Sonntag, 19. Januar 2014

Andi - endlich wieder lachen

Andreas schrieb mich an. So beginnt das ja meist. Da er ein Zitat von Marc Aurel im Statement hatte, schrieb ich zurück. Er war mir sympathisch und nach ein paar Mails gab ich ihm meine Mailadresse.

Eigentlich schaffte er es sofort, mich zum lachen zu bringen. Seine Mails waren durchzogen von schmerzhafter Ehrlichkeit und eine Sammlung von Gemeinsamkeiten.

Gleiche Schule.
Gleicher Bezirk.
Gleiche Restaurants. 

Es war einiges gleich und eine Sache, die wohl ein Teil dessen war, weshalb wir uns so auf einer Wellenlänge fühlten.

Wir schrieben viel und dann telefonierten wir. Drei Stunden. 

Ich mochte seine stimme. Seinen bösartigen Humor. Ich mochte, dass er mich endlich wieder zum lachen brachte. 

Andi war nicht "mein neuer Mann", aber er gab mir die Hoffnung auf eine neue Liebe, die irgendwann kommen würde. 

Wir schrieben ununterbrochen. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass das immer schief geht. Man gewöhnt sich so leicht an Menschen. Worte und Stimmen. Einfach jemanden, der lückenlos da ist. 

Aber wie es so ist, so lange man sich nicht gesehen hat, schreibt man nur einem Schatten. Es gibt kein wirkliches gegenüber. 

Als wir uns zum essen verabredeten, war ich unglaublich aufgeregt. Es war das erste Date nach Mister Start up, was mir wirklich wichtig war. Was ich nicht halbherzig oder professionell angegangen war.

Da saß ich nun und wartete. Und dann war er da. Ich lächelte und er lächelte, wir hatten uns sofort erkannt. 

Wir lachten und lachten und auch wenn mich kein Funke getroffen hatte, so merkte ich doch, dass wir uns verstanden. Vom ersten Augenblick an. 

Und dann wurde klar weshalb: wir hatten die gleiche Krankheit. Wir nahmen sogar die gleichen Tabletten. Bei uns beiden waren die ersten schlimmen Erfahrungen der Krankheit in den frühen Zwanzigern. Wir beide wussten, was es für ein Geschenk war, morgens glücklich aufzuwachen. Ein leben ohne Ängste. Für uns beide keine Selbstverständlichkeit.

So ist es mit den Mängelexemplaren: Sie haben einen Draht zueinander. Ich konnte seine Erfahrungen genau nachempfinden. Wir hatten beide die gleichen Erfahrungen. Das war ein Geschenk.

Aber es war auch klar, dass etwas anderes dafür nicht mehr in frage kam: ein Funken. Dieser Funke hätte eine unheilvolle Eigendynamik entwickelt. Zwar war er in einer stabilen Phase, aber gab es ja keine Garantie auf diesen Zustand. Einer muss gesund sein. Einer. Aber wir hatten beide etwas, was nie weggehen würde. Besserung ja. Heilung nein.

Der Abend war wunderbar und voller neuer Eindrücke und Ideen. Ich fühlte mich verstanden und konnte doch viel lachen.

Er brachte mich heim und wir lachten vor meiner Haustür. Seit zwei Tagen ist Stille.

Am Montag werde ich ihm eine Mail schreiben. Es gab keinen Funken. Aber es gibt die Möglichkeit auf anderes. Und manchmal ist das viel wichtiger. Menschen nicht den Schmerz erklären zu müssen.

Und so sitze ich nun hier und bin für diese Begegnung vor allem eines: dankbar.


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