Mittwoch, 7. August 2013

Echtzeit - Warten und Warten lassen

Schon einige Wochen bin ich nun im Internet unterwegs auf der Suche nach dem Einen, der auch mit zerzausten Haaren und nach durchzechten Nächten der Einzige ist, neben dem ich aufwachen will. Ich bin mir sicher, es gibt ihn. Vielleicht erkenne ich ihn nicht auf den ersten Blick, aber sicherlich auf den zweiten.

In Singlebörsen lernt man zwar viele Männer kennen und es gibt Dates hier und da, aber ab wann ist die Suche vorbei? Muss das besprochen werden? Wann meldet man sich ab? Geschieht das automatisch? Gleichzeitig? Irgendwie gemeinsam?

Bis jetzt habe ich auf diese Fragen keine Antwort finden können, genauso wenig darauf, welches Date nun das entscheidende ist. 

Das erste Date ist die erste Hürde. Mittlerweile habe ich gelernt, dass ein tolles erstes Date noch lange kein zweites Date nach sich zieht.

Das zweite Date ist mehr wie die zweite Runde eines Bewerbungsgespräches. Es wird überprüft. Es wird nochmal nachgefragt. Die Aufregung ist - wenigstens bei mir - nicht weniger. Ich bin mehr aufgeregt. Beim zweiten Date kann geknutscht werden. Das wäre das Zeichen für: das Date hat sich gelohnt. Aber da ist keine Garantie für Date drei.

Das dritte Date ist wohl das entscheidende. Das erste war gut, der zweiten Kontrolle hielt man stand, wenn Date Nummer drei kommt ist die Sache klar. Es besteht Interesse. 

Und was nun? 

Wie geht es weiter. Ab wann ist man heute zusammen? Nach dem Küssen nicht. Nach dem Sex auch nicht. Zumindest gehen bei letzterem die Meinungen auseinander.

Ich sehne mich nach der Zeit, in der ein Kuss ein Heiratsversprechen war. Eine Zeit, in der nicht leichtfertig mit Treffen umgegangen wurde. Mit Treffen und Küssen und Herzen und allem. Die Zeit, in der es klare Spielregeln gab und an die hielten sich auch alle. 

Darf ich mich nach dem zweiten Date noch mit anderen treffen? Oder schreiben? 

Ich für meinen Teil will natürlich nicht, dass mein Date nach der Dritten runde noch weitere Bewerbungen am Laufen hat. Welche Frau will das schon? Und warum tun wir uns alle so schwer anzusprechen, dass es um einen Exklusivvertrag geht. Unbefristet. Glauben wir vielleicht insgeheim, dass eine Hausecke, einen Klick weiter, jemand ist, der noch besser passt? 

Und bin ich selbst besser? Aktuell befinde ich mich in Runde drei. Diese wurde mir Bravour gemeistert. Aber ich tue mich schwer ganz loszulassen von den Alternativen. Nicht, weil der Bewerber keine lohnende Investition ist - ganz im Gegenteil. 

Es geht vielleicht mehr darum, nicht die erste zu sein, die mehr will. Mehr Gefühle. Mehr Zeit. Mehr Verbindlichkeit. 

So sitze ich nun da, warte ab, ob dieser eine mir den Exklusivvertrag anbietet. Den anderen Sage ich nicht ab. Aber es gibt keine Assessmentcenter mehr. Die Bewerbungen werden einfach in einer Schublade aufbewahrt. Ich mache mich für die anderen unsichtbar und tauche ab. Schaue um keine Ecken mehr, ob dahinter jemand besseres ist.

Ich denke nur an den einen und überlege, ob er auch nur an mich denkt. Warum ich so sprachlos bin, Frage ich mich und wie ich diese Sprachlosigkeit überwinden kann.

Die anderen lasse ich warten. Und es fühlt sich nicht gut an, aber wie soll ich das auch schreiben? Sagt man höflich ab? Gibt es da Regeln? Wo stehen die? 

Also warte ich, während andere auch warten und suchen und gefunden werden. Außer ich. Ich fühle mich nicht gefunden. Im Gegenteil.

Und wenn ich wüsste, es könnte nichts schiefgehen, es gäbe keine Zurückweisung.. Dann hätte ich dem einen längst gesagt, wie sehr ich ihn mag.


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