Dienstag, 4. Februar 2014

Raj - Die Hoffnung aus Indien

Schon Wochen vor Mister Start up schrieb mir Raj .. Ok, ich gebe zu, dass war nicht sein wirklich Name. Aber ich hatte bis jetzt nur einmal eine Schwäche für Inder und das ist Raj.

Wir kamen nicht dazu, uns zu treffen und ich kam nicht zu seiner Einweihungsparty im Sommer. Dann war Funkstille. Und dann kam Mister Start up und alles andere und jeder andere war egal.

Und dann ging Mister Start up und ich merkte, dass Raj ein guter Kerl gewesen war und ich vielleicht ein Idiot. Also schrieb ich ihm.

Es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe. Es lag an mir und nicht an dir.

Er antwortete

Bin im Urlaub, melde mich später!

Dieses später war dann wirklich später und zwar zwei Wochen. Aber er war in Thailand und das über einen Monat. Es hatte also alles seine Gründe und ich nach meinem blöden Angang ja auch eigentlich nichts zu erwarten von ihm. Doch er meldete sich und er war wie vorher. Lustig und unkompliziert. 

Ich wusste nicht viel. Er kam aus Indien und war 35. Er war Elektroingenieur aber arbeitete im IT Bereich. Er war Moslem und ein Foto wollte er mir von sich nicht geben. Als Begründung bekam ich ein Video.  Nicht irgendein Video, sondern etwas, was wirklich erklärte, warum es kein Bild brauchte zum kennenlernen.

Erst zwei Stunden vor der Verabredung bekam ich ein Bild von ihm.

Über ein halbes Jahr, nachdem er mir die erste Email schrieb, trafen wir uns.

Ich war nicht aufgeregt und sah das treffen sehr locker. Doch dann sah ich ihn und er lächelte und ich war froh, dass es manchmal wohl doch noch eine zweite Chance gibt, auch wenn der Anfang schwierig war. 

Er gefiel mir. Ich mochte seine Haare und seine Augen, er hatte kleine Ohren und sehr schöne Zähne. Wir gingen in ein winziges Café und erzählten. 

Einiges schien er jedoch nicht erzählt zu haben und das kam nun heraus. Er hatte zwei Kinder. Beide wohnten nicht in Deutschland. Zwei Kinder von zwei Frauen.

Kinder kommen halt einfach, was soll man da machen?

Sagte er strahlend und zuckte mit den Schultern. Ich Überlegte in der zeit, ob er wirklich weder Schwein, noch Rind aß und was stattdessen überhaupt für ihn in frage kommt. Währenddessen lachte er, zeigte Bilder der Kinder und ich dachte nur: gibt's da noch mehr von denen du nichts weißt?

Das alles schreckte mich komischerweise nicht ab. War er ein Draufgänger? Vielleicht war er das, aber ein wirklich bezaubernder.

Leider war Raj krank. Und das so richtig. Er hatte Fieber und Husten und sein eines Auge war nach zwei Stunden im Café feuerrot und tränte. 

Er sagte viele Sprichwörter in allerlei sprachen, er erzählte Geschichten von muslimischen Helden und seinem Wunsch von Frieden im nahen Osten.   

Währenddessen dachte ich:

Oh! Der ist aber schön!

Und obwohl seine Käferaugen tränten schaute er mich an, außer wenn er in seinem Kopf gerade nach der richtigen Übersetzung suchte. So braune Augen hatte ich noch nie gesehen. 

Wir lachten und sprachen auch nicht darüber, was im Sommer passiert war. Es war einfach nicht mehr wichtig.

Der Kaffee war alle und der zweite auch und er bezahlte und wir machten uns auf den weg. Er musste ins Bett. Mittlerweile Klang seine stimme wie die von Tina Turner.

Er brachte mich zur SBahn und wir lachten, dass ich ihm sicher vorhalten würde, wenn er mich aus Versehen in die falsche Richtung setzen würde.

Als mein Zug losfuhr stand er da und schaute mir nach und winkte.

Zuhause war ich aufgeregt, wie lange nicht mehr. Es war so etwas wie Hoffnung in mir, dass ich doch noch andere spannend finden kann. 

Am nächsten Tag - da hatte er sich noch nicht gemeldet - dachte ich mir bereits, dass nichts mehr kommen würde. Grippe hin oder her. Er war ein Eroberer und schüchtern war er auch nicht. Spiele sind sicher auch nicht sein Ding.

Er steht einfach nicht auf mich, sagte ich meinem beiden Mädels und anfangs versuchten sie noch, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Doch ich sagte, dass ich das fühlen würde.

Es war schade, aber ein Mann mit zwei Kindern von zwei Frauen, jemand der so ganz andere Helden hatte als ich.. Es wäre nicht gut gegangen. 

Doch eine Hoffnung hatte ich wieder, dass da auch andere Männer gibt. Manchmal müssen die dafür den weg von Indien bis nach Deutschland machen, damit Frauen wie ich den Glauben daran wiederfinden. 

Schon allein dafür mag ich ihn. Und vielleicht war ja gar nicht er meine zweite Chance nach Mister Start up, sonder der neue Funke der Hoffnung.

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