Samstag, 29. März 2014

Ferdinand - die nackte Wahrheit

Da liegt er nun. Schon wieder. Seit er sich der Erwartung von Beziehung entbunden fühlt, glänzt er mit Zuverlässigkeit. Männer. 

Ich kreise immer mehr um diese komische Sache, die wir da haben - oder eben auch nicht haben. 

Wenn ich ehrlich bin, dann kam mir das ganz recht. Eine Beziehung so mit allem und alles hätte ich mir nicht vorstellen können. Nicht mit ihm. Nicht mehr. Aber befreundet will ich mit Ferdinand auch nicht sein.

Aber er will mit mir befreundet sein. Unbedingt.

Zwar hatte ich das von Anfang an klar gestellt, aber Plan und Realität gehen da echt auseinander. Plan war, dass er mitmacht, meine Vorstellung teilt. Realität ist, dass er nicht mitmacht. 

Da liegt er also und weil er ausgezogen immer so ins Reden kommt, redet er und redet. Genau wie Lars. 
Hat Mister Start up im Bett auch so viel geredet? Kann ich mich gar nicht erinnern. Doch mit dem Abstand schärft sich der Blick und mir wird deutlich, dass auch der nur einer von vielen war. Weitaus nicht so besonders.

Jedenfalls kann ich so aktuell keine Partnerin haben. Ich komm ja mit mir selbst nicht klar… und … Hörst du mir eigentlich zu?

Was? Ich? Ja. Natürlich. Wieso?

Ich werde unsanft zurück in eine Unterhaltung gerissen, die ich so gar nicht führen will. Aber seit er da ist, macht er sich auch emotional nackt. Er will sich wieder mitteilen und erklären. Er will nicht der böse sein und dass ich ihn mag. Dass er sich wie Sau benommen hat und die Abmachung anders war - alles egal. 

Da ist kein Platz in meinem Leben. So wie ich jetzt bin, so bin ich nicht wirklich. Ich bin anders.

Sind wir doch alle.

Ich gähne und krieche unter die dritte Decke. Einfach so das innerste eines anderen übergeholfen zu bekommen - schön ist das nicht. Vielleicht sollte ich mich wegträumen. Einschlafen. Innerlich ausklinken. 

So wie meine Großeltern das hatten. Liebe bis zum Ende. Immer da sein.

Das kannst du doch gar nicht. Dafür bist du zu abgestumpft.

Murmle ich mit halb geschlossenen Augen. Bleibt mir ja auch nichts anderes. Wenn Männer einen auf Toni Braxton machen, dann hat das immer auch was armseliges.

Wie?

Du kannst das nicht. Du erstickst ja alles im Keim. 

Stimmt nicht! Jetzt im Moment kann ich das nicht! Eigentlich kann ich das.

Schon klar.

Und weiter geht's. Im Job gefällt es ihm nicht. Er will mehr Musik machen. Er will mehr Freizeit haben. Er will wieder unbeschwert sein. Er will mehr feiern und weniger nachdenken. 

Dein Leben kotzt dich an? Dann ändere es. Kündige. Such dir was anderes. Glaubst du, irgendwann klingelt einer an der Tür und regelt das für dich?

Ferdinand schaut mich an. Eine Mischung aus Schreck und Erstaunen. 

Ich werde bald vierzig!

Genau. Du wirst vierzig. Also wann willst du es ändern? Außerdem bist du in der Midlifecrisis. 

Bin ich? 

Die Frage muss ich gar nicht beantworten. Scheinbar hat er sie selbst für sich beantworten können. 

Und während er überlegt und ich müde werde, da kehren meine Gedanken dahin zurück, was ich eigentlich suche: Liebe. Keinen jammernden Mann. Keinen kaputten Mann. Keinen Mann mit Kindern. Keinen Mann der Alimente zahlt. Keinen Mann der Beziehungen blöde findet. Einfach Liebe.

Wie laufen die Dates?

Gut, kann mich kaum retten. War aber monatelang schon nichts brauchbares mehr dabei.

Oh. Rumms.. Klingt ausgesprochen viel schlimmer. Klingt auch armselig. Aber es ist die Wahrheit. Die wird mir ja auch seit einiger Zeit hier geboten. Ungefragt. Die nackte Wahrheit.

Und da wird mir die Tragik bewusst. Zwei Leute, die eigentlich ganz woanders sein wollen und trotzdem beieinander sind. 

