Montag, 24. März 2014

Malte - wie alt ist zu alt?

Dirk hatte mich überredet, dass auch ich mal Männer anschreiben solle bei Finya. Eigentlich hatte ich darauf überhaupt keine Lust. Führt ja zu nichts. Will ich grundsätzlich nicht. Trotzdem tat ich es.

Malte hatte geschrieben, dass er viele Schuhe im Schrank habe. Sympathisch, dachte ich, Schuhe sind immer gut. Zumindest kann ich dann mit Verständnis für meine sechzig paar Schuhe rechnen. 

Er antwortete und schließlich schrieben wir uns täglich Mails. Der ist aber schön, dachte ich, wenn ich das Bild ansah. Der ist aber schön, sagten Leute, denen ich das Bild zeigte. War er vielleicht zu schön?

Vierzig und kinderlos und schön? Wo war der Haken? Ich überlegte hin und her und das schreiben ging weiter. Es war lustig, aber nicht zu nah, es war vor allem nicht so unter der Gürtellinie. 

Wenn ich wüsste, dass am Wochenende gutes Wetter ist, dann würde ich ja fragen, ob man ein Eis essen könnte.

Oh. Ein Typ, der Anfragen im Konjunktiv formulierte. Also fragte er nun? Oder fragte er nicht? Ich was unsicher. Natürlich wollte ich Zusagen, aber eben auch nur, wenn ich überhaupt gefragt wurde.

Da mit gutem Wetter zu rechnen ist würde wohl niemand nein sagen, wenn er gefragt würde.

Mehr umständlich ging nicht. Aber mehr Wischiwaschi hätte er auch nicht fragen können. 

Dann freue ich mich auf ein Eis am Wochenende mir dir!

So einfach. Endlich mal eine klare Ansage! Wurde auch Zeit. Endlich. Ein Date! 

Und dann war der Tag da. Ich war aufgeregt - war ich lange schon nicht mehr gewesen. Ich sah aus wie eine Vogelscheuche, als ich früh in den Spiegel schaute. Es hagelt! Dachte ich, als ich aus dem Fenster blickte.. Alles kam zusammen und ich wurde noch dazu mutlos. Würde es keinen Zauber geben, so dachte ich, dann wäre ein weiterer normaler und vielleicht sogar vernünftiger Mann von der Liste. Viele blieben nicht übrig.

Um kurz vor vier machte ich mich auf den Weg. Das Wetter war furchtbar und sah so gar nicht nach Eis aus. Wir hatten uns den ganzen morgen schon geschrieben, Mails und SMS und dann stand er mit einem mal da.

Gut sah er aus, das stimmte. Die Haare waren auch schön. Eigentlich war alles stimmig. Außer mein Gefühl. Das wusste gar nicht mehr, wie es sich ordnen sollte.

Wir gingen in ein Café und redeten, lasen gemeinsam Zeitung, lachten, zwinkerten. In mir war noch immer alles durcheinander. Das wurde nicht besser.

Lass uns auf den xberg gehen!

Sagte er nach zwei Stunden, also gingen wir spazieren. In mir arbeitete der Gedanke, ob ich jemals von diesem Mann geküsst werden wollte, ob ich ihn küssen wollte und warum ich nun eigentlich mitten im Viktoriapark stand, wo ich schon viele Männer geküsst hatte.

Und jetzt gehen wir essen!

Also gingen wir essen und Malte hatte wunderbare Geschichten. Er hatte wirklich keine Kinder, aber auch kein Studium.. Bei keinen stimmen alle Angaben, dachte ich nur. Es machte nichts. 

Dann redeten wir über sein alter. Ich hatte gelernt, bei Männern irgendwas rauszusuchen und sie damit zu necken. Angeblich war das eine gute Sache. Es klappte auch und Malte mochte es. Vielleicht mochte er aber auch einfach die Idee, dass ich so viel jünger war.

So viel jünger... Es ratterte in meinem Kopf. Waren acht Jahre viel? Der sah gar nicht alt aus. Oder verbraucht oder irgendwie abgerockt. Im Gegenteil. 

Manchmal rückte er näher und ich rückte nicht weg. Niemals machte er weitere Anstalten und mir war das recht. 

War mein Körper, mein Herz vielleicht komplett verrückt geworden? Ein toller und witziger Mann, wo bleibt denn nun der innere Jubel?

Wir lasen die gleichen Bücher, die gleichen Zeitungen, fanden die gleiche Musik gut und konnten uns für dieselben Witze begeistern. Wir hatten sogar fast die selbe Haarfarbe! Wo also war mein verdammtes Problem?!?!

Es wurde später und später und wieder einmal hielt ich mich nicht daran, Männer zeitlich möglichst knapp zu halten, das soll man wohl machen. Ich kann das aber einfach nicht.

Er umarmte mich zum Abschied und rannte in seine Bahn. Bereits dort schrieb er mir die erste SMS. Es ging bis spät so weiter. Am nächsten morgen folgten Emails.

Doch in mir drehte sich alles.

Mit einem mal hörten die Emails auf. Da verstand ich, dass ich nicht die einzige war, die nicht weiter wusste. Manchmal bleiben wohl auch Männer auf der Strecke. 

Ich stellte bei Finya meinen Altersfilter um. Denn wenn Malte mir eine Sache gezeigt hatte, dann, dass Alter doch unwichtiger war, als ich dachte. Und eines hatte er noch gezeigt: Alles kann passen. Der Funke bleibt manchmal trotzdem aus.

Wenigstens dazugelernt.


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