Montag, 2. Februar 2015

Letzte Rettung Mackendoktor

Nehmen Sie Ihre Tabletten? Mein Psychiater schaut mich streng an.

Ja.

Nehmen Sie noch andere Medikamente, außer das und die Bedarfsmedikamente?

Ich murmle ein wenig und schau ihm am Ohr vorbei, wie ein italienischer Kellner. Diesen Blick habe ich perfektioniert. Es ist nah genug an den Augen, dass der andere denkt, ich schaue ihn an und weit genug weg, dass ich es leichter habe, mich aus der Situation herausmanövrieren.

Welches?

Es klappt nicht. Nicht dieses mal. Nun gut. Ich krame in meiner Tasche und schiebe ihm die Packung rüber. Er schaut die Packung an. Schaut mich an. 

Wir hatten bereits telefoniert. Da hatte ich ja angedeutet, es ginge mir nicht gut. Daraufhin musste ich kurzfristig antanzen.

Da bin ich also!

Und da ist der Mackendoktor und blickt mich an mit viel Sorge.

Oh. Wann haben Sie es bemerkt? 

Keine Ahnung. Mir war schlecht. Ich war müde. Ungefähr sowas. Dann bin ich zum Arzt, aber da war es schon wieder vorbei.

Ich schaue ihm noch immer am Ohr vorbei, obwohl ich das jetzt gar nicht mehr müsste. 

Der Abgang hat Sie komplett durcheinandergebracht. Wir bekommen Sie wieder hin.

Ich nicke und packe die Tabletten wieder ein. Niemand bekommt mich wieder hin. Und wer ist "wir"? 

Ja. Super. Antworte ich schnell, damit ich wenigstens ein wenig Teil dieser Unterhaltung bleibe. Ist auch nicht schlimm. Die paar Tage! Es wäre vermessen da jetzt eine große Sache draus zu machen. 

Ich halte für einen Moment inne. Der Mackendoktor sitzt in seinem Sessel und wippt langsam. Ich glaube, der hat das im Studium gelernt.

Klingt das lächerlich? Frage ich mehr mich, als ihn.

Es klingt nach einer Erklärung, mit der Sie aktuell am besten durch den Tag kommen. Antwortet er. 

Dann reden wir noch ein etwas über andere Sachen. Über das Studium, über die Katzen, die Kinder meines Arztes. Endlich kann ich kurz durchatmen. 

Als er mir beim Abschied die Hand reicht, schaut er besorgt. Der Mann, der dazu gehörte?

Den gibt es nicht. 

Passen Sie auf sich auf! 

Ich merke, wie er mir hinterherschaut, als ich die Treppe der Praxis heruntergehe. Dann ruft er den nächsten Patienten auf. 

Es geht weiter. Ich weiß es.


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