Donnerstag, 29. August 2013

Mister Start up - Postbankbikini und ehrliche Antworten

Mister Start up schrieb mir bei finya eine interessierte, aber zunächst eher unscheinbare Mail.

Was ist ein Postbank-Bikini?

Auf seinem Profil konnte ich sehen, dass er mehrere Kinder hatte. Das Wort "mehrere" ließ mich kurz zucken. Er war 32 und ich leicht irritiert. Ich antwortete ihm trotzdem. 

Es entspann sich zunächst der übliche Mailkontakt. Nichts dramatisches. Nichts anzügliches. Wir schickten einander Links von Liedern und Bildern, brachten den anderen zum Lachen. Ich wartete nicht auf seine Mails, sondern freute mich einfach. Alles war unkompliziert. Alles war gut. 

Nach einigen Tagen fragte ich Mister Start up, ob wir nicht per Skype die Unterhaltung weiterführen könnten. Spätestens jetzt rechnete ich mit dem ersten Penisbild. Aber es kam keins und ich war beruhigt. Der Abend wurde lustig, unser Humor schien sehr ähnlich. So konnte es weitergehen. 

Willst du mit mir ins Kino?

Blinkte da mir am nächsten Tag aus meinem Postfach entgegen. Sehr gerne, dachte ich und schrieb ihm. Wieso denn nicht? Lachen konnte nicht Schaden und Kino geht auch immer. Also sagte ich zu und freute mich. Aufregung wollte allerdings keine aufkommen. Weder am Tag davor, noch direkt am Tag des Dates. Vielleicht war ich von den letzten Verabredungen auch einfach der Illusion beraubt worden, dass es normale Männer gab.

Wir trafen uns am Märchenbrunnen. Ich hatte mir zwar die Augenbrauen machen lassen, aber weder die Haare geflochten, noch Nagellack.. Den Lidstrich hatte ich komplett vergessen. Meine Frisur glich ein wenig einem alternden Huhn. Da stieg ich nun aus dem Bus aus, mit wenig Schminke, verrückten Haaren und versuchte meine Bluse in Schwung zu bringen. Wenigstens an den tiefen Ausschnitt hatte ich gedacht. Hauptsache undramatisch. Ball schön flach halten. Der hat Kinder!

Als ich ihn sah, da war es schon um mich geschehen und als er von seinem Buch aufschaute und lächelte, da schien es, als würde er Strahlen. Sein ganzes Gesicht strahlte.

Und dann tat ich das, was ich immer tue, wenn ich unsicher bin. Ich rede. Und es war, als würde ich nicht mehr aufhören können. Der Knopf, um mich abzustellen war nicht da. Ich hörte mich Unsinn reden und gleichzeitig Lächeln und ich fühlte, wie er mich ansah und auch lächelte. Halt endlich den Mund! Dachte ich mir nur, aber es ging nicht. 

Da es begonnen hatte zu regnen stolperten wir unter seinem Regenschirm zur ubahn und steuerten eine Kneipe an. Mister Start up setzte sich aufs Sofa neben mich und nicht auf das Sofa gegenüber. 

An diesem Abend begann, was sich noch wiederholen sollte - wenn auch mit einer kleinen, aber wichtigen Änderung - wir redeten. Sehr offen und ehrlich. Es schien mir, als könne ich ihn alles fragen, was Vaterschaft angeht. Kinder. Partnerschaft mit Kindern. Einfach alles. Er antwortete sehr ehrlich und ich war tief berührt von seinen Gedanken und Ansichten über Beziehungen. Das war der Moment, wo Mister Start up mein Herz eroberte. In einer schummerigen Kneipe, auf einem abgerockten Sofa. Mit seiner Ehrlichkeit und seinem Lächeln. Diesem wunderschönen Lächeln. 

Der Abend endete und wir konnten noch ein wenig gemeinsam SBahn fahren. Seine Umarmung zum Abschied kann ich gut und gerne als nachhaltig bezeichnen, trotzdem konnte ich keine weiteren Schlüsse daraus ziehen.

Nach jenem Abend ging ich nach Hause. Es waren so viele neue Gedanken in meinem Kopf. Er hatte so viele Dinge gesagt, die mir wie eine Offenbarung erschienen. Längst überfällige Antworten auf die Dinge, die ich über die Männerwelt immer wissen wollte. Das sollte sich noch wiederholen, denn Mister Start up konnte das wie kein anderer.

Nächster Tag. Morgens zehn vor acht. Die erste Mail von ihm. Mein Herz überschlug sich, auch wenn ich nicht so recht wusste weshalb. Was sollte das denn bedeuten? War es Interesse? Oder fand er mich einfach nur witzig - zugegeben, sicher hatte er meine Neigung zum Lächerlichen bemerkt, mein wirres reden, meine ausladenden Gesten. 

Es folgten kurze, aber lustige Mails, die gegen Mittag spontan abbrachen. Ich hatte die Kinder im Verdacht und plante meinen Tag unbekümmert weiter.

Da war er nun: Mister Start up. In Turnschuhen, dafür aber mit Polohemd. Mit Brille und schönen Haaren. Mit lachen und diesen ganzen Dingen, die mir noch immer im Kopf rumgehen. Es gab mir Hoffnung. 



Dienstag, 27. August 2013

Lucas - Wolverine im Pumakäfig

Manchmal gibt es Verabredungen, die würde kein Drehbuchautor im einem Film unterbringen, weil es zu unglaublich wäre. Das sind die wirklichen schlimmen Dates. Und viele von denen sind eben genau meine Dates. 

Es begann recht harmlos. Der Mann schien Comics zu mögen. Ich mag Comics auch, bin ich deshalb ein Freak? Sehe ich deshalb aus wie ein Freak? Nein! Bei Männern scheint die Sache da allerdings anders zu liegen - Magic Lars nehmen wir da jetzt mal raus. Aber der Ist ja eh ein Fall für sich.

Ich schrieb Lucas, weil mir sein Foto total gut gefiel. Hinter fielen Büchern schaute er mit seiner schönen Brille hervor. Brille ist Super - was ich nicht ahnte war, dass dieses Bild wirklich JAHRE alt sein musste. Viele Jahre und viele Mahlzeiten lagen dazwischen.

Wir schrieben hin und her. Mein Aufhänger war, dass er seit Wochen nicht online gewesen war. Ich schrieb ihm, dass ich das schade fand. Er meldete sich tagelang nicht. Innerlich hatte ich es da schon abgehakt. Vielleicht hat er ja wirklich jemanden gefunden hier - solche Fälle soll es ja geben.

Dann schrieb er zurück. Es ging hin und her, auch wenn Lucas ausnehmend gelangweilt von mir wirkte. Die Mails waren kurz und mit Humor schien er es auch nicht so zu haben. Aber manchmal täuscht sowas ja auch, dachte ich. Manche Männer sind nicht so gut in dieser Sache mit dem schreiben. 

Dann fragte er, ob wir den neuen Wolverine zusammen sehen wollten. Draußen waren es 34 Grad. Kino war ein abwegiger Gedanke, aber bitte. Ich wollte den Film ja auch sehen. Er schlug Sonntag 15 Uhr vor. Auch eher ungewöhnlich. Nun gut.

Auch wenn es vor acht war, wollte ich besonders gut aussehen für das treffen. Da es draußen brüllend heiß war, musste ich sowohl mein Outfit, als auch mein Makeup der Witterung anpassen. Ich ahnte schon, dass ich auf dem weg zerfließen würde. Ich musste einfach das beste aus der Situation machen.

Als ich vor dem Kino stand - nachdem ich  erstmal in die falsche Richtung gelaufen war - stand ich vor verschlossenen Türen. Was soll das denn nun?! Wieso ist dieses bescheuerte Kino geschlossen? Dann sah ich, dass jemand im Kino auf die Türen zukam. Es war Lucas. Er versuchte mit einer Cola in der Hand verzweifet die Türen zu öffnen - wie war er denn selbst reingekommen?!

Nach eingen Minuten hatte sich das Problem mit der Tür gelöst. Lucas erklärte mir, dass es einen weiteren Eingang gäbe. Ahja. Gut zu wissen. 

Bei genauerem hinsehen wünschte ich mir, diese Tür hätte sich nie geöffnet. Der Anblick, der sich mir bot war irgendwas zwischen verstörend und deprimierend.

Ja, es war warm draußen. Auch mir war warm. Ich hätte also durchaus Verständnis gehabt, wenn Lucas auch ein wenig überhitzt ausgesehen hätte. Aber er sah nicht überhitzt aus. Er war verwahrlost.

An den Schweißrändern seines Shirts, hatte sich bereits ein weißer Rand gebildet. Seine Haare waren scheinbar tagelang nicht gewaschen worden - wobei sich auch gleich die frage erübrigte, ob er wohl heute schon geduscht hat. In seinem Gesicht wusste ich gar nicht, was mir als erstes Angst machen sollte. Er war rasiert, aber wahllos standen ihm lange Haare aus dem Gesicht ab. Wie Hexenhaare. Und dann schien er auch Probleme mit dem essen gehabt zu haben. Irgendwie war ihm wohl seitlich aus dem Mund saft gelaufen. Diese Spur bahnte sich ihren weg vom Mundwinkel bis unter das ungewaschene Shirt. Insgesamt hatte er essensreste im Gesicht.

Langsam aber sicher stieg Übelkeit in mir hoch. Was war das hier für ein Albtraum?

Da der Film noch zeit hatte, setzten wir uns ins Foyer und redeten ein wenig. Auch hier mischte sich bei ihm Langeweile und Schüchternheit. Ich fragte mich die ganze zeit, wie ein Mann, der als Steuerberater arbeitet, wohl so verkommen kann. Ein Rätsel.

Als der Film losging, bemerkte ich als erstes einen stechenden Geruch. Es dauerte nicht den Bruchteil einer Sekunde, bis ich merkte, von wem das ausging. Es war alles so ekelhaft. Zehn nasse Hunde hätten nicht schlimmer sein können.

Und als diese Verabredung für mich schon so abstrus war, dass es keinen weiteren Gipfel hätte geben können, gesellte sich eine Gruppe von ungefähr zehn geistig Behinderten Erwachsenen in den Kinosaal. Das machte die Stimmung komplett. 

Ich war zwischen lachen und weinen. Sowas konnte nicht passieren. Dieser Typ. Das alles hier.

Als der Film vorbei war, gingen wir zur SBahn. Ich hoffte auf günstig stehenden Wind. Er sagte, in der Vorschau wären ja einige Filme, die wir zusammen schauen könnten. Ich versuchte ein Ablenkungsmanöver. Ich wusste, dass er ohnehin zu schüchtern sein würde. Das kam mir sehr günstig vor. 

