Mittwoch, 26. Februar 2014

Ich blogg für dich - Richard und Julia.

Da ist sie wieder! Trommelwirbel! Danke für den neuen Eintrag, meine liebe Julia! Aber nächstes mal gibt's mehr Sex! 

Schelmisch grinsend wiederholte Richard sich: „Ich will dich ausführen, Julia. So richtig ausführen! Lass mich dein Gentleman sein!“
Was so romantisch klingt, war ein fast schon grotesk anmutendes Ansinnen, eingebettet in die lauten Partygeräusche und inmitten betrunkener, grabschender Männer. Irgendwie war ich gerührt… alle versuchten mich billigst anzubaggern und Richard sprach von einem romantischen Date. „Nein, Richard. Du bist betrunken und willst mich nur abschleppen, genau wie alle die Anderen hier.“ „Doch, ich mag betrunken sein aber ich meine es so wie ich es sage! Morgen werde ich dich anrufen und ein Date ausmachen.“ 
Irgendwie war er so süß, wie er da stand mit seinem Hundeblick. Fast hätte ich vergessen was für ein betrunkener Prolet in ihm steckte, sobald ihn jemand nur durch seine Anwesenheit provozierte: „Ey du Arsch, hör auf mich hier vollzutexten, du kannst eh nicht saufen!“
Durch seinen astromischen Pegel hatte er meinen Helferkomplex aktiviert – etwas, das mehr Eindruck auf mich machen kann als Aussehen oder Charme, wie die Vergangenheit zeigte.
Am Ende des Abends war ich absolut entzückt von Richard, der so grob zu den Männern war und so liebreizend zu mir– und verließ die Party im Arm seines besten Freundes Klaus. 

Einen Tag später bekam ich den Anruf. Nie hätte ich gedacht, dass Richard a) noch wusste was er gestern gesagt hatte und b) überhaupt schon wieder stehen konnte!
„Wie siehts aus? Bist du heute damit einverstanden, dass ich dich ausführe?“ Uuuuuuh… mein Gewissen meldete sich. Massiv! Funktionierte die Kommunikation bei Männern etwa nicht? Ach, was für abstruse Gedanken… natürlich nicht!
„Ja aber ich hole dich ab.“ antwortete ich. „Ääähm, ok?“
Ich ließ ihn weder fahren noch bezahlen. Irgendwie muss ihm schon während unseres Treffens in dem Café aufgegangen sein, dass etwas nicht stimmte. 
Wir kannten uns schon länger aber der romantische Teil war neu… Ich musste es ihm sagen. Nur… wie sagt man so was? “Hey hör mal, ich finde dich super süß aber ich hab heute Nacht mit deinem besten Freund geschlafen!“ Nein. „Was hälst du von von Sex ohne Liebe“ Äääähm… nein! 
Irgendwie sagte ich es letztendlich. Richards Blick war ungläubig, dann traurig, dann fast gebrochen. Wieso machte ich so einen Scheiß auch immer? Sein Freund war ein stadtbekannter Schürzenjäger. Was ihm an Schönheit fehlte, machte er durch Penetranz wett. Richard war optisch zwar nicht ganz mein Fall weil er mir zu klein war, war aber durchaus ein gut aussehender Mann. Trotzdem ist er kein Unschuldslamm: Seine Bestürzung über meine Eskapade ging nicht um mich, sie drehte sich um das Verhältnis der beiden Männer zueinander. 
Ich schämte mich in Grund und Boden… Die Stimmung kippte, Richard sagte so was wie: „Ich werde niemals etwas mit einer Frau haben, an der Klaus schon dran war!“ und ich fuhr ihn wieder heim. Als ich auf dem Rückweg allein im Auto auf dem Weg nach Hause saß, lief im Radio Summertime Sadness.

Kiss me hard before you go
Summertime sadness
I just wanted you to know
That, baby, you're the best
Jedes mal wenn ich dieses Lied höre muss ich an diesen Tag im August 2012 denken. Ich war nicht verliebt in Richard (und ich sollte es auch niemals sein) aber trotzdem war ich traurig. Über mich selbst, über mein nicht vorhandenes Privatleben, über meinen Absturz mit Klaus. Irgendwie alles. 
I've got that summertime, summertime sadness
S-s-summertime, summertime sadness
Got that summertime, summertime sadness
Zwei Wochen später sah ich ihn auf einem Geburtstag wieder. Er hatte sich erneut bis zum Anschlag betrunken und gab sich redliche Mühe mich zu ignorieren: Sobald ich in der Nähe war, ging er oder schaute er weg um sich mit den anderen Partygästen zu unterhalten. Das machte mich wahnsinnig wütend! Was fiel diesem Typ ein? So toll war er nun auch wieder nicht… Ich war eingeschnappt -mein Jagdfieber war ausgebrochen: Ich redete ihn einfach an, sobald er in der Nähe stand. Das, in Kombination mit seinem Pegel, machte es ihm fast unmöglich mich weiterhin zu ignorieren. Irgendwann packte ich ihn am Arm und sagte: „Wir müssen uns unterhalten!“ Keine Ahnung ob er sonderlich begeistert war – er wehrte sich jedenfalls nicht. (ich fürchte das hatte mit dem Alkohol zu tun…) 
Wir gingen in einen Nebenraum. Erst schimpfte ich wieso er mich so ignorierte, dann flirtete ich wie ein Weltmeister mit ihm. Das ist etwas, das ich sonst nie tue: Von mir geht niemals die Initiative aus aber ich wusste, dass ich nicht verliebt war und dass es nur darum ging, dass er an meinem Ego gekratzt hatte, also waren mir meine Prinzipien egal. Richards Prinzipien („Niemals werde ich etwas mit einer Frau haben, an der Klaus vorher dran war!“) weichten sich ebenfalls mehr und mehr auf. 
Und dann passierte es: Ich hatte meinen Kopf leicht in Schräglage, stand sehr nah vor ihm und blinzelte bereits minutenlang mit einem halben Lächeln in seine Richtung, so dass er eigentlich keine Wahl hatte als mich zu küssen. Und das tat er. Und wie.. Wir küssten uns ca. 30 Sekunden lang und dann stoppten wir und schauten uns ungläubig an. Keiner von uns war darauf vorbereitet gewesen! Richard sagte: „Küsst du immer so?“ und ich antwortete fassungslos: „Nein!“ Unser Kuss war nicht nur gut, er war magisch gewesen! Ein Kuss wie ich ihn das letzte Mal als Teenager bekommen hatte: voller Hingabe aber gleichzeitig unschuldig. Sanft aber nicht langweilig. Wir schauten uns an und wussten: Das musste wiederholt werden!
Diesmal waren es nicht nur 30 Sekunden, es waren 10 Minuten. Ich fühlte mich wie auf der Schule, als es noch wichtig war sehr gut zu küssen, als die Männer Küsse noch nicht als reines Vorspiel missbrauchten, als man noch des Küssens wegen küsste. 
Nach den 10 Minuten wildem Rumgeknutsche waren wir uns einig, dass das noch nicht alles gewesen sein konnte. Ich ging mit zu ihm, wir saßen auf dem Sofa, küssten uns stundenlang und hörten dabei Carly Rae Jespen. 

