Freitag, 3. Januar 2014

Ich Blogg für dich - Speed Dating oder: ich will nicht zu dir an den Tisch!

Heute mal Premiere. Eine sehr liebe und wunderbare Freundin von mir schreibt über das Elend des Speed-Dating. Ein großes DANKE an dieser Stelle. 


Ich bin Julia, 35 und seit 3 Jahren Single. Vor 2 Jahren überredete meine Freundin Clara mich zum Speed Dating. 


Ich dachte mir: na, da ich nie jemanden kennen lerne, hab ich ja auch nichts zu verlieren. 7 Runden à 7 Minuten und demnach auch 7 Männer und 7 Frauen, Altersgruppe 25-32. So viel zur Theorie. 

Praktisch sah das Ganze dann so aus: 

Wir waren fast die Ersten, die in diesen Raum im Keller eines Restaurants eintrafen und bekamen erstmal ein Glas Sekt in die Hand gedrückt. Wir setzen uns schon mal an 2 Tische in der Mitte. Nach und nach trudelten auch die Anderen ein und die Männer durften sich einen Tisch, also eine Frau, aussuchen. Erste Bicke in die Runde und sowohl Clara als auch ich waren uns einig: das wird nichts…


Auf mich kam freudestrahlend ein junger Mann zugelaufen, der höchstens 25 war. Er setze sich zu mir und schenkte mir sein breitestes Lächeln. Der Kleine sah gar nicht schlecht aus, machte aber nicht den pfiffigsten Eindruck. Noch bevor die Klingel die erste Runde einläutete war mir klar, dass er leider nicht sehr helle war. „Ich arbeite beim dm. In meiner Heimatstadt im Osten gab es keine Arbeit. München ist so teuer, deshalb wohne ich in Laim am Rand.“ – Blick auf meine Lippen, wiederholt. Ich bekam langsam ein schlechtes Gewissen weil er so hingerissen war von mir und ich innerlich nur den Kopf schüttelte… Bewertungszettel… 


„wie heißt du noch?“ 

(damit ich ein Nein ankreuzen kann…). „ach ja… danke!“ *smile* Die Glocke…. Endlich!


Da kamen dann noch einige Männer, von denen ich innerhalb von Sekunden einfach wusste, dass es nichts gibt. Keiner von denen hatte Abitur, zumindest vermute ich das. Was ich weiß ist, dass keiner studiert hat. Stört mich an und für sich nicht, solange es während eines sieben Minuten Gesprächs nicht auffällt. Tat es aber. 

Und dann kam „er“. Er war 30, sah nicht gut aus, hatte keinen Klamottenstil und war zu moppelig. Ja, das bin ich auch und genau das denken moppelige Männer immer, können nur sie sich erlauben und die Frau muss size zero haben. Die Glocke läutete, er schaute vom Nebentisch zu mir. Panik in seinen Augen. Absolute Panik! Ich sah wie seine Tischnachbarin vorsichtig versuchte ihn zum Gehen zu bewegen, er ging in slow motion, den Nachfolger schon im Nacken. Nachdem er ein paar Schritte im Zickzack auf mich zu oder wenigstens grob in meine Richtung gemacht hatte, drehte er um und fragte noch sehr „unauffällig“ die letzte Gesprächspartnerin irgendetwas sicher sehr Wichtiges während die eigentlich schon mit dem Nächsten beschäftigt war. Es musste sein. 1-2 Minuten hatte er geschunden, nun musste er sich zu dem Monster setzen. Wieder tat er widerwillig einen Schritt nach dem nächsten, so als würden ihm diese Schmerzen bereiten. Er setzte sich und versuchte Blickkontakt zu vermeiden. Das Monster, also ich, tat den ersten Schritt: 


„hallo, ich bin Julia.“ 

(und eigentlich auch nicht hässlich. Wichser!) 


Er hatte mich nicht verstanden. 


„Was?“ „Julia?“ „Was?“ 

….Stille…. 


Er: „oh man, das können ja lange 7 Minuten werden!“


Nach diesem grandiosen Start lernte ich Herrn Sympathie leider noch besser kennen. Er hatte 8 Jahre lang (!) BWL studiert und nun einen Zitat „langweiligen Job bei der Deutschen Bahn“. Aaaahja. Zwischendurch zwinkerte er Clara am Nebentisch zu. 

Also die Glocke bimmelte, war er schneller verschwunden als das Licht sich im Vakuum fortbewegen kann denn wenn Männer Frauen hässlich finden, sind  sie imstande die Naturgesetze zu brechen. Nun hatte Clara ihn am Hals, natürlich hatte sie alles mit bekommen und fand ihn grässlich, während er an ihren Lippen hing und nichts raffte. Einfühlungsvermögen also auch nicht vorhanden. Ich musste grinsen. Schlimmer konnte es nun nicht mehr kommen…

 

Tatsächlich waren die anderen Männer nett aber gefunkt hat es mit keinem. Gegenseitig außer bei dem Kleinen, dem Ersten. Der war sicher enttäuscht, dass ich seinen Namen nicht angekreuzt hatte. *Gewissen*

 

Ok, Speed Dating ist nichts für mich, dachte ich. Es gibt aber ja noch andere Wege und ich bin ja auch erst ein Jahr Single.

Leider war das erst die erste Geschichte in einer langen Reihe seither… wobei Herr „ich will nicht zu dir an den Tisch!“ schon eine Nummer für sich ist. 


J



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen