Freitag, 10. Januar 2014

Ich blogg für dich - Das Märchen von Don Röschen

Welcome back, Julia! 
Heute mal wieder ein wenig Abwechslung und eine Geschichte von Julia. Ich muss sagen, ich finde es beruhigend, dass ich nicht die einzige bin, der solche Sachen passieren.. 

Das Märchen von Don Röschen

Es war einmal vor langer Zeit…  Ok, ich muss anders anfangen. Wäre die Geschichte vor langer Zeit passiert, wäre auch ich 18 gewesen und das Märchen, von dem ich heute berichten werde, hätte all seinen anstößigen Flair eingebüßt. 

Es geschah demnach nicht im Jahre 1997, sondern im Jahr 2013. 

Durch meine Suche nach dem idealen Mann bedingt, fand ich mich eines Tages in der Singlebörse von Facebook wieder. Schon nach sehr kurzer Zeit wurde mir klar: Hier war ein Sammelbecken der Komplettverlierer… ein illustrer Kreis von Junggesellen, dem man sicher nicht angehören wollte  – und den man erst recht nicht ficken wollte. 

Durch Langeweile animiert chattete ich schlussendlich doch mit einigen von ihnen. Motivation war „der ist nicht ganz so hässlich“ oder „der ist nicht ganz so langweilig wie die Anderen“.  Memo an mich: „nicht ganz so“ ist absolut gesehen ein Trugschluss, Einstein.
Als ich es gerade lassen wollte, schrieb er mich an. Der süße Don. Er war weder hässlich noch langweilig, obwohl Teil dieser Gruppe. Am liebsten hätte ich geantwortet: ‚Danke! *Herzchen* mein Retter!‘ aber ich antwortete ihm „gut und dir?“. 

Wir connecten uns aber ich konnte immer noch nicht viele Bilder sehen. Die, die ich sah, mochte ich. Er ist stohblond, wie Hannes Strohkopf von Janosch. Don schrieb sympathisch aber nie viel. Er war authentisch. Er schickte mir ein Bild von seinem nackten Oberkörper und der konnte sich auch sehen lassen... Holla! Ich schickte ihm kein Bild von meinem nackten Oberkörper. Don rief mich dennoch an und unser erstes Telefonat dauerte eine Stunde. Das zweite auch. 

Ich erfuhr, dass er Probleme in der Schule gehabt hatte und deshalb in ein Internat für schwer Erziehbare gekommen war, dass er HipHop liebte und Goldkettchen trug. In Gedanken malte ich mir einen blonden Gangsta aus, der Eminem ähnlich war. Ich war sehr nah an der Wahrheit…

Wir waren uns sehr zugetan und als es zur Frage kam wie alt wir sind, logen wir beide. Ich war 27, er 20. 

Wir verabredeten uns bei ihm in Heilbronn. Es war ein wunderschöner Sommertag. Ich fuhr 20 Minuten zu ihm und als ich vor seiner Tür stand und klingelte, war ich guter Dinge. Don öffnete. Er lächelte mich an, es war ein warmes und ehrliches Lächeln. Ich lächelte zurück. ‚Shit, sieht der jung aus! Ich hoffe ich mache mich nicht strafbar…‘
Don führte mich in sein Zimmer. Die Eltern waren nicht da. Ich fragte ihn nicht wie alt er sei und er fragte mich nicht. Ich machte nur einen Witz, der endete mit: 

„Aber wir sind ja hier alle erwachsen… oder?“ 

Don lachte. Er schien sich seiner Reife sehr sicher zu sein. Ich war es nicht. 

Don erzählte mir später er sei während des gesamten ersten Treffens sehr nervös gewesen weil er eine Sesamstraßenkiste bemerkt habe, die seit Jahren ungesehen in seinem Zimmer stand und ihm genau dann auffiel als ich da war. Zum Glück sah ich die Kiste nicht, ich war zu sehr damit beschäftigt Don zu bewundern. Er ist ein Stück kleiner als ich aber durchtrainiert und sieht sehr gut aus, von dem zu jungen Gesicht einmal abgesehen. Wir hörten Cypress Hill und kifften. Ich fühlte mich wieder wie 18 und er war es tatsächlich. 18: Das war ich 1997 auch einmal gewesen. Damals kiffte ich auch und traf mich mit Jungs, die meinem Vater nicht gefielen. 

Was hatte sich geändert? 

In dem Zimmer von Don im Sommer 2013 hatte sich nicht viel geändert. Es war als sei die Zeit stehen geblieben: Wir kifften, lachten, wir knutschten. Und dann taten wir Dinge, die ich 1997 nicht getan hätte. 

Als ich gehen wollte stand seine Mutter in der Küche. Ich kam mir vor wie ein Teenie, der bei etwas Verbotenem erwischt worden war, nur dass ich leider nicht der Teenie war. Ich lächelte sie an und sagte: „hallo“, die Haare so sehr im Gesicht wie möglich. Sie war perplex weil sie mich nicht kannte und erwiderte mein „Hallo“. Don und ich huschten so schnell wie möglich an ihr vorbei. Ich schämte mich sehr aber das war gar nicht nötig denn mein Plan war aufgegangen: Sie fragte Don später ob er mich aus der Schule kennen würde. 

Wir trafen uns drei mal. Jedes mal war das Wetter viel schöner als gewöhnlich oder als an anderen Tagen. Als wir uns im November trafen, war  es an jenem Tag 23°C. Es war fast als würde sich der Sommer von 1997 wiederholen, immer wenn wir uns sahen.  Doch für Don war es der von 2013 und für jeden Menschen geht der Sommer eines Tages vorbei, in dem er 18 ist. 

Wir treffen uns jetzt nicht mehr. Er erzählte mir, dass er nun 19 geworden ist und ich ihm, dass ich 35 bin. 

Don Röschen war vielleicht nicht mein Märchenprinz aber er hat mich anständig behandelt und war immer ehrlich. 

The end.



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