Montag, 2. Juni 2014

Simon - Ich kann dir einfach alles verkaufen!

Simon war toll. Anders kann ich es auch jetzt nicht beschreiben. Er war lustig, clever, blond und mochte Fußball. Wir lasen die gleichen Bücher und auch die gleichen Zeitungen. 

Kurz: eigentlich gibt es so nen Mann nicht.

Nachdem wir fleißig hin und her geschrieben hatten, verabredeten wir uns in einer Kneipe. Er kannte die Kneipe, ich kannte die Kneipe, gutes Zeichen.

Wir erkannten uns sofort und er schien mir auch so zu sein, wie ich in den Mails den Eindruck bekommen hatte.

Also sass ich da, wir tranken Bier, wir lachten. Überhaupt hatten wir eine große Schnittmenge. Wir fanden die gleichen Kindernamen gut und die gleichen Kindernamen scheisse. Wir mochten beide Humor, der immer eine Schublade zu tief Griff. Wir beide mochten blonde Haare - und wir beide hatten blonde Haare! Ich mochte Polohemden und bei ihm gehörten sie zur Grundausstattung. 

Könnte man es sich im Leben aussuchen und wären wir nicht alle so auf Dopamin getrimmt, er wäre genau der Mann gewesen, mit dem es gut gepasst hätte. 
Es war ja nicht mal so, dass ich die Idee sonderbar fand, ihn nackt zu sehen - ich hätte nur einfach nicht gewusst, was ich dann mit ihm hätte machen sollen.

Simon erzählte von seinem Job - so richtig verstand ich ihn nicht, aber es erinnerte mich an "Lord of war" .. Simon war irgendwo da tätig, wo man Akzeptanz für Dinge schaffte, wo die Gesellschaft eigentlich besser dran war, wenn sie sich davon verabschiedete. Simon konnte ungefähr alles schön reden. Zigaretten (er selbst war Nichtraucher). Waffen (er war nicht mal beim Bund gewesen). Einfach alles. 

Würde jemand in Deutschland die Scharia einführen wollen, er hätte Simon engagieren müssen und sofort wäre der Zuspruch grandios gewesen. Wahrscheinlich hätten sich alle Diebe selbst die Hände abgehakt, weil Simon die Idee so gut hätte verkaufen können.

Ich glaub, ich kann den Leuten alles verkaufen.

Das sagte er mit einer Mischung aus Gleichmut und absurderweise auch Bescheidenheit. Er beherrschte seinen Job. Und damit sei Job nicht ihn beherrschte wollte er so schnell es ging bei gleicher Bezahlung in einer Viertagewoche. Kurz überlegte ich, wie in so einer Firma wohl Verhandlungen stattfinden. Wenn alle alles verkaufen können, wenn alle den anderen überzeugen können, wo war dann der Ausgleich? 

Also tranken wir und lachten. Er erzählte von seiner Liebe zu Schalke, seinem angegilbten Duschvorhang in Blau weiß (mittlerweile Blau gelblich)  und dem Wunsch nach Kindern. 

Hätte. Hätte. Hätte. 

Auch Wochen später kommt er mir wie eine sehr gute Idee vor. Er war die Idee davon, wie ich wollte, dass mein Mann wird. Aber er war nicht dieser Mann.

Als wir uns verabschiedeten, da sagte er, es sei ihm eine große Freude gewesen und ich glaubte ihm. 

Doch so ist es mit diesen Dingen. Diese Dinge ohne "Muss ich haben"-Effekt. Wie Kleider die am Haken unglaublich schön aussehen. Kleider, die in der Theorie wie ein Frühlingstraum wirken und angezogen wie Omas Blümchenvorhänge.

Er war es nicht für mich und ich nicht für ihn. Er meldete sich nie wieder. Es war ok. Mittlerweile hat er sein Profil gelöscht.

Und ich bin von herzen überzeugt, dass er eine Frau gefunden hat und für dieses neue Abenteuer wünsche ich ihm das beste. 

... Und warte auf mein eigenes Abenteuer. Irgendwann wird es so schon da sein. Mein ganz wunderbares geblümtes Frühlingskleid. Und es wird passen.

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