Wie auf einen Schlag fehlt mir Lars. Dieser wunderbare Magic Lars, der nie einen Zweifel daran lässt, dass ich in den gemeinsamen Augenblicken genau das bin, was er will. 

Wenn ich mich jetzt in Lars verliebe.. Dann ist das Drama perfekt.


Montag, 24. März 2014

Malte - wie alt ist zu alt?

Dirk hatte mich überredet, dass auch ich mal Männer anschreiben solle bei Finya. Eigentlich hatte ich darauf überhaupt keine Lust. Führt ja zu nichts. Will ich grundsätzlich nicht. Trotzdem tat ich es.

Malte hatte geschrieben, dass er viele Schuhe im Schrank habe. Sympathisch, dachte ich, Schuhe sind immer gut. Zumindest kann ich dann mit Verständnis für meine sechzig paar Schuhe rechnen. 

Er antwortete und schließlich schrieben wir uns täglich Mails. Der ist aber schön, dachte ich, wenn ich das Bild ansah. Der ist aber schön, sagten Leute, denen ich das Bild zeigte. War er vielleicht zu schön?

Vierzig und kinderlos und schön? Wo war der Haken? Ich überlegte hin und her und das schreiben ging weiter. Es war lustig, aber nicht zu nah, es war vor allem nicht so unter der Gürtellinie. 

Wenn ich wüsste, dass am Wochenende gutes Wetter ist, dann würde ich ja fragen, ob man ein Eis essen könnte.

Oh. Ein Typ, der Anfragen im Konjunktiv formulierte. Also fragte er nun? Oder fragte er nicht? Ich was unsicher. Natürlich wollte ich Zusagen, aber eben auch nur, wenn ich überhaupt gefragt wurde.

Da mit gutem Wetter zu rechnen ist würde wohl niemand nein sagen, wenn er gefragt würde.

Mehr umständlich ging nicht. Aber mehr Wischiwaschi hätte er auch nicht fragen können. 

Dann freue ich mich auf ein Eis am Wochenende mir dir!

So einfach. Endlich mal eine klare Ansage! Wurde auch Zeit. Endlich. Ein Date! 

Und dann war der Tag da. Ich war aufgeregt - war ich lange schon nicht mehr gewesen. Ich sah aus wie eine Vogelscheuche, als ich früh in den Spiegel schaute. Es hagelt! Dachte ich, als ich aus dem Fenster blickte.. Alles kam zusammen und ich wurde noch dazu mutlos. Würde es keinen Zauber geben, so dachte ich, dann wäre ein weiterer normaler und vielleicht sogar vernünftiger Mann von der Liste. Viele blieben nicht übrig.

Um kurz vor vier machte ich mich auf den Weg. Das Wetter war furchtbar und sah so gar nicht nach Eis aus. Wir hatten uns den ganzen morgen schon geschrieben, Mails und SMS und dann stand er mit einem mal da.

Gut sah er aus, das stimmte. Die Haare waren auch schön. Eigentlich war alles stimmig. Außer mein Gefühl. Das wusste gar nicht mehr, wie es sich ordnen sollte.

Wir gingen in ein Café und redeten, lasen gemeinsam Zeitung, lachten, zwinkerten. In mir war noch immer alles durcheinander. Das wurde nicht besser.

Lass uns auf den xberg gehen!

Sagte er nach zwei Stunden, also gingen wir spazieren. In mir arbeitete der Gedanke, ob ich jemals von diesem Mann geküsst werden wollte, ob ich ihn küssen wollte und warum ich nun eigentlich mitten im Viktoriapark stand, wo ich schon viele Männer geküsst hatte.

Und jetzt gehen wir essen!

Also gingen wir essen und Malte hatte wunderbare Geschichten. Er hatte wirklich keine Kinder, aber auch kein Studium.. Bei keinen stimmen alle Angaben, dachte ich nur. Es machte nichts. 

Dann redeten wir über sein alter. Ich hatte gelernt, bei Männern irgendwas rauszusuchen und sie damit zu necken. Angeblich war das eine gute Sache. Es klappte auch und Malte mochte es. Vielleicht mochte er aber auch einfach die Idee, dass ich so viel jünger war.

So viel jünger... Es ratterte in meinem Kopf. Waren acht Jahre viel? Der sah gar nicht alt aus. Oder verbraucht oder irgendwie abgerockt. Im Gegenteil. 

Manchmal rückte er näher und ich rückte nicht weg. Niemals machte er weitere Anstalten und mir war das recht. 

War mein Körper, mein Herz vielleicht komplett verrückt geworden? Ein toller und witziger Mann, wo bleibt denn nun der innere Jubel?

Wir lasen die gleichen Bücher, die gleichen Zeitungen, fanden die gleiche Musik gut und konnten uns für dieselben Witze begeistern. Wir hatten sogar fast die selbe Haarfarbe! Wo also war mein verdammtes Problem?!?!

Es wurde später und später und wieder einmal hielt ich mich nicht daran, Männer zeitlich möglichst knapp zu halten, das soll man wohl machen. Ich kann das aber einfach nicht.

Er umarmte mich zum Abschied und rannte in seine Bahn. Bereits dort schrieb er mir die erste SMS. Es ging bis spät so weiter. Am nächsten morgen folgten Emails.

Doch in mir drehte sich alles.

Mit einem mal hörten die Emails auf. Da verstand ich, dass ich nicht die einzige war, die nicht weiter wusste. Manchmal bleiben wohl auch Männer auf der Strecke. 

Ich stellte bei Finya meinen Altersfilter um. Denn wenn Malte mir eine Sache gezeigt hatte, dann, dass Alter doch unwichtiger war, als ich dachte. Und eines hatte er noch gezeigt: Alles kann passen. Der Funke bleibt manchmal trotzdem aus.

Wenigstens dazugelernt.


Freitag, 21. März 2014

Echtzeit - Mut zur Auswahl

Ich habe noch ungefähr vier Dates auf Lager, von denen ich noch berichten werde. Bis jetzt fehlten mir dazu ein wenig die Worte.

Wahrscheinlich, weil ich mittlerweile wie ein Mann funktioniere, was Dates angeht. 

Keine Aufregung. Keine Erwartung. Keine Illusionen.

Alles weg. Damit hätte ich bei mir nie gerechnet. Ich war ja, wie Mister Start up sagte, immer "nah an meinem Emotionen" … doch genau die fehlen mir aktuell beim Dating. Sie sind weg. Ich rechne gar nicht mehr damit, dass etwas bei rumkommt.

Die Männer sind nett? Wunderbar. Wenigstens keine verschenkte zeit.

Die Männer sind nicht nett? Auch nicht schlimm. Der nächste bitte.

Es ist zu einer festen Choreografie geworden. Etwas, was ich niemals wollte. 

Durch die Abwesenheit dieser Aufregung kam ich ins nachdenken. Was suchte ich genau? Einen Mann? Oder einen Mann für ein Kind? Wollte ich dieses Traumgerüst aus ewiger Treue, Vater Mutter Kind, gemeinsame Wohnung. Wollte ich das? 

Oder wollte ich das, weil alles um uns herum uns glauben macht, wir würden das wollen? Es gab so viele Möglichkeiten, wie Familie funktionieren konnte.

Wissen Sie, Sie befinden sich in einem Dilemma. Die Männer verstehen Sie nicht. Einerseits sind Sie konservativ, andererseits suchen Sie Strukturen fernab der gängigen Familienbilder. Das verwirrt Männer.

Das war wohl die absolute Wahrheit, die mein Mackenarzt da verkündete. Männer kamen damit einfach nicht zurecht. 

Möchte ich einen Mann in einer Wohnung haben? Nein. Ich möchte meine Wohnung gar nicht mehr teilen. Nun werden alle Pärchen milde Lächeln und sagen, wenn erst der richtige da sei, dann ginge es nicht anders. 
So kann man das sehen. Oder man kann darüber nachdenken, was man wirklich sucht und möchte und ob alle gleich sind. 

Daher stört mich diese Pärchenaussagr kaum. Vor allem rechtfertigt sie ja, dass es quasi keine Wahl gibt, die Situation also so sein muss, in diesen Pärchenwohnungen. Kein Rückzügsraum. Frau macht weiterhin dem Haushalt. Mann dreht sich um sich selbst. Frau wird frei jeglichen Zaubers und spätestens nach drei Wochen, schallen alle möglichen Badetimmergeräusche durch die Wohnung. Unangenehm? Unsinn! Das muss so! Je näher, desto besser! 

Das kam für mich nicht in frage.

Was ich möchte? Ein Kind.
Was möchte ich nicht? Eine halbherzige Beziehung.

Nachher kommt Ferdinand vorbei. Aktuell verstehen wir uns gut. Ich mit meinem Kinderwunsch und er mit seiner Midlifecrisis. Dass er die hat ist ihm selbst aufgefallen. Blitzmerker. 

Fest steht, dass es so viele Möglichkeiten gibt. Fest steht, dass räumliche Nähe nicht über emotionale Nähe entscheidet. Fest steht, dass nicht alle gleich funktionieren. 

Und wenn es dort draußen jemanden gibt, mit dem ich ein tolles Kind haben kann, der sich kümmern würde, mit dem ich ein Team sein kann und der dann noch seinen Zauber behält - wäre das nicht Beweis genug, dass es eben nicht nur Disney gibt?

  

Montag, 17. März 2014

Hannes - Kreuzberger Nächte

Das passt nicht. Ein bisschen merkte ich das ab der ersten Mail. Sofort im ersten Kontakt und nach Betrachtung seines Profils wurde mir das klar. 

Mehrere Kinder. Keine weiteren Kinder vorstellbar.

Rumms. Start up Revival. Furchtbar. Der nächste bitte! 

Dennoch schrieben wir weiter, auch wenn alles aussichtslos schien. Zumindest war er clever, hatte eine tolle Brille und schöne Haare.

Nach mehreren Wochen Geschreibe machten wir ein treffen aus und verschoben es gleich wieder. 

Dann war der Abend da. Keine Aufregung. Kein Lampenfieber. Nix. 

Ich sah ihn und dachte: Haare schön. Brille schön. Mann schön. Aber ich strahlte nicht. Es war nicht, wie bei diesen magischen treffen, bei denen ich begann zu leuchten, ab dem Moment der Begrüßung. Es war nur ein kleines glimmen.

In der Kneipe suchten wir einen wunderbaren Tisch nahe am Tresen. Unsere Woche war anstrengend gewesen, wir brauchten Alkohol und das mit stetigem Nachschub. Keine zeit vergeuden.

Doch da, mit jeder Minute, mit jeder Stunde, veränderte sich etwas. Ganz langsam und anfangs merkte ich das gar nicht.. Ich begann zu Strahlen. Mehr und mehr, mit jedem Witz den er erzählte, mit jedem mal, dass ich ihn zum lachen bringen konnte. 

Ich fühlte mich wie ein Frosch im Kochtopf, der erst merkte, dass er kochte, als es bereits zu spät war. 

Hannes war 38 und trotz seiner Kinder und seiner gescheiterten Beziehungen nicht desillusioniert. Und erwachsen war er auch nicht. 

Was sind für dich die drei wichtigsten Politiker?

1… Adolf Hitler
2… Hmm... Schwer!!! Stalin!
3. das ist leichter! Guttenberg!

Wir tranken das sechste Bier des abends und lachten. Wir erzählten von damals, als er Metal hörte und lange Haare hatte und als ich HipHop hörte und weite Hosen trug. 

Zwischendurch, fast unbemerkt suchte er  Körperkontakt. Erst wenig, dann immer mehr. Es war nicht unangenehm. Er war mir ja auch nicht unangenehm. Im Gegenteil! Hannes hatte diesem Humor, der immer einen Schritt zu weit ging und den ich ihm trotzdem nicht übel nehmen konnte. 

Mein leben ist eine Mischung aus Mad Men und Breaking Bad. Und deins?

Bridget Jones. 

Stimmt. Du bist Bridget Jones.

Nächstes Bier, bitte. Und gleich einen Schnaps dazu. Es gab nichts zu verlieren, weil es nichts zu gewinnen gab. So einfach.

Es war bereits zwei Uhr in der früh. Die Kneipe war noch immer voll, nur die Gäste hatten gewechselt. Die mitfünfziger Berufstrinker waren den jungen Männern ohne Bartwuchs gewichen. Nur wir waren mich über und irgendwas dazwischen. 

Wir waren beide unglaublich müde, aber gehen schien keine Option. Uns war beiden wohl klar, dass wir zu unterschiedlich waren, aber wir hatten auch beide bemerkt, dass wir einander spannend fanden. 

Nächstes Bier. Nächste nebensächliche Berührung. Nächster grenzwertiger Spruch. Lachen. Gähnen. Bleiben.

Da saßen wir nun und sprachen darüber, wie wir unsere Eltern geärgert hatten und über Geschwister. Wir sprachen nicht über Beziehungen und auch nicht über seine Kinder. 

Einer der Berufstrinker war über und schleuderte auf unseren Tisch vor. Lallend blieb er stehen. Betrachtete uns. Grinste. 

Junge! Knöpf die dir vor! Tolles Mädel hast du da! Wirklich! Sex haben werdet ihr! Sex! 

[sprachlosigkeit bei uns... Betretenes schweigen ... Der Berufstrinker wechselt seinem Blick in Zeitlupe zu mir

Mädchen! .... Mädchen ... Ein Prachtexemplar! Der besorgt es dir richtig! Aber das weißte ja! Sieht man! Viel Spaß euch! Als ich noch so Jung war... Verdammt, was hatte ich für guten Sex!

Er stolperte davon... Drehte sich um.. Kam wieder.. Klopfte Hannes auf die Schulter und lachte. Und weg war er. 

Nach ein paar Minuten schweigen mussten wir so sehr lachen, dass es uns in dem ganzen Qualm den Atem raubte.  Am Ende hatte Hannes vom Lachen solche Schmerzen, dass er sagte, das könne auch ein Herzinfarkt sein. 

Nächstes Bier. Nächster Witz. Blick auf die Uhr... Oh!

Wir waren hungrig und schlenderten Burger essen. Wie selbstverständlich legte er den Arm um mich. Ich war verwirrt und müde und betrunken und ließ das einfach geschehen. 

Als er mich zur Bahn brachte war ich so neben der Spur, dass ich nicht wusste, wie das nun weitergehen sollte. Kurze Umarmung zum Abschied. Wir bleiben in Kontakt! Tschüss! Weg.

Als ich Zuhause war fiel ich ins Bett. Einfach nur schlafen. Nachdenken. Nie wieder trinken.

Der morgen danach fühlte sich so an, wie erwartet. Schmerzhaft.

Hannes Mail kam nachmittags. Es war ein toller Abend. Er bedankte sich und sagte, er fände mich spannend. Aber da sei leider kein Funke.

Ich war erleichtert.

Schnell antwortete ich ihm. Es ginge mir auch so. Und wir wunderten uns beide und waren trotzdem froh über den Abend. 

Dann eben ein anderer. Trotzdem haben Hannes und ich Kontakt. Und bald gehen wir wieder trinken bis morgens um vier. Ohne Funken. Wer braucht den schon?






Samstag, 15. März 2014

Ferdinand - Keine Freunde.

Er würde zurückkommen. Es war eine Frage der Zeit und diese war am Ende sogar viel kürzer, als vorher angenommen.

Darf ich nochmal vorbeikommen?

Ich überlegte. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich das schon vorher durchdacht hatte. Warmhalten oder abschieben? Reicht Magic Lars oder brauche ich noch jemanden anders? Und das wichtigste: 

Würde ich mich am Ende verlieben?

Leider kam die SMS von Ferdinand, bevor ich es mir so richtig bis zum Ende überlegt hatte. 

Naja, die Packung aufbrauchen kann wohl nicht Schaden.

Super! Sag Bescheid, wenn du Zeit und Lust hast! Ich freu mich auf dich!

Du freust dich nicht auf mich. Du freust dich auf Sex! Wenn schon, dann sollten wir das auseinanderhalten.

Ich freue mich auf beides.

Was wollte er denn nun!? Dachte er, alles könne einfach weiterlaufen! Reden, lachen, kochen, essen, Sex, lachen, reden... War der noch ganz dicht?

Hör zu, du möchtest nicht das Gesamtpaket. Das ist ok. Dann gibt es aber auch nicht von allem die Vorteile. Wir sind keine Freunde, also sollten wir auch nicht so tun. Außerdem werden wir auch keine Freunde mehr.

Ok, wir machen das so, wie du es willst. 

Es gibt vorher keinen großen Austausch, kein essen, nichts. So will ich das.

Wie du magst. Aber es ist schade.

Ja. Wie ich es wollte. Aber was zum Teufel wollte ich denn? Wollte ich das, was ich gerade zugesagt hatte? Und wollte ich das mit diesem Mann? Und wieso wusste ich das alles nicht, wo doch eigentlich solche Sachen sehr einfach sein sollten… 

Ich will mich nicht durch unsere Geschichte für Sachen blockieren, die mir das geben können, was ich wirklich will.

