Sonntag, 22. Dezember 2013

Echtzeit - Liebe im Nebensatz

Es war kein kompletter Tag mit Mister Start up, aber es war - sagen wir mal - ein Dreiviertel Tag. 

Um viertel nach zehn war er zum Frühstück da, mit Croissants und guter Laune. Ich hatte Nutella und Milchkaffee. Alles begann also sehr gut. 

Manchmal, da denke ich, er tut Sachen einfach deshalb, damit sie nicht wie immer sind. Damit nichts zur Routine wird. Mittlerweile ist aber auch das durchbrechen ebenjener Routine zu einer solchen geworden. Aber mich soll es nicht stören. 

Nach dem Frühstück legte er sich zum lesen aufs Sofa. Mister Start up. Zeitungen. Katzen. Ich saß auf dem Sessel und dachte nur: wohl fühlt er sich anscheinend.

Ich möchte eine Decke.

Ich nahm eine Decke und warf sie über ihn. Er zog eine Augenbraue hoch und sagte nur:

Na dann weiß ich ja, wie das hier die nächsten zwanzig Jahre weitergeht.

Ich lächelte und in mir schrie alles vor Glück. Diese kleinen Dinge. Diese Scherze am Rande. Vielleicht zeigt sich Liebe in solchen Dingen und nicht in riesigen, dramatischen Bekundungen.

Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich zwanzig Jahre zudecken werde! Das war eine Ausnahme.

Wir blätterten durch Reiseführer für Israel und er sagte, April wäre eine gute Zeit. Es steht also scheinbar fest. Und während ich einen Artikel über Nelson Mandela las, schlief er ein. Auf meinem Sofa und auf ihm zwei Katzen.

Als er auswachte wollte er essen, einen Spaziergang machen ("komm, wir besuchen Ulrike.") und dann wieder auf das Sofa.

Also gingen wir los, holten essen vom Chinesen und setzten uns damit ans Wasser. Vierter Advent und wir konnten draußen essen, die Weihnachtzeit ist eben die zeit der Überraschungen. Das Wetter machte keine Ausnahme.

Nach einem Besuch auf dem Friedhof und dem festen vorhaben bald wiederzukommen mit Blumen und Grablicht, schlenderten wir heim und durch eine wundervolle kleine Siedlung. Mister Start up sagte, hier würde er gerne wohnen. Nach kurzem überlegen fügte er hinzu, dass man sicher einige Köpfe unter so einem Dach unterkriegen würde. 

Ich fragte nicht nach, welche Köpfe er wohl meinte. Ich sagte auch nichts und bemühte mich, über solche Äußerungen nicht allzu viel nachzudenken. Vielleicht war es ein Zugeständnis, vielleicht auch wieder nur die Metaebene.

Zuhause angekommen legte er sich wieder aufs Sofa, versuchte mir eine Katze abzuquatschen und schlief dann wieder ein. Auf ihm wieder ein Kater. In der Anlage lief die Musik aus "die fabelhafte Welt der Amelie". 

Es war ein ruhiger vierter Advent. Aber es fühlte sich an, als sei er endlich bei mir angekommen. Noch im Schlaf hielt er meine Hand und ich schaute ihn einfach nur an..

Und hoffte, dass er den Mut haben würde, zu bleiben.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen