Freitag, 5. Februar 2016

Echtzeit - die Fremdgeher

Manchmal, wenn ich abends mit Freundinnen weg bin, dann komme ich nicht umhin mich zu fragen, wer von den baggernden Männern eigentlich eine Freundin - oder gar Frau! Ich bin ja in den Dreißigerin! - zuhause hat.

Manchmal, wenn ich auf datingapps schaue, dann treffe ich dort auf Männer, die ich kenne. Die Freundinnen haben. Die Frauen haben. Die Bilder von ihren Kindern auf Facebook posten. Den Beziehungsstatus geben diese Männer selbstbewusst mit "Single" an.

Wir alle hatten diese Dates, bei denen wir am Ende nicht wussten, ob auf den Mann nicht jemand zuhause wartet. Damit ist kein Hund gemeint. 

Oft sind diese Frauen auch keine treudoofen Hässletten, die aus Angst oder Blödheit so etwas nötig hätten. Oft sind diese Frauen sehr erfolgreich, schön, nicht mal sonderlich zickig. Dennoch passiert es ihnen.

Ich kann gar nicht mit Sicherheit sagen, ob ich einmal betrogen worden bin. Rein nach den Statistiken in Frauenzeitschriften ja. Nach Erfahrungen in meinem Umfeld sicher auch ja. Wenn ich mir so die Männer ansehe, die ich hatte, muss ich definitiv mit ja antworten. 

Und viele dieser Männer hatten eines gemeinsam: Sie erzählten mir irgendwann (nachdem vorher beteuert wurde, sie wären immer treu in Beziehungen gewesen), dass es doch mal die ein oder andere Begegnung gab. 

War es die Exfreundin, die regelmäßig angerufen wurde nachts, ungeachtet, ob diese noch immer verliebt ist. Einfach, weil die aktuelle Freundin einen nicht ranlässt. Ganz egal, ob von der aktuellen Freundin tags darauf der  Einzug in die erste gemeinsame Wohnung stattfindet. Konservativ. Seitenscheitel. Angepasst. Bieder. Trotzdem regelmäßig die Ex strammgezogen. Sie ließ ihn sitzen. Er weinte, bettelte, flehte. Sie wusste nicht mal, dass sie einen Betrüger verlassen hatte.

Oder der andere, der krank war, sich in seiner Wohnung scheinbar so sehr langweilte, dass die Mittfünfziger Nachbarin zum nackig Einkriegen spielen rüberschauen musste. Während die Freundin mehrere Umzüge für den beruflichen Aufstieg des Mannes mitmachte. Die Nachbarin in der Zeit der monatelangen Affäre arglos im Treppenhaus grüsste. Sich noch freute, wenn der Partner ohne Kinderwunsch anfängt, das Gör der Nachbarin umherzufahren. Auch diese hat es nie erfahren. Wahrscheinlich nicht mal geahnt.

Oder was ist mit dem Mann, der über ein Jahr die beste Freundin der Partnerin flachlegte? Die das bis heute - zehn Jahre nach der Trennung - nicht weiß. Und dieser Mann nimmt der Frau auch noch die Trennung übel. Einer Frau, die er so lange hintergangen hat. 

Muss ich das alles verstehen? Diese Handlungen, die weitab eines betrunkenen Weihnachtsfeierausrutschers sind. 

Frauen sind da vielleicht nicht anders. Jedoch habe ich mehr Frauen erlebt, die sowas mitmachen- auf den vergebenen Mann warten, als dass sie selbst einen Partner hintergehen würden. Das macht es nicht besser.

Dennoch gibt es mir zu denken. Für frühere Begegnungen und auch für zukünftige frage ich mich, ob ich das alles wissen wollte. Und ob das Lieben noch einmal unvoreingenommen wird mit alledem. 

  



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