Als ich in die SBahn stieg fühlte ich mich reichlich verarscht von der Welt. Ich hatte ja nun kein Feuerwerk erwartet, aber einen Mann, der den Anstand besitzt, sich vor einer Verabredung zu waschen, das war das Mindeste. 

Aber auch das Mindeste war wohl für diesen Sonntag zu viel. Wenigstens war mir der Appetit für den Tag vergangen.

Morgen ist ein neues Date. Wir werden sehen. 

Montag, 26. August 2013

J - zu gewöhnlich

Eines steht fest, mit Namen in diesem Singleforen habe ich es nicht so. Und manchmal kann ich mir Namen dann auch nicht gut merken - wie in diesem Fall. Aber da der Vor-oder Nachname dieses Herren mit einem J begann blieb ich dabei und vervollständigte es nicht. 

Dieses mal schrieb ich an. Ab und an tat ich das und gelegentlich hatte ich sich Erfolg damit. In diesem Fall hatte ich Erfolg - auf den ersten Blick zumindest. 

Das schreiben lief recht gut. So richtig war mir sein Beruf noch nicht klar. Aber egal. Würde schon passen.

Wir stiegen auf Skype um und telefonierten und schrieben Nachrichten. Langsam wurde mein Bild vollständiger.

Er war Anfang dreißig und Jurist. Allerdings arbeitetet er nicht als Jurist, sondern im Umland als Rettungssanitäter. Ich habe mich nie getraut zu fragen, weshalb das so war. Trotzdem keimte in mir die Hoffnung auf, dass er nicht vollkommen bekloppt sei - schließlich war er Jurist.

Dann fragte er, ob ich spontan am Nachmittag frei hätte. Es wäre sei heiß und er würde baden gehen wollen. Heiß war es wirklich. Ich verbrachte keine Minute mehr als möglich draußen.

Im Gegensatz zu vielen anderen, denen die Sonne einen Hauch von Bronze verleiht, schenkt sie mir das Aussehen eines Hummers. Das ist weder vorteilhaft, noch meiner Gesundheit zuträglich. 

Und ein erstes Date am See? Was denkt der sich eigentlich? Ich lehnte also an, mit dem Hinweis, ich würde total fertig aussehen von der Arbeit und hätte auch keine Badesachen dabei.
Die Antwort kam recht zügig. Ersteres wäre überhaupt nicht dramatisch und auf letztes könnten wir ja beide auch verzichten.

Nein Danke!

Warum soll ich auf Kleidung verzichten? Beim ersten Date! Wie komm ich denn dazu?!
Außerdem war mir eh nicht nach baden, weil ich zur Krönung noch meine Tage hatte. Das konnte ich ihm allerdings schlecht sagen. Vielleicht hätte ich das sagen sollen, dann wäre das Thema schnell beendet gewesen.

Dafür kam diese Antwort:

Eigentlich hielt ich dich für etwas besonderes. Aber es zeigt, dass du so gewöhnlich bist wie alle anderen.

Jetzt reichte es mir allerdings! Spinnt der? Ich war ja wohl sowas von ungewöhnlich! Komplett ungewöhnlich! So eine Frechheit! 

Auf dem Weg zu seiner Nachtschicht telefonierten wir. Irgendwie war er ein wenig hitzköpfig. Da er sich ständig pner irgendwelche anderen Autofahrer aufregte, bestand das Gespräch vor allem darin, dass er wild herumbrüllte und andere Fahrer oder Fußgänger beschimpfte. 

Drei Tage später trafen wir uns. Es war noch immer grausam heiß und wir saßen am Alexanderplatz in einem Café. Ich war noch immer sauer. Eigentlich war das Thema bei mir schon gelaufen. Aber ein treffen wollte ich mir trotzdem nicht entgehen lassen.

Treffen sind das beste, um lange Mailkontakte dann auch wirklich zu beenden. Haken hinter. Auf zum nächsten.

Frau K., die suche nach einem Mann ist wie das ziehen aus der Lostrommel. Es kann die Nummer 57 sein. Sie wissen es nicht. Aber wenn sie bei der Nummer 23 aufgeben, dann werden sie auch nicht herausfinden, wer auf sie wartet.

Meine Therapeutin hatte recht. Vielleicht war ich deshalb auch so hinterher, ein Date nach dem anderen zu absolvieren. Mittlerweile war ich Profi - nicht so sehr wie Jan damals, aber auf dem weg dahin. 

Als das Date zuende war - Gott sei dank begrenzt durch den Zug, den er für die Arbeit erreichen musste - war ich erstmal müde. Das suchen machte müde, das erneute ziehen aus der Lostrommel. Alles war anstrengend. Aber ich wollte durchhalten.

Das Date war zwar nicht frustrierend gewesen, aber ergebnislos und egal. Ich wusste lediglich, dass J der Meinung war, Polen könnten mittlerweile besser deutsch schreiben, als Deutsche selbst. Er war aus Polen. Ich ließ es besser unkommentiert. Vielleicht war ich ohnehin zu gewöhnlich für eine Meinung dazu.

J. war nach dem Date noch recht angetan. Irgendwann hörte ich jedoch einfach auf, seine Nachrichten zu beantworten. Es war mir zu blöde. 

Oder vielleicht war ich ja auch einfach zu gewöhnlich.

Um dem Tag wenigstens noch ein wenig Zauber zu verleihen, knutschte ich mich mit Lars spät abends durch diverse Hauseingänge. Wenigstens auf dem war Verlass.

Freitag, 23. August 2013

Christoph - Wo bleibt nur der Funke

Christoph war wunderbar. Mir fällt überhaupt kein anderes kein anderes Wort für diesen Mann ein - weder vor noch nach dem Treffen.

Wir schrieben uns einige Tage hin und her. Christoph war Grundschullehrer und wir konnten wunderbar über Kinder und Eltern und über Lehrer lachen. Da er Lehrer im Wedding war, hatte er viel zu berichten und die Geschichten waren teilweise haarsträubend.

Allerdings war ich unsicher, ob ich am Ende nicht doch mit einem Linken im Tiergarten (diesen Ort hatten wir uns ausgesucht) sitzen würde. Aber ein Rest Überraschung bleibt ja irgendwie immer. So ist das Leben. 

Wir trafen uns vor dem Café am Neuen See. Das Wetter war herrlich. Außerdem stellte sich heraus, dass er 1. katholisch war und 2. konservativ. Spätestens da hätte ich ihn der Vernunft halber wirkten müssen. 

Da saßen wir nun im Tiergarten am Wasser, auf einer Bank und lachten schimpften. Alles war da. Humor und Geist. Nur eines fehlte - der Funke. Ich hätte mir einen Strick nehmen können. 

Es war ja nicht so, dass ich ihn nicht attraktiv fand, ganz im Gegenteil. Er war wirklich ein gutaussehender Mann. Das stand ganz außer Frage.

Am bemerkenswertesten war jedoch, dass wir politisch total auf einer Wellenlänge waren. Für eine Frau Anfang dreißig, die Martin Laumann gut findet wohl eine Ausnahme. Und er war eine gute Ausnahme. 

Wir waren und einig, dass links für sich beanspruchte immer die Welt verbessern zu können und gleichzeitig alle anderen erziehen zu müssen. Wir waren uns einig, dass diese Menschen oft eine Doppelmoral vor sich hertrugen, dass sie einen Buckel haben müssen. Und dann las er mir einen herrlichen Blogeintrag vor, der mich sehr zum lachen brachte. Christoph war einfach wunderbar.

Dann erzählte er mir, wie sich die suche nach der Traumfrau als Mann Ende dreißig so gestaltet. Ich musste zugeben, er hatte nicht unbedingt bessere Karten als ich. Frauen würden oft nach dem Geld suchen, aber bei ihm war nunmal kein Geld zu finden. Daher machten sich dann auch einige Frauen aus dem Staub, bevor überhaupt etwas hätte anfangen können. Ich wusste leider nur zu gut, was er meinte und welchen Typ Frau.

Gibt es wirklich keine andere wichtige Eigenschaft an Männern, als ihr Einkommen?

Natürlich gab es die. Ich verstand überhaupt nicht, weshalb die Frauen das bei diesem Mann wohl so zum Thema gemacht hatten - und es so zu seinem Thema geworden war. Ich berichtete ihm über die diversen Penisbilder und wir einigten uns, dass viele einfach schwer gestört wären. 

Irgendwann bekamen wir Hunger und jeder entschied insgeheim für sich, dass es sich mit Funken wohl besser isst und sich daher unsere Wege trennen sollten. 

Er brachte mich zum Bus. Dort unterhielten wir uns über die Vorteile einer Putzfrau und die Nachteile der BVG. 

Als ich in den Bus stieg, konnte ich meine Gefühle erstmal nicht gut sortieren. Dabei waren sie eigentlich sehr klar: da war kein Funke. Nichts dergleichen. Aber da war so viel Übereinstimmung. Wieso wollte da kein Funke kommen? Das war doch alles Mist.

Und in diesem Moment wurde mir etwas klar: ich brauchte den Funken. Ich brauchte alle Ebenen. Und als der Mann mich im Frühjahr verlassen hatte, da wusste er es schon. Wir hatten nicht alle Ebenen.

Es gibt Männer, die mich körperlich total aus den angeln heben auf den ersten Blick (wie Magic Lars oder Doktor Habibi) und dann solche, die mich im Kopf total ansprechen. 

Nun kam die große Herausforderung: Beides finden. In einem Mann. Beides. Keine Abstriche mehr.

Donnerstag, 22. August 2013

Marco - Ein besserer Mensch auf einen Schlag

Marco war schon seit einigen Tagen immer wieder auf meinem Profil. Der schreibt, oder er lässt da bleiben, dachte ich mir. 

Irgendwann schrieb er. Sein Profil war wirklich gut. Was er schrieb gefiel mir und seine Bilder waren auch gut. 

Es entspann sich eine eher langweilige und schleppende Abfolge von Mails. Eines abends fragte er dann, ob ich auch Skype hätte. Habe ich. 

Natürlich hatte ich ihn bereits gegoogelt, denn er hatte mir seinen Beruf genannt - dieser kommt aber erst zum Ende der Geschichte hier, als Krönung sozusagen.

Also unterhielten wir uns über Skype. Auch am Bildschirm gefiel er mir und wir fanden sofort Themen. Jedenfalls war es nicht so langweilig wie die Mails. Allerdings waren wir auch nicht aus einer Stadt. 
Mir persönlich kam jemand aus einer anderen Stadt erstmal nicht ins Haus. Chris Norris hatte gereicht. 