Das war es. Genau dieser Punkt und ich hatte ihn geschrieben. Abgeschickt. Nun war er wahr. 

Ich sehe das entspannter, als du. Aber es ist ok. 

Entspannter? Ja, er sieht einfach, wo er Vorteile haben kann. Das sehen Männer immer, bei Arbeit und Verantwortung haben sie nen blinden Fleck und bei Vorteilen und Sex sind sie mit einem mal sehr aufmerksam. Typisch.

Ich brauchte einen Plan. Einen guten Plan, der damit begann, dass ich Ferdinand mal zeigen würde, wer am längeren Hebel sitzt und damit enden würde, dass er umdenkt und doch nach dem Gesamtpaket verlangt. Guter Plan. Irgendwie. Etwas abwegig, aber gut. Wird angefangen. Wird umgesetzt. Wird funktionieren.

Da waren es also zwei. Lars und Ferdinand. So unterschiedlich Männer nur sein konnten. Dabei war es keiner von beiden, der mich Richtung feste Beziehung bringen würde. 

Ich hatte mir selbst ein Bein gestellt. Wieder einmal. Nur mit dem Unterschied, dass mir jemand wie Mister Start up NIEMALS WIEDER passieren könnte. 

Ich hatte dazu gelernt und den Knopf gefunden, bei dem ich manches ausknipsen konnte. Aber vielleicht war es ja gar kein Knopf, der das abstellte. Vielleicht war etwas mir kaputt gegangen, was nicht zu reparieren war. Einfach so.




Freitag, 14. März 2014

YourSize - MyMother

Männer sind nie um eine Ausrede verlegen, wenn es um Verhütung geht. Genauso war es auch bei Ferdinand.

Ach, wir rechnen das alles aus!

Sprachs und schaute mich siegessicher an.

Nein! Hier wird nicht gerechnet.

Es folgte Genörgel und Diskussionen, weshalb Kondome sehr blöd wären und rechnen sehr gut, weshalb dazu sogar eine App verfügbar sei. Blablabla. Und von vorne die alte Leier. Und dann kam das Argument, wofür sich noch nie ein Mann zu Schade war:

Mir passt einfach nichts!

Zugegeben, ich kann das nicht beurteilen. Allerdings kann ich als Frau, Die fettzurückdrängende Wäsche trägt nur sagen: anfangs sieht es immer so aus, als würde man nicht reinpassen, am Ende sitzt es wunderbar!

Ok, Kondome sind keine Spanx und Bäuche sind bestimmt anders als Penisse. Trotzdem gerät jede Frau immer an den Mann, dessen Genitalien angeblich nirgendwo reinpassen. NIRGENDWO! 

Also schlug ich ihm MySize vor. Sitzt wunderbar. Sieben Größen. Da müsste ja für jeden was dabei sein. Ausmessen. Bestellen. Fertig.

Darauf ließ Ferdinand sich ein. Allerdings wollte er, dass die Sache zu mir geliefert wird. Naja. Dann halt zu mir.

Kannst du das ausmessen?

Wieso?

Nur so.

Mir wäre es ganz lieb wenn jeder seinen eigenen Penis ausmisst.

Auch die Diskussion war vom Tisch. Ich wäre mir auch sehr lächerlich vorgekommen.

Täglich wurde ich von ihm über den Lieferstatus informiert. Er war so aufgeregt und voller Vorfreude, dass ihm bereits da mehrere Adern im Auge platzten. Zumindest Klang er so.

Es ist geliefert. 

Wunderbar, dachte ich und schrieb:

Wunderbar!

Da klingelte das Telefon. Meine Mutter.

Hier war eben der Postbote. Du warst ja nicht da. Jetzt hat er das Paket hier abgegeben.

Super. Ich hole es nachher mal ab

Du, das klingt komisch. Ich habe das schon mehrmals geschüttelt. Was ist es denn? Darf ich aufmachen?

Nein. Darfst du nicht. Ich hole es nachher.

Anziehsachen sind es nicht. Ein Buch ist es auch nicht. Warte.. Ich schüttel noch mal

[rumpel rumpel, Klapper Klapper]

Danke Mama, geht schon. Ich hole es.

Als ich die Treppen hochsteige ist meine Mama schon in der Tür. Scheinbar freuen sich alle über die Lieferung. Sogar meine Mutter freut sich, dabei weiß sie gar nicht, worum es geht.

