Dienstag, 13. August 2013

David - Die Tücken der Autokorrektur und Mixed Messages

Mit dem FCB kann ich gut leben.

Der Einstieg war schon mal ok. David war lustig und schien interessiert. Meine Erfahrungen hatten mich jedoch wachsam gemacht.

Meine neuen Erkenntnisse wollte ich unbedingt anbringen. Daher stiegen wir nach kurzer Zeit von Mails auf SMS um. Die erste Hürde hatte er gemeistert, weil er dies nicht mit einem Bild seiner Genitalien quittierte, sondern mit fröhlichen und teilweise auch nachdenklichen Worten. 

Allerdings läuft grundsätzlich nie etwas komplett rund. Mein Kater wurde krank. Nicht ein bisschen, sondern richtig. Ich war ängstlich, müde, traurig - alles in allem also schwierige Umstände für die Anbahnung einer Liebschaft.

David ließ sich jedoch weder abschütteln, noch abschrecken. Er blieb dabei. Auch, als ich zwei Dates verschieben musste, erkundigte er sich weiter und blieb am Ball. Es war sonderbar. 

Meinen Vorsätzen des frühen Treffens wollte ich trotzdem treu bleiben - die Umsetzung gestaltete sich jedoch schwierig. Also telefonierten wir erstmal. Er kam aus Thüringen. Doch ich wollte versuchen, mich an seinen Vorzügen zu orientieren.

Dialekt ist ja wohl nicht schlimm!

Mögen nun einige sagen. Für mich ist es das schon. Zumindest solche, die sich für mich nicht in Einklang mit Sex bringen lassen. Starker sächsischer oder thüringer oder schlimmer hessischer Akzent gehören dazu. Da kann ich einfach nicht. Da vergeht es mir nicht mal, weil nichts ankommt. 

Das telefonieren klappte trotzdem. Ich wollte einfach, dass es klappt. 

David war dreißig und war froh, dass ich mich sowohl schminkte, als auch Comics las. Er war Elektroinstallateur, hatte aber nach seiner Ausbildung studiert. So weit so gut. Brauchbares Material. Nun wohnte er in einer WG mit Katze in Friedrichshain. Er war ein ganzes Stück größer und sah auf den Bildern sehr stark aus. Zumindest niemanden, den ich nach der Hochzeit über die Schwelle tragen müsste - juhu! Es gab Hoffnung.

Nun habe ich allerdings - wie viele in meiner Familie mütterlicherseits - die Gabe, in kurzer Zeit, möglichst viele peinliche Dinge zu sagen oder zu tun. Genau das passierte.

David wollte wissen, ob ich bei meiner vielen  Arbeit denn überhaupt zeit für eine Beziehung hätte. Meine Antwort sah folgendermaßen aus:  

Natürlich habe ich Zeit für Beziehung. Ich bin gut organisiert, so dass ich mir die Zeit für Beziehung nehmen kann. Bis jetzt hat sich auch noch nie einer beschwert, dass ich für Beziehung keine Zeit finde. Einfach, weil es mir wichtig ist. Schließlich suche ich ja danach.

Mensch! Das hatte ich Super geschrieben! Ich war stolz! Und dann kam die Antwort:

BESTEIGUNG?

Nun wird der frech, dachte ich mir! Doch dann las ich meine SMS nochmal. Es war wie tot umfallen. Genau das hätte ich auch am liebsten getan. Meine Autokorrektur hatte aus dem Wort Beziehung jedesmal das Wort Besteigung gemacht. Ich beendete für ein paar Stunden die Dialog und lief mir hochrotem Kopf durch den Tag. 

David war nun allerdings noch interessierter, außerdem hatte er sich totgelacht. Wunderbar. 

Also trafen wir uns. Oben am SBahngleis.  Er war wie auf den Bildern und er gefiel mir. Er war unglaublich niedlich und ja, heiß war er irgendwie auch. 

Wir kauften Kaffee und gingen auf dem Tempelhofer Feld spazieren. Mehrmals sprach er kommende Dates an. Wo wir essen gehen könnten, wie wir nächstes mal auch einen Drachen mit hierher nehmen könnten, dass wir uns das Flugzeug schnappen sollten und uns in die Karibik aufmachen sollten. Es klang großartig. 

Nach zwei Stunden - länget ging wegen des Katers nicht - brachte er mich spazierend im Regen nach Hause. Es war perfekt. Ich war aufgeregt. Vor meiner Tür alberten wir rum. Es war diese Albernheit, mit der man an Sicherheit gewinnen will, hier ein Lächeln, da eine flüchtige Berührung. Irgendwann wurde der Regen allerdings zu stark und wir verabschiedeten uns mit einer Umarmung.

Abwarten! Katharina! Abwarten.

So lange musste ich gar nicht warten. Knapp zwei Stunden später kam eine SMS von ihm:

Es war ein sehr schöner Nachmittag mit dir!

Ich wollte es kaum glauben. Nach zwei Stunden! Wahnsinn! Was passierte hier nur? Ich wertete alles mit meinen Mädels aus. Wir waren uns einig: er hatte Interesse.

David und ich schrieben uns noch den ganzen Abend. 

Am nächsten Tag hörte ich nichts von ihm. Sicherlich hat er viel zutun. Der hat ja bereits Interesse gezeigt, ruhig bleiben.

Als am späten Nachmittag aber keine Nachricht da war, er aber sehr wohl online, keimte in mir der Verdacht, dass irgendwas nicht stimmte. Ich fragte nach. Und ich behielt recht. 

David sagte, der Nachmittag sei toll gewesen und ich auch. Aber er sei noch in seine Ex verliebt. Er könne einfach nicht. Zum Abschluss wünschte er mir (und sich selbst!) noch viel Glück auf der Suche nach der Liebe.

Es war abstrus. Er verstieß gegen alle Regeln. Leider konnte ich nichts tun. Um wenigstens ein wenig mein Gesicht zu wahren, antwortete ich ihm nicht auf seine Nachricht.

Und dann passierte etwas, was in der zeit des Datens noch nicht passiert war. Ich weinte. Um alles. Um die Männer, die sich nicht verliebten, die mich für nicht liebenswert hielten, um meine Einsamkeit und den kranken Kater (wenigstens der wurde gesund). 

Meine Therapeutin sagte, als Mutter würde ich mein Kind nach einem Foul sicher auch wieder aufs Spielfeld schicken. 

Und so schickte sie mich zurück aufs Spielfeld.

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