Montag, 19. August 2013

Lars - This is where the Lars Happens

Wir alle haben einen Typ Mann vor Augen, den wir niemals unseren Freunden oder Eltern vorstellen würden, der niemals für eine Beziehung in frage kommt, der aber trotzdem immer eine gewisse Sehnsucht bedient. 

Vor kurzem eröffnete meine Schwester meinen Eltern und mir beim essen beispielsweise, dass sie Bauarbeiter total toll findet. Für eine hochqualifizierte  Frau mit Eigentumswohnung am Lietzensee eine eher unorthodoxe Vorliebe. Mein Vater vertiefte sich ins Essen. Ich bin mir sicher, hätte man ihn gefragt, er würde behaupten nichts gehört zu haben. Meine Mutter sagte nur, es wäre gar nicht schlecht, wenn Männer handwerklich geschickt sind. Ich habe gefragt, ob die dann auch Tätowierungen am Hals haben und ordentlich Glas-Bling-Bling im Ohr.

Ich habe auch eine Diskrepanz was meine Männer angeht.. Diese äußere ich allerdings nicht am Esstisch. Meinen Eltern (und mir selbst) bringe ich gerne den Mann aus geregelten Verhältnissen, Akademiker mit Brille und wenn es möglich ist mit Segelschuh und Seitenscheitel nach Hause. Ich habe einen Schrank voller Blusen und Handtaschen, ich tue mir und meiner Kundenkarte von P&C damit wirklich einen Gefallen. 

Doch dann gibt es da noch diesen anderen Typ Mann. Und genau auf so einen traf ich an einem Samstag Abend. 

Lars fragte, ob wir uns nicht zum knutschen treffen wollten. Diese Frage stellte er so in der fünften Mail. Erstmal ansehen. Dreistigkeit kann ja auch einen gewissen Zauber haben. 

Als er am Ostkreuz auf mich zukam war mir recht schnell klar, dass definitiv geknutscht werden würde. Ich war fällig. 

Zunächst kaufte Lars Bier und dann liefen wir in die Jägerklause. Lars hatte einen festen Plan und scheinbar auch immer für seine Dates die selbe Lokalität. Ich ließ mich nicht beirren. Lars trug eine kurze Hose und Chucks. Außerdem ein T-Shirt und ein Basecap. Nein, seit ich neunzehn bin bringe ich solche Männer nicht mehr an den Esstisch meiner Eltern. Aber diese Männer haben andere Qualitäten. Leider hatte Lars keine Tätowierungen. Die finde ich bei solchen Männern nämlich hervorragend. Wenn von der üblichen Norm abweichen, dann richtig. 

Wir unterhielten uns und er war lustig. Er war auf eine widerborstige Weise charmant und brachte mich wirklich zu lachen. Als Barkeeper blieb er aber irgendwie hinter seinem Potenzial zurück. Er war im Grunde seines Herzens ein cleveres Kerlchen.
 
Was ich aber wirklich mochte, war seine Ehrlichkeit und dass er so authentisch war. Und ich mochte, dass ich mich wieder wie sechzehn fühlte. 

Die Stunden rannten nur so dahin. Lars - ein König des Smalltalk - konnte auf alle Themen irgendwie etwas sagen und war wirklich gut im erkennen von Stimmung. War wohl berufsbedingt.

Nachdem er mir noch Pfefferminzschnaps angedreht hatte, wollten wir uns am Ausgang treffen. Ich musste einfach mal in den Spiegel schauen. Ich sah total zerschossen aus.

Am Ausgang wartete er bereits mit folgenden Spruch:

Hör zu Baby, es ist eins. Also entweder gehen wir zu mir oder ich bringe dich zur SBahn oder wir knutschen hier in der Abstellkammer.

Er deutete mit den Kopf zur Seite. Oh. Eine Abstellkammer. 

Keine Ahnung, was mir durch den Kopf ging in diesem Moment. Entweder war es sehr viel oder sehr wenig. Aber ist das eigentlich wichtig? In diesem Moment war es das nicht. 

Nach zehn Minuten stolperten wir lachend aus der Abstellkammer. Im Hellen versuchte ich mir erstmal die Kleidung wieder zurecht zu rücken und meine Haare wenigstens halbwegs in den griff zu bekommen.

Lars steuerte draußen zielsicher den nächsten Spätkauf an und holte uns ein weiteres Bier. Erst da bemerkte ich, wie viel ich getrunken hatte. Aber auch das störte mich nicht. 

Wir knutschten uns durch die Hauseingänge und Lars setzte mir sein Basecap auf, mit dem ich total lächerlich aussah. Darauf kam es jetzt aber irgendwie nicht mehr an. Der Abend war Super. Endlich mal wieder ein toller Abend.

Lars setzte mich in die SBahn und bestand darauf, eine SMS zu bekommen, wenn ich Zuhause bin. Nachdem ich fröhlich heimgetorkelt war, schrieb ich ihm noch kurz. 

Und dann schrieb ich meiner Anna:

Wie hieß nochmal dein Lars vom letzten Jahr?

Die Antwort kommt morgen. Und die Fortsetzung. Für sowas ist Lars nämlich immer zu haben. 

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