Donnerstag, 29. August 2013

Mister Start up - Postbankbikini und ehrliche Antworten

Mister Start up schrieb mir bei finya eine interessierte, aber zunächst eher unscheinbare Mail.

Was ist ein Postbank-Bikini?

Auf seinem Profil konnte ich sehen, dass er mehrere Kinder hatte. Das Wort "mehrere" ließ mich kurz zucken. Er war 32 und ich leicht irritiert. Ich antwortete ihm trotzdem. 

Es entspann sich zunächst der übliche Mailkontakt. Nichts dramatisches. Nichts anzügliches. Wir schickten einander Links von Liedern und Bildern, brachten den anderen zum Lachen. Ich wartete nicht auf seine Mails, sondern freute mich einfach. Alles war unkompliziert. Alles war gut. 

Nach einigen Tagen fragte ich Mister Start up, ob wir nicht per Skype die Unterhaltung weiterführen könnten. Spätestens jetzt rechnete ich mit dem ersten Penisbild. Aber es kam keins und ich war beruhigt. Der Abend wurde lustig, unser Humor schien sehr ähnlich. So konnte es weitergehen. 

Willst du mit mir ins Kino?

Blinkte da mir am nächsten Tag aus meinem Postfach entgegen. Sehr gerne, dachte ich und schrieb ihm. Wieso denn nicht? Lachen konnte nicht Schaden und Kino geht auch immer. Also sagte ich zu und freute mich. Aufregung wollte allerdings keine aufkommen. Weder am Tag davor, noch direkt am Tag des Dates. Vielleicht war ich von den letzten Verabredungen auch einfach der Illusion beraubt worden, dass es normale Männer gab.

Wir trafen uns am Märchenbrunnen. Ich hatte mir zwar die Augenbrauen machen lassen, aber weder die Haare geflochten, noch Nagellack.. Den Lidstrich hatte ich komplett vergessen. Meine Frisur glich ein wenig einem alternden Huhn. Da stieg ich nun aus dem Bus aus, mit wenig Schminke, verrückten Haaren und versuchte meine Bluse in Schwung zu bringen. Wenigstens an den tiefen Ausschnitt hatte ich gedacht. Hauptsache undramatisch. Ball schön flach halten. Der hat Kinder!

Als ich ihn sah, da war es schon um mich geschehen und als er von seinem Buch aufschaute und lächelte, da schien es, als würde er Strahlen. Sein ganzes Gesicht strahlte.

Und dann tat ich das, was ich immer tue, wenn ich unsicher bin. Ich rede. Und es war, als würde ich nicht mehr aufhören können. Der Knopf, um mich abzustellen war nicht da. Ich hörte mich Unsinn reden und gleichzeitig Lächeln und ich fühlte, wie er mich ansah und auch lächelte. Halt endlich den Mund! Dachte ich mir nur, aber es ging nicht. 

Da es begonnen hatte zu regnen stolperten wir unter seinem Regenschirm zur ubahn und steuerten eine Kneipe an. Mister Start up setzte sich aufs Sofa neben mich und nicht auf das Sofa gegenüber. 

An diesem Abend begann, was sich noch wiederholen sollte - wenn auch mit einer kleinen, aber wichtigen Änderung - wir redeten. Sehr offen und ehrlich. Es schien mir, als könne ich ihn alles fragen, was Vaterschaft angeht. Kinder. Partnerschaft mit Kindern. Einfach alles. Er antwortete sehr ehrlich und ich war tief berührt von seinen Gedanken und Ansichten über Beziehungen. Das war der Moment, wo Mister Start up mein Herz eroberte. In einer schummerigen Kneipe, auf einem abgerockten Sofa. Mit seiner Ehrlichkeit und seinem Lächeln. Diesem wunderschönen Lächeln. 

Der Abend endete und wir konnten noch ein wenig gemeinsam SBahn fahren. Seine Umarmung zum Abschied kann ich gut und gerne als nachhaltig bezeichnen, trotzdem konnte ich keine weiteren Schlüsse daraus ziehen.

Nach jenem Abend ging ich nach Hause. Es waren so viele neue Gedanken in meinem Kopf. Er hatte so viele Dinge gesagt, die mir wie eine Offenbarung erschienen. Längst überfällige Antworten auf die Dinge, die ich über die Männerwelt immer wissen wollte. Das sollte sich noch wiederholen, denn Mister Start up konnte das wie kein anderer.

Nächster Tag. Morgens zehn vor acht. Die erste Mail von ihm. Mein Herz überschlug sich, auch wenn ich nicht so recht wusste weshalb. Was sollte das denn bedeuten? War es Interesse? Oder fand er mich einfach nur witzig - zugegeben, sicher hatte er meine Neigung zum Lächerlichen bemerkt, mein wirres reden, meine ausladenden Gesten. 

Es folgten kurze, aber lustige Mails, die gegen Mittag spontan abbrachen. Ich hatte die Kinder im Verdacht und plante meinen Tag unbekümmert weiter.

Da war er nun: Mister Start up. In Turnschuhen, dafür aber mit Polohemd. Mit Brille und schönen Haaren. Mit lachen und diesen ganzen Dingen, die mir noch immer im Kopf rumgehen. Es gab mir Hoffnung. 



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