Willste gleich aufmachen?

Nein. Ist für Ferdinand. Lass mal zu.

Ich nahm die Packung und stapfte davon. Meine Mutter war sichtlich enttäuscht. Manchmal glaube ich, es arbeitet nochmal in ihrem Kopf, was da drin gewesen ist in dem Paket. Aber meine Mutter muss wirklich nicht alles wissen.

Ungefähr genau bei diesem Paket verläuft die Grenze.

Ferdinand fand das Paket Super. Die Diskussionen waren beendet. Doch da hatte sich ja die neue Diskussion eröffnet:

Warum sollte der Kram zu mir geschickt werden?

Und genau auf diese frage, hatte er keine richtige Antwort.

Und weg war er.





 

Sonntag, 9. März 2014

Ferdinands Rückkehr

Ich möchte mich entschuldigen.

Aha denke ich nur, als ich das lese. Entschuldigen? Was für ein Trottel.. Was bildet er sich eigentlich ein?

Und dann beginnt er sich zu erklären. Er erklärt, weshalb dieses und jenes aktuell nicht geht aber vieles andere schon und das es so toll mit uns war.

Lächerlich.

Ich meine, natürlich war das toll. Es war so lange toll, bis ich mal nachfragte, ob die Mitbewohnerin wirklich nur die Mitbewohnerin ist. Danach war es nicht mehr toll. Da flippte Ferdinand nämlich ziemlich aus.

Das ist nun eine Woche her. Und ehrlich: Lars kann nicht immer den Karren aus dem Dreck ziehen. Zweimal reicht. Wirklich.

Aber ich mag unsere Gespräche und die Art wie wir miteinander umgehen.

Irgendwie hatte der Mann wohl die letzte Woche nicht richtig mitgeschnitten.

Ich mag die Art nicht. 

Und dann war erstmal Ruhe. Aber nicht lange, denn Ferdinand hatte sich ja Gedanken gemacht und hatte nun diverse Vorschläge, wie es denn eine tolle Lösung geben könnte - vor allem für ihn. Lächerlich. Das war doch lächerlich.

Er kehrt ja nicht reumütig zurück. Er schaut was noch geht.

Angeblich sei er ehrlich gewesen… schon klar! Angeblich wäre ihm das ja alles so nicht aufgefallen… na sicher!  Und nun? Was erwartet er denn?

Lass uns das fortführen… ob nun mit nackt oder ohne. Wirklich. 

Also nackt schon mal gar nicht! Die Realität scheint da etwas unangepasst zu sein.  Und was soll denn da fortgeführt werden? Ich brauche keine neuen Freunde. Und ein Freund wird er eh nicht. 

Also was nun?

Und einfach so denke ich wieder an Lars. Dieser wunderbare Magic Lars, der einfach da war und sagte, ich sollte weniger Drama machen. Du willst ein Kind? Dann hör auf zu zetern!

Da sitze ich nun also. Und ich überlege, was mir dieses Kind wert ist.. Oder ob es aktuell überhaupt gehen würde. Denn fest steht, wenn ich kein Drama mache bin ich der Sache mit dem Kind um einiges näher. 

Doch was dann?





Dienstag, 4. März 2014

Echtzeit - Zwischenmännerfrust

Nach einer Beziehung, oder zumindest nach Liebe, braucht jede Frau einen Zwischenmann. Das habe ich mal gelesen.

Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass ich in der Zwischenmannfalle gelandet bin - oder besser: ich bin immer nur die Zwischenfrau! Wie ich es drehe und wende, es wird nicht besser.

Liegt das womöglich an mir? Irgendwie hat ja jeder seinen eigenen Anteil. Wir sind alle Teil dieses Spiels, sind selbst nicht mehr mit dem Mittelmaß zufrieden, auch ich tue mich schwer mich festzulegen.

Also wo ist der Mann, für den es sich lohnt abzumelden? Wo ist der Mann, bei dem ich nicht nach sechs Monaten abgemeldet bin?

War Mister Start up mein Zwischenmann nach dem Mann, der mich für die Sehnsucht nach Acrylnägeln sitzen ließ? Nein.. Da war eher Lars mein Zwischenmann. Dabei ist der ja eigentlich seit Juni da - also Lars. Der war ja nie ganz weg. Dann wäre demnach Mister Start up eine Liebe gewesen, auf die ein weiterer Zwischenmann folgt. Das war dann wohl Ferdinand. Und wer kommt nun? 

