Donnerstag, 5. Dezember 2013

Echtzeit - Im Osten schon Methusalem

Ich hasse dieses unterscheiden in Osten und Westen. Zumindest für meine Generation ist es der komplette Unsinn. Für die danach noch viel mehr. 

Mit Mister Start up bin ich das erste mal in so einer Ost-West-Sache. Wir reden viel darüber, wie sich die Dinge damals für uns verändert haben. Und bis auf gegen Schwaben hegen wir keine Vorbehalte - gegen Schwaben dafür beide.

Doch dann gibt es diese Momente, in denen ich feststelle, dass sie Uhren in Ost und West unterschiedlich ticken. Eigentlich will ich das gar nicht merken, aber es ist zu offensichtlich, als das es zu ignorieren wäre. 

Gestern saß ich mit zwei Frauen zusammen. Die eine Anfang siebzig, die andere Mitte vierzig. Beide in Ostberlin aufgewachsen. 

Und dann kam, was kommen musste. Es kam auf das Thema Kinder.

Also mit 30 ist man wirklich schon spätgebärend. 

Achso? Aber ich bin 31 und habe auch noch kein Kind.

Naja.. Also im Osten ist das anders. Da gehört man mit dreißig zum alten Eisen. 

Damit war die Sache klar. Für die Damen aus dem Osten war ich dem gebärfähigen alter schon um Jahre entrückt. Vielleicht sollte ich das einfach hinnehmen, mich vom Thema Kinder verabschieden und dann gleich einmotten. Zwanziger oder gar nicht. Danach wären ja eh alle Kinder stark gefährdet behindert zu werden, Mütter im den Dreißigern hätten eh kaum Kraft für Erziehung und überhaupt, welches Kind wolle denn eine alte Mutter?

So einfach war das. Und das schlimme war, dass dieses Bild auch Frauen in meinem alter hatten. Die Exfrau von Mister Start up dachte so. Sie war Mitte dreißig und fand alle Frauen furchtbar, die Jenseits der zwanziger Kinder in die Welt setzten. Ob ihr Konzept glücklichere Kinder und Erwachsene produzierte wurde scheinbar nicht hinterfragt.

Und weshalb hätte ich mir in den Zwanzigern von irgendeinem ein Kind machen lassen sollen, wenn er nicht der richtige ist? Und weshalb sollte man nicht warten? Weshalb sollte es keine Erwachsenenbeziehung ohne Kinder geben in den Zwanzigern? 

Interessanterweise waren alle drei  Frauen mit dieser Meinung alleinstehend. Ja, sie hatten Kinder. Ja, diese Kinder hatten junge Mütter gehabt. Doch alles waren Scheidungskinder.

Meine Eltern heirateten sehr früh, mit 21. Anfang wollte meine Mutter sich nicht festlegen, ob sie Kinder wollte. Dann pflegten meine Eltern ihren Freundeskreis. Meine Schwester kam auf die Welt, als meine Mutter 29 war. Bei meiner Geburt war sie 32. Meine Eltern hatten die Möglichkeit, trotz Partnerschaft, ihre zwanziger zu Leben, zu studieren, Freundschaften zu knüpfen.

Meine Eltern sind nun seit 43 Jahren verheiratet. Von Scheidung war nie die Rede.

Welches Konzept scheint mir da wohl attraktiver? Sicherlich das, was Frauen zugesteht, die eigenen Erfahrungen zu sammeln. Es braucht keinen "Haken hinter" in einem bestimmten alter. Es braucht Freude an den Folgen.

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