Geh hin und tu so, als sei alles super! Sagt Matteo im Brustton der Überzeugung.
Ich überlege einen Moment.
Ne, das schaffe ich nicht! Aber vielleicht versuche ich es.
Also sage ich sehr kurzfristig eine Verabredung mit dem früheren Lieblingsmenschen zu. Vorfreude stellte sich nicht ein.
Da saßen wir dann also. Er machte einen auf entspannt und ich merkte, dass schauspielern nicht meine Kernkompetenz ist.
Irgendwann platzt es dann alles aus mir heraus. Dreißig Minuten brauchte es dafür. Dann sitze ich da, verlassen von meiner Fassade, weinend und anklagend.
Und was ich vermutet hatte, das bewahrheitet sich. Er hatte die andere Frau bereits vor dem Urlaub kennengelernt. Rein zufällig natürlich. Manchen Menschen passieren eben solche Zufälle. Nämlich jenen, die trotz Beziehung auch nackt in ihre fünfzigjährigen Nachbarinnen reinfallen. Solche Zufälle passieren immer den gleichen Männern. Sachen gibt's.
Schlagartig wird mir einiges klar. Ich war belogen worden. Mehrfach. Immer wieder. Auch nach dem Urlaub hatte ich mehrmals gefragt, ob es eine andere geben würde. Nein! Wurde geantwortet. Fast empört, dass ich auf sowas kommen würde.
Aber Lügner bleiben eben Lügner. Sie ändern sich für keine Frau. Sie gehen nach dem eigenen Vorteil. Suchen Ausreden. So auch er. Während ich zwischen weinen und Wut schwanke versucht er sich rauszureden, Dinge für ihn vorteilhaft zu drehen, ich sei eben nicht nett genug gewesen, hätte mich nicht genug über ihn gefreut - zugegeben, dass man für Männer Parties schmeissen muss, die regelmäßig in Clubs mit Anfassen gehen, die sich permanent abgrenzen, das war mir neu. Wieder was gelernt, Katharina!
Kurz schäme ich mich für die liebevollen Geburtstagsgeschenke, die ich ihm mitgab. Für die Worte und den Platz, den ich ihm zugewandt und ehrlich hier einräumte.
Der Abend endet und in mir tobt es. Gleichzeitig bin ich unsagbar müde.
Zuhause nehme ich eine Beruhigungstablette, die mein Körper kennen müsste, sie aber plötzlich nicht verträgt.
Vor meinem Bett sitzend dämmere ich durch die Nacht. Die nahe liegende Idee, mich ins Bett zu legen, hat die Tablette gelöscht. Mein Körper spielt vollkommen verrückt. Meine Wohnung kommt mir fremd vor. Mir Hilfe zu rufen traue ich mir nicht zu. Ich muss da alleine durch.
Ich gebe dir einen Rat! Sagt ein Kolumbianer einen Tag später an der Bar zu mir, als ich irgendwie versuche mich beim Barkeeper bemerkbar zu machen, höre niemals auf zu trinken! Träumen wird überbewertet! Trinken wird unterbewertet!
Oh! Danke! Ich werde es mir merken, sage ich und schaue verblüfft in strahlende Augen, wende mich schnell ab und bestelle ein Herrengedeck. Soviel Niveau muss schon sein. Schließlich wurde ich emotional verarscht, da helfen nur Promille.
Und dann spielen sie eines meiner Lieblingslieder und mit Alkohol und Frust im Blut treibe ich eine weitere Nacht durch die Beliebigkeit dieser Stadt, in der alles möglich ist, aber nie etwas wirklich passiert.