Dann wollte er sich mit mir über Gott unterhalten. Kein Problem. Gott kann ich. In dem Thema bin ich gut. Und auch er war in dem Thema gut. Ein Pluspunkt war das allemal. Er las mir auf Spanisch das Vaterunser vor. Irgendwie war das charmant.

Marco schien nicht immer den leichten weg gegangen zu sein. Er sprach das nicht aus, aber irgendwie fühlt ich es. Es umgab ihn eine gewisse Traurigkeit. Ich fragte nicht.

Er überlegte derweil laut, wie unsere Kinder aussehen würden. Soll er mal. Den treffe ich eh nicht. Und das macht auch nichts. 

Da er Latino war ließ er sich irgendwann zu dem Kommentar hinreißen, dass der Arsch einer Frau gar nicht groß genug sein könnte und um mich sei es da ja auch sehr gut bestellt. Soso. Naja. Stimmt schon. Trotzdem besteh ich ja nicht nur aus Arsch.

Also redeten wir wieder über Gott und der sagte, wenn ich ihm das Ave Maria erkläre, würde er mich sofort heiraten. Schon klar.

Ein Ave Maria und ein riesiger Arsch reicht. Das hatte Vorteile. Trotzdem kam mir da alles schon recht merkwürdig vor. Es war wie im Zeitraffer.

Dann begann Marco, während wir telefonierten Mails zu schreiben und dramatische Musik auf Youtube zu hören. Er wusste genau, wonach er suchte und die Lieder wurden immer dramatischer und jammeriger, während Marco immer schweigsamer wurde.
Seine Mails wurden sonderbarer. Es kamen Sätze wie:

Ich habe eine sehr große dunkle Seite.
Jeden Tag kämpft meine Gegenwart mit meiner Vergangenheit.

Es war höchst verstörend.

Ab und an fragte ich nach, ließ ihn überwiegend einfach seine kryptischen Mails verfassen und betrachtete mich selbst auf dem Display. Irgendwann schrieb er allerdings:

Ich habe meine Exfreundin geschlagen.

Das war nun keineswegs kryptisch. Und ignorieren konnte ich's auch nicht. Es war zeit für eine Nachfrage. 

Marco schrieb, er würde es nicht tolerieren, wenn jemand illoyal sei und sie hätte sich den Hieb redlich verdient. Das machte es nicht besser. Ich fragte, ob er es denn bereue, was er getan hätte.

Eigentlich sollte sie mir dankbar sein, so wird sie sich nie wieder Benehmen, sie wurde dadurch ein besserer Mensch.

An dem Punkt wurde es mir zu bunt. Ich fühlte mich, als sei ich Widerwillen in eine Theatervorstellung geraten. Ich fühlte mich benutzt und vollkommen verarscht. Außerdem hielt ich ihn für verrückt. Vergeblich suchte ich den Punkt, an dem das Gespräch gekippt war und fragte, ob er das mit allen Frauen so anstellte, um zu testen.

Dann wurde es mir reichlich zu blöde und ich legte auf. Mehrmals versuchte er mich anzurufen in dieser nacht. ich ging nicht ans Telefon. Er wurde wütend und sagte, ich müsse nun gefälligst und sonst hätte ich ihn für immer verloren. Das war zugegeben eine sehr verlockende Idee. Also ließ ich auch die weiteren Anrufe unbeantwortet. 

Marco tobte. Ich konnte ihn förmlich in den Mails toben hören. Dann sagte ich ihm mit Nachdruck, er möge nun aufhören sich zu melden, das wären alles etwas viele Informationen gewesen. 

Dann passierte etwas sonderbares. Er wurde scheinbar ruhiger. Er sagte, alles würde gut werden und Gott würde mir den weg weisen. Ahja. Na davon ging du ohnehin aus. Aber erstmal wollte ich eh, dass Gott mich an einen Ort weit weit weg von diesem verrückten Mann führen möge.

Mittlerweile war es halb vier. Ich hatte diverse Segensbekundungen und Beschimpfungen unbeantwortet gelassen. Trotzdem fühlte es sich sonderbar an, dass genau Marco dachte, mir den weg weisen zu müssen. Es war hinky - es gibt kein besseres Wort dafür.

Auch die nächsten Tage und Wochen klebte er an meinem Profil. Angeschrieben hat er mich nie wieder. Hoffentlich bleibt es dabei.

Ach ja, von Beruf war er Selbstverteidigungstrainer für Frauen. Sachen gibt's.. 


Mittwoch, 21. August 2013

Echtzeit - Auf dem Weg nach irgendwo

Es gibt ihn. Scheinbar. 

Nächste Woche oder Ende dieser Woche ist seine Geschichte endlich dran. Dann kommt Mister Start up in diesen Blog. Wer sich nun aber freut, der sei gewarnt, denn einfach ist es nicht. Und klar ist es auch nicht. 

Mein Leben ist das ewige Tanzen um die Goldwaage. Es gibt kein klares ja und kein klares nein. Dabei ist Klarheit doch eigentlich das, was ich mir gewünscht habe. Warum findet sich Klarheit so schwer? In anderen, aber auch in mir selbst. Was braucht es für Klarheit? Und woran erkenne ich, dass wirklich alles eindeutig ist, in einer Zeit, in der alles irgendwie beliebig scheint?

Als ich Anfang zwanzig war, gingen eine Freundin namens Pony und ich in ein Café. Am Nebentisch saßen Frauen Ende dreißig über ein Handy gebeugt. Sie lasen eine SMS und deuteten sie, das ganze ging sicherlich den halben Nachmittag. Natürlich taten Pony und ich im Zweifelsfall nichts anderes, aber wir waren auch Anfang zwanzig.

Hoffentlich habe ich in dem Alter so ein Problem nicht mehr!

Das war unser Gedanke. Da waren wir uns sehr einig. Zehn Jahre später sitze ich nicht mit Freundinnen in Cafés und deute SMS oder Mails. Ich sende die gleich als Gruppennachricht über Facebook an ALLE die zur Lösung etwas beitragen können. Und das scheint mir noch erbärmlicher.

Muss es wirklich immer einfach sein bei dem richtigen? Und gibt es den überhaupt?

Mister Start up sagt, es gibt keinen richtigen Deckel zum richtigen Topf und wenn es den gäbe, was passiert, wenn einer sich für den falschen Deckel entscheidet?

Dann passt alles nicht mehr zusammen 

Und dann schaut er mich an mit einer Mischung aus Belustigung und Herausforderung und ich muss ihm recht geben. Es gibt so viele dämliche Menschen, viele von denen haben sicher den falschen Deckel. An dieser Theorie ist also etwas dran.

Und während ich keine Klarheit habe, Magic Lars gerne zeitnah Kartenspielen will und der Mann mit dem eingesauten Mietwagen nun aus Australien zurück ist, überlege ich, wie lange ich auf den richtigen Deckel noch verzichten kann - wenn es ihn denn gibt.

Aber vielleicht denken so nur Frauen. Männer schütteln da sicherlich einfach den Kopf. Komisch. Mit 16 dachte ich, es wird einfacher.

Dienstag, 20. August 2013

Lars - Kartenspielen und Comics

Annas Antwort kam recht zügig. Und es war die Antwort, mit der ich bereits gerechnet hatte. Es war ein und derselbe Lars.

Nun könnte man denken, dass es bei Anna und mir wirklich knallte, aber das tat es nicht. Es bestand dazu überhaupt kein Grund. Wir lachten uns vielmehr erstmal kaputt. 

Anna sagte, Lars hätte einen Spruch an der Wand in seinem WG Zimmer und ich sagte, ich hätte Angst mich zu verlieben.

Und das hatte ich wirklich. Nicht, dass Lars der Mann meiner Träume gewesen wäre, aber ich wusste, dass diese Art von "Freundschaft" mir immer wieder einen Tritt versetzen würde - geradewegs ins Herz. 

Nun kann man sehr unterschiedlich auf solche Situationen reagieren

1.) Sofort raus aus der Nummer, sicher ist sicher - im Ernst?! Ich bin 31 und auf der suche! Guter Sex bringt wenigstens eine gute haut und einen federnden Gang, beides brauchte ich dringend zum aufreißen von brauchbarem Material.

2.) Erstmal mitmachen, vielleicht ändere ich mich - ich ändere mich grundsätzlich nicht. Das liegt an meinen Hormonen.

3.) Erstmal mitmachen, vielleicht ändert er sich - sicherlich lachte Anna am anderen Ende des Handys, aber dann kam ein ernstes: " ich glaube nicht, dass man mit Lars eine stabile emotionale Beziehung führen kann."

4.) Abwarten und sich keine Gedanken machen - hahahaahaha, ich?! Ehrlich?! 

Lars vormachen würde ich Variante vier und auf Variante drei hoffen.. Variante eins schied aus genannten Gründen aus. Außerdem hatte Lars bereits morgens um neun wieder geschrieben, da wollte ich ihm mal entgegenkommen - und mir selbst auch.
 
Allerdings wollte ich ehrlich zu ihm sein. Also schrieb ich ihm von meinem Bedenken, aber auch von Anna.

Lars konnte mit beiden Sachen recht gut umgehen. Er sagte, ich solle es mir überlegen, er suche ausschließlich nach Spaß und wenn ich damit umgehen könnte würde ihm kein Grund dagegen einfallen. 

Drei Tage später - ein mittelmäßiges Date hinter mir - stolperte ich durch die Straßen von Friedrichshain. Ich wollte mir den Spruch über dem Bett mal selbst betrachten.

Und da stand es. Genau über seinem Bett.

THIS IS WHERE THE LARS HAPPENS

und mittendrin hatten Frauen unterschrieben. Lars strahlte. Ich strahlte auch - denn ich hatte bereits wieder getrunken und die Fronten waren klar. 

Als Lars mich nach zwei Stunden, einigen Comics und Magic mit den Worten "bis nächstes mal, Baby!" Und einem Klapps verabschiedete, da sah die Welt schon ein wenig anders aus. Vielleicht würde sich einer von uns ja wirklich ändern.

Und es änderte sich auch einer von uns. Genau wie Anna es gesagt hatte: Lars ändert sich nie.
Aber ohne es zu merken, hatte ich mich geändert. 

Als Singlefrau Anfang dreißig bin ich glücklich über Männer wie Lars. Die stellen keine Fragen. Authentisch sind diese Männer noch dazu. 

An seiner Wand haben weder Anna noch ich unterschrieben, aber Anna hat Angst, dass Lars bald mit uns beiden gemeinsam Karten spielen will. So weit geht die Freundschaft nun nicht. Also die mit Lars.

Montag, 19. August 2013

Lars - This is where the Lars Happens

Wir alle haben einen Typ Mann vor Augen, den wir niemals unseren Freunden oder Eltern vorstellen würden, der niemals für eine Beziehung in frage kommt, der aber trotzdem immer eine gewisse Sehnsucht bedient. 

Vor kurzem eröffnete meine Schwester meinen Eltern und mir beim essen beispielsweise, dass sie Bauarbeiter total toll findet. Für eine hochqualifizierte  Frau mit Eigentumswohnung am Lietzensee eine eher unorthodoxe Vorliebe. Mein Vater vertiefte sich ins Essen. Ich bin mir sicher, hätte man ihn gefragt, er würde behaupten nichts gehört zu haben. Meine Mutter sagte nur, es wäre gar nicht schlecht, wenn Männer handwerklich geschickt sind. Ich habe gefragt, ob die dann auch Tätowierungen am Hals haben und ordentlich Glas-Bling-Bling im Ohr.

Ich habe auch eine Diskrepanz was meine Männer angeht.. Diese äußere ich allerdings nicht am Esstisch. Meinen Eltern (und mir selbst) bringe ich gerne den Mann aus geregelten Verhältnissen, Akademiker mit Brille und wenn es möglich ist mit Segelschuh und Seitenscheitel nach Hause. Ich habe einen Schrank voller Blusen und Handtaschen, ich tue mir und meiner Kundenkarte von P&C damit wirklich einen Gefallen. 

Doch dann gibt es da noch diesen anderen Typ Mann. Und genau auf so einen traf ich an einem Samstag Abend. 

Lars fragte, ob wir uns nicht zum knutschen treffen wollten. Diese Frage stellte er so in der fünften Mail. Erstmal ansehen. Dreistigkeit kann ja auch einen gewissen Zauber haben. 

Als er am Ostkreuz auf mich zukam war mir recht schnell klar, dass definitiv geknutscht werden würde. Ich war fällig. 

Zunächst kaufte Lars Bier und dann liefen wir in die Jägerklause. Lars hatte einen festen Plan und scheinbar auch immer für seine Dates die selbe Lokalität. Ich ließ mich nicht beirren. Lars trug eine kurze Hose und Chucks. Außerdem ein T-Shirt und ein Basecap. Nein, seit ich neunzehn bin bringe ich solche Männer nicht mehr an den Esstisch meiner Eltern. Aber diese Männer haben andere Qualitäten. Leider hatte Lars keine Tätowierungen. Die finde ich bei solchen Männern nämlich hervorragend. Wenn von der üblichen Norm abweichen, dann richtig. 

Wir unterhielten uns und er war lustig. Er war auf eine widerborstige Weise charmant und brachte mich wirklich zu lachen. Als Barkeeper blieb er aber irgendwie hinter seinem Potenzial zurück. Er war im Grunde seines Herzens ein cleveres Kerlchen.
 
Was ich aber wirklich mochte, war seine Ehrlichkeit und dass er so authentisch war. Und ich mochte, dass ich mich wieder wie sechzehn fühlte. 

Die Stunden rannten nur so dahin. Lars - ein König des Smalltalk - konnte auf alle Themen irgendwie etwas sagen und war wirklich gut im erkennen von Stimmung. War wohl berufsbedingt.

Nachdem er mir noch Pfefferminzschnaps angedreht hatte, wollten wir uns am Ausgang treffen. Ich musste einfach mal in den Spiegel schauen. Ich sah total zerschossen aus.

Am Ausgang wartete er bereits mit folgenden Spruch:

Hör zu Baby, es ist eins. Also entweder gehen wir zu mir oder ich bringe dich zur SBahn oder wir knutschen hier in der Abstellkammer.

Er deutete mit den Kopf zur Seite. Oh. Eine Abstellkammer. 

Keine Ahnung, was mir durch den Kopf ging in diesem Moment. Entweder war es sehr viel oder sehr wenig. Aber ist das eigentlich wichtig? In diesem Moment war es das nicht. 

Nach zehn Minuten stolperten wir lachend aus der Abstellkammer. Im Hellen versuchte ich mir erstmal die Kleidung wieder zurecht zu rücken und meine Haare wenigstens halbwegs in den griff zu bekommen.

Lars steuerte draußen zielsicher den nächsten Spätkauf an und holte uns ein weiteres Bier. Erst da bemerkte ich, wie viel ich getrunken hatte. Aber auch das störte mich nicht. 

Wir knutschten uns durch die Hauseingänge und Lars setzte mir sein Basecap auf, mit dem ich total lächerlich aussah. Darauf kam es jetzt aber irgendwie nicht mehr an. Der Abend war Super. Endlich mal wieder ein toller Abend.

Lars setzte mich in die SBahn und bestand darauf, eine SMS zu bekommen, wenn ich Zuhause bin. Nachdem ich fröhlich heimgetorkelt war, schrieb ich ihm noch kurz. 

Und dann schrieb ich meiner Anna:

Wie hieß nochmal dein Lars vom letzten Jahr?

Die Antwort kommt morgen. Und die Fortsetzung. Für sowas ist Lars nämlich immer zu haben. 

Sonntag, 18. August 2013

Olli - IKEA bringt kein Glück

Olli schrieb mich bei finya an und ließ sich nicht abwimmeln - zugegeben, so richtig Mühe hatte ich nicht investiert um ihn loszuwerden. 

Er schrieb immer und immer wieder, auch wenn ich recht einsilbige Antworten präsentierte. Er war einfach immer online.

Nun gebe ich zu, so richtig viel weiß ich über diesen Mann nicht. Ich habe nie gefragt. Es interessierte mich mäßig. 

Dann wollte er dringend telefonieren (es war nachts um zwei) ich wimmelte ihn ab. Es war ein Donnerstag und ich wollte meine Ruhe.

Am Samstag war dann viel zutun. Meine Eltern kamen aus ihrem Urlaub wieder und ich hatte es in mühsamer Kleinarbeit geschafft, die Wohnung unordentlich zu machen. Es war diese Art von Chaos, die sich einfach ergibt, aber nicht im Handumdrehen zu beseitigen ist. Großer Mist also. Außerdem wollte ich noch zu Ikea, einkaufen, abends eventuell weggehen.

Olli sagte, er müsse auch zu Ikea, wir könnten uns dort treffen. Hm. Nachmittags. Begrenzter Zeitrahmen. Versuch war es Wert.

Ich hatte mit Ikea keine sehr guten Erfahrungen gemacht, aber dann war die Sache wenigstens geklärt und ich hatte meine Ruhe.

Als ich ihn vor Ikea sah, hatte ich sofort den Eindruck, den ich die ganze Zeit hatte: Olli war unglaublich langweilig. Es war Langeweile, die sich sofort zeigt, kein zaghaftes hervorblitzen, nein, riesige, deprimierende Langeweile. 

Bei Ikea betrachteten wir interessiert die Einrichtung und freuten uns, dass nicht ganz so viele Familien da waren. Der Einkauf dauerte ungefähr eine Dreiviertelstunde. Es war in Ordnung. Danach ging es noch kurz ins Bauhaus. Auch das war in Ordnung.

Dann war die Zeitabgelaufen.

Also machte ich mich auf den Heimweg. Die Verabschiedung war freundlich. Uns beiden war klar, dass es kein zweites treffen geben musste. Dazu waren nicht einmal Worte nötig. 

Langsam aber sicher verlor ich den Mut. Den Mut und die Hoffnung, dass endlich mal ein Mann da ist, wo es klickt macht. Gleichzieht. So richtig. 

Für abends hatte sich per SMS auf dem weg nach Hause mittlerweile ein anderer Kandidat angeboten. 

Der war nicht langweilig und machte eine eher widerborstigen, aber interessierten Eindruck.

Mehr davon gibt es morgen. Denn was bietet mehr mehr Magic als so ein Samstagabend?








Freitag, 16. August 2013

Jörn - Lieber Geld im Schank als auf der Bank

Auch Jörn begann seine Email mit einem Hinweis auf den FCB. Er sollte der letzte Mann sein, den ich bei FS24 aufgabelte. Es konnte wirklich nicht davon die Rede sein, dass meine Aktivitäten dort mit großem Erfolg gekrönt waren. Eher das Gegenteil. Naja. Letzter Versuch. Es reicht ja, wenn es bei einem klappt.

So schrieben wir uns hin und her, über Bücher und Musik, über verrückte Leute in diesen Singleforen. Natürlich hatte ich davon bereits gehört, aber Jörn bestätigte mir, regelmäßig von scheinbar professionellen in gebrochenemDeutsch  angeschrieben zu werden. Wenigstens sowas blieb uns Frauen erspart.
 
Dann begannen wir zu telefonieren. Er machte einen sehr seriösen Eindruck. Er leitete eine Bank in Berlin, hatte bis vor ein paar Monaten gependelt und war Ende dreißig. Keine Exfrauen. Keine Kinder. Dafür sehr belesen und interessiert an Musik. Wir waren uns einig, dass Musicals keine Musik sind und das man Bücher niemals wegwerfen darf. Er fuhr Rennrad - auch in dieser sonderbaren Montur mit gepolstertem Hintern und Leggins. Das wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. 

Die Telefonate waren witzig, jedoch stellte sich sehr schnell raus, wer am längeren Hebel sitzen würde. Er. Es war ihm scheinbar wichtig mehr zu wissen, mehr zu lesen, einfach mehr mehr mehr. Ich trug das mit Fassung, sowas kann ja auch Vorteile haben, dachte ich mir.

Zugegeben, so richtig an machte er mich nicht. Er war nicht unspannend, ich unterhielt mich gerne mit ihm.

Also verabredeten wir uns für einen Abend auf dem Tempelhofer Feld. Das war ja mittlerweile fast ein Dating-Heimspiel. Als ich ihn sah, da machte sich Ernüchterung breit. Das wird nichts, ich sah es sofort. Ich konnte nicht mal einen Grund benennen. Vielleicht war es die kurze Hose.  

Da saßen wir nun und wussten nicht so recht weiter. Eigentlich war die Sache bereits gelaufen. Doch wir beide wollten das beste draus machen und knüpften an Themen aus den Telefonaten an und er präsentierte sein wissen über das Flughafengelände. Das Bier war auch ok. 
 
Ich sehnte mich nach meinem Zuhause und er sich scheinbar nach seinem und so fing er nach einer Stunde an, über Schmerzen in der Schulter zu Klagen. Allerdings machen Männer wie Jörn nicht einfach einen Abgang. Auch Frauen, die nicht in die engere Wahl kommen (ich) mussten davon überzeugt werden, dass sie es mit einem ziemlichen Hecht zutun hatten. Also berichtete er, dass er sich die Verletzung beim Golfen zugezogen hätte. Soso. Golf. Aha. 