Hey, I just met you,
and this is crazy,
but here's my number,
so call me, maybe?
Natürlich fummelten wir irgendwann auch. Wenn man so gut küsst, wird man heiß. Zum Glück wollte erst Richard nicht noch weiter gehen („Äääh, Klaus!“ *heul* *nerv*) und als er schließlich soweit war, wollte ich nicht mehr. Ich hatte meine Bestätigung, mehr brauchte ich nicht. Morgens um 6 Uhr stand ich auf und ging nach Hause. 

Before you came into my life
I missed you so bad
And you should know that
I missed you so, so bad

Natürlich hatten Richard und ich danach keinen Kontakt mehr. Ich sah, dass er in der Folgezeit sehr viele hübsche Frauen connectete und deren Bilder likete. Es störte mich nicht. Richard ist ein strategischer Liker – offenbar war er noch Single. 

Ca 1,5 Jahre später war plötzlich diese Mail in meinem Facebookpostfach: „Hey, wie geht’s dir?“ Was machst du so? Wir haben uns ja ewig nicht gesehen!“ und ich grinste in mich hinein. Achso, Richard war also wieder abserviert worden und suchte nach Bestätigung. 
Was sich aus dem folgenden Email Verkehr entwickeln sollte, hätten wir beide selbst niemals für möglich gehalten: Wir sind jetzt die besten Freunde. Es kam so schleichend, erst schrieben wir viel, dann fingen wie an zu telefonieren: Unsere derzeitige Situation ist ähnlich. Am meisten zusammen geschweißt hat uns aber die Analyse unserer jeweiligen Datingpartner. Nicht dass es uns bisher viel Erfolg beschieden hätte – aber wenigstens sind wir uns sicher alles im Nachhinein verstanden zu haben. 

Richard provoziert gerne, oft nimmt er Positionen ein, die er unter normalen Umständen nicht unterstützen würde, nur um anzuecken. Tief in seinem Inneren ist er aber ein Guter. Ein Misanthrop - aber ein Guter. Er ist nicht der Freund, der einem beim Umzug hilft oder der zuverlässig ist, dafür hat er die schönste Telefonstimme der Welt und vierstündige Telefonate mit ihm vergehen wie im Flug. Mittlerweile weiß er so viel über mich, dass ich es mir niemals mit ihm verscherzen sollte! 

Übrigens waren wir uns beide einig, dass unsere Küsserei eine 10 war – auf einer Skala von 1 bis 10, wobei die 10 eigentlich nicht vergeben wird. Das brachte mich dazu darüber nachzudenken wie er wohl im Bett wäre, schließlich hängen diese beiden Dinge zusammen aber ich habe es zum Glück nie rausgefunden, denn dann wären wir jetzt sicher nicht so gut befreundet.



Sonntag, 23. Februar 2014

Echtzeit - einen letzten Abend einunddreißig

Nun ist es vorbei das zweiunddreißigste Lebensjahr.. Anstrengend war es und überraschend. Manche Überraschungen hätte ich mir gerne erspart. 

Zeit für eine Bilanz.

Vor einem Jahr dachte ich noch, alles sei in Butter. Bald gibt es einen Ring, Kinder, gemeinsame Wohnung. Alles. 
Ein Jahr später kann ich sagen, dass ich froh bin, dass es anders kam. Es wäre ja eh anders gekommen, denn hätte der Mann mich nicht eine Woche nach meinem Geburtstag sitzen lassen, dann hätte er es später getan. Weg war er. Einfach so. 
Manchmal frage ich mich, ob er dieTrennung bereut hat, ob er wirklich die Frau aus der Unterschicht genommen hat. Aber dann wird mir wieder klar, dass es egal ist. Denn ohne ihn geht es mir besser.

Dann kam ein kurzes und peinliches Zwischenspiel mit Chris Norris und ich kann nur sagen: sowas passiert mir niemals wieder.

Eine kleine bis große Offenbarung war Magic Lars - nicht aufgrund seiner Kernkompetenz, sondern weil er mich so positiv überraschte. Auf den würde ich wirklich nicht verzichten wollen. 

Mister Start up.. Was soll ich da schreiben? Ich denke jeden Tag an ihn und er fehlt mir, aber ich habe mich damit arrangieren können, dass er nicht zurück kommt. Wahrscheinlich ist das auch gut so. Er hat mich ein paar Monate bereichert mit seinen Gedanken und Ideen und zum Ende hin war es die Hölle. Mit einer Sache hatte er recht: dass ich nach etwas anderem Suche. 

Ich habe zwei wunderbare neue Freundinnen gefunden, auf die ich nicht wieder verzichten möchte. Frauen, die denken und fühlen, wie ich. Frauen, auf die ich mich verlassen kann. Drei kann funktionieren. 

Und dann habe ich noch eine andere Lektion gelernt: nicht alle Freunde bleiben für immer. Auch das muss ok sein. Manche Menschen sind nur Freundinnen, wenn es einem gut geht. Manche Freundinnen glauben, es gäbe nichts wichtigeres, als in einer Beziehung zu sein. Manche Freundinnen denken, man könne nur Meinungen über Beziehungen haben, wenn man selbst in einer ist. Manche können nicht mehr ehrlich sein, manche würden Singlefrauen nie dieWahrheit  sagen. Sie tun alles für den schönen Schein. Und liegen nachts neben einem Mann, der sie nicht glücklich macht. Und doch bleiben sie.. Ich bin froh, solche Menschen hinter mir gelassen zu haben. 

Und über eine andere Sache bin ich froh:
Ich habe nie die Hoffnung aufgegeben. 

Und diese Hoffnung dreht sich nicht um eine Beziehung, die kommen wird. Es ist die Hoffnung, nein die Gewissheit, dass ich auch schlimme Zeiten überstehe. Und dass ich nicht bereit bin, eine schlechte Beziehung zu führen, sondern den Mut habe, auf eine tolle Beziehung zu warten.

Ich habe viel über mich gelernt. Und die meisten Dinge über sich selbst lernt man eben nicht in Beziehungen, sondern wenn man ganz mit sich alleine ist, wenn man sich ganz ausgeliefert ist. Diesen Frauen, die täglich diesen Mut aufbringen kann ich nur sagen, ihr befindet euch in guter Gesellschaft. 

Es bleibt spannend. Ich habe noch viel über mich zu lernen.








Freitag, 21. Februar 2014

Jens - Der Nerd mit den schönen Haaren

Um es mal klar zu stellen: ich mag Brillen. Männer brauchen Brillen, sonst sind sie nicht richtig angezogen. Große Brillen. Schwarzes Gestell. Hervorragend! Immer her damit.

Ich habe auch eine Brille. Leider finde ich die nicht mehr - der Grund ist nicht, weil ich ohne nicht sehen kann, sondern weil ich die so selten brauchte, dass sie in meiner Wohnung einfach abhanden kam. Kann passieren.

Jens schrieb mir bei Finya, was er sich unter den von mir genannten kurzen Beinen vorstellen könne. Ich schrieb, dass meine kurzen Beine eben kurz wären und wo da fragen offen sind. Er lachte und kam mir wie ein Freak vor. 

Aber er hatte nicht nur eine schöne Brille, er hatte auch schöne Haare. Nach oben stehend, ein wenig zerzaust. Biologe in der Forschung stand in seinem Profil. Passt ja, dachte ich.

Dann sagte er, er habe Ballettschuhe auf der Straße gefunden, ob ich ihm was tanzen würde.

Deine Frage ist angesichts meiner kurzen Beine und des dickend Hinterns geradezu kafkaesk.

Oh! Eine gebildete Frau! Wollen wir heiraten?

Er war ein Freak, so viel stand fest. Trotzdem hätte ich sofort ja gesagt. Er gefiel mir in seiner Verschrobenheit von Tag zu Tag mehr. Wir tauschten Nummern und Bilder und verabredeten uns. Ich war aufgeregt. Richtig aufgeregt.

Doch weil bei mir nie alles glatt läuft und ich den Titel der Queen of Fettnapf verteidigen muss - vor allem gegen meine vorlaute Schwester mit leichter Filterstörung - gab es vor dem treffen noch das große Desaster. 

Ich ging zum Augenbrauenzupfen. Es tat wirklich Not. Ich fühlte mich schon wie Frida Kahlo! Und dann passierte es. Alles ging schief. Und zwar wirklich schief. Freundlich gesagt wäre: auf links sah ich sehr erstaunt aus. Drastisch ausgedrückt: ich sah aus wie nach einem Schlaganfall. Verdammte scheisse! Die eine Augenbraue rund, die andere gerade und meine Mutter sagte nur:

Schau nicht so verdutzt.

Ich sagte ihm, da wäre ein kleiner Notfall in meinem Gesicht und das treffen hätte vielleicht noch zeit.. So zwei Wochen?! Er wollte wissen was los sei und ich schrieb:

Mir wurde ein Schlaganfall gezupft.

Oh. Schlaganfall. Schwieriges Thema. Gehe nun schlafen. Gute Nacht.

Rumms. Da war es. Die absolute Peinlichkeit. Das unsagbare Fettnäpfchen. Der Supergau .. 

Ich versuchte mich in Schadensbegrenzung und entschuldigte mich. Er lachte, aber mein Gefühl der Scham ging nicht weg. Ich glühte. 

