ...



Sonntag, 20. Oktober 2013

Frauen fürs Herz

Es gibt sie, diese Momente, die Singlefrauen in den Dreißigern glauben machen, sie wären nicht ganz so einsam. Diese Momente werden aber meist nicht mit Männer erlebt, sondern vielmehr mit Gleichgesinnten Frauen.

Bereits als kleines Kind wurde vielen von uns untergejubelt, es würde nur einen weg geben. Eine Option. Wir haben nicht die Wahl - zumindest nicht, wenn wir glücklich werden wollen. Diese Auswahl ist, dass wir einen Mann finden, der uns heiratet, mit dem wir ein Kind bekommen, in den Urlaub fahren und dann nach zehn Tage all-inclusive wieder in das reihenendhaus und den halbtagsjob zurückkehren. Das ist die Möglichkeit zum Glück. 

Die andere Auswahl ist sowas wie: Wohnwagen, acht Katzen und essen aus der Mikrowelle. 

Allein oder mit Mann, nur letzteres verheißt Erfüllung. Aber ist das wirklich so?

Es gibt da draußen so viele tolle Frauen, klug, witzig, hübsch, erfolgreich im Beruf, mit Hobbies und einem tollen Freundeskreis. Doch wenn der Mann fürs leben auf sich warten lässt, dann stellt sich Ratlosigkeit ein. Bei allen.

Mir ging es da ja nicht anders. Und Freundinnen von mir auch nicht.

Meine Favoritin unter den Gleichgesinnten ist Jenne und das aus einem einfachen Grund: Es gibt weder Spielchen, noch Neid. Wir zwei wissen, wie es sich anfühlt und können es uns trotzdem lang und breit berichten.

Wir kennen unsere Pläne und wünsche und werden trotzdem nicht müde, miteinander eben diese zu teilen. 

Es mag nicht sonderlich nett klingen - aber so gemeint ist es mitnichten - doch von den vielen Paaren, die ich kenne, würde ich vielleicht höchstens mit einem oder zweien tauschen wollen. Es ist also wenigstens befreiend, niemandem seine Beziehung zu neiden. 

Bin ich neidisch auf die Frau, die weiße unverfängliche Pastateller zurückbringen muss, weil ihr Mann sie zur Sau gemacht hat, da das Geschirr ohne seine Zustimmung geholt wurde?
Bin ich neidisch auf die Frau, die trotz grandiosem Abschluss auf Karriere verzichtet, damit der Mann beruflich voll durchstarten kann?
Bin ich neidisch auf das ständige Kompromisse finden, Bescheid sagen, ertragen der Buckligen Verwandtschaft? 

Nein. Ich bin es nicht. Und Jenne auch nicht. Warum haben wir dann doch das Gefühl in Erklärungsnot zu kommen - vor uns und anderen. 

Und dann sitzen wir da und machen Pläne. Pläne, in denen alte Bauernhöfe restauriert werden und die eine Küche in mintgrün haben; Pläne, in denen Kinder vorkommen, aber keine Männer. Pläne, in denen wir nicht mehr warten, weil wir selbst einander genug sind. Diese Momente tun gut. Sie geben Hoffnung auf eine Zukunft, die vielleicht nie kommen wird, aber kommen kann, auch wenn die Männer nicht auftauchen. 

Diese Frauen - genau wie meine Jenne - und diese Ziele machen alles weniger dramatisch. Und vielleicht geht es ja genau darum: 

Den plan ohne den Mann zu finden. 

Den eigenen weg finden. Daran arbeiten wir.

Echtzeit - Von der Sicherheit, dass es keine Sicherheit gibt.

Der Vorhang fällt - alle Fragen offen.

So hatte die Diskussion um das Thema Beziehung geendet. Und treffender, als Mister Start up es mit diesem Satz gesagt hatte, wäre es mir nicht gelungen.

Nach ein paar Tagen und zwei treffen später würde ich es um den Satz Und alle Unsicherheiten bekommen eine Zugabe! erweitern.

Zwar waren die Treffen nach dem ersten großen Diskurs um ein Wir ganz wunderbar verlaufen - harmonisch, witzig, spannend - doch nach wie vor sehnte ich etwas herbei.

Es lag nicht an ihm. Mister Start up war inniger geworden. Tage, an denen wir von einander gar nichts hörten gab es nicht mehr. Vielmehr gab es nun Küsse per SMS und aufmunternde Worte, falls mich die Traurigkeit ergriffen hatte.