Mein begrenztes Interesse an dieser Sportart schien sein leid dann bis ins unermessliche zu steigern. Aua. Aua. Aua. Er müsse nun gehen, sonst könne er womöglich nicht mehr lenken, es sei wirklich sehr schlimm. 

Als wir uns am Ausgang verabschiedeten machte er einen recht fidelen Eindruck. 

Auf dem weg nach Hause war ich zufrieden. Ich konnte einen Haken hinter die Sache machen. Das war in Ordnung. 

Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört und er hörte auch nichts mehr von mir. 

Vielleicht ist eine Frau, die ihr Geld in Katzen, Handtaschen und Schuhe investiert für einen Banker auch nicht das richtige. Und das war eine gute Erkenntnis. 

Mittwoch, 14. August 2013

Echtzeit - Ihr in meinem Herzen

Wo wäre ich nur ohne euch Mädels?
Keine Ahnung, was ich im März gemacht hätte, wenn ihr mich nicht aufgefangen hättet. 

Darum möchte ich euch danken! Von ganzen Herzen und mehr, als ich das In diesem Moment in Worte fassen kann.

Ohne euch wäre ich nicht wieder aufgestanden. Ohne euch hätte ich nicht begonnen, wieder nach vorne zu schauen. Zu Daten. Zu schreiben.

Ich versuche nun alles so halbwegs zusammen zu bekommen, vielleicht vergesse ich etwas, aber das ist dann keine Absicht.

Danke an meine Marji, die sofort zur stelle war. Die zu mir kam am Abend dieser furchtbaren Trennung, direkt vom Bahnhof aus. Du hast mir über den ersten Abend geholfen und über die zeit danach. Schon fünfundzwanzig Jahre, du kennst mich einfach.

Danke an Babsi, die es schafft, dass ich mich trotz der tausenden Kilometer nicht alleine gefühlt habe. Die unermüdlich geschrieben hat, nachgefragt hat, tröstende Worte hatte, auch wenn ich sprachlos war.
Du hast dir vieles tausendmal anhören müssen und bist nicht durchgedreht. 

Danke an Friederike, meine Schwester im Herzen, für offene Worte und die Hoffnung darin, dass es irgendwie weitergeht. Durch dich hab ich begonnen zu schreiben. Du bist ein Geschenk!

Danke an Jenne, im gleichen Boot ist es gemeinsam manchmal schöner. Wir haben einander - was brauchen wir Männer?

Danke an Harriet, die mich bei Tee und Nudeln aufgebaut hat und mich an ihren Erfahrungen teilhaben ließ. 
Noch immer helfen deine Worte mir in Momenten des Zweifels.

Danke an Anna, die trotz eigener Verliebtheit noch erinnerte, wie es war, alleine zu sein. Das können nicht viele. Du warst mir eine Lehre in Sachen Dating ;-)

Danke an Heike, die es ausgehalten hat, dass mich der Zorn fest im griff hatte. Auch wenn wir uns nicht mehr wie früher sehen, ich bin froh, dass es dich weiterhin in meinem leben gibt!

Danke an Julia, die wundervollste Braut (und das meint nicht nur Street credibility!) für offene Ohren schon morgens um neun, gemeinsames schimpfen und Pläne aushecken.
Du bist ein wahrer Segen!

Danke an Sofie. Die meine Fassungslosigkeit teilte. Meine Sofie, auf deren Handgelenk Sehnsucht steht und die mehr weiß, als viele andere, was dieses Gefühl bedeutet. So weit weg und doch so nah.

Danke an Christiane. Du hast mich erkennen lassen, dass Männer 1) keine Arbeit haben wollen in Beziehungen und 2) ihre Ruhe. Danke für Hinweise zum Ratgeber und stete Aufmunterung.

Danke an meine liebe Edda, die manchmal ganz andere Dinge gesagt hat, als ich hören wollte und mich daran hat wachsen lassen. Unsere Unterschiedlichkeit verbindet und dafür mag ich Dich!

Nun kommt der einzige Mann:
Danke an Dirk, du hast Nächte damit verbracht, meine Panikanfälle zu ertragen. Du hast zugehört, bis es besser ging und bis ich Luft zum atmen hatte. Schon zehn Jahre! Du bist in meinem Herzen!

Und allen, die diesen Blog nicht lesen, aber die trotzdem da waren. 

Allen voran meine Schwester. Ich liebe dich von Herzen, meine kleine Viki! Wo wäre ich ohne deine Sprüche?

Das wollte ich euch sagen. Ihr sollt wissen, dass es keine Selbstverständlichkeit war, was ihr getan habt. Ich liebe euch! 

Daumenkino und dicke Titten - verdammt! Das war ein Mietwagen!

Wie ich bereits erwähnt habe, scheint sich einiges auf dem Markt der Singles geändert zu haben. Zumindest kam es mir sehr schnell so vor.

In den Mails trennte sich sehr schnell die Spreu vom Weizen. Ein weiterer Sprung war der Chat via Skype. Da wurde dann endgültig klar, wonach man(n) suchte.

Hier meine liebsten Anmachsprüche in Singlebörsen:

1. Wenn du dicke Titten hast, dann melde dich, ansonsten lass es bleiben.

2. Bist du auch an was rein sexuellem interessiert? Ich mache alles außer Schwerter kreuzen.

3. Möchtest du im Park zusehen, wie ich mir einen runterhole?

Nummer eins fragte ich, wie denn die Reaktionen so seien auf seine Frage.
Bei Nummer zwei lehnte ich höflich an.
Nummer drei habe ich nicht geantwortet.

Nun hat es natürlich eindeutig seine Vorteile, wenn Menschen offen sagen, worum es ihnen geht. Viel irritierender finde ich solche, die anfänglich sehr seriös wirken, dann aber total für durchdrehen.

Der Mann war in meinem Alter und einer der ersten, an den ich bei finya geriet. Wir  verstanden uns gut. Er war Ingenieur und gerade in Australien. Er versprach mir einen Koalabären mitzubringen, wenn ich im Gegenzug für ihn kochen würde. Das war eine gute Idee. Durch die Zeitverschiebung gestaltete sich der Anfang der Unterhaltung etwas holprig, die Mails kamen aber beständig. 

Ganz schleichend änderte sich die Unterhaltung allerdings. Er wollte wissen, ob ich den Spruch kenne, dass Frauen mit geformten Augenbrauen auch wenig Schambehaarung hätten. Ich kannte den Spruch nicht. Zunächst dachte ich mir da auch nichts bei. Auch nicht, als er hinterherschickte, dass geformte Brauen sehr wichtig wären für ihn. Aha. Naja. Hab ich. Passt also.

Um die Kommunikation zu erleichtern stiegen wir auf Skype um. Und dann kam, was kommen musste: ein Penisbild.  

Nun habe ich ja nichts gegen einen Penis. Ich frage mich nur, was Männer so dazu treibt, Frauen davon Bilder zu senden, wenn man sich nicht mal Real in die Augen geschaut hat. Und wäre es zuviel verlangt, wenn man damit vielleicht ein wenig wartet? Den Zauber lässt? 
Jetzt wollte er natürlich ein Bild von mir. Ich lehnte ab, wie schon damals bei Claus. 

Das Telefon klingelte.

Als ich ranging merkte ich, was der Australienurlauber gerade veranstaltete. Keine Ahnung, weshalb ich das Spiel mitspielte - vielleicht um doch den Koala zu bekommen? - Jedenfalls stöhnte er mir ins Ohr. Ich sagte ihn, dass es grad ungünstig sei. Er könne aber gerne Fragen stellen, die ich mit ja oder nein beantworten würde. Das tat er dann auch. Und ich antwortete. Dann hätte das sicher bald ein Ende.

Ein Ende hatte es dann auch. Wörtlich wurde dieses Ende mit dem Satz begleitet: Verdammt! Ich hab das ganze Auto eingesaut! Das ist ein Mietwagen!

Danach kamen nur noch ab und an SMS, wann ich mal wieder zeit hätte. Sicherlich ist er mittlerweile in Berlin. Auf den Koala warte ich noch immer. Eigentlich habe ich mir den redlich verdient!

So sitze ich nun da - mit Angeboten, die ich nicht will. Von Männern, die mir nicht zusagen. Auf der suche nach jemandem, der den Zauber lässt und trotzdem feuer hat. Die Geschichte von dem einen, der mir aktuell im Kopf rumgeistert rückt näher. Und sie ist noch nicht vorbei - auch nach Date fünf nicht. 

Jetzt kann ich mir meine zeit damit vertreiben, Daumenkinos aus Penisbildern zu basteln, oder mein Bild von Männern gänzlich zu überarbeiten. Auch nicht schlecht. 



Dienstag, 13. August 2013

David - Die Tücken der Autokorrektur und Mixed Messages

Mit dem FCB kann ich gut leben.

Der Einstieg war schon mal ok. David war lustig und schien interessiert. Meine Erfahrungen hatten mich jedoch wachsam gemacht.

Meine neuen Erkenntnisse wollte ich unbedingt anbringen. Daher stiegen wir nach kurzer Zeit von Mails auf SMS um. Die erste Hürde hatte er gemeistert, weil er dies nicht mit einem Bild seiner Genitalien quittierte, sondern mit fröhlichen und teilweise auch nachdenklichen Worten. 

Allerdings läuft grundsätzlich nie etwas komplett rund. Mein Kater wurde krank. Nicht ein bisschen, sondern richtig. Ich war ängstlich, müde, traurig - alles in allem also schwierige Umstände für die Anbahnung einer Liebschaft.

David ließ sich jedoch weder abschütteln, noch abschrecken. Er blieb dabei. Auch, als ich zwei Dates verschieben musste, erkundigte er sich weiter und blieb am Ball. Es war sonderbar. 

Meinen Vorsätzen des frühen Treffens wollte ich trotzdem treu bleiben - die Umsetzung gestaltete sich jedoch schwierig. Also telefonierten wir erstmal. Er kam aus Thüringen. Doch ich wollte versuchen, mich an seinen Vorzügen zu orientieren.

Dialekt ist ja wohl nicht schlimm!

Mögen nun einige sagen. Für mich ist es das schon. Zumindest solche, die sich für mich nicht in Einklang mit Sex bringen lassen. Starker sächsischer oder thüringer oder schlimmer hessischer Akzent gehören dazu. Da kann ich einfach nicht. Da vergeht es mir nicht mal, weil nichts ankommt. 

Das telefonieren klappte trotzdem. Ich wollte einfach, dass es klappt. 

David war dreißig und war froh, dass ich mich sowohl schminkte, als auch Comics las. Er war Elektroinstallateur, hatte aber nach seiner Ausbildung studiert. So weit so gut. Brauchbares Material. Nun wohnte er in einer WG mit Katze in Friedrichshain. Er war ein ganzes Stück größer und sah auf den Bildern sehr stark aus. Zumindest niemanden, den ich nach der Hochzeit über die Schwelle tragen müsste - juhu! Es gab Hoffnung.

Nun habe ich allerdings - wie viele in meiner Familie mütterlicherseits - die Gabe, in kurzer Zeit, möglichst viele peinliche Dinge zu sagen oder zu tun. Genau das passierte.

David wollte wissen, ob ich bei meiner vielen  Arbeit denn überhaupt zeit für eine Beziehung hätte. Meine Antwort sah folgendermaßen aus:  

Natürlich habe ich Zeit für Beziehung. Ich bin gut organisiert, so dass ich mir die Zeit für Beziehung nehmen kann. Bis jetzt hat sich auch noch nie einer beschwert, dass ich für Beziehung keine Zeit finde. Einfach, weil es mir wichtig ist. Schließlich suche ich ja danach.

Mensch! Das hatte ich Super geschrieben! Ich war stolz! Und dann kam die Antwort:

BESTEIGUNG?

Nun wird der frech, dachte ich mir! Doch dann las ich meine SMS nochmal. Es war wie tot umfallen. Genau das hätte ich auch am liebsten getan. Meine Autokorrektur hatte aus dem Wort Beziehung jedesmal das Wort Besteigung gemacht. Ich beendete für ein paar Stunden die Dialog und lief mir hochrotem Kopf durch den Tag. 

David war nun allerdings noch interessierter, außerdem hatte er sich totgelacht. Wunderbar. 

Also trafen wir uns. Oben am SBahngleis.  Er war wie auf den Bildern und er gefiel mir. Er war unglaublich niedlich und ja, heiß war er irgendwie auch. 

Wir kauften Kaffee und gingen auf dem Tempelhofer Feld spazieren. Mehrmals sprach er kommende Dates an. Wo wir essen gehen könnten, wie wir nächstes mal auch einen Drachen mit hierher nehmen könnten, dass wir uns das Flugzeug schnappen sollten und uns in die Karibik aufmachen sollten. Es klang großartig. 

Nach zwei Stunden - länget ging wegen des Katers nicht - brachte er mich spazierend im Regen nach Hause. Es war perfekt. Ich war aufgeregt. Vor meiner Tür alberten wir rum. Es war diese Albernheit, mit der man an Sicherheit gewinnen will, hier ein Lächeln, da eine flüchtige Berührung. Irgendwann wurde der Regen allerdings zu stark und wir verabschiedeten uns mit einer Umarmung.

Abwarten! Katharina! Abwarten.

So lange musste ich gar nicht warten. Knapp zwei Stunden später kam eine SMS von ihm:

Es war ein sehr schöner Nachmittag mit dir!

Ich wollte es kaum glauben. Nach zwei Stunden! Wahnsinn! Was passierte hier nur? Ich wertete alles mit meinen Mädels aus. Wir waren uns einig: er hatte Interesse.

David und ich schrieben uns noch den ganzen Abend. 

Am nächsten Tag hörte ich nichts von ihm. Sicherlich hat er viel zutun. Der hat ja bereits Interesse gezeigt, ruhig bleiben.

Als am späten Nachmittag aber keine Nachricht da war, er aber sehr wohl online, keimte in mir der Verdacht, dass irgendwas nicht stimmte. Ich fragte nach. Und ich behielt recht. 

David sagte, der Nachmittag sei toll gewesen und ich auch. Aber er sei noch in seine Ex verliebt. Er könne einfach nicht. Zum Abschluss wünschte er mir (und sich selbst!) noch viel Glück auf der Suche nach der Liebe.

Es war abstrus. Er verstieß gegen alle Regeln. Leider konnte ich nichts tun. Um wenigstens ein wenig mein Gesicht zu wahren, antwortete ich ihm nicht auf seine Nachricht.

Und dann passierte etwas, was in der zeit des Datens noch nicht passiert war. Ich weinte. Um alles. Um die Männer, die sich nicht verliebten, die mich für nicht liebenswert hielten, um meine Einsamkeit und den kranken Kater (wenigstens der wurde gesund). 

Meine Therapeutin sagte, als Mutter würde ich mein Kind nach einem Foul sicher auch wieder aufs Spielfeld schicken. 

Und so schickte sie mich zurück aufs Spielfeld.

Montag, 12. August 2013

Homöopathische Mittel für Schwache Nerven

Mit so viel Humor hatte ich bei den Homöopathen nicht gerechnet. Immer wieder für eine Überraschung gut!

Aber mein absoluter Favorit unter den  Heilpraktikersprüchen:

Gallensteine sind die nicht geweinten Tränen unserer Jugend.

Meine Galle ist demnach in einer Topform. Gefühlt habe ich nämlich meine halbe Jugend geweint - zumindest immer dann, wenn mir danach war. Aber dazu ein andermal.





Samstag, 10. August 2013

Dr. Habibi - Ich freue mich, ich habe mich gefreut, ich freue mich

Meine Mama und ich sind ein ganz wunderbares Team. Niemand kann mich so schnell so trösten und niemand kann mich so schnell auf die Palme bringen. Es ist, wie in vielen Mutter-Tochter-Beziehungen und manchmal noch viel besser.

Seit meiner Trennung waren meine Mama und ich noch ein ganzes Stück näher gerückt. Sie teilte meine Wut auf den Mann. 

Ich finde es sehr gut, dass in deinem Privatleben so viel Bewegung ist. Männer sollte man sich ganz genau anschauen, die ändern sich nicht.

Meine Mutter wusste, wovon sie Sprach. Meine Eltern waren zusammen, seit sie sechzehn waren, verlobt seit sie achtzehn waren und seit sie einundzwanzig waren verheiratet - das alleine waren 42 Jahre. Es konnte wirklich eine lange zeit werden. Mein Vater war kein einfacher Mensch und meine Mutter hatte es auch nie versucht, ihn zu ändern. Die Ehe glich einem Loriotfilm. 

Sicherlich werde ich über einige Erfahrungen mit meinen Eltern auch in diesem Blog schreiben, aber nicht heute. 

Zum Muttertag hatte ich ihr geschenkt, dass wir das Konzert eines Babysittenvaters besuchten. Meine Mama war sehr aufgeregt und erzählte allen, es würde ein piekfeiner Abend werden.

Das Konzert des Quartetts sollte in einem Club in Kreuzberg stattfinden. Für meine Mutter - die mit diesem Teil von Kreuzberg noch immer etwas anrüchiges verband - war das der absolute Knaller. Schon auf dem weg zum Watergate war sie total aus dem Häuschen. Mütter. 

Als wir angekommen waren ergatterten wie hervorragende Plätze und ich Aperol für mich und Cola für meine Mutter.

Auf dem weg zum Tresen sah ich ihn. Für einen Moment war es, als würde ich erstarren. Da stand er. So etwas war mir lange nicht passiert. Das war es wohl, was die Männer meinten, als sie vom Funken sprachen. Und in diesem Moment wurde mir klar, dass er gefehlt hatte. Bis jetzt.

Manchmal ist die Welt klein - sehr klein. Es stelle sich heraus, dass der Mann ein guter Bekannter des Babysittenvaters war und ich war dankbar über diesen Zufall.

Nun gibt es verschiedene Arten von Familien, mit denen ich Zutun habe. Mit manchen bleibt es immer sehr distanziert, was gar nicht schlimm sein muss - mit anderen ist es dann aber anders. Mit Julia war es anders. Als der Mann mich verließ berichtete ich es ihr und sie fand ehrliche Worte für meine Situation. Es sprach also nichts dagegen, sie nach dem zauberhaften Mann vom Konzert zu fragen. 

Julia berichtete sofort alles, was ihr auf Anhieb einfiel. Er war Gynäkologe, Ende dreißig, geschieden und aus Syrien. Nach seinem Studium in Damaskus hatte er in Deutschland Geige studiert. 

Wir waren entzückt von der Idee, dass er auf Hochzeit von Julia in vier Wochen da sein würde. 

Die kommenden vier Wochen musste also einiges getan werden. Ich brauchte ein neues Kleid - meine Therapeutin sagte, was mit tiefen Ausschnitt sei gut. Mit meiner Schwester und Anna machte ich mich also auf den weg. Ich probierte vierzig Kleider an. Vielleicht waren es auch mehr. Meine Schwester probierte auch und Anna griff sich ein Brautkleid. Und so standen wir vor dem Spiegel. Viki und ich hatten dasselbe Kleid an und Anna war eine Traum in weiß. Auf der stelle hätte ich uns drei Blumenkränze für die Haare Flechten können. Das suchen nach einem Kleid hatte ein Ende.

Die Woche vor der Hochzeit musste gut geplant sein. Ich badete in Milch und Honig, ich zupfte hier Haare und lackierte dort Nägel, ich probierte Frisuren aus und Fett zurückdrängende Unterwäsche. 

Am Tag der Hochzeit machte ich mich vormittags auf den weg. Ich war innerlich im Zeitplan.

Der kleine Mopsi hatte allerdings anderes Zutun, nämlich das, was Kinder meistens Zutun haben, wenn ihre Eltern heiraten: Fieber haben. Das würde schon alles klappen. Zwar würde er an mir sitzen wie eine kleine Fliege, aber Herrenbegleitung war Herrenbegleitung, auch wenn der Herr erst ein Jahr alt war.

Die Feier war wunderbar, nie in meinem ganzen leben hatte ich eine so wunderschöne und strahlende Braut gesehen und nie einen so verzauberten Bräutigam.

Der Mopsi hatte noch immer Fieber und es war das beste, wenn er schön weit von Mama-Braut ferngehalten wurde, denn nur wenn er nicht die Auswahl hatte sass er zufrieden auf meinem Arm. 

So stand stand ich nun da, schob dem Mopsi ab und an Bretzel in den Mund und überprüfte mein Outfit. Die Haare hatten bis jetzt recht gut gehalten und ich war zuversichtlich. Mehr ging wirklich nicht. So wie es jetzt war, war es gut und besser würde es nicht werden.

Manchmal nehmen Veranstaltungen eine ganz andere Wendung. In meinem Leben passiert das meistens, wenn ich eigentlich alles strategisch durchgeplant habe. Dies war so ein Fall.

Natürlich hatte ich ihn sofort gesehen. Und er gefiel mir noch immer. Er begrüßte den Mopsi und mich. Wir plauderten ein wenig. Oh, der hat aber schöne Haare, der Mopsi - Jaja, er hat sich ordentlich zurechtgemacht für die Hochzeit der Eltern, für den besondere Glanz in den Augen hat er sogar Fieber in Kauf genommen - Oh, Fieber! Ja, der Arme! Er sieht wirklich müde aus!

Dr. Habibi versorgte mich ab da mit Getränken. Mich und die Trauzeugin. Die war nämlich auch ohne Mann da. Und Stewardess war sie auch. 

Ich muss nun einmal anmerken, dass ich von der Figur einer Stewardess weit entfernt bin. Zwar wollte ich im Kindergartenalter mal Seiltänzerin werden, aber mit genauerer Betrachtung zerschlug sich dieser Traum. Ich bin das, was Kinder weich und kuschelig nennen. Der Vorteil ist, dass ich wenigstens proportioniert kuschelig bin. Dieser Problematik bin ich mir bewusst und weiß, dass jeder wohl sein Päckchen zu tragen hat. Mein Päckchen ist nur deshalb stabil, weil ich zu den großen Brüsten auch einen dicken Hintern habe. Gestern sagte ein Kind, auf meinen Brüsten könnte man ein Tablett abstellen, ob ich das mal versucht hätte - nein, habe ich nicht. 

Kurz und gut: Die Sache war gelaufen. Ich hatte einfach keine Chance. Fiebernder Mopsi hin oder her. Das machte keinen Unterschied. Und auch die Getränke, die Dr. Habibi mir weiterhin brachte machten keinen Unterschied. Ich sah ihn so an, wie er die Stewardess ansah. Die Stewardess sah ihn allerdings nicht so an. Wir hatten alle drei irgendwie verloren. 

Der Mopsi und ich gingen um halb acht ins Hotelzimmer. Der Tag war anstrengend genug gewesen. Aber auch spannend. 
Natürlich hatte mir das einen ziemlichen Dämpfer verpasst. Natürlich war ich traurig. Einen Monat Pläne, Hoffnungen, Vorfreude und dann nichts. Aber war es wirklich nichts?

Ich hatte einen großen Sieg davon getragen. Ich hatte wieder einen Funken gespürt. Genau das war der Moment, an dem ich wirklich wieder frei für etwas neues war. Es ging nicht um Habibi, es ging um mich. Ich hatte es geschafft und mich überwunden. 

Zwei Tage später war ich im Zoo. Ich war zwar zufrieden, wollte aber wenigstens Habibi noch mein Interesse signalisieren. Vielleicht war das mit einem fiebernden Mopsi untergegangen. Wenigstens das wollte ich noch.

Ich schrieb ihm eine kurze Mail bei Facebook, dass ich zwar die tollste Herrenbegleitung des Abends gehabt hatte, aber mir vielleicht andere tolle Gäste entgangen sind.

Seine Antwort kam sehr schnell und bestand vor allem aus der Floskel Ich freue mich. In einer sehr kurzen Mail hatte er dreimal geschrieben, dass er sich freut. Außerdem schrieb er, würden wir uns sicher wieder mal über den Weg laufen. Er freute sich jedenfalls. Mensch, ein fröhliches Kerlchen, dachte ich noch. Aber mir war längst klar, dass es eine potentielle Abfuhr war. 

Eine weitere Mail schrieb ich nicht. Ich wollte Habibis Freude ja nun nicht ins Unermessliche steigern. 

Meine Schwester hatte die Geschichte natürlich, wie alle meine Mädels, aufmerksam verfolgt. Das einzige was sie dazu sagte war: 

Gynäkologen können durch einen Briefschlitz eine Vierraumwohnung tapezieren.

Dem gab es eigentlich nichts hinzuzufügen, außer: Ich freue mich.





Freitag, 9. August 2013

Matthias - konservativ geht immer

Ich gebe es zu, ich bekomme den Anfang dieser Story nicht so richtig zusammen. Eigentlich hatte ich ihn auch bereits abgeschrieben, weil er mir zwei Wochen nicht auf meine Mail geantwortet hatte. Doch dann schrieb er doch. Er teilte mir seine Email Adresse mit und sagte, wir könnten lieber so schreiben.

Die Mails waren von Beginn an lang und witzig und von Beginn an sehr nachdenklich. Der Mann aus Potsdam schien ein Mann mit Geist zu sein. Er gefiel mir sofort. Ich ihm scheinbar auch. Wir schrieben uns immer viel und oft. 

Es war eine andere Art der Gewöhnung, die sich bei uns eingestellt hatte. Es war Gewöhnung nicht durch Zeit, sondern durch den Inhalt. Einmal sagte Matthias, er hätte das Gefühl, ich würde ihn den ganzen Tag über begleiten, es sei ein wunderbares Gefühl. so könne das bleiben. Er hatte einen Nerv getroffen.

Matthias war Christ und konservativ, wir hatten die gleichen Ansichten über Familie und Beziehung, über Berufe und den Blick auf die Welt. Und wir beide liebten Comics und Superhelden sowieso. Es war, als hätte ihn der Himmel geschickt. 

Leider schrieben wir uns so lange und so intensiv, dass wir scheinbar die Lücken mit lauter wünschen füllten. Was ich Nicht wusste von ihm, dachte ich mir dazu. Es verging kaum eine Minute, in der ich nicht schrieb oder daran dachte zu schreiben. Es gab so viel, was ich ihm sagen wollte und er wollte mir auch viel sagen, wir fanden kein Ende. Wir schrieben uns bis nachts um drei und dann wieder morgens. 

Es war, als würde die Zeit nicht ausreichen, um einander alles zu sagen.

Nach anfänglichen Hürden - voller Zeitplan und Schüchternheit - bat er mich endlich um eine Verabredung. 

Mittlerweile schrieben wir über whatsapp, also ununterbrochen. 

Er schlug vor sich unter dem Brandenburger Tor zu treffen. Außerdem wollte er vorher festlegen, wie wir uns begrüßten. Das würde schüchternen Menschen eine Hilfe sein, sagte er. Wir entschieden uns für eine Umarmung. 

Seine Bilder hatten mir gefallen. Dennoch trug ich mich mit dem Gedanken, dass er eventuell sehr schmal sei. Diese Befürchtung ging sogar so weit, dass ich schrieb, mich neben ihm eventuell zu fühlen wie die Elefantenkuh neben der Gazelle. Ich schob noch den Hinweis hinterher, dass ich nicht die Gazelle sei. Meine Bedenken stießen auf Unverständnis. Er würde meine Bilder kennen, er bräuchte keine Elfenhafte Frau, alles sei gut.

Auf dem weg von der UBahn zum Brandenburger Tor freundete ich mich mit dem Hund von Nina Hagen an. Dieser war am Rande einer Demo gegen Unterbringungen in Psychiatrien abgestellt worden und trug eine Federboa. Ich konnte nicht umhin, diesen krummen und schiefen Hund zu streicheln und ihm ein paar Komplimente zu machen. Als ich seine Besitzerin dann allerdings von der Bühne keifen hörte, da war ich unsicher, ob Psychiatrien nicht doch auch einen wichtigen Zweck erfüllten - vor allem für Leute, die dort nicht hinwollten.

Irgendwann ging ich weiter. Am Brandenburger Tor war ein riesiges Gewimmel. Trotzdem sah ich ihn sofort. Und dann sah er mich. 

Wir schlenderten durch den Tiergarten und redeten, es war ein herrlicher Tag mit viel Sonne. Ich mochte was er sagte und die Art, wie er es sagte. Matthias konnte wunderbar schimpfen und das tat er auch.

Nach Spaziergang und Flomarkt wollte er ein Eis essen und ich schlug eine Eisdiele in Kreuzberg vor. Wir kauften Eis und setzten uns in den Park. Auch dort schimpfte er. Irgendwie fand ich das putzig. Er suchte gekonnt Gebiete, in denen er sehr versiert war und legte dann los. Ich saß andächtig daneben und versuchte, meine gefühlswelt zu ordnen. 

Wie fand ich ihn eigentlich? Konnte ich ihn mir nackt vorstellen? Neben mir im Bett? 

Und während er schimpfte, Stunde um Stunde und die Nachmittagsausflügler mit den Besuchern des abends die Schicht tauschten, saßen wir auf einer Bank und versuchten, jeder für sich Sicherheit zu gewinnen.

Ich brachte ihn zur Bahn. Wir googleten den schnellsten weg und mir entging nicht, dass er vorher meine Adresse gegooglet hatte. Es störte mich nicht. 

An der Bahn umarmten wir uns nach neun gemeinsamen Stunden und jeder fuhr heim.

Zuhause angekommen wertete ich mit meinen Freundinnen und meiner Schwester den Tag aus. Wir waren alle unschlüssig. Außer meine Schwester. Die sagte nur:

Du solltest dir überlegen, ob du ihn wirklich heiß findest oder ob du Grad nen Milcheinschuss bekommst.

Das traf den Nagel auf den Kopf. Genau das war der Punkt, der mich zum nachdenken brachte. Als Mensch war er hinreißend, witzig, gebildet, gutaussehend.. Aber wo war der Funke?
Ich beschloss, den Funken wenigstens zu suchen und Matthias noch nicht abzuschreiben. Ein zweites treffen wäre drin.

Und dann wartete ich. Nichts kam. Er war online, ich konnte es sehen, aber er schrieb mir nicht. Tief im inneren fühlte ich es da schon. 

Also schrieb ich ihm eine Mail. Ich Schrieb, dass der Tag ganz wunderbar war und ich das gerne wiederholen würde.

Matthias schrieb, dass er mich nett fand, aber alles andere nicht möglich sei. Ich hätte ja sicher auch gemerkt, dass der Funke fehlte. Das hatte ich natürlich, aber geht es wirklich immer um den Funken? Ich war gekränkt. Matthias sagte, ich sollte darüber nachdenken. Wir würden das so machen, wie es für mich nicht schmerzlich sei. Auch ihm tat die Situation leid. Auch er hatte sich anderes erhofft. Aber anders als André, warf er es mir nicht vor. Das war ein Fortschritt.

Zunächst legte ich die Sache auf Eis. Ich schrieb ihm nicht mehr. Irgendwann, als ich mich sortiert hatte, konnte ich seine Einträge bei Facebook kommentieren und er antwortete. So wirklich entspannt sind unsere Unterhaltungen noch nicht. Es ist mehr ein Vorwagen und Abwägen. 

Es blieb mir nichts anderes, als weiter Ausschau zu halten. Ausschau nach dem einen, der auch den Funken spürt. Vielleicht werde ich Matthias irgendwann schreiben, wieder ausführlicher. 

Bis dahin bleiben die Superhelden die besten Männer in meinem Leben.

Vom Finden der großen Liebe

Das schöne am Alleinsein ist ja, dass einem viele Geschichten zugetragen werden, wie die Liebe sich so findet.

