Freitag, 16. August 2013

Jörn - Lieber Geld im Schank als auf der Bank

Auch Jörn begann seine Email mit einem Hinweis auf den FCB. Er sollte der letzte Mann sein, den ich bei FS24 aufgabelte. Es konnte wirklich nicht davon die Rede sein, dass meine Aktivitäten dort mit großem Erfolg gekrönt waren. Eher das Gegenteil. Naja. Letzter Versuch. Es reicht ja, wenn es bei einem klappt.

So schrieben wir uns hin und her, über Bücher und Musik, über verrückte Leute in diesen Singleforen. Natürlich hatte ich davon bereits gehört, aber Jörn bestätigte mir, regelmäßig von scheinbar professionellen in gebrochenemDeutsch  angeschrieben zu werden. Wenigstens sowas blieb uns Frauen erspart.
 
Dann begannen wir zu telefonieren. Er machte einen sehr seriösen Eindruck. Er leitete eine Bank in Berlin, hatte bis vor ein paar Monaten gependelt und war Ende dreißig. Keine Exfrauen. Keine Kinder. Dafür sehr belesen und interessiert an Musik. Wir waren uns einig, dass Musicals keine Musik sind und das man Bücher niemals wegwerfen darf. Er fuhr Rennrad - auch in dieser sonderbaren Montur mit gepolstertem Hintern und Leggins. Das wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. 

Die Telefonate waren witzig, jedoch stellte sich sehr schnell raus, wer am längeren Hebel sitzen würde. Er. Es war ihm scheinbar wichtig mehr zu wissen, mehr zu lesen, einfach mehr mehr mehr. Ich trug das mit Fassung, sowas kann ja auch Vorteile haben, dachte ich mir.

Zugegeben, so richtig an machte er mich nicht. Er war nicht unspannend, ich unterhielt mich gerne mit ihm.

Also verabredeten wir uns für einen Abend auf dem Tempelhofer Feld. Das war ja mittlerweile fast ein Dating-Heimspiel. Als ich ihn sah, da machte sich Ernüchterung breit. Das wird nichts, ich sah es sofort. Ich konnte nicht mal einen Grund benennen. Vielleicht war es die kurze Hose.  

Da saßen wir nun und wussten nicht so recht weiter. Eigentlich war die Sache bereits gelaufen. Doch wir beide wollten das beste draus machen und knüpften an Themen aus den Telefonaten an und er präsentierte sein wissen über das Flughafengelände. Das Bier war auch ok. 
 
Ich sehnte mich nach meinem Zuhause und er sich scheinbar nach seinem und so fing er nach einer Stunde an, über Schmerzen in der Schulter zu Klagen. Allerdings machen Männer wie Jörn nicht einfach einen Abgang. Auch Frauen, die nicht in die engere Wahl kommen (ich) mussten davon überzeugt werden, dass sie es mit einem ziemlichen Hecht zutun hatten. Also berichtete er, dass er sich die Verletzung beim Golfen zugezogen hätte. Soso. Golf. Aha. 

Mein begrenztes Interesse an dieser Sportart schien sein leid dann bis ins unermessliche zu steigern. Aua. Aua. Aua. Er müsse nun gehen, sonst könne er womöglich nicht mehr lenken, es sei wirklich sehr schlimm. 

Als wir uns am Ausgang verabschiedeten machte er einen recht fidelen Eindruck. 

Auf dem weg nach Hause war ich zufrieden. Ich konnte einen Haken hinter die Sache machen. Das war in Ordnung. 

Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört und er hörte auch nichts mehr von mir. 

Vielleicht ist eine Frau, die ihr Geld in Katzen, Handtaschen und Schuhe investiert für einen Banker auch nicht das richtige. Und das war eine gute Erkenntnis. 

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