Alle sagen, dass es früher leichter war. So richtig kann ich das nicht glauben. Weniger Auswahl macht vielleicht die suche einfacher, aber nicht unbedingt die Beziehung. Aber brauchen wir denn wirklich diese ganze Auswahl? Funktioniert das? Oder machen wir uns nicht alle war vor, weil diese Auswahl ja in Wahrheit gar nicht existiert. Sie wird uns durch Bilder suggeriert, auf Partnerbörsen im Internet. Such dir einen aus! Es ist für jeden was dabei! 
Doch genau das stimmt nicht. Es ist eben nicht das wirkliche Bild, das wirkliche kennenlernen. Bis es soweit ist kommen etliche Verwirrungen.  

Und sollten wir uns mit Menschen treffen, die Dinge angegeben haben, die überhaupt nicht infrage kommen? Bringt mich das weiter? Oder liegt genau dort das eigentliche Problem. Habe ich zeit mich mit einem fast vierzigjährigen zu treffen, der Kinder hat und angibt keine mehr zu wollen? 

Also hangle ich mich von Date zu Date. Von Zwischenmann zu Zwischenmann, wartend auf den nächsten, bei dem es sich nach ankommen anfühlt. Doch je länger ich das tue, desto weniger bereit bin ich, auf die gefühlte Auswahl zu verzichten. 

Den einen gibt es nicht. Es gibt auch keinen Deckel zum Topf. Aber es gibt die Hoffnung auf etwas, wo es weniger kompliziert ist und wo keine fragen offen sind. 


Montag, 3. März 2014

Magic Herzschmerz auf Hausbesuch

Lars und ich liegen im Bett. Für mich macht er Hausbesuche, sagt er. Also liegt er da und blättert in einem Comic, während ich mich einfach nur blöde fühle.

Nun sag schon, Baby, was ist los?

Und dann erzähle ich ihm alles. Ich erzähle ihm von Ferdinand und wie gut das anfing. Ich erzähle ihm, dass Ferdinand nur zu mir kommen mag und ihm gar nicht in den Sinn kam, dass ich mal zu ihm will.. Und dass Ferdinand total ätzend reagierte, als ich das ansprach. Und dann erzähle ich von meiner kleinen Verbalattacke, dass ich schrieb, er würde mir was verheimlichen und ich ihm nicht Vertrauen.

Leider muss ich ihm alles erzählen. Also tue ich das auch. Ferdinand ist weg. Er hatte keinen Bock auf Drama. Er hatte keinen Bock auf Menschen, denen er es eh nie recht machen kann.. Aber war das so? Konnte er das nicht bei mir? So fühlte es sich gar nicht an. 

Magic hält kurz inne mit dem Comic und schaut mich an.

Warum machst du es dir immer so schwer? Ich hätte auf solche Diskussionen auch keinen Bock!

Schatz, das einzige, was du willst, sind Brüste.

Er lächelt und blättert weiter. Natürlich habe ich recht. Aber Lars ist trotzdem da. Ziemlich spontan sogar, obwohl ich ihn zwei Monate wirklich andauernd versetzt habe. Aber jetzt ist er da. Auf Hausbesuch. Er liegt hier in der Rosa Bettwäsche und redet und redet und redet. War das schon immer so?

Ich trinke nicht mehr.

Aha. Wieso?

Naja, ich wurde krank und nun trinke ich nur noch zu Anlässen. Also fahre ich nun Auto!

Hmm.. Magic fährt Auto? Da liegt er nun und lächelt und trippelt mit seinen Fingern immer wieder von meiner Schulter zu meinem Knie und zurück, während er an und an blättert.

Baby, du musst nen Gang rausnehmen. Wirklich. Entspann dich mal. Und reagier nicht gleich so über. Zur Not entspanne ich dich!

Haha! Nein Danke!

Wieso? Jetzt kannste ja wieder! Jetzt wo der weg ist.

Ich verdrehe die Augen und muss gleichzeitig lachen. 

Na dann entspann mich mal! 

Lars zieht die Augenbraue hoch und wundert sich. Aber mir ist mittlerweile alles egal. 

Ich muss aber in zwanzig Minuten schon wieder los.

Und dann Lache ich und sage nur:

Als wenn du jemals länger gebraucht hättest.

Aber da hat er den Comic schon weggelegt.