Die Erzähler beharren dabei immer darauf, dass man nach Liebe niemals suchen dürfe. Aus der luxuriösen Position eines Pärchens finde ich diesen Hinweis mehr als gewagt.

Hör einfach auf, nach jemanden zu suchen, in dem du dich erkennst. Einfach alles abwarten. 

Mittlerweile antworte ich darauf schon gar nicht mehr. Es macht keinen Sinn. Die Paare empfinden das wirklich so, während sie glücklich nebeneinander einschlafen und nebeneinander aufwachen, während sie gemeinsam auf Parties und Familienfeiern gehen, während sie jemanden haben, der sie in den Arm nimmt, auf diese ganz besondere Weise. Einfach so. 

Doch manche sind nicht so gefangen in ihrer Pärchenwelt. Manche sind ehrlich und erinnern sich an den Schmerz und an die Suche und die Zurückweisungen. Und dann bekomme ich Geschichten zu hören, wie Liebe sich manchmal wirklich findet. Liebe, die bleibt. Und diese Erzählungen verändern meinen Blick und nicht ein mitleidiges vertrösten.

Von einer dieser Begegnungen möchte du nun schreiben, weil sie mir immer so besonders war, weil ich mich in den Gefühlen so wiederfand. 

Kathy war 33. Sie arbeitete als Sekretärin in einer Bibelschule - die Geschichte trug sich in den USA zu, soviel sei gesagt - für eine evangelikale Christin, wie sie es war, hatte sie für eine unverheirate ein geradezu salomonisches Alter. Es wurde früh geheiratet. Nur sie war bis jetzt alleine geblieben.

Nicht, dass Kathy keine Angebote gehabt hätte. Den ein oder anderen Antrag hatte sie abgelehnt. Es kam ihr einfach nicht richtig vor. Und Kathy wartete auf den richtigen.

Einiges Tages tauchte vom anderen Ende des Landes ein junger Mann auf, der sich für Kurse einschrieb. Gary war jünger und ein zauberhafter Mann. Alle Frauen in der Bibelschule waren hin und weg. Zudem war er unverheiratet. 

Nun kann man denken, die Zeit für Kathy wäre ab nun Wundervoll, denn sie hatte ihn ja getroffen. Doch schnell wurde ihr klar, dass sie nur für ihn Schwärmen würde und dann Gott bitten würde, diese Gefühle von ihr zu nehmen, da sie zu nichts führten.

Kathy war klar, dass Gary die volle Auswahl hatte und sie nicht. Die Frauen, die Gary umschwärmteren waren Jung und hinreißend. Sie erzählte mir, dass sie nur darauf wartete, dass er sich mit einer von ihnen verabreden würde. Doch niemals tat er das. Er nahm nicht mal eine alleine im Auto mit. An Gary schien das alles abzuperlen. 

Und da waren sie nun, diese jungen Frauen, mit den perfekten Zähnen und kleinen Nasen, diese Frauen, deren Haare immer glänzten und die nie ihr Lächeln verloren. Und dann war da Kathy, die von alledem das Gegenteil war. 

Doch so sehr sie auch darum bat, die Gefühle wurden nicht von ihr genommen. Und so ging es einige Monate weiter.

Dann fand in der Bibelschule eine Feier statt und es war üblich, sich von McDonald's dafür Eis zu leihen. Irgendwas musste danach dahin zurückgebracht werden, für die Geschichte macht es keinen Unterschied, was das genau war.

Gary bat Kathy mitzukommen und sie dachte sich nichts dabei. Er trank einen Eistee und sie eine Cola. Gary zerriss das Papier der Strohhalmverpackung und machte einen unruhigen Eindruck. Er sagte, er brauche ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht und verschwand.

Als er wiederkam, war er ruhig. Er setzte sich ihr gegenüber, schob die Schnipsel der Verpackung von sich weg und sah Kathy lange an. 

Ok, willst du mich heiraten?

Kathy dachte erst, sie hätte verfrüht etwas mit den Ohren, aber es handelte sich um keinen Irrtum. Über ihre Antwort musste sie keinen Moment nachdenken.

Es gab keine Dates. Kein umschwärmen. Es war einfach klar.

Als ich die beiden kennenlernte, waren sie fünfzehn Jahre verheiratet. Sie hatten zwölfjährige Zwillinge. Kathys Tochter und ich saßen in der Küche und lauschten bedächtig, während Kathy erzählte. Dabei kochte sie unermüdlich und wir baten sie immer wieder, bestimmte Teile zu wiederholen, weil es zu unglaublich war.

Hätte ich nicht die Frau getroffen, der es passiert ist, hätte ich nicht gesehen, wie liebevoll und Dankbar die beiden miteinander umgingen, ich hätte es nicht geglaubt.

Es sind diese Paare, die mir Mut machen, nicht aufzugeben. Weiterzusuchen. Durchatmen. Es liegt nicht alles in meiner Hand. Vielleicht muss es das ja auch gar nicht. 

Donnerstag, 8. August 2013

André - ich geh aber gleich wieder!

André schrieb mir eine Email, es ging wohl um Jogginghosen. Viele Männer nahmen mein Statement als Aufhänger für eine Kontaktaufnahme. Vielleicht hatten sie aber auch keinen Bock mehr, weiter zu lesen.

Relativ schnell tauschten wir Nummern. Aber nie rief einer an. Alles ging über SMS. Es war wie eine nie erwähnte Abmachung. Wir kamen auch beide überhaupt nicht drauf.

Mittlerweile war ich geübter. Schüchternheit hatte ich weitestgehend abgelegt. Ich hatte zwar noch keine ausgefeilte Choreografie, aber sowas wie einen roten Faden, der sich durch das erste Kennenlernen zog.

Wenn ich abends spät arbeiten musste, dann wollte er eine SMS, dass ich gut Zuhause angekommen war. Morgens, wenn er aufwachte, dann schrieb er mir als erstes es SMS. Wir kamen miteinander aus. Es war nicht sonderlich dramatisch. Vielleicht hätte ich da erahnen können, dass es uns nicht um den anderen ging, sondern mehr um die Idee, dass da jemand war, der verlässlich schrieb. Dem man irgendwie nicht egal war.
In Wahrheit waren wir uns allerdings herzlich egal. 

Von André wusste ich, dass er aus Magdeburg kam und vorher eine sehr lange Beziehung hatte. Er war bei der Bundeswehr und hatte im letzten Jahr viel abgenommen. Darum machte er bei der Bundeswehr auch meistens Sport, wenn der Schreibtisch überschaubar war. Zuhause kochte er viel und machte irgendwelche Kuchen. Er schien recht häuslich. Seine Bilder waren ok, aber so richtig war er nicht mein Fall. Trotz schöner Haare und Brille. Er machte mich höchstens lauwarm.

Ich hatte ihm angeboten die Stadt zu zeigen. Da er neu war, konnte das nicht schaden. Viel Hoffnung setzte ich nicht in diese Begegnung, aber neue Leute kennenlernen war ja auch gut.

André liebte Ikea. Und weil er natürlich auch neu in seiner Wohnung war, musste er dort oft hin. Also trafen wir uns dort. 

Am Nachmittag war meine Anna bei mir gewesen. Bei Kaffee und Kuchen hatten wir über dies und das gesprochen, Job und Männer, glückliche und weniger glückliche Dinge, die uns dort hingeführt hatten, wo wir gerade waren. Anna war arbeitslos, aber hatte einen Mann, den die sehr liebte. Ich hatte einen wunderbaren Job als Nanny, aber keinen Mann. Es schien, als würde das Leben einem nie alles bieten.

Ich machte mich auf den Weg zu der Verabredung. Während ich von der SBahn zu Ikea lief, begann es zu regnen. Meine Haare machten so richtig Party und als ich in von weitem sah, ärgerte ich mich, dass ich vier Regenschirme hatte, aber nie einen in meiner Tasche.


Und dann sah er mich. Für den Bruchteil einer Sekunde verlor er die Fassung. Schnell bekam er sich wieder ein - aber nicht ganz, denn er begrüsste mich mit folgendem Satz:


Ich geh aber gleich wieder. Also lange bleibe ich nicht!


Es war wirklich nicht so, dass ich ihn gleich hätte heiraten wollen. Sogar sein Name machte es mir unmöglich, mir da irgendwas Ernsteres vorzustellen. Aber mit dieser Begrüßung hatte ich nicht gerechnet. 

Ab da ging eigentlich alles schief. Sehr schief sogar. Andre hatte bereits komplett dicht gemacht und kein Interesse, diese Verabredung auch nur halbwegs würdevoll über die Bühne zu bringen. Teilweise verdrängte er einfach, dass ich da war. Wenn ich ihm etwas zeigte, dann schaute er entweder abfällig oder konnte in zwei Worte so viel Gehässigkeit packen, dass es selbst mir die Sprache verschlug.


Ich wollte nur noch weg. Aber wenigstens höflich wollte ich bleiben.


Andre sagte, wenn ich eine IKEA family Card hätte, dann könnten wir ja einen Kaffee trinken. Da saßen wir nun. Es war unsagbar peinlich und wir beide wunderten uns, dass wir mit jemandem so viel geschrieben hatten, den wir dann so unangenehm fanden. Dabei fand ich in ja gar nicht sofort und komplett blöde. Ich fand sein Benehmen blöde. Seine Art. Seine Arroganz, die sich in meinem Augen durch nichts erklärte.


Tief im Inneren dankte ich meiner Intuition, dass ich nicht seinem ersten Vorschlag für eine Verabredung zugestimmt hatte. Ursprünglich wollte er mit mir joggen gehen und danach kochen. Als er mir da so gegenüber saß, war ich sicher, er wäre mir dann einfach davon gerannt. 


Er brachte mich noch mit dem Auto zur SBahn. Als ich ausstieg wusste ich, dass ich ihn nie wieder sehen oder hören würde.


Hätte ich ihn angeschrieben, dann wäre das alles weniger dramatisch. Für mein Gefühl bestimmt das die Gedanken der Männer. Andre war enttäuscht von seinem eigenen Handeln und warf es mir vor. Er warf mir vor, dass ich anders war, als er es gehofft hatte. Er war richtig böse auf mich.


Folgendes konnte ich an Lehren aus dieser Geschichte ziehen:

1. Innerhalb von einer Woche treffen
2. Ich muss zu niemandem freundlich sein, der nicht freundlich zu mir ist. Ich bin nämlich super. 

Mein Psychiater fand die Geschichte super. Insgeheim freute er sich vielleicht über die ganzen sonderbaren Dinge, die in meinem Leben passierten. Zugeben würde er das nicht.


Wenigstens hatte ich draus gelernt.

Also auf zum nächsten.
Denn es gibt ihn. Ich weiß das.