Donnerstag, 21. November 2013

Echtzeit - Alte Liebe

Als ich gestern meinen Eintrag über John schrieb, da war es, als würde dieser Abend wieder ganz nah kommen. Auch alles, was folgte war mit einem mal wieder dicht. 

Dieses Gefühl, jemanden bei kennenzulernen. Der Moment, wo der Funke überspringt. Der erste Kuss. 

Es war, als stünde diese große Liebe wieder vor mir, die ich durch John  kennenlernte. Rückblickend bekam das Versetztwerden einen Sinn, ja ich war John fast dankbar. 

Doch beim schreiben wurde mir noch mehr klar. Ich hatte mein Herz aufgeräumt. Denke ich nun an die alte Liebe, so werde ich nicht mehr wütend. Diese ganzen Ungerechtigkeiten, die Schläge der Vergangenheit, sie Schmerzen nicht mehr. Sie sind wie Narben. Ich kann sie betrachten, aber ich fühle sie nicht. Sie erinnern mich, aber sie schränken mich nicht mehr ein. Nach so vielen Jahren kann ich sie annehmen, als eine gemeinsame zeit, die an ihre grenzen kam. 

Kommt Liebe immer irgendwann an eine Grenze? Oder gibt es diese grenzenlosen Gefühle? Und nicht nur als Episode, sondern dauerhaft. 

Und da sitze ich nun und frage mich: Wird die Liebe weniger kostbar, weil wir nicht mehr gemeinsam den weg gehen? Würde ich auch nur einen Tag missen wollen? Das ganze Drama, das weinen, die Tragik, die nur liebe in den Zwanzigern haben kann? 

Nein. 

Nichts würde ich geben. Doch auch nach der Trennung dauerte es Jahre, bis die Information im Herzen ankam. Mein Herz kann ein ja blitzschnell erkennen und für ein nein braucht es Ewigkeiten.

Dabei war das nein keineswegs eine Überraschung. Ich kann nicht mal sagen, dass diese Liebe mich wirklich glücklich machte.

Richtig große liebe bringt meist richtig großen Schmerz. Wir wussten wohl, dass wir einander nie auf ewig würden ertragen können.

Nichts ging unter 200%. Im Streit wurden Rotweinflaschen an die Wand geschmissen, manchmal setzte er sich in den Zug und fuhr 600km zu mir, nur für einen Kaffee. Es gab Heiratsanträge (die immer zurückgenommen wurden), es gab Geschrei, Tränen und unsagbares (kurzweiliges) Glück. Egal wovon, es war immer zuviel.

Irgendwann konnten wir voneinander lassen, aber loslassen nie.

Manchmal, wenn wir heute telefonieren, wenn er sich nachts im Bad oder im Arbeitszimmer einschließt, weil seine Freundin nichts mitbekommen darf, dann erinnere ich mich an die Unbedingtheit. Dann spricht er davon, bald in den Zug zu steigen, mich bald sehen zu wollen.. Dann fährt er den alten Film. Wir beide wissen, auch wenn er es tausendmal sagt, es wird diese treffen nicht geben. 

Die zeit dafür ist vorbei. Es ist zeit für etwas neues.

Nach so vielen Jahren, nach so vielen Kränkungen bin ich nun gespannt, was als nächstes kommt. Wer oder was wird meine Liebe? 

Fest steht nur das eine: Diese alte Liebe begleitet mich weiter. Ohne Schmerzen.

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