Dann kam der Tag der Verabredung. Bis eine Minute vor dem Date schrieben wir uns. Als er aus der Bahn stieg lächelte er mich an und umarmte mich. Er war fast einsneunzig und ich kam mir wie ein Standgebläse vor. 

In der Kneipe angekommen redeten wir und lachten. Eigentlich alle Fachrichtungen außer Biologe und wenige Ausnahme seien der Universität nicht würdig. Er hatte etwas abschätziges, trotzdem mochte ich ihm. Lehramt fand er an der Uni lächerlich. Jura und Medizin sowieso. Ärzte wären Handwerker, Jura brauche keine Forschung. Alles weg aus der Uni. Ich hörte ihm zu und fand ihn einfach nur schön. Die Haare. Die Brille, auf der innen Modenschau rot stand. Seine Schultern. Irgendwie alles.

Ich war dir nicht böse wegen des Spruches gestern. Es ist nur.. Ich hatte selbst einen Schlaganfall vor drei Jahren.

Es war ja nicht so, dass ich seine Augenbrauen auf dem Bild nicht gesehen hätte, aber ich dachte, der würde die extra hochziehen. War nicht so. Augenblicklich wurde mein Gesicht dunkelrot. Ich wollte am liebsten schnell alle Getränke bezahlen und wegrennen. Seine Getränke hätte ich sogar gleich mitgezahlt. Irgendwie hätte ich alles getan, um aus dieser Situation mit dem Prince of Stroke herauszukommen. 

Naja. Ich bin auch nicht gesund! Ich nehme jeden Tag Tabletten. Bild dir mal auf deinen Schlaganfall nichts ein!

Jens lachte und er lachte erleichtert. Dann sagte er, die anderen hätten die Macke und nicht wir. Recht hatte er. Niemals hatte ich so mit einer chronischen Depression Punkten können. Er war begeistert. 

Aber ich merkte auch, dass alles nicht spurlos an ihm vorüber gegangen war. Er suchte immer wieder nach Wörtern, nach Dingen, die er erzählen wollte, aber die ihm nicht einfielen. Er sagte, er sei nicht vergesslich. Doch genau das war Jens. Er war vergesslich. Sehr sogar. Ich fühlte mich an mich selbst erinnert. An mein Fischen im Dunkeln, als ich so krank war und dieses ewige Suchen nach dem richtigen Ausdruck. 

Nach drei Stunden und ein wenig mehr ging der Abend zuende. Am nächsten Tag musste er um sieben im Zug nach keine-Ahnung-wo sitzen und wir gingen zur Bahn.

Am Bahnsteig hatten wir fünf Minuten. Er wollte wissen wo ich wohne und zeigte mir dann, wo er wohnte. Die bevorstehende Verabschiedung fühlte sich komisch an. Ich war unsicher und fühlte mich irgendwie außerhalb meines Körpers. Wie war dieser Abend eigentlich gewesen? Lustig war der Abend. Unerwartet auch. 

Dann war es soweit. Er breitete die Arme aus und drückte mich fest an sich. Oh, dachte ich nur. Das alles fühlte sich gut an. 

Er schaute mir hinterher. 

Zuhause hatte ich eine stunde später eine Nachricht von ihm.

Gute Nacht!

Oh. Ich war aufgeregt. Mein Herz machte einen Sprung. Ich antwortete.

Schlaf gut!

Und dann hörte ich nie wieder von ihm. Nie wieder. Nichts. Keinen Ton. Ich schaute immer, wann er online war. Jedesmal bekam ich einen kleinen Stich.

Ich hätte mir gewünscht, dass er einfach gar nichts mehr geschrieben hätte. Auch kein gute Nacht. Denn so hatte ich für eine Nacht Hoffnung auf etwas.

Ich grübelte. Fragte Freunde um Rat. Ich war ratlos. Auch wenn es ja klar war.. Er stand einfach nicht auf mich..

Marcus überlegte und sagte dann:

Weißt du, manchmal kommen einem Ideen vom Abend vorher am nächsten morgen total blöd vor.

Wahrscheinlich wird es das gewesen sein. Schade ist es trotzdem. Er war irgendwie anders. Genau wie ich.








Donnerstag, 13. Februar 2014

Ferdinand - Gibt es sowas noch?

Da war er. Einfach so. Er schrieb und er war lustig. Er war clever und wusste, was er wollte. 

Kann es wirklich so einfach sein?

Aber von ganz vorne...

Als ich sein Profil sah, mochte ich ihn sofort. Ferdinand schien authentisch, irgendwie anders, als diese ganzen aufgesetzten Leute. Und vor allem war er Berlin. Kreuzberg. 

Sein Bild fand ich sofort gut. Brille. Männer brauchen Brillen. 

Und dann war er auf meinem Profil und schrieb... NICHTS. N I C H T S. Verdammt! Vielleicht beinhaltete mein Plan, niemanden anzuschreiben doch mehr Schwund.

Am nächsten Tag kam eine Mail. Und eigentlich war mir ab da vieles egal. Oder sagen wir: die anderen waren weniger spannend.

Wir schrieben und schrieben und am nächsten Tag telefonierten wir. Und dann trafen wir uns. 

Du weißt schon, dass du einen sehr einnehmenden Charakter hast, oder?

Blinkte mir kurze zeit später entgegen. Was meinte er denn damit? Einnehmend? Hm. War das gut oder schlecht? 

Mal sehen, ob er das im original auch so empfinden würde.

