Samstag, 29. März 2014

Ferdinand - die nackte Wahrheit

Da liegt er nun. Schon wieder. Seit er sich der Erwartung von Beziehung entbunden fühlt, glänzt er mit Zuverlässigkeit. Männer. 

Ich kreise immer mehr um diese komische Sache, die wir da haben - oder eben auch nicht haben. 

Wenn ich ehrlich bin, dann kam mir das ganz recht. Eine Beziehung so mit allem und alles hätte ich mir nicht vorstellen können. Nicht mit ihm. Nicht mehr. Aber befreundet will ich mit Ferdinand auch nicht sein.

Aber er will mit mir befreundet sein. Unbedingt.

Zwar hatte ich das von Anfang an klar gestellt, aber Plan und Realität gehen da echt auseinander. Plan war, dass er mitmacht, meine Vorstellung teilt. Realität ist, dass er nicht mitmacht. 

Da liegt er also und weil er ausgezogen immer so ins Reden kommt, redet er und redet. Genau wie Lars. 
Hat Mister Start up im Bett auch so viel geredet? Kann ich mich gar nicht erinnern. Doch mit dem Abstand schärft sich der Blick und mir wird deutlich, dass auch der nur einer von vielen war. Weitaus nicht so besonders.

Jedenfalls kann ich so aktuell keine Partnerin haben. Ich komm ja mit mir selbst nicht klar… und … Hörst du mir eigentlich zu?

Was? Ich? Ja. Natürlich. Wieso?

Ich werde unsanft zurück in eine Unterhaltung gerissen, die ich so gar nicht führen will. Aber seit er da ist, macht er sich auch emotional nackt. Er will sich wieder mitteilen und erklären. Er will nicht der böse sein und dass ich ihn mag. Dass er sich wie Sau benommen hat und die Abmachung anders war - alles egal. 

Da ist kein Platz in meinem Leben. So wie ich jetzt bin, so bin ich nicht wirklich. Ich bin anders.

Sind wir doch alle.

Ich gähne und krieche unter die dritte Decke. Einfach so das innerste eines anderen übergeholfen zu bekommen - schön ist das nicht. Vielleicht sollte ich mich wegträumen. Einschlafen. Innerlich ausklinken. 

So wie meine Großeltern das hatten. Liebe bis zum Ende. Immer da sein.

Das kannst du doch gar nicht. Dafür bist du zu abgestumpft.

Murmle ich mit halb geschlossenen Augen. Bleibt mir ja auch nichts anderes. Wenn Männer einen auf Toni Braxton machen, dann hat das immer auch was armseliges.

Wie?

Du kannst das nicht. Du erstickst ja alles im Keim. 

Stimmt nicht! Jetzt im Moment kann ich das nicht! Eigentlich kann ich das.

Schon klar.

Und weiter geht's. Im Job gefällt es ihm nicht. Er will mehr Musik machen. Er will mehr Freizeit haben. Er will wieder unbeschwert sein. Er will mehr feiern und weniger nachdenken. 

Dein Leben kotzt dich an? Dann ändere es. Kündige. Such dir was anderes. Glaubst du, irgendwann klingelt einer an der Tür und regelt das für dich?

Ferdinand schaut mich an. Eine Mischung aus Schreck und Erstaunen. 

Ich werde bald vierzig!

Genau. Du wirst vierzig. Also wann willst du es ändern? Außerdem bist du in der Midlifecrisis. 

Bin ich? 

Die Frage muss ich gar nicht beantworten. Scheinbar hat er sie selbst für sich beantworten können. 

Und während er überlegt und ich müde werde, da kehren meine Gedanken dahin zurück, was ich eigentlich suche: Liebe. Keinen jammernden Mann. Keinen kaputten Mann. Keinen Mann mit Kindern. Keinen Mann der Alimente zahlt. Keinen Mann der Beziehungen blöde findet. Einfach Liebe.

Wie laufen die Dates?

Gut, kann mich kaum retten. War aber monatelang schon nichts brauchbares mehr dabei.

Oh. Rumms.. Klingt ausgesprochen viel schlimmer. Klingt auch armselig. Aber es ist die Wahrheit. Die wird mir ja auch seit einiger Zeit hier geboten. Ungefragt. Die nackte Wahrheit.

Und da wird mir die Tragik bewusst. Zwei Leute, die eigentlich ganz woanders sein wollen und trotzdem beieinander sind. 

Wie auf einen Schlag fehlt mir Lars. Dieser wunderbare Magic Lars, der nie einen Zweifel daran lässt, dass ich in den gemeinsamen Augenblicken genau das bin, was er will. 

Wenn ich mich jetzt in Lars verliebe.. Dann ist das Drama perfekt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen