Sonntag, 28. Dezember 2014

Echtzeit - Mut es zu wagen

Das war also Weihnachten. Wieder mal.

Dieses Jahr hatte ich das Glück, das Fest mit jemandem zu verbringen, der mir sehr am Herzen liegt.

Frau K, suchen Sie sich wen, der Sie auch aushält! Würde mein Psychiater sagen.

Baby, du weißt, das führt zu nichts! Habe ich Lars noch in Ohr.

Es ist die Art, wie er Dich ansieht! Sagt meine wunderbare Freundin.

Sie alle drei haben Recht und Unrecht zugleich. 

Diese Geschichte werde ich nicht näher erzählen. Vielleicht auch nur NOCH nicht. Wer weiß. Fest steht, wir kennen uns recht lange. Nach der Trauerfeier wurde unser Kontakt enger. Irgendwann war er ein Teil von mir geworden. Still und heimlich. Dafür nachhaltig. 

Eine klassische Verliebtheit hatte ich übersprungen, das mag an der Zeit liegen oder an der engen Freundschaft.

Er war mein Mister Darcy. Ich war Bridget Jones.

Und nachdem er Heiligabend jeden Leberfleck meines Körpers geküsst hatte, die Kommode angefangen hatte zu brennen, weil wir die Kerzen vergessen hatten und er einen Tag später meine liebe Freundin Malwine kennenlernte, da merkte ich klarer und klarer, wie verbunden ich mich fühlte.

Baby, Frauen fühlen sich immer irgendwann verbunden, wenn sie einen nackt kennen! Sagte Lars am Telefon.

Aber das war es nicht. Es war die Art, wie ich mich angeschaut und angenommen fühlte. Es war vollkommen. 

So vergingen fünf Tage voller Küsse. 

An dieser Stelle sollte ich wohl den Gutschein erwähnen. Aus scherz hatten wir abgemacht, ich würde einen Gutschein zu weihnachten über Sex bekommen. Ich bekam ihn nicht schriftlich. Dafür jeden Abend die Gelegenheit, diesen erneut einzulösen.

Er wird wegfahren und es wird kompliziert. Glaub mir! Kläre das vorher! Sagte Jenne. Also versuchte ich mich in Klarheit.

Ich schrieb, dass ich ihn sehr mögen würde, dass es sowas nicht überall gibt, einen Menschen, dem man so sehr vertraut, aber den man auch immerzu küssen möchte. Und ich schrieb, ich würde das Risiko eingehen.

Sagen wir vorab - ohne Details zu nennen - dass er auch kein leichtes Jahr hatte. Dass er innerlich noch unsortiert ist. 

So ist also der Rahmen. Und genau um jenen ging es dann bei ihm. Der sei ja klar gewesen. Natürlich finde man das nicht überall. Ich sei ihm sehr wichtig. Ob die letzten Tage denn alle von mir als Strategie zu sehen sind, ihn in eine Richtung zu beeinflussen.

Nein. Das waren die Tage in keinster Weise. Aber wenn ich eines aus diesem Jahr gelernt habe, dann ist es, dass man aussprechen muss, was man mag. Dass man zeigen muss, wen und was man liebt. Wir bekommen nichts geschenkt, außer die Demut, die wir uns selbst zutrauen, gegenüber Dingen zu entwickeln, die wir nicht ändern können.

Ich kann nicht ändern, dass er sagt, er sei nicht verliebt. Ich kann auch nicht ändern, dass ich nicht verliebt bin - ich bin viel mehr als das. Aber ich habe Dankbarkeit für diese Woche. Dankbarkeit für die Tage, an denen ich mich aufgehoben und geliebt fühlte. Dankbarkeit für die kleinen Momente.

Also verlässt er dieses Jahr ohne mich und ich ohne ihn.

Er wird das hier kaum lesen. Ich habe ihn aus Listen entfernt, Nummern gelöscht, Chats archiviert. Er ist weg. 

Noch immer riecht mein Kopfkissen nach ihm. Sein Geschenk halte ich im schlaf in der Hand. Und sende ihm, von Herzen alles gute und dass er finden möge, wonach er sucht.

Er sagte, ich sei ihm ein großes Geschenk. Er sagte, ich lasse ihn wachsen. Was das alles bedeutet, das kann nur er entscheiden. In den Momenten, in denen er ganz alleine ist mit sich. Zurückgeworfen auf die eigenen Gedanken und Verletzungen. 

Es dauert zehnmal so lange, sich zusammenzufügen, wie es dauert, zerschlagen zu werden. Wir durften einander ein Stück auf dem Weg begleiten, wieder komplett zu werden.

Was bleibt ist die Hoffnung auf jemanden. Denn es gibt ihn. Irgendwo.

Und egal, wo du gerade bist und das liest, ich möchte dir Hoffnung machen! Hoffnung auf das ganz große! Aber auch Hoffnung auf Kurzgeschichten. Hoffnung auf den Mut Mauern fallenzulassen. Denn genau dafür sind wir da.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen