Dienstag, 8. Oktober 2013

Echtzeit - Der erste Streit, Mister Start up will alles

Irgendwann musste es ja kommen. Ein wenig hatte ich es bereits befürchtet.
Grundsätzlich hatten wir Gespräche über Beziehungen und Liebe immer nur an Beispielen erörtert, gerne nutze Mister Start up auch die Metaebene.

Dabei ging es eigentlich um uns. Es ging immer um uns.

Aber so ist das nun einmal, wenn beide vermuten, ihre Ideen von Beziehung und Nähe würde auseinander gehen, dann arbeitet man sich eben an der Theorie ab. Weit weg vom eigenen Gefühl, versteht sich und noch weiter weg von dem, was seit Wochen gelebt wird.

Wir sprachen über liebe, über bedingungslose liebe, über Selbstliebe, über Beziehungen und deren Grenzen. In diesen Gesprächen gab es kein ich und kein Du. Doch genau danach suchte ich. Ich suchte nach der Botschaft. 

An diesem Abend, als wir uns gerade wieder auf der Metaebene verheddert hatten, als es um teilen aller Gefühle inPartnerschaften ging, da wagte ich das ungeheuerliche und sagte:

Ich habe den Glauben daran verloren, dass wirklich Traurigkeit zwischen Partnern ausgetauscht werden kann. 
Denn es kann entweder passieren, dass der andere
1. dann auch niedergeschlagen ist oder enttäuscht, wenn er nicht trösten kann
Oder
2. tröstet, damit er gebraucht wird, was dazu führt, dass sich dieses Muster festigt.

Mister Start up sah das anders, er glaube an dieses Trösten, das in den Arm nehmen, Trost als solches würde ja nicht an ein Erfolgskriterium geknüpft sein.

Und ganz plötzlich, da las ich heraus, worum es ihm ging. Um gebraucht werden. Aber er nahm nicht den Weg, etwas über sich zu schreiben, sondern wählte den sicheren Umweg der grundsätzlichen Meinung. Für ihn gab es auch in diesem Gespräch kein ich und kein Du, schon gar kein Wir. Dabei brachte er etwas sehr persönliches zum Ausdruck. Vielleicht ohne das zu merken.

Nun ist es leider in Diskussionen so, dass sich beide auf eine ebene einigen können, oder nicht. Manchmal hilft da zu sagen: sprechen wir noch über grundsätzliches, oder sprechen wir über uns? 

Ich sagte das nicht und er auch nicht. Das Ende vom Lied war, dass wir uns so uneinig waren, wie niemals zuvor und dass ich es nicht mehr länger so mitmachen wollte. Ich wollte ein wir und ein konkretes: In unserer Beziehung würde ich dich aber sehr gerne trösten. Doch das blieb aus. Er bekam die Kurve nicht. 

Er schrieb, er würde das sehr schade mit dem Trösten finden und dass man sich nicht verstellen sollte, sondern auch negative Gefühle mitteilen darf. Seine Alternativen waren: teilen oder nicht authentisch sein. Meine Alternativen waren: nicht alles teilen und trotzdem authentisch bleiben.

Doch bereits da war ich so tief gekränkt, dass ich mir, die frage nicht verkneifen konnte, ob er mich denn auch als nicht authentisch empfinden würde. Darauf kam erstmal nichts und irgendwann kam:  

Keine Ahnung, aber negative Gefühle verbergen halte ich für falsch.

Tut er das also? Der Mann, der nur so lange bleiben will, wie es gut und schön ist, will auch das traurige teilen? Meine Ängste? Weshalb? Damit er der Retter sein und sich besser fühlen kann? Mit welchem recht? 

Mister Start up wollte alles. Zumindest von seinem gegenüber. Die volle Hingabe. Das vollständige sich offenbaren. Aber den Rahmen dafür schaffen, dass wollte und konnte er nicht. Dies alles sagte ich ihm nicht. Ich teilte ihm nur mit, dass er mich sehr gekränkt hatte. Doch Mister Start up blieb Stumm. Auf allen Ebenen. 

Natürlich denke ich daran, ihm zu schreiben, aber ich möchte nicht einlenken, seine Worte haben mich wirklich sehr getroffen. Er will der Held sein, aber er will nicht die Verantwortung des Helden. Er will trösten ohne Nähe und dabei vom anderen die volle Offenheit. Doch so funktioniere ich nicht. Und so saß ich nun da und dachte an etwas, was er bei unserem ersten treffen über das streiten gesagt hatte:

Manchmal muss man auf seiner Meinung beharren, sie einfach durchsetzen, sonst macht der Partner das immer wieder. Da muss man stur bleiben, sonst hat man für immer die Diskussion und alle weiteren verloren.


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