Donnerstag, 10. Oktober 2013

Mister Start up - Du und ich, Hubschrauber für ein Baby und ein überfälliger Exklusivvertrag

Ich streite nicht gerne. Mister Start up tut das auch nicht. Trotzdem waren wir beide sehr stur. Vielleicht ist das so bei Menschen, die tief im Innern lieber alles harmonisch haben. Streiten heißt, Dass es knallt, Sturheit heißt, dass es ausgesessen wird.

Doch so leicht war es nicht. Ich hatte viel mit Anna und Julia über den Mann gesprochen und beide waren sich einig, dass es eigentlich Nebenschauplätze wären. Es ging nicht um Authentizität, es ging auch nicht um das teilen von Gefühlen, es ging um den Status und ein eindeutiges Ja.

Männer generalisieren immer. Frauen wollen gemeint sein.

Da hatte Julia recht. In diesen ganzen Gesprächen, in denen es um uns und irgendwie doch nicht um uns ging, wollte ich einfach Worte Fischen, die mir Klarheit verschafften. So jedenfalls, war es nichts halbes und nichts ganzes. 

Also habt ihr Funkstille? Das ist doch Scheisse! Hast du mir nicht einen Vortrag über das streiten gehalten?

Ja. Ich hatte Anna einen Vortrag gehalten. Aber das ist das verzwickte an Vorträgen: aus der Entfernung sind sie unglaublich einfach. Ist man beteiligt wird es schwer. Dieses mal war ich beteiligt, also war es schwer. Jedenfalls war die Funkstille Scheisse und es passte auch nicht zu uns. 

Also schrieb ich ihm. Es war keine Entschuldigung, er sollte einfach nur wissen, dass ich das letzte Gespräch nicht schön fand und schade, wie alles gelaufen war. Ich schrieb, dass mir an einem Punkt des Gespräches nicht mehr klar war, ob es um andere ging oder um uns.

Mister Start up antwortete. Auch er fand das Gespräch unangenehm und würde nun wissen wollen, weshalb dieses Teilen so schwer sei für mich.

Vertraust du mir nicht?

Natürlich tat ich das! 

Ich weiß, ich mache es dir nicht einfach, ich habe wenig zeit, ich will keine Beziehung. 

Genau das war es, der Rahmen fehlte. Die Sicherheit. Für diese Offenheit brauche ich genau das, was er mir nicht geben will.

Ging es denn nun um mich oder teilst du Trauer generell nicht?

Es war eine schwere frage. Wahrscheinlich war es beides. 

Und dann begann eine längst überfällige Unterhaltung über ein uns, was ich so sehr gefürchtet hatte.

Er wollte wissen, weshalb mir das Wort Beziehung so wichtig sei und ich wollte wissen, weshalb es ihm so wichtig sei, es genau so nicht zu nennen. 

Und dann schrieb ich ihm, warum es für mich wichtig war..

Und mir ist es wichtig, weil ich es uns zutraue so zu gestalten, wie es uns behagt und nicht, wie andere es erwarten.
Denn ich finde, dass es recht gut funktioniert. 
Wir freuen uns, wenn wir uns sehen, aber es ist auch in Ordnung, wenn es andere Sachen gibt. 
Ich finde unsere Themen wunderbar und empfinde dich in meinem leben als große Bereicherung.
Ich mag es, wie deine Haare abstehen, wenn du im Bett gelegen hast und ich mag es, wie deine Augen leuchten, wenn du lachst.

Ich will keine Beziehung, um mich komplett zu fühlen. Dazu sind Beziehungen nicht da. Doch manchmal lassen mich solche Dinge ruhiger schlafen.

Es trat eine kurze Pause ein. 
Und dann wollte er wissen, was ich mir darunter vorstellen würde. Dass für ihn dieser Status Dinge beinhaltet, die er nicht bieten kann und will.. 

Da waren wir nun, die Karten lagen auf dem Tisch. Und nun? Er versuchte es anders:

Keine Beziehung heißt für mich 
1. keine Besuche bei der Verwandtschaft 
2. keine Heirat 
3. keine Kinder 
4. kein zusammenziehen 

Könnte ich darauf verzichteten? Auch wenn es beziehung genannt wird? Zumindest für den Moment, wenn ich dafür das Wort Beziehung bekommen würde? Ja. Ich muss es können. Sonst kann ich es ja gleich lassen. Vielleicht ändert er ja seine Meinung? Vielleicht habe ich noch ein wenig zeit? Vielleicht will ich aber auch nicht aufgeben, was sich genau in diesem Moment gut anfühlt. Auf jeden fall wollte ich den unbefristeten Exklusivvertrag. Erstmal nur das Wort ändern. Alles andere würde sich finden.

Ich will den Exklusivvertrag. Unbefristet. 

Aber das leben wir doch schon!

Natürlich Taten wir das. Aber warum da dann nicht auch so nennen?
Warum nach drei Monaten über Hochzeit reden, über Kinder, über das zusammenziehen? Meine Verwandtschaft war so verrückt, die musste er nicht unbedingt kennenlernen. Für den Moment konnte ich damit leben. Und vielleicht konnte er Vertrauen fassen.

Darf ich ein Baby haben, wenn ich Kanzlerin bin? Du dürftest dafür den Hubschrauber nehmen, um zur Arbeit zu kommen!

Die Idee fand er wunderbar, obwohl er kein Freund von Tauschhandel in Beziehungen war. Aber zu einem Hubschrauber könne er nicht nein sagen. 

Und da waren wir nun: es gab ein wir. Es gab einen Exklusivvertrag und es gab die Hoffnung auf Änderung und Ruhe. Und Vertrauen.

War es eine offene Diskussion? Gab da am Ende ein klares ja? Ich las alles mehrmals durch und fand keins. Aber wir hatten uns tapfer geschlagen. Das erste mal ich und du. 

Vielleicht ist es anders, wenn wir uns Wiedersehen. Aber vielleicht haben wir auch endlich damit begonnen über ein uns und ein wirkliches teilen zu sprechen.  

Es geht weiter. Mit Leonard und Katharina.  Zumindest unbefristet. 




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