Es war anders, als das erste treffen mit Mister Start up - und vielleicht war ja genau das gut an der Sache. 

Wir liefen nebeneinander her und redeten und lachten und er kam mir so gar nicht fremd vor. Und ich selbst kam mir auch nicht fremd vor, wie bei so vielen Dates. Manche Menschen bringen einen zum Leuchten und andere machen, dass man sich gar nicht zeigen kann, wie man ist. 

Ferdinand gelang das. Er legte die gleiche Faszination an den Tag, wie auch Mister Start up damals. Er betrachtete mich der genau. Wie ich lief. Wie ich meine Haare aus dem Gesicht strich. Nichts entging ihm, wie er so seelenruhig neben mir her lief. 

Im Restaurant ging es so weiter. Leider war ich ein wenig wirr und so kam ich nicht aus meiner Jacke, verhedderte Mich in meiner Tasche und schlug beinahe über den Stuhl. Vollkommen verstrickt in meinen Klamotten rief ich nur ein:

Geht schon!

Doch da war er schon aufgesprungen und versuchte mir zu helfen. 

Oh man! Ich Idiot! Total unhöflich! Ich hätte dir sofort aus der Jacke helfen müssen!

Keine Sorge, normalerweise kann ich mich alleine an- und auszuziehen. Haha.

Ja. Haha. Unsäglich peinlich! Es hätte nur gefehlt, dass ich mir die kauleiste am Tisch rausschlage. Dann wäre es perfekt gewesen.

Wenige Minuten später saßen wir dann aber da und ich fühlte mich zwar nun optisch und emotional total zerwühlt, aber wir redeten uns redeten. Wir vergaßen fast zu bestellen und der Kellner musste dreimal wieder gehen, dann sagte er, wir wollten einfach sagen, wenn wir bereit sind. 

Wir teilten unser essen und redeten noch mehr. Er war nicht zu laut und nicht zu leise. Er war präsent, ohne aufdringlich zu sein. Er war interessiert, ohne dass ich dachte, er wurde sofort in mich hinein kriechen wollen. 

Es war diese wunderbare Mischung aus Entspannung und Anspannung. Vor allem war er mir vertraut. 

Nach dem Inder gingen wir noch einen Kaffee trinken und teilten uns ein Stück Kuchen. Alleine das war schon sonderbar, denn wir sahen beide nicht aus, als wenn wir Kuchen teilen würden.

Er brachte mich bis in meine ubahn und wir schauten einander nach. Ich solle mich melden, hatte er gesagt, als die Türen sich schlossen. 

Wahnsinn. Wahnsinn. Wahnsinn.

Als ich Zuhause war - das Akku war schon im Restaurant alle - sah ich es sofort. Er hatte mir bereits geschrieben, kurz nachdem wir uns verabschiedet hatten.

Du bist Charaktergewaltig. Live kommt das natürlich noch viel krasser rüber. Ich möchte dich wiedersehen.

Was sollte das heissen? Es klang, als sei ich eine Mischung aus Claudia Roth, Hella von Sinnen und Hitler. Aber sicher hatte er es positiv gemeint. Ich war sprachlos und schrieb:

Wir sehen uns wieder.

Und da bin ich nun. Kurz vor dem zweiten Date. Jeden morgen meldet er sich. Jeden Tag bringt er mich zum lachen. Und ich hoffe, dass das zweite Date uns nicht entzaubert. Manchmal geht sowas ja schneller, als einem lieb ist. 


Mittwoch, 12. Februar 2014

Echtzeit - Harriet hat recht

Ich habe wieder Dates. Und wenn ich überlege, wie viele Dates ich habe, dann könnte ich fast sagen, dass ich das beinahe professionell mache - oder sagen wir, es ist emotional unbeteiligter, als im letzte Jahr.

Meine Freundin Harriet sagte:

Es ist wirklich am besten, den Kinderwunsch vom Mann fürs Leben zu trennen!

Sie hat recht. Wer sagt denn, dass der Mann kommt, so lange ich überhaupt noch Kinder bekommen kann? Niemand kann das wissen und niemandem ist das versprochen. Keinem.

Wenn ich beides - also Kind und Mann - kombiniere, dann mache ich automatisch Abstriche. Da habe ich keine Lust mehr drauf. In zwei Wochen werde ich 32. ich habe in den Beziehungen immer Abstriche gemacht und wo bin ich nun? Alleine und kinderlos. Weitere zehn Jahre mache ich das nicht mehr.

Also überlege ich, wann und wie dieses Kind denn kommen soll und ob sowas alles überhaupt geht. Ich finde, es geht.

Mein Mackenarzt sagt:

Sie wissen schon, dass ein Kind etwas anderes ist, als ein Haustier?

Natürlich weiß ich das. Und ich weiß wohl mehr als viele andere, was es überhaupt bedeutet ein Kind zu haben. Und sind Kinder nicht immer eine egoistische Entscheidung? Ob in Beziehung oder nicht? Und müssen diese Entscheidungen falsch sein? Im Gegenteil. Kinder kann man eh nicht nur aus liebe zu jemandem anders bekommen, sie sollten immer ein Herzenswunsch sein. 

Ich arbeite in vielen Familien. Männer sind anders geworden. Sie sind nun andere Väter, als es die Generation meines Vaters es war. Unterm Strich reißen es die Frauen jedoch zum großen Teil alleine. Das finde ich nicht schlimm, aber es ist so. Wenn viele also schreien, wie man ein Kind ohne Mann haben kann, dann wissen diese Leute einfach nicht, wie auch heute noch Familien funktionieren.

Und da standen Harriet und ich nun auf ihrer Geburtstagsparty und unterhielten uns über Kinder und Kinder ohne Männer und den richtigen Zeitpunkt, den es nicht gibt. Natürlich reden wir auch über Mister Start up, der das Thema Kinder zwar abgehakt hatte, aber trotzdem nicht immer aufpasste. 

Ruf ihn doch jetzt an und sag ihm, dass du ihn liebst.

Heute? Entweder der hat die Kinder oder zieht grade eine andere durch die Laken. 

Verdammt.

Ja. Verdammt. Und vielleicht war da ja mein Fehler bei diesem Mann: ich wollte es kombinieren. Mann und Kinder. Der perfekte Mann und die perfekten Kinder. Beides gibt es nicht.

Trenne beides von einander.

Harriet hat recht. Ich weiß es. Sie weiß es. Und dann war es zeit für den nächsten Gin Tonic und die nächsten vielen, vielen Dates.






Dienstag, 11. Februar 2014

Paul - Das Beste Nicht-Date überhaupt

Finya ist für die Suchenden. Egal, was man gerade sucht, dort ist es zu finden. Manchmal dauert die suche jedoch ziemlich lange und manchmal findet man auch Dinge, nach denen man nicht Ausschau gehalten hat. Ungefähr so, als wenn man seinen Schlüssel sucht, dabei aber einen verloren geglaubten Ohrring findet. 

So war das mit Paul.

Wir schrieben uns anfangs eher sporadisch hin und her. Er war nicht oft online. Aber wenn, dann kam immer eine Antwort. Ich hatte ja auch Zeiten, in denen ich wenig oder gar nicht online war, aber in diesen Zeiten gab es immer den einen Grund: Mister Start up. 

So ging es also bald fünf Wochen, dass wir uns belanglosen Kram schrieben, niemals mit wichtigen oder dramatischen fragen. Es plätscherte so dahin. Nie fragte er nach einem treffen und ich auch nicht. Das war ok. Mit manchen Männern schreibt man sich nur, das ist gar nicht einmal das schlechteste, oft ist sowas die beste Gesellschaft.

Irgendwann war er dann gar nicht mehr online und in seinem Profil stand:

Habe die Schnauze erstmal voll von Frauen und Beziehungen. Werde eine Pause einlegen.

Oh, dachte ich und schrieb ihm eine Mail, was denn passiert sei. Seine Antwort war kryptisch, aber es schien, als hätte er emotional so richtig eine verpasst bekommen. Genauso wie ich.

Er fragte, ob wir Nummern tauschen wollten. Nach fünf Wochen kam er mir herrlich normal vor, also gab ich sie ihm.

Wir telefonierten nicht, sondern machten ein Treffen für den kommenden Sonntag aus. Spazieren in der Sonne.

Aber es ist kein Date!

Betonte er immer wieder und ich beruhigte ihn und sagte, das sei alles andere als das. Wenn er wollte würde ich auch meine Haare nicht kämmen und wie ein alter Besen kommen. 

Und keinen tiefen Ausschnitt! 

Auch das versprach ich ihm, genau wie keine allzu hohen Schuhe. Es war sowas von kein Date. Und da es kein Date war, kam auch keine Aufregung, sondern einfach nur Vorfreude. 

Wir trafen uns in der Friedrichstraße zum spazieren und die Sonne schien herrlich. Wäre es ein Date, hätten wir das perfekte Wetter abbekommen. 

… und dann erzählte er mir seine Geschichte. Eine Story, die sonst wohl nur Frauen passiert.

Paul hing wochenlang in der Warteschleife. Aber so richtig. Eine Frau, die sich nicht festlegen wollte. Eine Frau, die ihn mit zu Familienfeiern nahm. Eine Frau, mit der er Urlaube machte. Eine Frau, die allerdings ihrem Ex immer mal wieder einen runterholte und die halbnackten Bilder nicht nur ihm schickte, sondern noch vier anderen Typen. Er war nicht nur hingehalten, sondern auch hintergangen worden. Die erste zeit ahnte er nichts. Irgendwann wusste er es, aber blieb trotzdem.

Und jetzt wirst du mich für dumm halten!

Wieso denn das?

Weil ich dumm war... 

Konnte diese Geschichte noch schlimmer werden? Reichte das nicht eigentlich? 

Ich habe ihr einen Job in meiner Firma vermittelt, wir sind nun in einem Büro und einen neuen Freund hat sie auch. Mit dem ist sie richtig zusammen, nicht so, wie mit mir.

Ja! Das war schlimmer. Aber für dumm hielt ich ihn nicht. Ich konnte mir nur einfach nicht vorstellen, weshalb er das nötig gehabt hatte. 
Doch so geht es ja vielen. Von außen sieht es klar aus und die Ratschläge sind einfach zu machen. Aber ist man beteiligt, dann ist das mit dem gehen nicht so leicht. Manchmal ist es sogar unmöglich. 

Also saß Paul nun in seinem Büro, mit einer Frau, die ihn so richtig fertig gemacht hatte. Er fühlte sich Elend und ich fühlte mich nach dieser Geschichte auch Elend.

Und was ist dir passiert?

Serielle Monogamie ist mir passiert.

Verdammt! Das klingt ätzend. Ist das sowas wie Mingle?
 
Ja.

Oh man.

Und dann erzählte ich meine Geschichte. Ich konnte sie sogar noch ordnen innerlich während ich sie zum gefühlt hundertsten mal runterrasselte. 

Paul konnte es nicht fassen. Immer wieder sagte er:

Ach du scheisse!