Denn auch das hatte sich geändert und ich wusste, dass es ihm viel bedeutete: ich war offener mit meinen Gefühlen. Ich wollte mich trösten lassen. Das ganze war wie eine Zusage: er gibt Sicherheit, ich gebe Offenheit. 

Im Halbschlaf hatte ich ihm in die Armbeuge gemurmelt, dass ich mir eventuell vorstellen könnte, mich mehr mitzuteilen. Er blinzelte, verscheuchte alle Müdigkeit aus seinem Gesicht und sagte sehr ernst, mit hochgezogenen Brauen: eventuell?
Ich flüsterte ein: ich werd mich schon dran gewöhnen. 
Die folgende Umarmung ließ mich kurzzeitig mit dem leben abschließen, ich bekam kaum Luft. Mister Start up hingegen war glücklich und schlief mit einem Lächeln ein. 

Doch nicht alles war einfach geworden.

Wenn wir spazieren gingen oder telefonierten oder einfach in der Kneipe saßen und redeten, ich wollte diese Gratwanderung nicht mehr. Dagegen wehren konnte ich mich nicht. Es war einfach da. 
Er brachte mich, wie gewohnt, zum nachdenken und ich trug diese Ideen mit mir herum und suchte nach Schubladen in meinem System der Ansichten und Emotionen, in die sie passen könnten. Manche Dinge passten aber einfach nirgendwo herein und so musste ich meine Schubladen umbauen, neu ordnen. Mich arrangieren, dass manche Dinge nicht passend gemacht werden können.

In manchen Momenten denke ich, wir sind uns sehr ähnlich und in anderen, dass uns Welten trennen.

Mister Start up schaute mich verwundert über sein russisches Bier an und musterte mich. Fast schien er erschrocken. 

Unsere zwanziger waren so unglaublich verschieden. Du hast mit 22 geheiratet, mit 24 bist du Vater geworden. Da habe ich noch im Kaffee Burger ins Waschbecken gekotzt. 

Wir waren unterschiedlich. Keine frage. Nur, ob es etwas trennendes war oder etwas bereicherndes, da gab es (noch) keine Antwort. 

Und dann nimmt Mister Start up meine Hand und sagt:

Ja, wir hatten sehr unterschiedliche zwanziger.

Mehr nicht. Nur das.

Bald ist der Oktober vorbei. Dieser fürchterliche Monat, in dem wir so wenig zeit für einander hatten. Der November wird es bringen, hoffe ich ganz fest. Der November und die zeit. 

Ich hatte einmal eine lange Beziehung, ich denke nicht, dass ich das nochmal haben werde. 

Soso, denke ich und schaue ein wenig an ihm vorbei. Das kann ja ein toller November werden. Die fragen werden zumindest nicht ausgehen, ebensowenig, wie die großen Unsicherheiten. Der Vorhang ist für mich noch längst nicht gefallen. 



Donnerstag, 10. Oktober 2013

Mister Start up - Du und ich, Hubschrauber für ein Baby und ein überfälliger Exklusivvertrag

Ich streite nicht gerne. Mister Start up tut das auch nicht. Trotzdem waren wir beide sehr stur. Vielleicht ist das so bei Menschen, die tief im Innern lieber alles harmonisch haben. Streiten heißt, Dass es knallt, Sturheit heißt, dass es ausgesessen wird.

Doch so leicht war es nicht. Ich hatte viel mit Anna und Julia über den Mann gesprochen und beide waren sich einig, dass es eigentlich Nebenschauplätze wären. Es ging nicht um Authentizität, es ging auch nicht um das teilen von Gefühlen, es ging um den Status und ein eindeutiges Ja.

Männer generalisieren immer. Frauen wollen gemeint sein.

Da hatte Julia recht. In diesen ganzen Gesprächen, in denen es um uns und irgendwie doch nicht um uns ging, wollte ich einfach Worte Fischen, die mir Klarheit verschafften. So jedenfalls, war es nichts halbes und nichts ganzes. 

Also habt ihr Funkstille? Das ist doch Scheisse! Hast du mir nicht einen Vortrag über das streiten gehalten?

Ja. Ich hatte Anna einen Vortrag gehalten. Aber das ist das verzwickte an Vorträgen: aus der Entfernung sind sie unglaublich einfach. Ist man beteiligt wird es schwer. Dieses mal war ich beteiligt, also war es schwer. Jedenfalls war die Funkstille Scheisse und es passte auch nicht zu uns. 

Also schrieb ich ihm. Es war keine Entschuldigung, er sollte einfach nur wissen, dass ich das letzte Gespräch nicht schön fand und schade, wie alles gelaufen war. Ich schrieb, dass mir an einem Punkt des Gespräches nicht mehr klar war, ob es um andere ging oder um uns.

Mister Start up antwortete. Auch er fand das Gespräch unangenehm und würde nun wissen wollen, weshalb dieses Teilen so schwer sei für mich.

Vertraust du mir nicht?

Natürlich tat ich das! 

Ich weiß, ich mache es dir nicht einfach, ich habe wenig zeit, ich will keine Beziehung. 

Genau das war es, der Rahmen fehlte. Die Sicherheit. Für diese Offenheit brauche ich genau das, was er mir nicht geben will.

Ging es denn nun um mich oder teilst du Trauer generell nicht?

Es war eine schwere frage. Wahrscheinlich war es beides. 

Und dann begann eine längst überfällige Unterhaltung über ein uns, was ich so sehr gefürchtet hatte.

Er wollte wissen, weshalb mir das Wort Beziehung so wichtig sei und ich wollte wissen, weshalb es ihm so wichtig sei, es genau so nicht zu nennen. 

Und dann schrieb ich ihm, warum es für mich wichtig war..

Und mir ist es wichtig, weil ich es uns zutraue so zu gestalten, wie es uns behagt und nicht, wie andere es erwarten.
Denn ich finde, dass es recht gut funktioniert. 
Wir freuen uns, wenn wir uns sehen, aber es ist auch in Ordnung, wenn es andere Sachen gibt. 
Ich finde unsere Themen wunderbar und empfinde dich in meinem leben als große Bereicherung.
Ich mag es, wie deine Haare abstehen, wenn du im Bett gelegen hast und ich mag es, wie deine Augen leuchten, wenn du lachst.

Ich will keine Beziehung, um mich komplett zu fühlen. Dazu sind Beziehungen nicht da. Doch manchmal lassen mich solche Dinge ruhiger schlafen.

Es trat eine kurze Pause ein. 
Und dann wollte er wissen, was ich mir darunter vorstellen würde. Dass für ihn dieser Status Dinge beinhaltet, die er nicht bieten kann und will.. 

Da waren wir nun, die Karten lagen auf dem Tisch. Und nun? Er versuchte es anders:

Keine Beziehung heißt für mich 
1. keine Besuche bei der Verwandtschaft 
2. keine Heirat 
3. keine Kinder 
4. kein zusammenziehen 

Könnte ich darauf verzichteten? Auch wenn es beziehung genannt wird? Zumindest für den Moment, wenn ich dafür das Wort Beziehung bekommen würde? Ja. Ich muss es können. Sonst kann ich es ja gleich lassen. Vielleicht ändert er ja seine Meinung? Vielleicht habe ich noch ein wenig zeit? Vielleicht will ich aber auch nicht aufgeben, was sich genau in diesem Moment gut anfühlt. Auf jeden fall wollte ich den unbefristeten Exklusivvertrag. Erstmal nur das Wort ändern. Alles andere würde sich finden.

Ich will den Exklusivvertrag. Unbefristet. 

Aber das leben wir doch schon!

Natürlich Taten wir das. Aber warum da dann nicht auch so nennen?
Warum nach drei Monaten über Hochzeit reden, über Kinder, über das zusammenziehen? Meine Verwandtschaft war so verrückt, die musste er nicht unbedingt kennenlernen. Für den Moment konnte ich damit leben. Und vielleicht konnte er Vertrauen fassen.

Darf ich ein Baby haben, wenn ich Kanzlerin bin? Du dürftest dafür den Hubschrauber nehmen, um zur Arbeit zu kommen!

Die Idee fand er wunderbar, obwohl er kein Freund von Tauschhandel in Beziehungen war. Aber zu einem Hubschrauber könne er nicht nein sagen. 

Und da waren wir nun: es gab ein wir. Es gab einen Exklusivvertrag und es gab die Hoffnung auf Änderung und Ruhe. Und Vertrauen.

War es eine offene Diskussion? Gab da am Ende ein klares ja? Ich las alles mehrmals durch und fand keins. Aber wir hatten uns tapfer geschlagen. Das erste mal ich und du. 

Vielleicht ist es anders, wenn wir uns Wiedersehen. Aber vielleicht haben wir auch endlich damit begonnen über ein uns und ein wirkliches teilen zu sprechen.  

Es geht weiter. Mit Leonard und Katharina.  Zumindest unbefristet. 




Dienstag, 8. Oktober 2013

Echtzeit - Der erste Streit, Mister Start up will alles

Irgendwann musste es ja kommen. Ein wenig hatte ich es bereits befürchtet.
Grundsätzlich hatten wir Gespräche über Beziehungen und Liebe immer nur an Beispielen erörtert, gerne nutze Mister Start up auch die Metaebene.

Dabei ging es eigentlich um uns. Es ging immer um uns.

Aber so ist das nun einmal, wenn beide vermuten, ihre Ideen von Beziehung und Nähe würde auseinander gehen, dann arbeitet man sich eben an der Theorie ab. Weit weg vom eigenen Gefühl, versteht sich und noch weiter weg von dem, was seit Wochen gelebt wird.

Wir sprachen über liebe, über bedingungslose liebe, über Selbstliebe, über Beziehungen und deren Grenzen. In diesen Gesprächen gab es kein ich und kein Du. Doch genau danach suchte ich. Ich suchte nach der Botschaft. 

An diesem Abend, als wir uns gerade wieder auf der Metaebene verheddert hatten, als es um teilen aller Gefühle inPartnerschaften ging, da wagte ich das ungeheuerliche und sagte:

Ich habe den Glauben daran verloren, dass wirklich Traurigkeit zwischen Partnern ausgetauscht werden kann. 
Denn es kann entweder passieren, dass der andere
1. dann auch niedergeschlagen ist oder enttäuscht, wenn er nicht trösten kann
Oder
2. tröstet, damit er gebraucht wird, was dazu führt, dass sich dieses Muster festigt.

Mister Start up sah das anders, er glaube an dieses Trösten, das in den Arm nehmen, Trost als solches würde ja nicht an ein Erfolgskriterium geknüpft sein.

Und ganz plötzlich, da las ich heraus, worum es ihm ging. Um gebraucht werden. Aber er nahm nicht den Weg, etwas über sich zu schreiben, sondern wählte den sicheren Umweg der grundsätzlichen Meinung. Für ihn gab es auch in diesem Gespräch kein ich und kein Du, schon gar kein Wir. Dabei brachte er etwas sehr persönliches zum Ausdruck. Vielleicht ohne das zu merken.

Nun ist es leider in Diskussionen so, dass sich beide auf eine ebene einigen können, oder nicht. Manchmal hilft da zu sagen: sprechen wir noch über grundsätzliches, oder sprechen wir über uns? 

Ich sagte das nicht und er auch nicht. Das Ende vom Lied war, dass wir uns so uneinig waren, wie niemals zuvor und dass ich es nicht mehr länger so mitmachen wollte. Ich wollte ein wir und ein konkretes: In unserer Beziehung würde ich dich aber sehr gerne trösten. Doch das blieb aus. Er bekam die Kurve nicht. 

Er schrieb, er würde das sehr schade mit dem Trösten finden und dass man sich nicht verstellen sollte, sondern auch negative Gefühle mitteilen darf. Seine Alternativen waren: teilen oder nicht authentisch sein. Meine Alternativen waren: nicht alles teilen und trotzdem authentisch bleiben.

Doch bereits da war ich so tief gekränkt, dass ich mir, die frage nicht verkneifen konnte, ob er mich denn auch als nicht authentisch empfinden würde. Darauf kam erstmal nichts und irgendwann kam:  

Keine Ahnung, aber negative Gefühle verbergen halte ich für falsch.

Tut er das also? Der Mann, der nur so lange bleiben will, wie es gut und schön ist, will auch das traurige teilen? Meine Ängste? Weshalb? Damit er der Retter sein und sich besser fühlen kann? Mit welchem recht? 

Mister Start up wollte alles. Zumindest von seinem gegenüber. Die volle Hingabe. Das vollständige sich offenbaren. Aber den Rahmen dafür schaffen, dass wollte und konnte er nicht. Dies alles sagte ich ihm nicht. Ich teilte ihm nur mit, dass er mich sehr gekränkt hatte. Doch Mister Start up blieb Stumm. Auf allen Ebenen. 

Natürlich denke ich daran, ihm zu schreiben, aber ich möchte nicht einlenken, seine Worte haben mich wirklich sehr getroffen. Er will der Held sein, aber er will nicht die Verantwortung des Helden. Er will trösten ohne Nähe und dabei vom anderen die volle Offenheit. Doch so funktioniere ich nicht. Und so saß ich nun da und dachte an etwas, was er bei unserem ersten treffen über das streiten gesagt hatte:

Manchmal muss man auf seiner Meinung beharren, sie einfach durchsetzen, sonst macht der Partner das immer wieder. Da muss man stur bleiben, sonst hat man für immer die Diskussion und alle weiteren verloren.