Mittwoch, 11. Juni 2014

Ziemlich beste Freunde

Auf der Suche nach dem richtigen trifft man manchmal auf Männer, die auch ohne nackig zu sein das Leben bereichern.

Und genau so traf ich Andreas. Er war auf einmal einfach da. Das komische war eigentlich, dass es sich anfühlte, als sei er immer da gewesen. 

Erst schrieben wir und merkten dann: oh! Wir sind einander ähnlich!

Mit einem mal las ich:

Ich möchte deine Stimme hören. 

Er klang vertraut und an diesem Tag, an dem ich nur weinen wollte, da schaffte es Andreas mich zum Lachen zu bringen. Es sollten noch viele dieser Tage folgen.

Sich im anderen erkannt fühlen, wenn es um gar nichts geht. Sich einfach so zeigen können, wie man ist - war das vielleicht die wahre Erfüllung in den Dreissigern? Konnte das nicht so viel mehr bieten? Mehr Ehrlichkeit? 

Die anderen verstehen uns einfach nicht! Sie sind nicht wie wir.

Nicht.Wie.Wir. Genau darum ging es. Andreas war zu einem Zeitpunkt da, als ich mich in diesem ganzen Datingsumpf, mit Männern wie Mann mit Katze, Ferdinand und Magic Lars einfach nur unverstanden fühlte von allem und jedem.

Und als das unsagbare passierte und ich mich in einen Mann Mal so wirklich verliebt hatte, da war Andreas da. Stunden. Tagelang. Tröstete. Heiterte auf. Schaffte es, dass mich nicht alleine fühlte.

Nicht. Wie. Wir. Darum ging es immer wieder. Und vielleicht konnte ich ihm deshalb so viele Dinge erzählen, die sonst keiner wusste. Vielleicht auch, weil ich ihm zu moppelig war und er mir zu dünn. Dieses andere WIR war ausgeschlossen.

Er hatte eine Frau, mit der er zusammen war und eine, die er liebte - oder zu lieben begann. Auch er war zerrissen von Selbstzweifeln, Müdigkeit und dem Gefühl eine andere Sprache als der Rest der Menschen zu sprechen. Ich hatte zwar keinen Freund und lieben tat ich auch niemandem, dennoch kannte ich das Gefühl. 

Andreas wollte alles. Wollte niemanden aufgeben. Niemanden ausnutzen und keiner Frau etwas vormachen. 

Wieso ist denn nicht alles möglich?

Ist es doch.

Das war unsere fest Überzeugung, mit der wir jedoch alleine dastanden. In jedem Gespräch. Zwei Stunden. Vier Stunden. Sechs Stunden. Immer das gleiche: warum geht nicht alles? Warum muss man sich für alles rechtfertigen?

Und dann fragte er eines nachts:

Kann es sein, dass wir uns durch diese Herangehensweise alles verbaut haben?

Und diese Frage konnten wir ausnahmsweise mal nicht zusammen beantworten. Sondern jeder im Stillen. Für sich selbst.


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