Das einzige, was mir an dieser Geschichte sinnvoll vorkam, war der komplette Kontaktabbruch. Bei allen anderen Sachen hatte ich mich denkbar ungeschickt verhalten. Oder besser: so gut ich konnte, was aber trotzdem bescheuert war.

Nach mehreren Stunden hatten wir einander nun unsere Geschichte erzählt. Es war kalt geworden und wir machten uns auf den Heimweg. Vorher verabredeten wir noch das nächste treffen. 

Nicht mal zwei Stunden nach der Verabschiedung schrieb er schon.

Wäre es ein Date gewesen, würde ich es als nahezu perfekt bezeichnen. Und da es kein Date war, gab es nichts zu deuten. 

Besser hätte der Tag nicht sein können.

Paul war sowas wie mein verlorene gegangener Ohrring. Auf der Suche nach DEM Mann und DEM Freund, fand ich in ihm einen guten Mann und vielleicht einen Freund. Manchmal ist das viel besser.


Donnerstag, 6. Februar 2014

Echtzeit - Mut zur Hoffnung und zwei Dates die Woche

Bald ist es soweit! Ich habe Geburtstag - schon wieder! Und ich habe viele Ideen für das neue Lebensjahr - schon wieder!

Vor einem Jahr sah alles noch ganz anders aus. Da dachte ich: jetzt geht's los! Er hat es versprochen! Jetzt ziehen wir zusammen und ein neues Kapitel beginnt. 

Ein Jahr später kann ich nur sagen: es begann wirklich ein neues Kapitel. Und was für eins. Und ich kann sagen: es ist gut, dass es so kam. 

Manche Dinge denken wir gar nicht, bevor wir die denken müssen, vom leben ganz zu schweigen. Natürlich hätte du nie gedacht, dass ich in meinem 32. Lebensjahr mehr als drei Dutzend Dates haben würde, geglaubt hätte ich das noch weniger.. doch genau so war es gut. Ich durfte lernen und lernen tut man nie in der Komfortzone. Und genau diese verlässt man nicht von allein. Wer tut das schon? 

Jetzt kommt ein neues Lebensjahr und auch wenn ich Fröhlich weiter Dates mache, so kann ich doch sagen, dass ich Hoffnung habe. Hoffnung, aber kein blindes Vertrauen. Hoffnung auf einen neuen Mann, aber kein blindes Vertrauen, dass es dazu kommen wird. Liebe ist uns nicht versprochen.

Für das kommende Wochenende habe ich also bereits zwei Dates ausgemacht. Undramatische Uhrzeiten und undramatische Männer. Einfach gar nichts machen und abwarten führt eben auch nicht weiter. So kann ich am Ende wenigstens sagen, dass ich Gesucht und mein bestes getan habe um gefunden zu werden. 

Mittlerweile gehe ich Dates wieder professionell an. Alles andere bringt ja nichts. 

Und das komische ist: beide Männer, die zwar dafür gesorgt haben, dass ich unglaubliche Trauer haben, gaben mir die Möglichkeit über Grenze zu gehen. Ich bin wieder außerhalb der Komfortzone. Und beide hatten recht: bei ihnen hätte ich nicht gefunden, wonach ich suche. 

Also suche ich weiter. Mit tollen Frauen an meiner Seite, denen es ähnlich geht, mit mutigen Menschen, die Hoffnung haben. Dafür bin ich dankbar. Jeden Tag.

 

Dienstag, 4. Februar 2014

Raj - Die Hoffnung aus Indien

Schon Wochen vor Mister Start up schrieb mir Raj .. Ok, ich gebe zu, dass war nicht sein wirklich Name. Aber ich hatte bis jetzt nur einmal eine Schwäche für Inder und das ist Raj.

Wir kamen nicht dazu, uns zu treffen und ich kam nicht zu seiner Einweihungsparty im Sommer. Dann war Funkstille. Und dann kam Mister Start up und alles andere und jeder andere war egal.

Und dann ging Mister Start up und ich merkte, dass Raj ein guter Kerl gewesen war und ich vielleicht ein Idiot. Also schrieb ich ihm.

Es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe. Es lag an mir und nicht an dir.

Er antwortete

Bin im Urlaub, melde mich später!

Dieses später war dann wirklich später und zwar zwei Wochen. Aber er war in Thailand und das über einen Monat. Es hatte also alles seine Gründe und ich nach meinem blöden Angang ja auch eigentlich nichts zu erwarten von ihm. Doch er meldete sich und er war wie vorher. Lustig und unkompliziert. 

Ich wusste nicht viel. Er kam aus Indien und war 35. Er war Elektroingenieur aber arbeitete im IT Bereich. Er war Moslem und ein Foto wollte er mir von sich nicht geben. Als Begründung bekam ich ein Video.  Nicht irgendein Video, sondern etwas, was wirklich erklärte, warum es kein Bild brauchte zum kennenlernen.

Erst zwei Stunden vor der Verabredung bekam ich ein Bild von ihm.

Über ein halbes Jahr, nachdem er mir die erste Email schrieb, trafen wir uns.

Ich war nicht aufgeregt und sah das treffen sehr locker. Doch dann sah ich ihn und er lächelte und ich war froh, dass es manchmal wohl doch noch eine zweite Chance gibt, auch wenn der Anfang schwierig war. 

Er gefiel mir. Ich mochte seine Haare und seine Augen, er hatte kleine Ohren und sehr schöne Zähne. Wir gingen in ein winziges Café und erzählten. 

Einiges schien er jedoch nicht erzählt zu haben und das kam nun heraus. Er hatte zwei Kinder. Beide wohnten nicht in Deutschland. Zwei Kinder von zwei Frauen.

Kinder kommen halt einfach, was soll man da machen?

Sagte er strahlend und zuckte mit den Schultern. Ich Überlegte in der zeit, ob er wirklich weder Schwein, noch Rind aß und was stattdessen überhaupt für ihn in frage kommt. Währenddessen lachte er, zeigte Bilder der Kinder und ich dachte nur: gibt's da noch mehr von denen du nichts weißt?

Das alles schreckte mich komischerweise nicht ab. War er ein Draufgänger? Vielleicht war er das, aber ein wirklich bezaubernder.

Leider war Raj krank. Und das so richtig. Er hatte Fieber und Husten und sein eines Auge war nach zwei Stunden im Café feuerrot und tränte. 

Er sagte viele Sprichwörter in allerlei sprachen, er erzählte Geschichten von muslimischen Helden und seinem Wunsch von Frieden im nahen Osten.   

Währenddessen dachte ich:

Oh! Der ist aber schön!

Und obwohl seine Käferaugen tränten schaute er mich an, außer wenn er in seinem Kopf gerade nach der richtigen Übersetzung suchte. So braune Augen hatte ich noch nie gesehen. 

Wir lachten und sprachen auch nicht darüber, was im Sommer passiert war. Es war einfach nicht mehr wichtig.

Der Kaffee war alle und der zweite auch und er bezahlte und wir machten uns auf den weg. Er musste ins Bett. Mittlerweile Klang seine stimme wie die von Tina Turner.

Er brachte mich zur SBahn und wir lachten, dass ich ihm sicher vorhalten würde, wenn er mich aus Versehen in die falsche Richtung setzen würde.

Als mein Zug losfuhr stand er da und schaute mir nach und winkte.

Zuhause war ich aufgeregt, wie lange nicht mehr. Es war so etwas wie Hoffnung in mir, dass ich doch noch andere spannend finden kann. 

Am nächsten Tag - da hatte er sich noch nicht gemeldet - dachte ich mir bereits, dass nichts mehr kommen würde. Grippe hin oder her. Er war ein Eroberer und schüchtern war er auch nicht. Spiele sind sicher auch nicht sein Ding.

Er steht einfach nicht auf mich, sagte ich meinem beiden Mädels und anfangs versuchten sie noch, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Doch ich sagte, dass ich das fühlen würde.

Es war schade, aber ein Mann mit zwei Kindern von zwei Frauen, jemand der so ganz andere Helden hatte als ich.. Es wäre nicht gut gegangen. 

Doch eine Hoffnung hatte ich wieder, dass da auch andere Männer gibt. Manchmal müssen die dafür den weg von Indien bis nach Deutschland machen, damit Frauen wie ich den Glauben daran wiederfinden. 

Schon allein dafür mag ich ihn. Und vielleicht war ja gar nicht er meine zweite Chance nach Mister Start up, sonder der neue Funke der Hoffnung.

Sonntag, 2. Februar 2014

Richard - Unzählige Gemeinsamkeiten, aber eins fehlt

Da war es also abgemacht, das Date mit dem Grünen.

Na wenigstens sieht er aus, wie einer von der CDU!

Typisch meine Schwester. Und sie hatte nicht mal Unrecht. Er sah wirklich wie von der CDU aus. Zumindest auf den Bildern. Wir hatten in der Zeit, in der wir uns geschrieben hatten viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Das alles klangt recht gut.

Ich war sogar richtig aufgeregt auf das Date!

Als ich mich endlich zurechtmachte, da bemerkte ich, dass heute nichts gelingen wollte. Die Haare saßen nicht. Die Haut blühte auf. Ich sah müde und fleckig aus, umrahmt von strubbeligen Haaren.

Egal! Durchhalten! Als ich Mister Start up das erste mal traf, da hatte ich auch nicht grad meinem besten Tag. Der Funken ist da oder er ist nicht da. Haare hin oder her.

Ich machte mich auf den Weg, kam mir unpassend und zu stark geschminkt vor, während die Schminke das volle Ausmaß des Elens doch nicht verdecken konnte. Mist. Verdammter Mist!

Er war fünf Minuten eher im Restaurant, als ich. Auf den ersten Blick wurde mir klar: Es wird nichts. Er ist großartig. Er ist lustig. Er ist clever und belesen. Aber es wird nichts. Ich kann das nicht. 

Er war einen Tick zu laut. Einen Tick zu unreflektiert. Einen Tick zu dramatisch.

Der Abend wurde trotzdem toll. Wir lachten viel und tranken uns aßen und am Ende war er scheinbar so aufgeregt gewesen, dass er einen Bierdeckel zerpflückt hatte, der nun teilweise auf dem Tisch lag und teilweise am Ärmel seines Pullovers hing. Wir Bauten Häuser aus Bierdeckeln und wetteten, wer wohl das Dschungelcamp gewinnen würde.

Das wirklich schlimme an dieser Geschichte ist gar nicht, dass ich enttäuscht bin. Irgendwie bin ich das gar nicht. Das schlimme ist auch nicht, dass es nicht gefunkt hat, denn ich hatte einen so tollen Abend, das ist auch was Wert. Das schlimme ist, dass ich gar nicht mehr weiß, ob der Funke irgendwann wiederkommt.

In drei Wochen werde ich 32. Vor einem Jahr hätte ich das alles so gar nicht geglaubt, worauf ich nun zurückblicken muss.