Freitag, 8. August 2014

Marius - Viel zu weit

Es war eine dieser perfekten Kreuzberger Nächte. Und das große Glück ist es, wenn man einen Menschen trifft, der diese Nächte noch perfekter, noch wunderbarer, noch glitzernder macht. 

Wir trafen uns vor einem Café. Er war für ein paar Tage bei einer Freundin in Berlin und lebte eigentlich in Köln. Da ich anfangs schon ausgeschlossen hatte, dass es was werden könnte, kam ich ganz entspannt zum Treffpunkt. Und er war da. 

In meiner Tasche klapperten Limonade und Bier als Verpflegung. Er nahm mich in den Arm und ich dachte nur: oh! 

Er hatte ein superhelden tshirt an und ich war kurz davor mich sofort zu verlieben.. Wäre in meinem Kopf nicht immer dieses Köln Köln Köln Köln Köln gewesen. 

Marius nahm mir meine Tasche ab und trug sie heldenhaft in den Park. Den Berg hinauf. Bis ganz nach oben auf den Kreuzberg. Immerzu lachend, Witze erzählend und über Comics fachsimpelnd. Wäre ich nicht so nervös gewesen, er hätte mich sprachlos gemacht.

Die Aussicht über die Stadt war wunderschön und so saßen wir da und sprachen manchmal ganz viel und manchmal gar nicht. Als wollten wir uns alles sofort erzählen und als würde niemals auch nur im entferntesten diese Zeit ausreichen können. Und dann schwiegen wir wieder. 

Er lehnte sich an meine Beine. Strich ab und an über meinen Arm. Lächelte. Ärgerte. Manchmal schaute er mich einfach nur an. Lange hatte es keiner mehr geschafft, dass ich mich so angenommen fühlte. Dafür musste er gar nicht mal etwas sagen. 

Es war dunkel geworden. Nicht oben auf dem Kreuzberg, da sah man die leuchtende Stadt, aber der Park war pechschwarz.

Lass uns spazieren! 

Sagte er und wir machten uns auf den Weg. Stolperten im Dunkeln die Wege hinunter. Wir hatten nicht mal ein Ziel. Für meinen teil fand ich es ausreichend, mir keine zähne auszuschlagen, auf dem Weg nach unten.

Kannst meinen Arm nehmen, dann fallen wir wenigstens gemeinsam.

Ich war verwundert, griff nach dem Arm..stolperte allerdings nicht weniger.. Im Gegenteil.

Keine drei Minuten später war ich bis über die Knöchel mit einem großen Schrei in einem Schlagloch verschwunden.

Wir lachten und lachten und lachten. Und während wir das taten, da nahm er meine Hand, Sah mich an und küsste mich. 

Es war ein perfekter erster Kuss und mein Herz raste. Köln Köln Köln Köln hämmerte es wild in meinem Kopf. Doch dann machte er etwas, was diesen Kuss, diesen ganzen moment, noch viel besser werden ließ. Er nahm mich in den Arm. Küsste meinen Scheitel und flüsterte:

Schlaglöcher sind großartig.

Wir verbrachten die Nacht lachend, küssend, redend in den Straßen von Kreuzberg. Bis früh um vier. 

Wir hatten keinen weiteren Tag. Es war der Abend vor seiner Abreise. Und als wir uns verabschiedeten, blieben wir ratlos und wortlos über alles weitere. Auch die besten Nächte enden. Und wäre er in Berlin, wahrscheinlich wäre alles kein Thema gewesen. Kein Problem. Überhaupt wäre alles klar.

Aber nichts war klar. Nur dass es nicht ging.

Wir blieben in Kontakt. Schrieben. Telefonierten. Lachten. Aber verloren kein Wort darüber, dass wir uns nochmal Wiedersehen würden. 

Zurück blieb nur das Gefühl, dass ich nun wusste, wonach ich suchte, denn ich hatte es gefunden und konnte es doch nicht haben.

Und da war er. Und auch schon wieder weg. Der Mann mit den Superhelden TShirts, mit Vollbart und asozialen Witzen, vollkommen harmlos und doch spannend.



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