Sonntag, 4. August 2013

Echtzeit - Sonntage sind nichts für Feiglinge

Langsam frage ich mich, weshalb eigentlich allen untergejubelt werden soll, der Montag sei der schlimmste Tag in der Woche. Das ist totaler Unsinn!

Seid ich Single bin, finde ich die Sonntage viel gnadenloser. Vor allem aber sind sie um einiges einsamer. 

Freitag und Samstag, ja sogar unterhalb der Woche, da finden sich Freunde zum lachen, spazieren, zum Essen gehen oder fürs Kino. Am Sonntag sitzt der Single dann meist allein zuhause. Dieser Single bin seit Frühjahr ich. Der Tag scheint wie für Paare reserviert. Ich zumindest kenne wenige Pärchen, die einzeln (!!!) am Sonntag einen Fuß vor die Tür setzen. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein. Als ich noch mit dem Mann zusammen war, habe ich genauso gehandelt. Jetzt, mit einigen Monaten Abstand, schäme ich mich dafür sehr. 

Für die Frau Anfang dreißig, die sich keinem Pärchen anschließen möchte und auch nicht mit einem Pärchen gemeinsam die Brut durch die Straßen von Berlin schieben will, wird es schon schwieriger. Natürlich lassen sich Besuche bei der Familie organisieren und manchmal - wenn der Freundeskreis es denn bietet - gibt es eine andere Frau, die auch keinen Mann hat. Für alle Frauen mit Mann sind die Sonntage allerdings fest verplant und alle Alleinstehenden wissen, meldet sich so eine Pärchenfrau, dann ist man die Notlösung.

Sicherlich gibt es sehr sonderbare Möglichkeiten, sich auch am letzten Tag der Woche zu beschäftigen. Sportvereine oder irgendeinen Mist. Angeblich lernt man da auch Männer kennen. Seit meine Therapeutin mir allerdings vorschlug, ich solle mal eine Reise für Singles mitmachen, da wehre ich mich sehr gegen diese vorgefertigten Strukturen der Beziehungsfindung. Sind sie vielleicht nur von Paaren geschaffen worden? Haben Paare vielleicht die Idee gehabt Singlereisen zu organisieren? So gewinnen sie wertvolle Zeit, in denen sie nicht Gebetsmühlenartig wiederholen müssen, jeder würde irgendwann mal irgendwen finden. So haben Paare endlich Urlaub. 

Ist es so schwer, die eine Wahrheit auszusprechen, von der wir alle wissen, aber die niemand auch nur laut sagen mag: Nicht jeder findet jemanden. Manche von uns werden alleine bleiben.

Nein, nein, sagen da die Pärchen. Es gäbe Gründe für das Alleinsein - was im Übrigen total toll sei! - die Gründe liegen dann meist beim Single. Hier eine Auswahl:

1. Ich suche überhaupt nicht richtig

2. Ich suche immer nach den falschen Männern, die mich dann natürlich alle sitzen lassen, woran ich aber eben schon auch selbst Schuld bin, weil ich ja falsch gesucht habe, den falschen Köder ausgeworfen habe.

3. Die Zeit als Single sei so spannend, ich solle das doch genießen. Klar! Gerne! Gib mir deinen Freund und dann genieße du mal die Zeit als Single.

4. Frauen die alleine bleiben, sind meist auch ein wenig verschroben- An dieser Stelle sei angemerkt, dass ich vier Katzen habe und eine rosa Wohnung. Ich trinke unter der Dusche Kaffee und rede im Schlaf. 

Noch Fragen? Es ist, als würden einem Beamte erklären, wie man eine Bewerbung zu schreiben hat und wie der Arbeitsmarkt so funktioniert.

Und wenn ich dann widersprechen will, dann wird eine Geschichte herausgesucht. Eine Geschichte von einer Frau, die den glauben verloren hatte (die Frauen sind meist Mitte bis Ende dreißig und sind nie die Frau, die diese Geschichte erzählt!). Und dann PENG! steht da der Mann ihrer Träume! Da ist er! Kaum sieht er sie, ist sie schon schwanger. Kaum schwanger schon verheiratet. Von solchen Frauen habe ich immer nur gehört. Getroffen habe ich nie eine. 

Denn was würde passieren, wenn man sich mit dem wirklichen Gefühl der Einsamkeit des anderen befassen müsste? Würde es nicht damit anfangen, ihm zuzugestehen, diese Ängste zu haben? Einfach mal keine Erklärung zu geben? Einfach mal zu sagen: Du hast Recht. Es kann passieren, dass du alleine bleibst. 
Doch das passiert nicht. Und manchmal frage ich mich ehrlich, ob dieser Satz nicht den Beginn einer wahren Freundschaft markieren würde. Weil er sagt: Ich halte das aus, was du denkst und ich halte aus, wie du dich fühlst. Mit allen Konsequenzen.

Die Gedanken drehen sich und ich werde wütend und müde und hilflos zugleich.

So sitze ich nun da, überblicke meine Woche - eine spannende Woche - aber am Sonntagabend, da war ich doch alleine. Alleine und wartend, dass der eine Mann anruft, der mein Herz berührt. Der eine, der auch mit Turnschuhen toll ist. Der eine, der strahlt, wenn er lacht. Der eine, der sagt, ich solle mich mehr mögen und dann doch nicht anruft. 

Der eine kam erst vor kurzem dazu. Vorher gab es so viele furchtbare und weniger furchtbare Dates, dass seine Geschichte einfach noch nicht dran ist. Vielleicht ist sie dann ja bereits vorbei? 

Aber wer weiß das schon.

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