Montag, 26. August 2013

J - zu gewöhnlich

Eines steht fest, mit Namen in diesem Singleforen habe ich es nicht so. Und manchmal kann ich mir Namen dann auch nicht gut merken - wie in diesem Fall. Aber da der Vor-oder Nachname dieses Herren mit einem J begann blieb ich dabei und vervollständigte es nicht. 

Dieses mal schrieb ich an. Ab und an tat ich das und gelegentlich hatte ich sich Erfolg damit. In diesem Fall hatte ich Erfolg - auf den ersten Blick zumindest. 

Das schreiben lief recht gut. So richtig war mir sein Beruf noch nicht klar. Aber egal. Würde schon passen.

Wir stiegen auf Skype um und telefonierten und schrieben Nachrichten. Langsam wurde mein Bild vollständiger.

Er war Anfang dreißig und Jurist. Allerdings arbeitetet er nicht als Jurist, sondern im Umland als Rettungssanitäter. Ich habe mich nie getraut zu fragen, weshalb das so war. Trotzdem keimte in mir die Hoffnung auf, dass er nicht vollkommen bekloppt sei - schließlich war er Jurist.

Dann fragte er, ob ich spontan am Nachmittag frei hätte. Es wäre sei heiß und er würde baden gehen wollen. Heiß war es wirklich. Ich verbrachte keine Minute mehr als möglich draußen.

Im Gegensatz zu vielen anderen, denen die Sonne einen Hauch von Bronze verleiht, schenkt sie mir das Aussehen eines Hummers. Das ist weder vorteilhaft, noch meiner Gesundheit zuträglich. 

Und ein erstes Date am See? Was denkt der sich eigentlich? Ich lehnte also an, mit dem Hinweis, ich würde total fertig aussehen von der Arbeit und hätte auch keine Badesachen dabei.
Die Antwort kam recht zügig. Ersteres wäre überhaupt nicht dramatisch und auf letztes könnten wir ja beide auch verzichten.

Nein Danke!

Warum soll ich auf Kleidung verzichten? Beim ersten Date! Wie komm ich denn dazu?!
Außerdem war mir eh nicht nach baden, weil ich zur Krönung noch meine Tage hatte. Das konnte ich ihm allerdings schlecht sagen. Vielleicht hätte ich das sagen sollen, dann wäre das Thema schnell beendet gewesen.

Dafür kam diese Antwort:

Eigentlich hielt ich dich für etwas besonderes. Aber es zeigt, dass du so gewöhnlich bist wie alle anderen.

Jetzt reichte es mir allerdings! Spinnt der? Ich war ja wohl sowas von ungewöhnlich! Komplett ungewöhnlich! So eine Frechheit! 

Auf dem Weg zu seiner Nachtschicht telefonierten wir. Irgendwie war er ein wenig hitzköpfig. Da er sich ständig pner irgendwelche anderen Autofahrer aufregte, bestand das Gespräch vor allem darin, dass er wild herumbrüllte und andere Fahrer oder Fußgänger beschimpfte. 

Drei Tage später trafen wir uns. Es war noch immer grausam heiß und wir saßen am Alexanderplatz in einem Café. Ich war noch immer sauer. Eigentlich war das Thema bei mir schon gelaufen. Aber ein treffen wollte ich mir trotzdem nicht entgehen lassen.

Treffen sind das beste, um lange Mailkontakte dann auch wirklich zu beenden. Haken hinter. Auf zum nächsten.

Frau K., die suche nach einem Mann ist wie das ziehen aus der Lostrommel. Es kann die Nummer 57 sein. Sie wissen es nicht. Aber wenn sie bei der Nummer 23 aufgeben, dann werden sie auch nicht herausfinden, wer auf sie wartet.

Meine Therapeutin hatte recht. Vielleicht war ich deshalb auch so hinterher, ein Date nach dem anderen zu absolvieren. Mittlerweile war ich Profi - nicht so sehr wie Jan damals, aber auf dem weg dahin. 

Als das Date zuende war - Gott sei dank begrenzt durch den Zug, den er für die Arbeit erreichen musste - war ich erstmal müde. Das suchen machte müde, das erneute ziehen aus der Lostrommel. Alles war anstrengend. Aber ich wollte durchhalten.

Das Date war zwar nicht frustrierend gewesen, aber ergebnislos und egal. Ich wusste lediglich, dass J der Meinung war, Polen könnten mittlerweile besser deutsch schreiben, als Deutsche selbst. Er war aus Polen. Ich ließ es besser unkommentiert. Vielleicht war ich ohnehin zu gewöhnlich für eine Meinung dazu.

J. war nach dem Date noch recht angetan. Irgendwann hörte ich jedoch einfach auf, seine Nachrichten zu beantworten. Es war mir zu blöde. 

Oder vielleicht war ich ja auch einfach zu gewöhnlich.

Um dem Tag wenigstens noch ein wenig Zauber zu verleihen, knutschte ich mich mit Lars spät abends durch diverse Hauseingänge. Wenigstens auf dem war Verlass.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen