Freitag, 2. August 2013

Der Anfang

Es war kurz vor meinem 31. Geburtstag.
Eigentlich wollte ich nur ein neues Parfum von Chanel, als ich die Parfümerie betrat. Als ich sie verließ, hatte ich eine fünfzig Euro teure Faltencreme und das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, unheimlich alt zu sein.

So fühlt sich das also an. Naja, wenigstens muss ich keinen Mann mehr suchen. Ich habe ja einen. Das letzte Jahr war nur furchtbar. Verschobene Urlaube, seine Kraft und Zeit raubenden Beförderungen. Die zweijährige Fortbildung und meine Krankheit. Aber egal. Das neue Lebensjahr wird besser. Endlich wird sich etwas ändern. Die Fortbildung des Mannes ist in einer Woche vorbei, dann beginnt, was die letzten Jahre auf die lange Bank geschoben wurde.

Zusammen ziehen. Heiraten. Kinder. Das Rundum-Sorglos-Paket für die Frau Anfang dreißig. Ok, ich hatte noch keinen Ring bekommen, aber das würde sich nun sicher ändern. An diesem Geburtstag sollte es endlich soweit sein. Ich war mir sicher. Meine Rücksichtnahme musste doch irgendwie belohnt werden! 

Und dann war er da, mein Geburtstag. Ein Geschenk nach dem anderen packte ich aus. Es waren viele Geschenke. Der Mann hatte keine Kosten und Mühen gescheut. Es gab Bücher, DVDs, veganes Shampoo, Öle und Weine aus dem Feinkostladen. 

Nach dem Ring suchte ich vergeblich. Es gab keinen.

Eine Woche später eröffnete mir der Mann, er hätte sich in eine Frau aus der Fortbildung verliebt. Sie war 24 Jahre, hatte ein Arschgeweih, Acrylnägel und einen Onkelz-Aufkleber an der Heckscheibe. Sie kam aus der tiefsten Provinz und war noch mit einem Taxi fahrenden Maler liiert. Doch der Mann und diese Frau waren sich einig: Es hatte gefunkt. So der richtige Kracher.

Und weg war er.
Ich blieb alleine. Zerriss noch am selben Abend alle Fotos, löschte E-Mails und SMS, seine Telefonnummern. Nur die Fotos in meinem Handy löschte ich nicht. Und meine Hoffnungen auch nicht. Er würde zur Vernunft kommen. Das ist sicher ein Missverständnis.

Auch wenn ich hier nichts vorgreifen möchte, aber das stelle ich gleich klar: Auch fünf Monate später ist es kein Traum, aus dem ich irgendwann aufwachte. Noch weniger war es ein Missveständnis. 

Es war mein neues Leben. Anfang dreißig. Die Abschlussarbeit nicht begonnen. Rosa Wohnung und vier Katzen. Und Macken. Viele Macken. Aber gegen die gab es wenigstens Tabletten.

Und es half nur Tanzen und Singen.

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