Samstag, 16. November 2013

Echtzeit - zeit ist Geld

Mein Mackendoktor sagt, zeit ist Geld und Wertschätzung. Darum sei zeit miteinander wichtig.
Ich überlege einen Moment und versuche dem Drang, erneut wütend auf Mister Start up zu werden zu widerstehen. 

Soso, sage ich. Und denke: und was heißt das nun genau?

Ich hatte nie einen Zweifel an der Wertschätzung von Mister Start up. Das war unser kleinstes Problem. Wenn er etwas konnte, dann wertschätzend umgehen, mit allen meinen Macken, meiner wirren Art, meinem Zorn, mit allem. Allerdings oft nur aus der Ferne.

Aber ist räumliche Nähe denn zwangsläufig menschliche Nähe? Ich kenne viele Paare, die zusammen wohnen, viel zeit miteinander verbringen, sich aber dennoch auf erschreckende weise fremd und weit entfernt sind. Das kann also auch nicht die alleinige Lösung sein. Aber es stimmte, ich brauchte mehr, um emotional satt zu werden. 

Mein Mackenarzt findet es gut, das ich endlich mit der Diplomarbeit beginne. Nicht zuletzt deshalb hegt er großes Interesse daran, dass ich es mir mit dem Mann nicht verscherze. Doch dann lässt er durchblicken, dass er mich versteht. Dass er weiß, woher meine Unruhe kommt. 

Bekomme ich bitte Tabletten? Zwei vielleicht?

Der Mackenarzt gibt mir vier, wohl in der Hoffnung, dass ich mich das nächste mal nicht zu Übersprungshandlungen, wie Kontaktsperren, hinreißen lasse. Einen zeitnahen Termin bekomme ich auch. Fürs erste bin ich beruhigt. 

Den restlichen Tag werte ich mit Freunden die Nachrichten von Mister Start up aus. Eine einhellige Meinung kommt nicht zustande. Schade. Aber in mir drin ist die Meinung auch eher gespalten. Der Mann hat ja recht, wenn er nicht sofort springen will, wenn mir grad danach ist. Würde ich selbst jedem von abraten. Trotzdem soll er wieder gut mit mir sein. Nachsicht haben. Alles. Alles. Alles. ALLES!

Ich grübel hin und her, ob er sich wohl über das Wochenende nochmals melden wird. Wohl eher nicht. Das Vermissen geht weiter.

Doch dann bekomme ich eine Nachricht. Ein Katzenbild und Grüße aus Rostock. Ich atme tief durch.

Wir schreiben und hin und her. Wir lachen. Er sagt, dass er sich auf mich freut und ich verspreche ihm, dass er einen Badezusatz von mir bekommt, wenn wir uns treffen, denn im Herbst müsse man viel Baden.

Prima! Schreibt er und ich denke: Prima! 

Und langsam wird mir klar, dass auch er die zeit ohne einander nicht gut fand. Dass wir einander vermisst haben. Und vielleicht ist Nähe ja das, was Menschen daraus machen. Und vielleicht müssen wir da unseren eigenen weg finden. Daran arbeite ich nun. Und an der Idee, wo dieser weg hinführen soll.


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